U2: 11.07.2009, Stade De France, Paris

Nachfolgend ein kleiner Tages- und Konzertbericht der – vielleicht – etwas anderen Art. In privater Mission unterwegs oder auch: keine 24 Std. U2 – ein Tagebucheintrag.

 

11.07.2009, 9 Uhr, heute ist der große Tag, die 360° Tour von U2 beginnt jetzt auch für mich. Im Internetzeitalter ist es gar nicht so einfach sämtliche Informationen zu ignorieren, die es seit dem Tourauftakt vom 30.06.2009 in Barcelona in rauen Mengen gibt. Unzählige Berichte und Fotos pflastern ja nach jedem Konzert die Fanforen zu. Bis heute ist es mir aber gelungen nichts an mich ranzulassen. Es ist doch immer wieder spannend die erste Show der persönlichen Tour der Lieblingsband ganz unvoreingenommen zu begegnen. Wie wird die Bühne aussehen? Welchen Opener haben sie gewählt? Was haben sie sich für die Setlist ausgedacht? Wird es Überraschungen geben? Welche Besonderheiten gibt es? Unzählige Fragen schwirren einem im Kopf herum. Vorfreude und Angst geben sich die Klinke in die Hand – werden es U2 wieder schaffen ein schlüssiges und stimmiges Konzept auf die Beine zu stellen?

 

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle unserer Reisegruppe. Stephan und Biggi waren schließlich schon in Barcelona dabei und jetzt sollen sie die ganze Fahrt nach Paris kein einziges Wort darüber verlieren? Es hat tatsächlich geklappt – unglaublich. Der Leihwagen macht mir ebenfalls Angst. Junge, was für ein Schlitten, da hat man ja glatt Hemmungen sich auf den Ledersitzen zu bewegen. Nun denn, Navi angeschmissen – Paris wir kommen. Essenziell für die Fahrt ist natürlich auch die Musikauswahl. Von der aktuellen Tour darf es aus besagten Gründen ja definitiv nichts sein. Aber da ist wie immer auf den Präsi Verlass. Geschmackssicher hat er genügend Livematerial der Lovetown-Tour eingepackt und so steht einer perfekten Fahrt also nichts mehr im Wege.

 

Die Fahrt selber verläuft dann auch in ruhigen Bahnen – vom Wumms der Boxen mal abgesehen. Auffällig ist mal wieder, wie sich die Raststätten unserer Nachbarn unterscheiden. In Belgien haben die Toiletten das Flair eines Schwimmbades und es stellt sich die Frage, ob man sich da keine Chlorvergiftung holt. Dafür kann man sich hier mit Biervorräten eindecken. Ein böses Erwachen gibt es in dieser Hinsicht dann in Frankreich – man kann hier wahrscheinlich alles käuflich erwerben, aber Bier? Fehlanzeige! Die Laune von Stephan ist dann auch kurzfristig auf dem Tiefpunkt angekommen. Also schnell nach Paris, ohne weitere Aufenthalte. Die obligatorischen Autobahngebühren fallen übrigens mit 13 € noch relativ human aus. Mittlerweile gleicht die Fahrt auch einem Veteranentreffen und es werden die letzten zwei Jahrzehnte, die man nun schon U2 nachreist, Revue passieren gelassen. Am schönsten sind da natürlich die gemeinsamen Erlebnisse. Kurzfristige Abschweifungen in Richtung Beschallung eines Fußballplatzes mit privatem Feuerwerk sorgen für weitere Erheiterungen – sahen die Damen und Herren Ordnungshüter seinerzeit wohl etwas anders. Fazit: Warum hast Du das gemacht? Weil ich Lust dazu hatte. Grillgewohnheiten werden ausgetauscht und hier kann festgehalten werden: Es gibt keine Grillsaison, man kann bei jedem Wetter und jeder Temperatur die Kohle anschmeißen.

 

Am Stade de France gibt es dann erstmal ein böses Erwachen. Tickets für die Parkhäuser musste man sich schon im Vorfeld sichern, ergo sind die Dinger schon alle dicht. Was nun? Eine erhellende Auskunft kann man hier auch nicht erwarten, da der Franzose anscheinend alle anderen Sprachen wie die eigene ablehnt. Das Schulfranzösisch ist etwas angerostet, aber irgendwie werden wir uns schon durchkämpfen.

 

Die rettende Idee kommt dann von Biggi. Einfach mal beim Ibis-Hotel fragen, in Köln kann man da schließlich gegen Gebühr auch als Nichtgast parken. Gesagt, getan! Und siehe da, Biggi hat Erfolg, wir dürfen hier parken – umsonst. Besser geht es nicht, direkt am Stade De France. Auf dem Parkplatz finden wir dann noch Autopapiere. Die werden erstmal zur Rezeption gebracht. Jetzt relativiert sich dann allerdings wieder die Parkplatzsituation. Der nette Mann hinterm Tresen versteht ja überhaupt kein Englisch. Biggi ist sich aber sicher, dass er zugestimmt hat, dass wir unseren Wagen im Hof abstellen können. Stephan hat dann auch schnell den Grund dafür ausgemacht: Er hat zwar nix verstanden, aber der Charme von Biggi hat ihn einfach alles bejahen lassen – weitere Einzelheiten und Handbewegungen dazu ersparen wir uns an dieser Stelle.

 

Am Stadion angekommen stellen wird dann fest, dass sich schon etliche Fans rund um die verschiedenen Innenraumeingänge drängeln. Die Lage ist aber trotzdem recht entspannt, auch wenn später wieder welche von chaotischen Zuständen sprechen werden. Die Wartezeit verbringen wir dann zusammen selbstverständlich in der Gruppe, die sogar noch durch die zwei Kollegen aus dem hessischen Raum vergrößert wird.

 

Es geht los! Die Tore der verschiedenen Innenraumeingänge öffnen sich dann allerdings nicht gleichzeitig. Für einige Zeitgenossen ist dies sicher ärgerlich und unverständlich, aber so hat man wenigstens den Ansturm für den begehrten FOS-Bereich vor der Bühne etwas besser unter Kontrolle. Diese Vorgehensweise war eigentlich nicht weiter dramatisch. Gut, einmal durchgekommen heißt es dann Gas geben. Anscheinend orientiert sich die überwiegende Anzahl der Leute auf die rechte Seite. Der Weg ist auch wesentlich kürzer. Aber was soll es, wozu sich in die Menschentraube stellen, wenn man auf der anderen Seite völlig bequem in den FOS schlendern kann? Erst jetzt ist die Zeit gekommen, um die Bühne zu bewundern.

 

Krake? Kralle? Die Dreibeinigen Herrscher? Was für eine Konstruktion! Und verdammt hoch ist sie, die Bühne. Erstmal orientieren und ein Plätzchen finden. Um die Bühne herum ist es verdammt eng. Wir entschließen uns zunächst im hinteren Teil zu verweilen. Schön viel Platz, schön viel frische Luft – könnte nicht besser sein. Nach einigen weitern Fachsimpeleien ist es dann soweit, die Vorgruppe Kaiser Chiefs entern die Bühne. Die letzte Scheibe der Jungs war vielleicht nicht ganz so überzeugend, aber was sie hier und jetzt als Anheizer abliefern ist allererste Sahne. Die komplette Bühne wird ausgenutzt und Ricky Wilson ist heute so richtig gut drauf und rennt wie ein Rumpelstilzchen von A nach B und von C nach D und lässt sich auch im hinteren Teil blicken, was die Leute, die hinter der Bühne sitzen, auch dankbar annehmen. Der Sound ist bei den Kaiser Chiefs schon derart klar, wie man es selten bei einer Vorband erlebt, den haben selbst manche Hauptacts nicht zu bieten. Das rockige Set zeigt zudem, dass die Band mittlerweile doch schon auf den einen oder anderen amtlichen Hit des eigenen Schaffens zurückgreifen kann. Beeindruckendes Set!

 

Nun heißt es weiter warten. Wir sind uns aber einig, dass wir uns noch den Einlauf von U2 aus nächster Nähe angucken und dann den FOS-Bereich verlassen und uns hinter die Red Zone postieren werden, da man von hier einen perfekten Blick über das gesamte Geschehen zu haben scheint! Irgendwann erklingen dann die Klänge von „Space Oddity“ von David Bowie. Das passt ja wie Arsch auf Eimer zu dieser Bühne. Einen besseren Song hätten U2 (oder war es der alte Bandkumpel Gavin Friday) nicht aussuchen können. Danach kommt das unbekannte Intro „Kingdom“. Sehr schöne Nummer und man weiß, jetzt geht es gleich los. Es herrscht noch Uneinigkeit darüber, ob es sich hierbei um einen U2-Song handelt oder eben nicht. Es gibt aber Hinweise, dass dies ein Gavin Friday Stück ist – aber wir werden das sicher noch erfahren.

 

Licht aus, bumms, da steht Larry Mullen jr. und schreitet die Treppe hoch. Bäng, auf die Felle gehauen und da kommen auch schon Adam Clayton und The Edge. Bono betritt natürlich als Letzter die Bretter und ab geht das Spektakel. Wir begeben uns auf die vorher ausgemachten Plätze. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass die folgende zwei Stunden wie im Fluge vergehen werden.

 

Der Sound ist auf unserer Seite gigantisch gut und U2 starten auch gleich fulminant mit „Breathe“. Zur Stimmung kann ich ab dem jetzigen Zeitpunkt nichts sagen, da meine Konzentration nur noch dem Geschehen auf der Bühne gilt. Der 360° Screen ist sensationell und fesselt zusätzlich. Die ersten vier Songs stammen von der neuen Scheibe, die mir ehrlich gesagt nicht sonderlich gefällt, aber das macht hier und heute gar nichts. Wie so oft bei U2 gewinnen die einzelnen Tracks live noch mal ungemein an Qualität dazu und „No Line On The Horizon“ kommt jetzt endlich mit dem nötigen Wumms daher. Der erste Höhepunkt ist für mich mit „Get On Your Boots“ schon früh gefunden. Die Band rockt sich den sprichwörtlichen Allerwertesten ab. „Magnificent“ ist nett, aber haut mich nicht aus den Latschen, ist mir einfach zu viel U2 aus dem vorhersehbaren Baukasten. Macht ja nichts, dafür überrascht der Anfang von „Beautiful Day“. Da mir die Setlist bisher völlig unbekannt ist, hätte ich schwören können, dass da nun „Mysterious Ways“ folgt. Pustekuchen! Ein Song auf dem Papier liest sich ganz anders, wie wenn man diesen live vor Ort erlebt. Das eigentlich abgenudelte „I Still Haven´t Found What I´M Looking For“ wird richtig gut, ach was, richtig geil gespielt. Endlich mal wieder so, wie es sein sollte. Zum „Akustikset“ von „Desire“ und „In A Little While“ begebe ich mich zeitweise wieder in den FOS, da man im hinteren Teil nun quasi unter der Band steht. Bei Letzterem fällt auch auf, dass Bono ungemein gut bei Stimme ist. Sehr, sehr schöne Version!

 

Nach dem wundervollen „Unknown Caller“ folgt ein Traum: „Unforgettable Fire“. Der Song macht mir Angst. Das Stück funktioniert nur, wenn es richtig gespielt und gesungen wird, hält die Stimme von Bono? Sie hält. Ein kleines Tränchen im Knopfloch lässt sich gar nicht verhindern und soll auch gar nicht verhindert werden. Ein Genuss pur, den meine Frau zumindest per moderner Kommunikationsmittel zu Hause mitverfolgen kann.

 

Puh, harter Stoff, jetzt gibt es bei „City Of Blinding Lights“ erstmal Zeit für eine kleine Pause. Nicht für Bono, der rennt den Catwalk entlang, als ging es um sein Leben. Und was kommt nun? „Vertigo“ wird sehr rockig rausgerotzt. Jawoll! Und dann kommt der nächste Knaller. „I´ll Go Crazy If I Don´t Go Crazy Tonight“ ist ja kaum wiederzuerkennen. U2 hauen die Nummer in einer saugeilen Remixversion raus. Das komplette Stade De France entwickelt sich in einen Tanztempel. Die Band trifft sich dann auch auf dem Catwalk und Larry geht sogar die komplette Runde ab. Mit „Sunday Bloody Sunday“ und „Pride“ folgen nun für mich zwei eher verzichtbare Songs, auch wenn das Stadion jetzt natürlich überkocht. Zu oft hat man diese beiden Songs nun schon gehört und man hat den Eindruck, die Band spielt die auch nur, weil es eben sein muss. Man kann hier aber wunderbar die Atmosphäre des gesamten Stadions aufsaugen – wunderbar.

Danach fällt mir schon wieder die Kinnlade runter. Mit „MLK“ folgt ein weiterer kleiner Traum. Mir wird gerade dieser Track zu wenig gewürdigt, der Gesangsvortrag von Bono verursacht eine Gänsehaut – phänomenal. Eigentlich sollte dies auch bei „Walk On“ der Fall sein. Die blöde Maskennummer zerstört aber viel und ist überflüssig wie ein Kropf. Wer sich fragt, was es damit aufsich hat: Schwamm drüber, sollte man ganz schnell vergessen, obwohl man an dieser Stelle noch nicht wissen konnte, dass die in Amsterdam für einige Erheiterung bei mir sorgen wird.

 

Danach darf uns Desmond Tutu per Screen unterhalten. Wer hat sich bitte diese Comedy-Show ausgedacht? Klar, der aufrechte U2-Fan mit Keller zum Lachen und Stock im Hintern wird hier wieder ergriffen sein. Alle anderen sind erst schockiert, halten sich aber recht schnell die Bäuche vor lauter Lachen. Na ja, irgendwie sind wir ja doch alle „One“.

 

Was soll man zu „Streets“ groß sagen. Rotes Licht, hell, die Menge tobt – alles richtig gemacht. Und dann gibt es für mich wieder eine Überraschung. „One“ kann ich eigentlich nicht mehr hören, aber hey, Bono singt den Song wieder richtig gut und die hier so lange vermisste Leidenschaft und Intensität ist zurück. In dieser Form freut man sich doch wieder auf das Stück! Und dann gibt es eine weitere Premiere: Bono als Tarzan. Zu „Ultra Violet“ wird ein Mikro von der Konstruktion heruntergelassen und der U2-Sänger nutzt selbiges für ausgiebige Aktivitäten. Wer hätte vor dieser Tour eigentlich damit gerechnet, dass dafür ein Plätzchen im Set reserviert wird? Das folgende „With Or Without Your“ ist für mich heute der einzige Tiefpunkt. Warum spricht Bono den Text und singt den nicht mehr vernünftig? Zu „Moment Of Surrender“ begebe ich mich dann wieder in den FOS und stehe direkt „unter“ The Edge und kann aus nächster Nähe sein Spiel beobachten. Sehr schöner Konzertabschluss. Die Band verabschiedet sich nun noch vom begeisterten Publikum, schreitet die Stufen runter, Licht und Musik an – fertig, der Spuk ist vorbei.

 

Was war das jetzt? Hat die Show Schwächen? Funktioniert das 360° Konzept überhaupt? Man kann jetzt hier überall ein Haar in der Suppe suchen und es war bestimmt nicht alles Gold was glänzte, ich für meinen Teil wurde aber völlig von meiner Euphorie und Emotionen gepackt, sodass mir das alles völlig egal ist. Auf Platte erreichen mich U2 in diesem Jahrtausend bisher kaum noch, live dafür wieder umso mehr!

 

Wir sind uns alle einig, dass dies eine tolle und stimmige Show war und freuen uns jetzt schon auf Amsterdam in wesentlich größerer Gruppe. Wer hätte zum jetzigen Zeitpunkt schon ahnen können, dass Amsterdam noch einen draufsetzen würde?

Unser Leihwagen steht sogar noch auf dem Parkplatz, die Schranke ist auch auf und so können wir uns recht schnell im Verkehr einordnen. Der Franzose ansich fährt eh wie er will, aber alles ist dann doch nicht erlaubt. Unser vorerst letzten Höhepunkt erleben wir dann an einer Kreuzung, wo ein Rotsünder von der einheimischen Polizei mit gezogener Wumme aus dem Auto gezerrt wird. Der Rest der Rückfahrt ist dann fast unspektakulär. Der Präsi und ich unterhalten uns die komplette Rückfahrt (noch nie erlebt, dass Jungs so viel quatschen können, aber man muss sich ja auch wach halten), während Biggi und Stephan die Rückbank für ein Schläfchen nutzen. Wir beide vorne wundern uns aber über das beständige Piepsen aus dem Innenraum. Verdammte Axt, was ist mit der Karre nicht in Ordnung? Auf deutschem Boden wacht dann auch mal wieder Stephan auf und begrüßt und mit den Worten „Morgen Männer! Oh, ich habe 40 SMS in Abwesenheit bekommen“. Jau, so viel dann dazu. Gegen 5 Uhr sind wir dann wieder in der Heimat und um 6.30 falle ich dann nach kurzen Schilderungen gegenüber meiner Frau, der Ereignisse der vergangenen Stunden glücklich, müde und aufgedreht ins Bett….Die Tour ist noch lange nicht beendet, demnächst hier wieder mehr!

U2: 20.07.2009, Arena, Amsterdam

Und auch heute heißt es wieder: Liebes Tagebuch, die private Mission der U2-Bekloppten geht weiter.

 

Nach dem grandiosen Trip zum U2 Konzert in Paris, steht heute nun die nächste Etappe der persönlichen U2-Tour auf dem Plan. Es geht nach Amsterdam. Wie die Vergangenheit schon bewiesen hat, sind gerade die Shows dort immer mit Besonderheiten gespickt. Zum jetzigen Zeitpunkt konnten wir natürlich noch nicht wissen, dass die Reise mal wieder in jeglicher Hinsicht legendär werden würde…

Heute ist auch der Tag aller Tage für meine Frau – ihr erstes Konzert der 360° Tour. Entsprechend aufgeregt ist sie. Der Schlaf in der Nacht war dann wohl eher durchwachsen und momentan ist ihr ganz schlecht vor lauter Aufregung. Bei mir ist von Aufregung jedenfalls nichts zu spüren, eher Vorfreude auf die ganze Horde an Bekloppten, die uns die nächsten beiden Tage über den Weg laufen werden. Unsere kleine Maus ist auch schon ganz aufgeregt, sie freut sich nämlich auf zwei Nächte bei der Oma und das Beste für sie: ihre geliebte Cousin wird auch da sein. Die Mädels sind also nicht mehr für einen klaren Gedanken zu gebrauchen.

 

Heute holen uns Sandra und der Präsi ab. Ausgemacht war irgendwann zwischen 10.15 und 10.30. Meine Frau hält aber nix mehr in der Wohnung, also raus und vor der Tür warten. Unserer beiden Mitbekloppten sind dann auch pünktlich wie die Uhrmacher – Amsterdam wir kommen! Im Auto ist dann wieder alles gut und wir freuen uns auf die bevorstehenden Ereignisse. Zwischendurch kriegen wir per SMS von Annette schon mitgeteilt, dass sich mal wieder wer berufen gefühlt hat den Wartenden Nummern auf die Hand zu kritzeln, natürlich in der Reihenfolge der Ankunft. Diesen Schwachsinn habe ich noch nie verstanden und werde es dieses Leben auch nicht mehr verstehen. Wie sich noch herausstellen sollte, war das in Amsterdam auch mal wieder völlig unnötig. Na ja, wir sind ja für jeden Spaß zu haben und geben dann einfach mal unsere (nicht vorhandenen) Nummern durch.

In Amsterdam angekommen, machen wir uns erstmal auf die Suche nach unserem Hotel. Nach kurzer Verwirrung haben wir es auch recht schnell gefunden. Das Teil liegt mitten in der Stadt und Parkplätze sind Mangelware oder man investiert für einen Tag mal eben 45 €. Unser Plan sieht eh anders aus, dass der wieder über den Haufen geworfen werden muss, konnten wir ja jetzt noch nicht wissen. Sandra bleibt dann auch erstmal zur Sicherheit im Auto, was ja auch aus heutiger Sicht durchaus Sinn macht, in dieser, sagen wir mal, mit zwielichtigen Gestalten gespickten Umgebung, eine Frau das Auto bewachen zu lassen. Zu dieser sensationellen Idee können wir beiden Herren uns heute noch auf die Schulter klopfen. Zum Glück ist ja alles gut gegangen, obwohl sich unsere tapfere Heldin dann doch lieber im Auto eingeschlossen hat.

 

Das Einchecken im Hotel verläuft dann auch ohne größere Komplikationen. Wir beziehen noch kurz unsere Zimmer und dann geht es auch schon los in Richtung P&R Parkplatz. Tja, dort angekommen, stellen wir dann leider fest, dass das Ding schon voll ist und die Warteschlange sich anscheinend einmal darum gewickelt hat. Herrje, was nun? Wir suchen gar nicht erst nach Alternativen und fahren direkt zur Arena. Dort am Parkplatz angekommen, können wir mit dem lieben Menschen vor Ort vereinbaren, dass wir unser Auto dort gleich glatt für beide Tage abstellen können und dies noch für recht günstige 12 €. Perfekt!

 

So, jetzt dann aber wirklich auf in Richtung Arena. Dort angekommen ist schon die Hölle los. Eine stattliche Anzahl von Fans macht es sich bei sonnigem Wetter schon vor den Eingängen gemütlich. Um die Wartezeit zu überstehen, wurde anscheinend alles an Sitzmöglichkeiten mitgenommen, was der Haushalt so hergegeben hat. Vom einfachen Camping- und Anglerstuhl, über aufblasbare Betten bis hin zum Sofa scheint alles dabei zu sein. Hier treffen wir dann auch den Rest unserer Bagage. Anne, Annette, Almut und Dirk halten schon die Stellung. Biggi und Stephan kommen erst später und ein gemeinsames Anstehen ist mit den beiden heute leider nicht möglich. Der Präsi und meine Wenigkeit haben erstmal die geniale Idee ein 24 Std. Ticket am Bahnschalter für die spätere Rückfahrt und morgige Hinfahrt zu organisieren. Es wäre ja auch zu einfach gewesen dafür einfach das Konzertticket zu benutzen, welches durchaus auch seine Gültigkeit gehabt hätte. An genialen Ideen sind wir einfach unschlagbar. Auf der anderen Seite hätten wir sonst allerdings nicht das Erlebnis gehabt, den Ticketverkäufer kennenzulernen. Wie sie den in den Stuhl geschossen haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Wahrscheinlich gehört jener einfach als Kleidungsstück dazu. Der Typ war jedenfalls ein Gesamtkunstwerk und das alleine war schon wieder das Eintrittsgeld bzw. den Kauf der Bahntickets wert. Wir schlendern nun zurück zu unseren Mädels und Jungs.

 

Um kurz vor 17 Uhr kommt die Schlange dann in Bewegung und die Wahnsinnigen stehen auf und rennen los. Der Spruch „Los jetzt, laufen“ bleibt mir dabei in bester Erinnerung. Na ja, egal, ich such mir jetzt erstmal ein Örtchen für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Einige haben vor lauter Panik zwar schon wieder das Weiße in den Augen stehen, aber wenn der Einlass mit 18 Uhr angegeben ist, wird es auch nicht eine Sekunde vorher starten. Nun denn, sollen alle ruhig schon mal ein bisschen wie die Ölsardinen in der Gegend stehen. Das Sportartikelgeschäft an der Arena hat heute wohl auch den Zulauf seines Lebens – blöd nur, dass wohl die überwiegende Anzahl der Leute die sanitären Einrichtungen aufsucht. Wieder zurück setzt sich die ganze Meute dann doch noch so richtig in Bewegung. Laufend und fallend über sämtliche Einrichtungsgegenstände für den täglichen Bedarf setzt sich die Horde in Gang. Wie war das doch gleich noch mit den vergebenen Nummern auf den Handrücken? Und der Präsi will doch glatt in diesem Tumult noch seine gute Kinderstube wahren und fragen, ob es in Ordnung ist, wenn wir da stehen bleiben. Dabei tobt längst die Schlacht um Mittelerde! So, unsere Gruppe hat es jetzt auch komplett zerschlagen, ich konnte meine Frau und mich zumindest an die linke Seite an das Gitter bugsieren. Hier steht man wenigsten nicht mitten drin, sondern hat Frischluft und kann im Notfall schwupps rausklettern. Tja, nun stehen wir hier so blöd in der Gegend rum. Es wird 18 Uhr und was passiert? Nix! Jetzt haben die hier auch noch Verspätung. Na ja, gibt auch schlimmeres. Irgendwann gehen die Dinger dann auf, Frau ist schon durch, jetzt muss noch mein Rucksack untersucht werden und dann auch noch das Ticket gescannt. Größerer Stress ist aber eh nicht angesagt, stehen ja ziemlich weit vorne und da sollte es kein Problem sein in den FOS-Bereich zu kommen. Wie eigentlich vorher ausgemacht, begeben wir uns dann auch auf die Seite von The Edge. Wo ist denn nun der Rest? Weit und breit keiner zu sehen? Na, immerhin ruft der Präsi an, verlässlich wie immer! Er und Sandra stehen nun auf der Adam Seite. Meine Frau und ich haben ein nettes Plätzchen zwischen Deutschen und Holländern direkt neben der Red Zone gefunden. Gute Sicht auf die Bühne, besser könnte es erstmal nicht sein.

 

So, jetzt ist Zeit für die wirklich wichtigen Dinge. Stempel geholt und erstmal raus aus der Bude. Dazu darf man dann durch den Graben einmal halb durch die Arena tapern. Hier trifft man natürlich auch wieder jede Menge altbekannter Gesichter. Zeit zum Klönen ist ja immer. Immerhin kommt man danach aufs Feld und somit begebe ich mich jetzt erstmal in den anderen FOS-Bereich und gucke was die Präsidentenfamilie so macht. Der Rest hat es sich innerhalb des Catwalks gemütlich gemacht. Für mich geht es wieder zurück.

 

Wir bleiben jetzt auf der Edge-Seite. Snow Patrol legen nun los und ich bin erstmal geschockt. Was für ein miserabler Sound! Jungejunge. Der Bass geht gar nicht und ist völlig übersteuert. Dies liegt allerdings eindeutig nicht an der Band, sondern an dieser Dreckshalle und unserem Platz. War anscheinend doch keine so gute Wahl. Ich würde ja gerne mehr über Snow Patrol schreiben, aber den weiteren Verlauf kriegen wir ab jetzt nur aus dem Augenwinkel mit. Da kommen doch glatt so Leutchen aus der Red Zone auf die unglaublich nette Idee sich bei der Security zu beschweren. Grund: Sie haben schließlich die teuren Tickets bezahlt und da kann es ja wohl nicht angehen, dass direkt neben der Red Zone die Leute mit den billigen Innenraumkarten stehen und im Grunde eine identische Sicht haben. Ja Leute, ihr seid wirklich die Größten! Die Security kommt dann auch auf die selten intelligente Idee erstmal alle verscheuchen zu wollen – in den vorderen FOS-Bereich. Stehen ja auch kaum Leute da. Sensationell! Ich gucke mich mal kurz um. Hmm, wir versperren hier keinen Fluchtweg, auch keinen Zugang und ansonsten sieht mir das dann auch wie ein ganz regulärer Ort aus, um sich hier zu postieren. Gut, dann müssen die uns hier schon raustragen. Meine Frau diskutiert dann auch heftig mit den überforderten Jungs. Wir bleiben jedenfalls und es kommen doch glatt immer mehr Leute zurück und bleiben nun ebenfalls hier stehen. Tja, Ende vom Lied und Gesang: Die Security sieht wohl ein, dass es wohl besser wäre einen Tumult zu vermeiden und lässt nun alle wieder wie vorher da stehen. Was für ein Spektakel für NICHTS! Im weiteren Verlauf des Abends haben sich dafür andere zur Aufgabe gemacht, jeden, aber auch wirklich jeden mit angezündeter Zigarette bei der Security zu melden. Ihr seid echt Helden. Was manche Leute auf Konzerten doch für Sorgen haben. Wäre ja auch zu einfach das Konzert einfach zu genießen.

 

Nun denn, warten auf U2! Ah, da ist ja wieder dieses verdammt geile Intro. Larry Mullen jr. entert wieder als Erster die Bühne und zack kommt auch der Rest der Bagage. „Breathe“ als Opener ist vielleicht nicht die beste Lösung, aber an dieser frühen Stelle tut er auch nicht wirklich weh. Danach geht es mit mit „No Line On The Horizon“ und dem Liveknaller „Get On Your Boots“ weiter. Allerdings fällt schon jetzt auf, dass die Stimmung nicht ansatzweise mit Paris mithalten kann und nach dem genialen Sound dort, bin ich heute doch etwas enttäuscht. Zudem haben wir ständig die blöde Brücke vor der Nase. Es ist zwar toll, wenn The Edge, Adam Clayton oder sogar Larry drei Meter vor einem stehen, aber für die gesamte Show erweisen sich unsere Plätze heute dann doch nicht als die ganz gute Wahl. Trotzdem ist das Set wieder mit kleinen Überraschungen gespickt. Man darf einer sehr interessanten und leicht umarrangierten Version von „Mysterious Ways“ lauschen. Ich freue mich auch sehr über die schöne Version von „Angel Of Harlem“. Heute singt Bono „In A Little While“ wieder mal hervorragend. „Unknown Caller“ ist für mich erneut einer der Höhepunkte des Konzertes und das folgende „Unforgettable Fire“ erneut einfach nur traumhaft schön.

 

Auffällt, dass heute auf der Bühne auch nicht alles so glatt läuft. Wäre interessant zu wissen, ob The Edge seinen Gitarrentechniker Dallas Schoo nach der Show rund wie einen Buslenker gemacht hat. Der gute Mann an der Axt hat dem armen Dallas doch den einen oder anderen bösen Blick zugeworfen. Der arme Kerl war nachher so verwirrt, dass er sogar einmal die falsche Klampfe gereicht hat. Jeder kann sich ausmalen, was das bedeutet. Dann kam er mit dem Kabel nicht hinterher und man hatte fast schon Angst, dass jetzt gleich die Gitarre quer über die Bühne fliegen könnte – kennt man ja.

 

Diese rockige Version von „Vertigo“ kommt auch heute wieder richtig gut und darf gerne im Set bleiben. Gänsehaut gibt es erneut bei „MLK“. Danach kommt mit „Walk On“ eigentlich ein Track, der mir ungemein gut gefällt. Heute kann ich mich aber kaum auf die Nummer konzentrieren. Ich bin mehr mit den Maskenträgern auf der Bühne beschäftigt. Zwei haben anscheinend mittendrin keinen Bock mehr und gehen einfach. DIE GEHEN EINFACH. Unglaublich. Slapstick auf einem U2 Konzert. Gut, gibt es mit der Tutu-Rede ja eigentlich schon auch in Perfektion. „One“ ist wieder großartig, der Rest ziemlich solide. Zu „Moment Of Surrender“ begeben wir uns nun noch an die Absperrung und gucken uns den Auslauf der Band an. Licht und Musik an – das war es. Eine solide Show neigt sich dem Ende, mehr aber auch nicht. Die Tutu-Rede war dann heute mehr oder weniger der Höhepunkt, den Blick meiner Frau werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Diese Rede bitte unbedingt ANGUCKEN – das Internet bietet da ja vielfältige Möglichkeiten.

 

So nach und nach finden wir uns alle wieder ein und beschließen erstmal in der Stadt ein Bierchen zu heben. Gut, am Soccers geht natürlich auch noch was. Mist, der arme Präsi hat sich den Rücken verknackst, sieht gar nicht gut aus. Biggi und Stephan sind mittlerweile auch zu uns gestoßen, also kann die Nachshow-Party endgültig steigen. In der Innenstadt angekommen begeben wir uns dann erstmal in den noch einzig geöffneten Pub. Blöd nur, dass die gerade den Außenbereich schließen. Ach egal, Bier schmeckt drinnen auch. Sandra und Präsi sind leider direkt zum Hotel, der arme Kerl braucht dringend sein Bett, morgen steht ja wieder ein anstrengender Tag an. Jetzt ist endlich Zeit, das Erlebte Revue passieren zu lasse. Die arme Anne ist auch nicht ganz so glücklich mit der Show und ihrem Platz im FOS gewesen. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Nach ein paar Halben dann die nächste böse Überraschung, die Bude macht gleich ganz dicht. Almut, Annette, Anne und Dirk haben dann auch genug und gehen ins Hotel. Biggi, Anja, Stephan und meine Wenigkeit begeben sich nun noch ins Smokey´s, das hat nämlich noch auf. Einige Bier später, gegen 4 Uhr gibt es nun für mich noch zwei Möglichkeiten: Direkt durchmachen und zum Stadion wanken oder doch noch das Hotelbett testen. Wir entscheiden uns dann für die zweite Möglichkeit, auch wenn das für Stephan ein herber Rückschlag in der Planung ist. Am Hotel angekommen verabschieden wir uns bis zum nächsten Tag – ausgemacht war mit der ganzen Horde ein Frühstück um elf Uhr. Wir gehen auf unser Zimmer, Stephan will jetzt noch irgendwo in der Stadt was Essbares auftreiben. So zieht er mit Biggi also von dannen, da konnte noch keiner von uns ahnen, dass der morgige Tag mal wieder legendär werden würde…Dazu demnächst mehr!

U2: 21.07.2009, Arena, Amsterdam

Liebes Tagebuch, heute geht die private U2 Mission in die nächste Runde und auch heute wird es wieder einer dieser unvergessenen und bekloppten Tage werden, mit denen man noch seine Enkelkinder langweilt. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte das natürlich noch keiner wissen. Der jetzige Zeitpunkt – ein Blick auf die Uhr verrät es -7.30. Eine SMS einer Freundin riss uns doch glatt aus dem Schlaf. Vielen Dank Heike, dafür werde ich Dich mal besonders fest drücken. Was nun? Meine Frau macht das einzig richtige und schläft weiter. Ich bin nun hellwach, 3 ½ Stunden Schlaf müssen ja nun auch wirklich reichen. Eine weitere Stunde wälze ich mich weiter in diesem Bett, aus dem ich heute noch fast rausgefallen wäre und mich mit Mühe und Not glatt noch retten konnte. Hilft ja alles nix, also mal gucken wie das Wetter so ist. Vorsichtig schiebe ich ein Stückchen vom Vorhang zur Seite und was sehe ich da? Der Blick auf die Hinterhöfe in Amsterdam alleine war ja schon das Geld für das Hotel wert – Hammer. Also Foto gezückt und erstmal alles bildlich festhalten. Dies ist natürlich keine Beschäftigung über Stunden und dann kommt das unvermeidliche – das obligatorische Foto der Toilette. Irgendwann gebe ich einen Fotoband sämtlicher Sanitäreinrichtungen dieser Welt raus. Jetzt aber schnell unter die Dusche, irgendwie muss man die müden Lebensgeister ja in Wallung bringen.

 

Angezogen und voller Tatendrang mache ich mich nun auf den Weg in die Lobby. Was ist denn hier los? In der einen Ecke sitzt Annette schon mit dem Laptop und Dirk sitzt auch schon am PC und schreibt über die Ereignisse vom Vortag. Wo ist eigentlich Stephan? Hatte er nicht gesagt, dass er spätestens um 9 Uhr eh wach ist und sich melden wird? Ein Blick aufs Handy: gähnende Leere. Wie wir später erfahren sollten, hatte Biggi ihren Wecker auch tatsächlich gestellt, blöd nur, dass ihre bessere Hälfte davon so gar nix mitbekommen hat. Nun denn, wer fehlt denn jetzt noch von der Mannschaft? Ah, da kommen auch schon Sandra und Präsi. Die beiden wissen ja nix von unseren Plänen gemeinsam um 11 Uhr ein Etablissement zwecks Einnahme von etwas Essbarem aufzusuchen. Mir war allerdings schon am Vorabend klar, dass das nie im Leben klappen wird. Die Aufregung dafür scheint mir viel zu groß und es steht ja noch ein ganz wichtiger Programmpunkt auf dem Plan…Ich begebe mich nun erstmal auf die Straße und beobachte das bunte Treiben.

 

Ein Großteil der Gruppe hat sich dann also auch schon auf den Weg gemacht, meine Frau und ich stoßen dann auch später hinzu. Wie die Kaschemme heißt, wo wir unser Frühstück einnehmen, weiß ich gar nicht. Ich will es auch nicht wissen. Pfiffig, flink, höflich, nett ist die Bedienung – nicht! Egal, irgendwas zwischen die Kiemen geschoben und gut ist. Kurz vor 11 Uhr melde ich mich dann bei Biggi und Stephan, bevor die beiden noch in der Eingangshalle vom Hotel vereinsamen. Die Bezahlung ist in dem Schuppen auch nicht so einfach, auch hier scheint die Bedienung reichlich überfordert. Jungejunge.

 

Dann gibt es kein Halten mehr. Mit schnellen Schritten setzt sich die halbe Gruppe in Bewegung – ab zum U2-Hotel. Wer genau hinsieht, kann bei dem einen oder anderen schon das Weiße im Auge sehen – getrieben von dem einen Gedanken. Blöd nur, dass dabei keiner an den Präsi denkt, der ist schließlich nicht ganz so fit – er hat Rücken. Auf Einzelschicksale kann man nun aber auch wirklich keine Rücksicht nehmen, schließlich muss der Ring zum Berg und die Schlacht um Mittelerde geht in die nächste Runde.

 

Am Hotel angekommen tobt dann auch schon der ganz normale Wahnsinn. Die erste Reihe am Absperrgitter ist schon komplett besetzt. Na ja, egal, erstmal neben das Hotel gesetzt. Potzblitz, das ist natürlich nicht erlaubt. Irgendwann werden dann weitere Gitter aufgestellt und die parkenden Autos damit quasi eingezäunt. Was für ein Spektakel. Immerhin, weitere Gitter sind ja jetzt ein neuer Orientierungspunkt und Teile unserer Mädels stehen ganz vorne und werden diesen Platz die nächsten Stunden auch nicht mehr verlassen. Da sollte man sie jetzt auch in Ruhe lassen, da verstehen die keinen Spaß. Stephan und ich genießen das Treiben eher aus dem Hintergrund. Einige denkwürdige und legendären Sprüche und Ereignisse sorgen nicht bei allen für die nötige Lockerheit, das Objekt der Begierde ist ja nun nicht mehr fern. Stephan meint jedenfalls, dass hier alles so trostlos wäre, dass man das ganz sicher nicht mit dem nötigen Ernst aushalten könnte. So viel Unsinn wie wir hier reden, kann man aber auch gar nicht sofort verarbeiten und schon gar nicht hier niederschreiben. Um es kurz zusammenzufassen: Uncle Ben´s and the Pinguin with some Local-Stuff from the Karl-May-Festspiele. Immerhin erfahren wir jetzt von Dirk, dass es im Hotel auf Kanal 13 Porno für lau gibt. Aha, jetzt wissen wir, was andere in der Nacht gemacht haben, als wir noch lustig bei der einen oder anderen Kaltschale saßen.

 

Irgendwann bricht große Hektik aus und weitere Gitter werden aufgestellt. Die Zahl der Wartenden ist mittlerweile auch beachtlich angestiegen. Nun lassen sich auch die Bodyguards von The Edge und Bono blicken. Ich hätte die jetzt nicht erkannt, aber gut zu wissen, wer das ist. Hektisches Treiben herrscht hier nun und Koffer werden hin und hergetragen. Da kommen auch schon die Nobelkarossen, die die Jungs der Band abholen sollen. Das Einparken vorm Hotel ist akribisch bis auf den letzten Millimeter durchgeplant – was für ein Zirkus! Und da kommt auch schon The Edge. Er macht erstmal ein Bild von uns Bekloppten für seinen Twitter-Account. Bono folgt, der sich nun sehr viel Zeit für die wartenden Fans nimmt. Man kann ja über den Mann sagen was man will, aber in dieser Hinsicht ist die Fanarbeit wirklich vorbildlich und da können sich andere Stars ähnlichen Kalibers eine dicke Scheibe von abschneiden! Als The Edge bei uns angekommen ist, erwähnt er kurz, dass heute die bisher beste Show der Tour werden würde. Jaja, was soll er auch sonst sagen? Dass es später wirklich Überraschungen hagelt, konnte man ja nun nicht ahnen. Als Bono dann irgendwann bei uns angekommen ist, hat man glatt ein Déjà-Vu-Erlebnis. Erinnert doch alles an 2005, da gab es auch schon die Begebenheit „R. texten Bono zu“. Auch heute ist Dirk im Fluss. Hat Bono schon Ohrenbluten? Man weiß es nicht. Gut so viel Zeit zum Quatschen ist eh nicht und meine Nachfrage nach einer Umstellung im Set und meinem Lieblingssong quittiert der B-Mann mit einem fetten Grinsen. Was heißt denn das nun? Klar, alles und nichts! So nicht! Ich gehe dann noch mal ganz ans Ende der Schlange. Bono erblickt mich erneut, interessiert sich aber erstmal für die Setlist, die ich vom gestrigen Konzert in der Hand halte. So eine Sensation ist das ja jetzt auch nicht, die werden nach den Konzerten ja nun meistens verteilt. Bono kriegt sich aber gar nicht ein und wundert sich, was sie doch alles für Songs gespielt haben. Er will dann noch wissen, wie mir die Show gefallen hat. Tut mir leid, aber Paris war besser. Auch Bono erwähnt nun, dass das Konzert später das Beste der bisherigen der Tour werden würde Aha, also wird Bad gespielt? Der Mann grinst wie ein Honigkuchenpferd. Also abwarten. Der Spuk ist dann auch vorbei. Wir stellen dann auch fest, dass wir ein großes Geraniendesaster hinterlassen haben. Biggi ist die ungekrönte Kaiserin. Dafür hatte sie auch den besten Platz, auch wenn sie dann doch nicht kurz das Mützchen von Edge lüften wollte.

 

Nach diesem äußerst amüsanten Nachmittag begeben wir uns nun wieder Richtung Innenstadt auf der Suche nach etwas Essbarem. Gestärkt geht es dann mit Sack und Pack zur Bahn in Richtung Stadion. Dort angekommen müssen Stephan und ich erstmal unsere Reisetaschen zum Auto bringen, da wir nach dem Konzert direkt in Richtung Heimat fahren werden. Die Mädels lassen wir am Soccers zurück. Jo, wir Jungs kommen dann auch in ein Gewitter vom allerfeinsten und sind dann auch folgerichtig nass bis auf die Haut. Immerhin können wir uns über Fußball austauschen und stellen fest, dass es doch eine stattliche Anzahl von Schwachmaten bei den Fangruppierungen unserer Vereine gibt. Wieder am Stadion angekommen ist unsere Gruppe schon wieder zersplittert. Anne, Annette, Almut und Dirk sind schon im Stadion. Dafür hat sich nun Tanja und Christoph zu uns gesellt und die Brüder vom Präsi sind nun auch zu uns gestoßen. Also, nix wir rein in die Bude, kleine Kämpfe mit Regenponchos und Leuten, auf die man nun wirklich nicht gewartet hat, inbegriffen. Im Stadion angekommen platzieren wir uns hinter der Red Zone auf der Adam Seite. Almut und Dirk hatten das große Glück und konnten Bändchen für die Red Zone ergattern. Annette und Anne sind wieder im FOS und wollen auch dort bleiben. Nun gut. Ich schlender nun ein bisschen durch die Arena und hier trifft man ja immer mal wieder ein paar nette Leute, die man kennt.

 

Die Zeit vergeht dann auch wie im Fluge. Der Sound ist auf unserer Seite schon bei Snow Patrol ein Traum. Die Band variiert zum Vorabend auch das Set. Sie würdigen zudem U2 als die Band, die ihre Generation eben am meisten beeinflusst hat. Die Stimmung scheint auch schon jetzt wesentlich besser wie am Vorabend zu sein. Stephan meint, dass heute Großes passiert. Ich versuche zwar meine Erwartungen unten zu halten, aber so richtig gelingt mir das nicht, denn insgeheim rechne ich doch mit der einen oder anderen Überraschung im Set.

 

Irgendwas liegt jedenfalls in der Luft und es knistert. Es geht los. Die Band betritt die Bühne und zu „Breathe“ bin ich auch gleich auf Betriebstemperatur. Ich gucke mich um, die gesamte Tribüne hinter uns steht, bis in den Oberrang. In unserer Gruppe ist die Stimmung ebenfalls bombastisch. „No Line On The Horizon“ gefällt mir heute richtig gut und „Get On Your Boots“ ist auch heute wieder ein fulminanter Kracher – jedenfalls für mich. Nach „Beautiful Day“ erschallen dann zwar bekannte Klänge, aber das ist hier und heute eine Tourpremiere. „Elevation“ wird ein Platz im Set eingeräumt. Das Stadion nimmt den Song auch dankbar an und zumindest auf unserer Seite kocht die Bude, die mittlerweile sowieso zur Sauna geworden ist. Der Hallendoden ist auch total versieft – Rock and Roll, so muss das alles sein!

 

Über das folgende „Desire“ freue ich mich ebenso wie über „Stuck In A Moment“. Die Freude ist noch nicht ganz vorbei, da fällt uns allen die Kinnlade runter. Was passiert hier? „One“ an dieser frühen Stelle? Ich denke, ein leichtes Kribbeln macht sich bei uns allen breit. Da kommt noch was. Schnell ist die Rede von „Bad“ bei den Zugaben, ich möchte mir das noch gar nicht ausmalen. Zeit dafür habe ich sowieso nicht, denn nach „One“ kommt mit „Until The End Of The World“ gleich der nächste unerwartete Song. Tanja brüllt sich die Seele aus dem Leib und in mein Ohr – sei mir herzlich willkommen Tinnitus. Das Gesicht vom Präsi vergesse ich so schnell auch nicht. Was ist denn hier los? Wie recht er hat. Es wird sich wie die kleinen Kinder abgeklatscht. Die Band schafft es zudem heute das Stadion zweitweise in einen intimen Club zu verwandeln. Man fühlt sich hin und wieder an die tollen Elevation-Hallenkonzerte erinnert. Schöner Moment, wie Larry, The Edge und Adam bei „I´ll Go Crazy If You Don´t Crazy Tonight” vorne am Catwalk zusammenstehen und Bono sie von der Hautbühne als die drei Musketiere bezeichnet. „MLK“ wird von Bono heute besonders eindringlich gesungen und ich weiß gar nicht wohin mit meinen Emotionen und ganz besonders mit meiner Gänsehaut. Bei „Walk On“ verlässt übrigens wieder einer der Maskenträger vorzeitig die Bühne – Hammer! Heute ist das Gesicht von Tanja bei der Tutu-Rede unbezahlbar, ist ihre Tourpremiere. Man muss das einfach erlebt haben.

 

„Where The Streets Have No Name“ folgt nun wie erwartet. Bono liegt auf dem Boden und jetzt folgen die magischen Klänge. BAD! BAD! BAD! Ich weiß gar nicht wohin mit meiner Freude und umarme erstmal alle und hüpfe und schreie vermutlich wie ein kleines Kind. Danach gibt es kein Halten mehr und zu meiner Gänsehaut gesellt sich nun auch die eine oder andere Träne, die meine Wange runterrinnt. Den Rest des Songs nehme ich meine Frau in den Arm und genieße nur noch. Bono singt die Nummer absolut toll und schreit an den richtigen Stellen auch so, wie es sein muss. Ich bin im siebten Himmel und von mir aus könnte jetzt auch dreimal hintereinander „Sunday Bloody Sunday“ oder „Pride“ kommen. Den Rest des Konzertes erlebe ich wie auf einer Wolke, kriege im Grunde aber nichts mehr mit. Die letzten Töne von „Moment Of Surrender“ machen klar, dass man hier in Amsterdam abermals bei der letzten Show an diesem Ort etwas Großes erlebt hat. Chapeau! Danke U2!

 

Auf dem Parkplatz herrscht mittleres Chaos, aber Stephan manövriert uns gekonnt dort durch. Glücklich machen wir uns nun auf den Heimweg und Stephan und später Biggi bringen uns sicher ans Ziel, auch wenn es zwischendurch heißt „Du, Stephan, die Lampe blinkt jetzt“ „Seit wann?“ „Seit 27 km“ „Oh, ich bin gar nicht der Einzige im Forum, Dingens kann nicht schlafen“ – aber das ist alles eine ganz andere Geschichte. Unsere U2 Geschichte 2009 setzt sich bald auf Schalke fort und dann wieder mehr an dieser Stelle.

U2: 03.08.2009, Arena, Schalke

Liebes Tagebuch, heute geht es in die Turnhalle auf Schalke – also gar nicht erst irgendwelche Erwartungen haben, können eh nur zu Enttäuschungen führen. Um 15.30 ist Abfahrt in Richtung Gelsenkirchen. Schnell noch mal die Staumeldungen angesehen und die Route geändert. Dies erweist sich zum Glück auch als die richtige Entscheidung, die Kollegen sollten später nämlich doch etwas länger für die Anfahrt brauchen. Wie die Vergangenheit schon mehrfach gezeigt hat, braucht man gar nicht erst die Parkplätze am Stadion aufsuchen, da herrscht bei der Abreise immer Chaos. Wir parken dann auch ganz gemütlich an selber Stelle wie 2005. Meine Frau, Lindi und ich warten dann noch auf die Einheimische Tanja und dann geht es auch schon mit der Bahn in Richtung Arena.

 

Dort angekommen brauche ich erstmal was für zwischen die Beißerchen und eine Kaltschale kann jetzt auch nicht schaden. Tanja und Lindi führen zu unserer Unterhaltung noch „Ich-tanze-meinen-Namen“ auf, woran die Ruhrpottwespen allerdings nicht ganz unschuldig sind. Wir entschließen uns nun auch in den Innenteil von diesem Prachtbau zu begeben. Wir reihen uns dann auch in die Schlange ein und zumindest jetzt fühlt man sich kurzfristig vier Jahre zurückversetzt, standen wir doch genau hier auch. Der Einlass ist um diese Uhrzeit ziemlich ereignislos, gibt ja auch bei dieser Tour keinen Anreiz, dass dies anders sein sollte.

 

In der Halle angekommen, begeben wir uns dann hinter die Red Zone auf der Adam Seite. Diese Entscheidung sollte sich später als die für uns einzig richtige erweisen. Kurzer Blick auf die Bühne – sieht in dieser Halle einfach nicht aus. Die Wirkung geht komplett den Bach runter und der Videowürfel dürfte auf den oberen Sitzplätzen auch nicht gerade für Jubelstürme sorgen. Nun gut, jetzt ist es 17.30 – Zeit für ein kurzes Päuschen. Aber nicht auf Schalke. Wo kommen wir denn da hin? Nein, der nette Mensch von der Security, dem ich vom Boden direkt in die Augen sehen kann (er steht übrigens) meint doch glatt, dass ja die Leute über einen fallen könnten, also aufstehen! Welche Leute? Hallo wir befinden uns vorne – am Absperrgitter, wer sollte bitte hier vorbeikommen? Mal abgesehen davon, dass die Menschenmasse ja eh hinter der Red Zone zur Zeit undenkbare Ausmaße annimmt. Nun gut, dann eben nicht.

 

Kennt eigentlich noch wer die Zeit, wo man auf Konzerten angehauhen wurde „Ey, hast Du was zu rauchen“ (Zigaretten sind nicht gemeint)? Jetzt gibt es die nächste Generation. Ich stehe also so ein bisschen in der Gegend rum und da kommt doch glatt einer und fragt mich „Ey, hast Du eine Speicherkarte für mich?“. „Bitte was?“ „Ob Du noch eine Speicherkarte dabei hast, für den Foto?“ „Sag mal, sehe ich so aus, als hätte ich einen Speicherkartenhandel?“. Also Sachen gibt es, die gibt es nicht. Unsere Truppe trudelt nach und nach ein und als absoluter Überraschungsgast ist Dirk aus Hamburg kurzfristig angereist. Sandra und Präsi schaffen es Dank Biggi und Stephan dann später noch pünktlich vorne dabei zu sein – Punktlandung.

 

Bemerkenswert auch, dass man um kurz vor 18 Uhr immer noch bequem in den FOS-Bereich kann, sofern man will. Bis auf Tanja wollen wir aber nicht. Sie sieht sich das Spiel dann mal an, kommt aber auch ziemlich schnell mit der Erkenntnis wieder, dass unsere Plätze einfach besser wie FOS sind. Die Mädels gehen sich dann noch die Ankunft der Band mit dem Heli angucken.

 

Auch heute sind Snow Patrol wieder Vorgruppe. Ich darf die Schnarchnasen bereits auf dem dritten Konzert erleben und muss sagen, dass die mir immer besser gefallen. Zumindest legen die viel Herzblut rein und hey, die können teilweise sogar richtig gut rocken und ein paar Hits haben die ja mittlerweile nun auch im Gepäck.

 

U2 betreten später als gedacht die Bühne, es müsste jetzt schon etwas nach 21 Uhr sein. Das Intro haut mich heute irgendwie komplett aus den Schuhen und eine leichte Gänsehaut macht sich breit. Leider ist die nach ungefähr 10 Sekunden „Breathe“ auch schon wieder vorbei. Irgendwie haben sich U2 für diese Tour den denkbar schlechtesten Opener ausgesucht, den sie hätten nehmen können. Die Stimmung in der Arena ist dann auch eher verhalten. Überhaupt fällt auf, dass gerade die neuen Songs nicht ganz so gut anzukommen scheinen. Allerdings finde ich, dass über die gesamte Konzertlänge die Stimmung eigentlich recht gut ist und bin doch sehr positiv davon überrascht. Das Konzert heute ist mit Sicherheit gut, für U2-Verhältnisse rangiert es aber eher im unteren Drittel. Herausragend finde ich heute erneut „One“. Hätte mir das einer vor der Tour gesagt, hätte ich den für komplett irre gehalten. Ebenso freue ich mich doch wieder sehr über „Stuck In A Moment“, auch wenn The Edge hier ein paar krasse Böcke drin hat. Überhaupt hat er wohl heute nicht seinen besten Tag (es hieß auch, er sei krank) und „Vertigo“ muss abgebrochen und erneut gestartet werden. Bei dem Song und „Beautiful Day“ bebt dann auch die Hütte. „Elevation“ wird vom Publikum sogar derart abgefeiert, dass Bono die Nummer noch mal kurz anstimmt. „I Still Haven´t Found What I´m Looking For“ ist ebenfalls ein Fest. Leider hat Bono heute ein paar Stimmprobleme und so ist “The Unforgettable Fire” leider eher ein Tiefpunkt, denn ein Höhepunkt. Der Song funktioniert für mein Empfinden nur, wenn er richtig sauber gesungen wird – mit allem was dazugehört. Schade! Was mir heute allerdings überhaupt nicht gefällt ist die Routine, mit der die Songs teilweise regelrecht runtergerotzt werden. Auf „Sunday Bloody Sunday“ und „Pride“ haben wohl alle keinen Bock mehr. Warum wird das dann noch gespielt? Hingabe und Leidenschaft sehen jedenfalls anders aus und nur Dienst nach Vorschrift ist jetzt nicht unbedingt die beste Voraussetzung für ein Rockkonzert. Zu „With Or Without You“ fällt mir ehrlich gesagt bald nichts mehr ein. Das wird derart verhunzt, dass es einem die Schuhe auszieht. Lieber Bono, wenn Du den Song nicht mehr singen magst ist das völlig in Ordnung, dann nehmt ihr halt einen anderen, aber bitte nicht so lieblos – bei „One“ geht es doch auch wieder. Dass in ihm noch das alte Feuer, die Leidenschaft und Hingabe lodert, stellt er heute ausgerechnet mit „Moment Of Surrender“ unter Beweis. Er durchleidet den Track regelrecht und dies ist wieder einer von diesen ganz speziellen U2 Momenten, die einen alles um einen herum vergessen lassen. Hammer! Großartig! Ansonsten bleibt festzuhalten, dass die Arena auf Schalke einfach eine ziemliche Drecksbude ist und für Konzerte ungeeignet. Der Sound war zwar überraschend gut, aber nur, weil man auf das Schlimmste vorbereitet war. Organisation ist da auch ein Fremdwort, aber nun gut. Herausragend war ebenso heute mal wieder Adam Clayton. Der Mann besitzt eine natürliche Lässigkeit und Coolness. Zudem sucht er immer wieder den Kontakt zu den Fans und ist als Einziger immer wieder auf dem großen Catwalk unterwegs. Selbiger scheint ausschließlich für ihn gebaut zu sein. Spaß, Freude und eine gewisse Leichtigkeit kann man ebenfalls heute wieder seinem Gesicht ablesen, ließen alle anderen heute leider vermissen. Immerhin hat Larry Mullen jr. mehrmals gelacht, was ja auch eher Seltenheitswert hat. Fazit: Ein grundsolides Konzert, welches routiniert runtergespielt wurde mit einem leidenschaftlichen Adam Clayton als Fixpunkt. Danke dafür! Trotzdem bin ich froh, dass dies nicht mein letztes Konzert der Tour ist, da man hier schon aufgrund der örtlichen Gegebenheiten ein gewisses Flair vermisst. Gelohnt hat es sich heute aber allemal, schon alleine für „One“, „Moment Of Surrender“ und Adam Clayton.

 

Nachdem wir uns nun irgendwann aus dieser Bude quälen durften, beschließen wir nicht mit der Bahn zu fahren, sondern einen kleinen Fußmarsch einzulegen. Ich nöle den Mädels nun die Ohren voll, weil ich innerlich verdurste. Müsste ich nicht noch fahren, hätte ich mich schon in der Arena unter einen der mobilen Bierstationen gelegt und den Hahn aufgedreht. Der von Tanja versprochene mobile Getränkeverkäufer taucht nicht mehr auf, aber zum Glück hat noch eine Kneipe auf, wo wir erstmal einkehren und uns mit Trinkbarem versorgen. Nun folgt die Verabschiedung von Tanja und Lindi, meine Frau und ich machen uns schnell auf den Heimweg. Wir sind schon längst auf der Autobahn, da hängen Biggi und Stephan noch auf dem Parkplatz fest, Dirk ist mittlerweile fast schon wieder in Hamburg und wir bald in London….U2 ist doch immer wieder eine Reise wert, selbst, wenn es „nur“ ein normales Konzert ist – aber was heißt schon normal? Eben!

U2: 14.08.2009, Wembley Stadion, London

Liebes Tagebuch, heute müssen wir uns so langsam mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir für längere Zeit getrennte Wege gehen werden. Die letzten beiden U2 Konzerte stehen für uns an und danach ist erstmal Pause. Sollte es aber gut laufen, dann werden wir beide schon im Jahre 2010 den U2 Kosmos bestaunen. Daran wollen wir aber jetzt noch nicht denken, denn die Vorfreude auf London und die beiden Shows dort ist riesengroß.

 

Irgendwie ist die Welt mittlerweile ein Dorf geworden. Die Sachen sind alle gepackt, meine Frau muss leider noch arbeiten und jetzt gerade mache ich noch eine kleine Runde mit unserer Tochter und ihrem zur Zeit geliebten Laufrad und in ein paar Stunden sollen wir schon in London im Wembley Stadion stehen und den Klängen von U2 lauschen? Sehr unwirklich und surreal. Aber so ist das mittlerweile, früher war es noch ein Riesenaufriss, wenn man ins Ruhrgebiet musste und jetzt ist es schon kein Problem mehr morgens in der Nähe von Köln einen Spaziergang zu machen und abends in London auf ein Konzert zu gehen. Ich würde aber fast wetten, dass man heutzutage leichter nach London kommt wie ins Ruhrgebiet.

 

Wie dem auch sei, meine Frau kommt nun endlich von der Arbeit und die Kleine freut sich schon auf ein Wochenende bei Oma und Opa. Alles in bester Ordnung also, obwohl ich heute Morgen schon dachte, sie wäre über Nacht krank geworden, denn bis 7:50 Uhr schläft sie normalerweise nicht. Also, Sachen ins Auto geschmissen und los geht es. Nach der großen Verabschiedung müssen wir noch mal kurz zu Hause vorbei und die Autos umstellen und nun ist aber endgültig Abfahrt. Zeit haben wir noch genug, unser Flieger geht ja erst um 16:40. Wie sollte es aber anders sein, wir stehen natürlich erstmal im Stau. Kein Wunder, die Autobahn Richtung Düsseldorf ist ja gerne mal zu. Das hält uns aber nicht auf.

 

Nein, der Stau hält uns nicht auf und auch das Einchecken geht recht schnell und zügig, wir haben ja auch nur Handgepäck. Feine Sache, die E-Tickets! Was uns dann allerdings aufhält sind die Kontrollen. Da ist doch glatt unser Beutelchen etwas zu groß für die Kosmetiksachen. Was nun? Ach, die kann man für einen Euro am Automaten ziehen. Nette Einnahmequelle, wenn man bedenkt, dass dieses Angebot unter Garantie von mehreren jeden Tag genutzt werden muss. Wir haben allerdings keine passenden Münzen. Wir gehen also wieder den Weg zurück, denn wie wir erfahren haben, kann man im Virgin Lädchen die Dinger auch kaufen. Gesagt getan auch das läuft ohne Probleme und wir räumen die Sachen nun um und jetzt kann es aber endlich losgehen.

 

Irgendwie beschleicht mich nun ein leichtes Hungergefühl. Wir müssen was essen! Und zwar jetzt! Es ist dringend! Eine pfiffige Idee, die ich da habe, wo doch jeder weiß, dass an den Flughäfen dieser Welt die Speisen extrem günstig sind. Wir kaufen uns zwei kleine – ich nenne es mal belegte Brote und je eine Cola light und der Spaß kostet doch glatt 15,20. Als ich bezahle, denke ich noch so bei mir, dass gleich ein Notar kommen müsste, da ich bei diesem Preis ja eigentlich die ganze Bude erworben haben müsste. Ha! Habe ich aber nicht!

 

So gestärkt und immer noch hungrig machen wir uns nun auf zu unserem Gate. Mittlerweile ist es kurz vor 16 Uhr und so langsam könnte es losgehen. Geht es aber nicht. Dafür rennt da eine Frau rum und fragt jeden, ob er denn in der ersten Klasse fliegt. Häh? Neuss? Düsseldorf? Gewitter? Meine Frau gibt ihr bereitwillig Auskunft, ich bringe aber nicht mehr wie „Kein Gewitter“ hervor. Mich interessiert vielmehr, der Flieger der da gerade landet. Das wird doch nicht unser Flieger sein, mit dem wir auch nach London wollen? Doch, so ist es! Prima, 16:40 Abflug können wir also knicken. Fluggäste raus, Gepäck raus, mal durchwischen, tanken – nee das wird nie im Leben in einer halben Stunde zu schaffen sein. Prima und das bei unserem engen Zeitplan. Ich sage meiner Frau erstmal nix, die ist eh schon wieder ganz hibbelig.

 

Immerhin sitzen wir um 17 Uhr im Flieger. Im Flieger sitzen heißt ja noch nicht fliegen, richtig? Richtig! Mit gut und gerne einer halben Stunde Verspätung startet der Hobel dann endlich. Der Pilot meint allerdings, dass er auf die Tube drücken wird und wir fast pünktlich landen werden. Guter Junge, U2 Fan oder was? Ach ja, mein Hunger. Da kommt ja auch schon das Essen. Wobei Essen ist jetzt übertrieben, gibt für mich ein belegtes Brot, was ich aber nicht so ganz einsortieren kann. Macht nix, esse alles! Andere sehen das offensichtlich anders, umso besser, so gibt es für mich noch einen Nachschlag – die Freude beim Brot und mir ist groß!


Wer hätte das gedacht, wir landen pünktlich, es ist jetzt kurz nach 17 Uhr, gut dass London eine Stunde hinter uns zurück ist! Wir liegen also gut in der Zeit. So gut, dass ich mich für verschiedene Konstruktionen innerhalb des Gebäudes interessiere, zum Ärger meiner Frau. Sie möchte einfach nur noch in den Heathrow Express. Gut, dass wir uns die Tickets dafür schon vorab über das Internet besorgt hatten. Jetzt läuft es aber, die Bimmelbahn haben wir ja ruckizucki gefunden. Zeit für eine Pause. Innerlich habe ich die ersten beiden Songs eh längst abgeschrieben, kommt es also darauf auch nicht mehr an. Mit einer Raucherpause ist meine Frau einverstanden.

 

Huie, in der Bahn sind es gefühlte 5 Grad und zwar unter Null. Na ja, macht nix und selbst bei der Kartenkontrolle gibt es kein Problem, gut , dass wir vorher noch erkannt hatten, dass wir besser nicht erste Klasse fahren sollten. Mensch und nun bimmelt mein Handy, der Präsi meldet sich. Jaja, sind schon in der Bahn und liegen gut in der Zeit. Er und Sandra sind schon in Stadionnähe. Ach, die Doro und der Kai warten ja auch noch auf uns und eins ihrer Tickets, auch mal eben eine Wasserstandsmeldung durchgeben. Gut, dass der Heathrow Express so schnell fährt – das war übrigens Ironie. Die Fahrerin gibt durch, dass sie ja gerne mehr Gas geben würde, sie aber nicht könne, da der Zug vor ihr doch etwas langsam fährt. Na, wenn es läuft, dann läuft es. Macht ja nix, wir haben ja Zeit. Ich bin trotzdem noch die Ruhe selbst, kann man ja jetzt eh nicht ändern.

 

In Paddington angekommen stellt uns die Suche des Hotels vor keine weiteren und größeren Probleme. Die Bude sieht genauso abgeranzt aus, wie ich es erwartet hatte. Und was jetzt kommt, hatte ich auch insgeheim erwartet. Das Hotel ist überbucht und sie haben doch glatt kein Zimmer mehr für uns. Ich sehe, wie meine Frau leicht weiß wird und vorsichtig fragt, ob das Hotel, wo sie uns jetzt unterbringen wollen, denn weit weg ist. Nein ist es nicht! Der nette Mann, der uns den Schlüssel übergibt teilt uns im Halbschlaf mit, dass wir an der dritten Ampel nach rechts gehen sollen und dann wäre es die Hausnummer 13. Na, das ist doch mal ein Wort! Frohen Mutes machen wir uns auf den Weg und sind doch auch tatsächlich recht schnell am Objekt unserer Begierde. Ähm, wieso ist das hier alles mehr oder weniger noch im Rohbau? Egal, nur noch Klamotten ins Zimmer und ab dafür. Gut, im Inneren ist die Bude auch alles andere als fertig und wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Zimmer aufgeschlossen und dann setzt das große Staunen ein. Alles neu? Boah, ein Sofa gibt es. Einen Kühlschrank ebenso und das Bad ist auch komplett neu. Und Zimmer trifft es auch nicht ganz. Für Londoner-Verhältnisse entspricht dies ja glatt einem Haus. Eine Treppe führt nach oben auf eine Empore und da steht das Bett. Gut, man kommt zwar nur kriechend dahin, weil die Decke 50 cm über dem Bett ihr schönes Antlitz zeigt. Calli, ehemaliger Manager eines Bundesligaclubs, würde hier aber nicht reinpassen – denke ich so bei mir. Egal, kann man sich später Gedanken drüber machen. Jetzt nix wie ab.

 

Tickets für die Tube haben wir auch schon, also ab in die Bahn. Der eine oder andere U2 Fan sitzt auch im Zug, wie man unschwer an den Shirts erkennen kann. Jetzt noch mal kurz Kai sagen, dass wir auf dem Weg sind. Sandra und Präsi sind schon im Stadion, hinter der RZ auf der Edge Seite. Ah, alles ist angerichtet. Uh, und dann erblicken wir das Stadion und einen nicht abreißenden Strom an Menschen. Hammer das Teil. Die Vorfreude wird immer größer. Also, auf zu Eingang F. Mensch, da sitzen ja auch Doro und Kai und wir haben 19:30, wer hätte das gedacht? Wir sind pünktlich! Also, ab, rein in die Bude. Die Kontrollen sind heute etwas schärfer als sonst, zumindest bei mir. Ich gebe dann der guten Frau, die meinen Rucksack untersucht, auch freiwillig eines unserer Kaltgetränke, die wir eben noch schnell gekauft hatten. Hauptsache sie sieht die Videokamera nicht und hat ein Erfolgserlebnis. So ist es dann auch. Sie schmeißt die Flasche allerdings nicht weg, sondern gibt mir noch einen Becher, damit ich den Inhalt umfüllen kann. Ich verschüttet dann auch erstmal ein bisschen und jetzt interessiert sie sich endgültig nicht mehr für meinen Rucksack. Gut so!

 

Einmal quer durch den Innenraum und da sehen wir auch schon Sandra und den Präsi. Blöd, in diesem Wahnsinnsstadion kommt man nicht direkt hinter die Red Zone, aber die Sicht scheint von hier auch gut zu sein. Aber was ist das für ein furchtbarer Gestank? Da bleiben keine Fragen mehr offen. Wer hat denn hier gereiert? Der Präsi meint, so wie das hier riecht, muss sich da aber einer eine halbe Stunde am Stück so richtig ausgekotzt haben. Schön, den Geruch wird man auf Wochen nicht mehr los. Keine Zeit mehr, sich darüber jetzt Gedanken zu machen.

 

Das Intro startet und los geht die Show. Schon bei den ersten Klängen von „Breathe“ bin ich voll im Set drin. Die Plätze sind heute zwar nicht der Brüller, dafür die Band. Gegenüber Schalke ist das doch eine deutliche Steigerung und Bono ist auch wieder gut bei Stimme. Man kann ja von „Get On Your Boots“ halten was man will, aber der knallt live unheimlich rein und ist gemacht wie für Adam Clayton, den alten Poser. Herrlich, dem Mann immer wieder bei seiner „Arbeit“ zusehen zu dürfen. Bei „Beautiful Day“ steppt dann auch erstmals der Bär. Das Intro auf dieser Tour zu diesem Song finde ich jedes Mal aufs Neue faszinierend. Wunderbar! „Elevation“ kann ich eigentlich nicht mehr hören, aber live ist das immer noch eine Bank und gerade die Version dieser Tour ist nun wirklich mal gelungen. Eine Gänsehaut bereitet mir heute erneut „Unforgettable Fire“. Wie Bono diesen Song intoniert ist schon allererste Sahne und lässt die Gruselversion von Schalke ziemlich schnell vergessen.

 

Zu „City Of Blinding Lights“ gehe ich einfach mal ganz nach hinten. Bisher standen wir ja immer nur vorne irgendwo rum und ich hatte jedenfalls bei dieser Nummer immer das subjektive Gefühl, dass die Lichtshow hier besonders intensiv sein muss. Und so ist es auch! Schon beeindruckend, wenn man da hinten steht und die Bühne auf sich wirken lassen kann. Ich stehe also da so rum und gucke mich ein bisschen um und da kommt auch schon ein netter Mensch von der Security an und fragt mich, ob er mir helfen könne. Dies war keine Frage nach dem Motto „Junge, Du darfst hier nicht stehen, sieh zu, dass Du Land gewinnst“, sondern in der Tat ernst gemeint. Ich verneine und sage, dass wirklich alles in bester Ordnung ist und was macht dieser nette Mensch? Er wünscht mir noch ein tolles Konzert und reiht sich dann wieder bei seinen Kollegen ein. So auch noch nicht erlebt.

 

Nun geht es zurück zum Rest unserer Truppe. „Vertigo“ knallt auch heute wieder volle Breitseite rein. Irgendwie spielen die Vier den Song bei dieser Tour rotziger und das gefällt mir doch recht gut. Schön auch, dass die Tutu-Comedy jetzt nicht mehr vor „Where The Streets Have No Name“ kommt. Das tut der Nummer unheimlich gut und die Magie, die hiervon ausgeht, kommt doch wesentlich besser rüber. Es ist einfach toll im Wembley Stadion zu stehen und ins weite Rund zu blicken und die tobende Menge zu beobachten. Ich habe das Gefühl, die Jungs auf der Bühne sind von diesem Bild auch recht angetan. Eine schöne und willkommene Überraschung gibt es heute mit „Mysterious Ways“. Das ist zwar grundsätzlich nicht mein Song, aber heute gefällt mir diese Version ausgesprochen gut. „With Or Without You“ ist dafür noch katastrophaler wie bisher. Da sollte echt einer Bono den Stecker ziehen. Grauenhaft! „Moment Of Surrender“ entlässt uns heute wieder in die Nacht und sorgt ein letztes Mal für eine Gänsehaut.

 

Aus dem Stadion raus, stelle ich zu meiner Freude fest, dass der Schwarzmarkt an Klamotten hier blüht. Herrlich. Erstmal zwei Shirts für zehn Pfund erworben. Um die Ecke fallen die Preise dann noch mehr, also auch noch ein Shirt für 5 Pfund eingepackt – ich bin glücklich. Jetzt aber noch was für zwischen die Beißerchen. Weit kommen wir allerdings nicht. Da sich zu uns sechs dann auch noch Almut und Dirk gesellen und wir sowieso an jedem Mülleimer anhalten, weil man ständig irgendwo wen trifft, den man kennt. Die U2-Welt ist doch ein Dorf. Wir machen uns dann noch auf zum MC und holen was Essbares.

 

Dann wieder Anstehen – an der Bahn. Die Disziplin und die Ruhe, mit der dies in England gemacht wird, ist einfach beeindruckend und ansteckend. Die Fahrt heute verläuft dann auch relativ problemlos. Am Hotel angekommen verabschieden wir uns von Doro, Sandra, dem Präsi und Kai und machen schon mal eine Uhrzeit für den nächsten Tag aus. Wir duschen noch und dann krabbeln wir auch in die erste Etage in unser Bett. Ich komme mir vor, als wenn ich im Sarg liege, aber so kaputt wie ich nun bin, ist mir das auch egal. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nichts von dem genialen Tag wissen, der morgen folgen sollte….Gute Nacht!

U2: 15.08.2009, Wembley Stadion, London

Heute ist es soweit, das letzte U2 Konzert für das Jahr 2009 steht an – unsere 360° Tour geht mit großen Schritten auf ihr Ende zu. Die Spatzen pfeifen es allerdings schon von den Dächern und nächstes Jahr geht es weiter und da werden wir garantiert wieder mit am Start sein. Der Wecker klingelt um 8 Uhr. Geschlafen haben wir relativ gut, auch wenn es in der Bude nicht gerade kühl war. Nach dem üblichen Morgenkram muss unser Zimmer erstmal aus allen möglichen Perspektiven festgehalten werden. Der nette Raucher vor der Tür erzählt mir noch, dass es heute richtig heiß werden wird. Ja, er gebraucht doch tatsächlich das Wort heiß. Wir sind gespannt.

 

So, jetzt aber los, denn wir sind um 9 Uhr mit Sandra, Doro, dem Präsi und Kai zum Frühstück verabredet. Die Präsidentenfamilie steht dann auch schon fertig vor unserer Unterkunft. Kai steht fuchtelnd am Fenster im ersten Stock und sagt, dass auch sie gleich so weit wären, Doro brauche noch zwei Minuten. Frauen! Aber alle sind pünktlich, toll, wenn Absprachen funktionieren! Der Speiseraum ist dann irgendwo im Keller. Das Buffet ist dann zwischen Billardtisch und Bar aufgebaut. Den Blick in die Küche sollte man sich besser ersparen, denn dann wird man satt sein. Die imaginären Mäuse stören uns dann erstmal nicht weiter. Der Toaster ist allerdings wieder eine Schau, noch nie ein solches Ding gesehen

 

Die gute Laune lassen wir uns natürlich nicht verderben und im Großen und Ganzen ist das schon sehr in Ordnung, da habe ich schon wesentlich schlechter gespeist. Ich bewundere allerdings den Mut der Orangensafttrinker. Aus dem Gerät hätte ich mir nichts abgezapft, Wasser hat das Ding jedenfalls noch nicht gesehen und die Grundreinigung scheint darin zu bestehen, dass immer wieder Orangensaft nachgekippt wird.

 

Vor dem Hotel beratschlagen wir nun, wer was machen möchte. Doro und Kai sind zum ersten Mal in London und haben noch einen vollen Terminkalender. Meine Frau, Sandra und Präsi und meine Wenigkeit schlagen ebenfalls den Weg zur Paddington Station ein um zum Portobello-Market zu fahren. Das Wetter ist herrlich. Die Temperaturen sind zwar noch weit von heiß entfernt, aber für London ist das wahrscheinlich tatsächlich in die Nähe von Hitze einzuordnen.

 

Am Markt angekommen stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, die auf diese Idee gekommen sind. Hier findet man mehr oder weniger alle Dinge, die man braucht oder nicht. Wir sind zunächst von der Unmenge an T-Shirts für unseren Nachwuchs fasziniert. Gerade die Ramones und Beatles Shirts haben es mir angetan. Kann man aber sicher noch woanders erstehen, denn 20 Pfund ist ja auch ein stolzer Preis. Die nächsten Stunden gucken wir uns nun hier und da um, gekauft wird allerdings nicht viel. Der Präsi bekommt eine schicke Geldbörse und das war es erstmal. Hui, jetzt spüre ich aber meine Blase, die zwei Kaffee wollen raus. Mist! Hmm, Hinterhof ist auch nicht wirklich, da wimmelt es ja überall von Security. Die öffentliche Toilette kommt auch nicht unbedingt in Frage, die Schlange ist groß und die Frauen in selbiger brauchen traditionsgemäß ja eh immer etwas länger.

 

Ah, was erblicken meine Augen, eine Kneipe – nix wie rein und ein dringendes Bedürfnis erledigt. Potzblitz, was erblicken meine Augen denn jetzt? Rough Trade! Ich bin schon wieder im Paradies und könnte mich hier mit dem Präsi wahrscheinlich wieder Stunden umsehen, aber das können wir den beiden Mädels nun wirklich nicht zumuten. Aber ein kurzer Abstecher und ein kurzer Blick ist drin. Jetzt ist aber auch eine Pause mehr als verdient und wir suchen dementsprechend auch eine nette Kneipe auf, wo man bei herrlichem Sonnenschein draußen sitzen kann. Der Junge hinter der Theke empfiehlt uns – Warsteiner. Der Präsi erklärt ihm folgerichtig, dass wir ja nicht nach England kommen um dann deutsches Bier zu trinken. Wir entscheiden uns dann für ein – japanisches Bier. Schöner Humpen und die Plörre schmeckt sogar. Danach geht es für uns weiter und wir schlendern bis zum Schluss des Marktes. Auf dem Weg zur Tube entdecken wir doch tatsächlich noch mehr schöne Shirts für unseren Nachwuchs. Wir entscheiden uns für die Beatles und die Sex Pistols, wobei ich auch noch gerne das kleine Bowie Teil mitgenommen hätte.

 

Jetzt geht es auf nach Camden. Dort angekommen, trennen sich unsere Wege, denn meine Frau und ich wollen uns noch etwas im erneuten Paradies umgucken. Herrlich, hier kann man in Creepers baden – meine Lieblingsschuhe. Die Atmosphäre dort ist ebenfalls ganz speziell, erinnert mit ein bisschen an die Kölner Ehrenstraße in den 80ern. Prima, hier bin ich zu Hause. Essen? Ja essen sollten wir auch etwas. Wir kosten mal bei einem chinesischen Straßenverkäufer und das Zeug schmeckt. Soll Hühnchen sein – mit den obligatorischen Nudeln. Das schmeckt sogar verdammt gut! Und dann ist es soweit, ich kaufe mir neue Creeps. Das freut doch das Herz, weniger den Geldbeutel. Meine Frau schlägt noch bei einer wirklich sehr gelungenen Beatles Tasche zu und ebenfalls auch bei einem Paar Creepers – mit Katzen. So, jetzt ist es aber auch schon wieder an der Zeit, wir wollen ja immerhin noch zum Piccadilly Circus und etwas in die Innenstadt und mittlerweile haben wir ja schon Nachmittag.

 

Am Piccadilly Circus saugen wir noch etwas die Atmosphäre auf und treffen dort tatsächlich auf einen weiteren U2 Kollegen und seine Frau. Ein kurzer Plausch später, geht es für uns dann auch wieder in Richtung Paddington, wir sind ja schließlich mit Doro und Kai verabredet. Die beiden sitzen dann auch schon beim Italiener nebenan und warten auf ihre Speisen. Meine Frau und ich kehren nach einer kurzen Erfrischung auf unserem Zimmer dorthin zurück. Der Tag war bis jetzt eh schon wunderschön und perfekt, aber ab jetzt überschlagen sich mal wieder die skurrilen Ereignisse. Kai erklärt uns, dass er sein gestern gekauftes Bier gedenkt umzutauschen, da es ja jetzt warm wäre. Bitte was? Gesagt getan! Rein in den Laden und dem Verkäufer die Situation geschildert. Was meint Kai? Bei Bier bin ich eigen. Das Gesicht des Verkäufers werde ich wohl mein Lebtag nicht mehr vergessen – herrlich. Aber das Beste: Bereitwillig tauscht er die warmen Dosen gegen kalte um. Unglaublich! Doro hat anscheinend Durst und zack ist das Ding auch schon auf. Mit der entsprechenden Wegzehrung machen wir uns also auf in Richtung Stadion. Zwischendurch gibt es immer neueste Wasserstandsmeldungen von Carsten und dem Präsi. Carsten hat wohl auch eine der unglaublichsten Tourgeschichten erlebt, die es gibt. Sandra und Präsi sitzen schon im Pub – es ist also angerichtet. Zwischendurch werden Biggi und Stephan noch informiert und auf den neusten Stand der Dinge gebracht – sehr, sehr schade, dass sie nicht dabei sein können. Wenn etwas an diesem Wochenende schlecht war, dann dies!

 

Die Kneipe ist dann auch relativ nahe an der Bahnstation, aber erst treffen wir noch einen alten Freund von Doro, der jetzt in London lebt und unsere Gruppe verstärkt. Drinnen stärken wir uns noch mal mit einer Kaltschale und ich gucke hin und wieder auf das dort gezeigte Fußballspiel. Mittlerweile ist es schon 19:30 Uhr und wir machen uns auf zum Stadion. An den offiziellen Verkaufsständen vor dem Stadion ist nicht mehr viel los und so kaufe ich mir noch schnell ein Cap. Doro und Kai haben heute leider Sitzplatz und so müssen wir uns für die nächsten Stunden trennen. Sandra, Präsi, meine Frau und ich haben beschlossen, die Show heute von etwas weiter hinten zu gucken. Wir entscheiden uns dann für einen Platz links neben dem Mischpult. Ah, da kommt ja auch Carsten. Seine eigene Londongeschichte ist mir in dem Moment alles andere als klar, aber das wird sich nächste Woche noch klären.

 

So, umgedreht und den Mund nicht mehr zukriegen. Da kommt einer meiner Helden auf mich zu. Da kommt Jimmy Page! Ja, genau der Jimmy Page. Gut, bei uns steht auch die Frau von The Edge rum, aber das interessiert mich alles so gar nicht, aber Jimmy Page? Der Mann ist Gott und ich darf die selbe Luft atmen und der kommt gefühlte 50 cm an mir vorbei und steht dann auch noch in unserer Nähe. Die Worte vom Präsi, dass der mit Lars Ulrich im Schlepptau kommt, nehme ich nur verschwommen wahr. Ich denke noch, was hat der Radfahrer denn mit dem zu schaffen? Nach 20 Sekunden habe ich meine Fassung aber wieder gefunden und merke dann auch, dass da irgendwas nicht zusammenpasst. Moment, der Lars Ulrich? Nicht Jan? Ah, der Metallica-Drummer beehrt uns auch noch mit seiner Anwesenheit.

 

Und nun geht es auch schon los. Larry kommt auf die Bühne und wir freuen uns über unsere guten Plätze und die wunderbare Sicht. Carsten scheint jetzt auch schon voll und ganz in seinem Luftgitarrenset drin zu sein und meine Beine gehen auch schon in den üblichen Automatismus über – es wird gehüpft. Irgendwie finde ich „Breathe“ heute anders. Die Band scheint gelöster zu sein, kann mir das aber auch einbilden. Der Präsi schlägt vor, dass wir jetzt erstmal eine Kaltschale holen. Machen wir! Wir stehen da also so am Getränkestand rum und quatschen ein bisschen, da haut uns die Bedienung auch schon auf Deutsch an. Mensch, der Junge kommt aus Kiel, gibt es gar nicht, die Welt ist wirklich ein Dorf und so rein optisch hätten wir den jetzt nicht dort eingeordnet. So kann man sich täuschen.


Zurück im Stadion gibt es nun einen Höhepunkt nach dem anderen. Nach „Beautiful Day“ kommt eine unglaublich aggressive Version von „Until The End Of The World“. Die Band scheint sich in einen Rausch spielen zu wollen. Junge Junge, die scheinen einen vorzüglichen Abend erwischt zu haben. Danach gibt es gleich mit „New Year´s Day“ einen erneuten Knaller, der wird auf dieser Tour ja nicht oft gespielt. „I Still Haven´t Found“ ist auch heute wieder ein Fest. Die vier Jungs auf der Bühne scheinen die Atmosphäre heute extrem zu genießen und wirken unglaublich locker und gelöst. Ich bin hin und weg. Ja, das da vorne sind meine Jungs, das ist meine Band! Und „Stand By Me“ kommt richtig gut und ist eine wunderbare Überraschung. Ich bin im siebten Himmel

 

Nun gibt es Gänsehaut! Dass von meiner Frau und mir sehnsuchtsvoll erwartete „Stay“ wird gespielt. Hammer, wie The Edge und Bono diesen Song heute interpretieren. Man gewinnt den Eindruck, die beiden spielen nur für einen selbst. Unglaublich, welche Intimität und Intensität die beiden erzeugen – meine Frau hat Tränen in den Augen. Nach dem großartigen „Unknown Caller“ folgt die nächste dicke Gänsehaut. „Unforgettable Fire“ ist heute ein Traum, besser geht es wohl nicht. Ein „A Day Without Me“ Snippet weiß ebenfalls zu überraschen. Bei dem „Crazy“ Remix scheinen auf der Bühne endgültig alle Dämme zu brechen. The Edge dreht sich im Kreis, hüpft, ja tanzt sogar. Selbst Larry lacht mehrmals. Nein, ich habe mir das eben doch nicht eingebildet, die sind heute wirklich bestens drauf und sprühen vor Spielfreude und Lockerheit. Ach ja, heute küsst Bono auch wieder Adam Clayton. Letzterer freut sich eh ein Loch in den Bauch und geht immer wieder auf Tuchfühlung mit dem Publikum und flirtet mit diesem. Bono erzählt heute auch frei von der Leber weg, so erfahren wir z.B., dass unter dem neuen Wembley Stadion ein Plek von The Edge vergraben ist. Wahr oder nicht?! Völlig egal – der Spaßfaktor ist immens hoch. „Sunday Bloody Sunday“ und „Pride“ schenke ich mir heute, meine Blase meldet sich eh und so werden die örtlichen Sanitäreinrichtungen aufgesucht – Sandra und meine Frau nutzen ebenfalls die Gelegenheit. Zum intensiven „MLK“ sind wir wieder pünktlich zurück. „Where The Streets Have No Name“ kommt heute erneut sensationell gut und „One“ ist ebenfalls hervorragend. Die magischen Klänge erklingen: BAD! Mehr muss man nicht mehr sagen, ich schwebe die restlichen Minuten des Konzertes. „Moment Of Surrender“ ist dann der letzte Song für uns bei dieser Tour (zumindest zunächst) und ein bisschen Wehmut kommt auf.

 

Tja, das war sie nun, die 360° Tour und wir schweben im siebten Himmel. Noch kurz ein kleiner Plausch mit Hans und Henry und dann machen wir uns so langsam auf den Weg. Carsten muss auch schon wieder weiter – er fährt mit seiner sensationellen Reisegruppe heute wieder per Auto zurück nach Deutschland (dies bietet zudem genug Stoff für einen Film, aber das ist eine andere Geschichte). Draußen treffen wir dann wieder auf Doro und Kai, die ebenfalls völlig aus dem Häuschen sind. Wir gehen so langsam in Richtung Bahn, machen beim Ibis-Hotel noch mal Station, da man hier all´ die U2-Fans trifft, die man zum Teil schon seit vier Jahren nicht mehr gesehen hat. Immer wieder erstaunlich, wie man da immer wieder einen Draht zueinander hat. Schön, den einen oder anderen noch gesehen zu haben und wenn es nur zum Schluss der Tour war.

 

Unsere Gruppe wird jetzt noch durch Michael und Christoph verstärkt, die auch nach Paddington müssen. Wir beschließen später noch ein letztes Bier bei unserem neuen Verkäuferfreund zu erwerben (der hat nämlich bis 1 Uhr in der Nacht auf) und auf die geniale Tour und das Hammer-Konzert anzustoßen.

 

Unsere Neuner-Gruppe macht sich dann nach einer kurzen Stärkung auch auf in Richtung Bahn. Die Schlange davor ist riesig und es ist schon kurz vor Mitternacht. Oh, ein Polizist verkündet schon, dass die Bahn ab 0:05 Uhr nur noch vier Stationen fährt. Und was macht der Engländer? Er steht weiter ruhig an. Bei uns hätte dies schon den ersten Tumult ausgelöst. Einmal in der Bahn angekommen, stehen wir dann auch schön kuschelig zusammen. Und der Polizist hat nicht zu viel versprochen, Queens-Park ist Endstation. Alle steigen ohne zu Murren aus. Würde bei uns so nicht funktionieren. Wahrscheinlich hätte der Mob die Bahn umgeschmissen und Autos rund um die nächsten drei Häuserblocks angezündet.

 

Es sollen übrigens Nachtbusse fahren. An der Bushaltestelle angekommen ist der Andrang natürlich riesig. Nach kurzer Beratschlagung, entschließen wir uns für den Fußweg zum Hotel. Wir haben keinen Plan, wie lange das dauern könnte. Egal! Was entdecken unsere müden Augen? Eine Haltestelle, wo ein Nachtbus Richtung Paddington halten soll. Aha! Wir beschließen zu warten. Der ganze Quatsch, der jetzt durcheinander geredet wird, sprengt jede Comedy-Show. Kai zeigt erstmal seine Fotos rund, mir macht da ein Bild zu schaffen, wo ich sehr ungünstig getroffen bin. Der Präsi meint, dass er mir aber schon vorher hätte sagen können, dass ich so eine Plauze habe. Danke, Du bist ein echter Freund. Michael redet sowieso ununterbrochen, dafür sagt Christoph gar nix und ist der ruhende Pol unserer Gruppe. Mir bleibt da immerhin noch im Gedächtnis: Michael hast Du noch alles im Griff? Sandra hat Rücken. Doro hört ständig schon den Bus kommen und überhaupt sind alle kurz vorm Durchdrehen. Meine Blase drückt schon wieder, die von Kai auch, dem kann man ja nun Abhilfe schaffen. Wir deuten es als gutes Zeichen, als sich ein paar Einheimische zu uns gesellen. Nach ca. 20 Sekunden sind die aber auch schon wieder weg. Ist dies nun ein schlechtes Zeichen, dass die nicht auf den Bus warten? Wer weiß das schon. Nach gefühlten drei Stunden entschließen wir uns dann die Zelte abzubrechen und doch bis nach Paddington zu laufen. Ich habe den Eindruck, dass im Wohnblock vor uns mittlerweile alle Balkone belegt sind und die sich die bekloppten Deutschen angucken, die wie blöd da in der Gegend stehen. Wir bieten ja auch bestes Unterhaltungsprogramm.

 

Wir tapern also los und da kommt uns doch glatt die Linie 36 entgegen. Unser Bus! Was jetzt passiert ist dann wieder Comedy pur. Neun Bekloppte sprinten zurück zur Bushaltestelle, teils schreiend über die Straße. Wer das gefilmt hat, der lässt uns bitte eine Kopie zukommen. Ich bin allerdings sehr stolz auf mich und ein gewisser Herr Bolt hätte hier und jetzt keine Chance gehabt. Egal, wir haben den Bus erwischt. Ähm, was versucht uns der Fahrer denn da zu erklären? Wie, er fährt nicht nach Paddington? Wie? Wir stehen auf der falschen Seite? Unglaublich. Nun ist aber wirklich Schicht im Schacht und wir laufen. Ich habe keinen Plan wo wir lang müssen. Irgendwer aus unserer Gruppe hat das besser im Griff, blöd nur, wenn der jenige, der den Weg kennt, am Schluss geht. Irgendwie kommen wir durch komische Gegenden und Sandra fühlt sich anscheinend unwohl. Ich höre noch, wie der Präsi meint, dass nichts passieren kann, so lange wir als Gruppe zusammenbleiben. Ich denke in diesem Moment darüber nach, was wir doch alle für einen Schatten haben und wie sehr ich doch die ganzen Verrückten in mein Herz geschlossen habe. An einer Tankstelle brauche ich erstmal eine Cola. Weiter geht es. Und nach knapp einer halben Stunde sind wir doch glatt am Hotel. Große Verabschiedung von allen und besonders von Doro und Kai, die sehen wir nämlich nicht mehr, die haben einen anderen Rückflug. Mittlerweile ist es 2:30 Uhr und um 6:00 Uhr klingelt der Wecker – früher Flug. Schnell noch eine Dusche und ab in die Falle.

 

Um kurz vor 7:00 Uhr treffen wir wieder Sandra und den Präsi und wollen zum Flughafen fahren. Tja, blöd nur, dass noch gar keine Bahn fährt. Wir kaufen uns was Essbares und warten vor der Bahnstation, dass die aufgemacht wird. Dies geschieht dann auch auf die Sekunde. Wir sind also mal wieder im Zeitdruck. Am Flughafen angekommen, stellen wir uns in die übliche Schlange zum Einchecken – doof nur, dass uns die Dame hinter dem Schalter erklärt, dass dies nur am Automaten geht. Doppelt blöd, dass wir dann feststellen, dass es für uns eben nicht am Automaten funktioniert. Eine andere Dame gibt uns dann die Info, dass der Flug überbucht ist und wir es doch am Schalter versuchen müssten. Dreifach blöd, dass da anscheinend eine Familie auswandert und Unmengen an Gepäck aufgibt. Jetzt werde ich das erste Mal an diesem Wochenende hibbelig. Zwei nette Nonnen lassen uns dann auch vor, wir sind eingecheckt. Die Schlange für die Kontrolle ist mal wieder endlos lang und der Flug rückt immer näher. Irgendwie schaffen wir es aber noch pünktlich. Tja, leider ist der Sitz meiner Frau im Flieger kaputt, mein Tauschangebot wird abgelehnt. Geht ja auch schnell und nach gut einer Stunde landen wir. Das war sie nun, unsere 360° Tour – der Abschluss hätte nicht besser sein können. Wir werden von diesem Wochenende noch lange zehren und die Vorfreude auf das nächste Jahr ist schon wieder riesengroß. Unsere Tourplanung steht ja auch schon, jetzt müssen noch die Termine her und der Wahnsinn beginnt erneut. Danke, an alle, die uns auf dieser Wahnsinns-Tour begleitet haben – es war uns eine Ehre und ein Fest! Walk On!

U2: 10.08.2010, Arena, Frankfurt

Es ist wieder soweit, der U2-Wahnsinn geht in die nächste Runde und die 360° Tour findet auf dem vierten Leg ihre Fortsetzung. Vom Tourauftakt am Freitag in Turin habe ich bewusst nichts mitbekommen, man will sich ja schließlich die Spannung nicht nehmen lassen. Eventuelle Setliständerungen zum letzten Jahr möchte ich nicht auf dem Papier und vor dem Bildschirm lesen, sondern live und in Farbe im Stadion erleben. Die Abfahrt nach Frankfurt zieht sich allerdings noch etwas hin und zunächst steht noch ein Arbeitstag auf dem Programm. Eigentlich kein Problem, aber die Vorfreude ist doch anders als bei anderen Bands bzw. endlich mal wieder vorhanden. Daran merke ich doch deutlich, dass U2 einen ganz besonderen Stellenwert haben. Hoffentlich ist meine Erwartungshaltung nicht zu groß und die Enttäuschung hinterher groß.

 

Um 15:30 Uhr holt mich Stephan ab und dann geht es noch in Richtung Köln zu einem bekannten Fernsehsender, wo wir Biggi Punkt 16 Uhr abholen. Die Fahrt nach Frankfurt verläuft recht unspektakulär und es geht recht zügig in Richtung Arena. Tja, Autobahn runter und dann? Pustekuchen, nichts mehr mit Parkplatz in Stadionnähe. Wir reihen uns schön in die Schlange ein und fahren, nein kriechen mal lustig in Richtung – ja wohin eigentlich? Wir wissen es nicht. Erstmal den Präsi anrufen und fragen wie die Lage im Stadion ist. Aha, vorne für den FOS gibt es Stempel und im zweiten Bereich also Bändchen. Wird schon klappen! Zunächst müssen wir eh erstmal gucken wo wir parken, wenn es so weitergeht, dann wird das wohl irgendwo in Darmstadt sein. Mein lieber Herr Gesangsverein, da fragt man sich warum es in vielen Stadien nicht ausreichend Parkplätze gibt. Hat aber auch mal was, wenn man vor dem Konzert schon die Situation hat wie nach dem Konzert. Das kann ja was werden.

 

Immerhin dürfen wir dann irgendwo im Niemandsland auf dem Seitenstreifen stehen. Einparken ist aber auch nicht so einfach, der Ordner beharrt auf jedem Millimeter. Wir haben damit doch tatsächlich den letzten Parkplatz bekommen. Der Ordner faselt danach etwas, dass man nun nur noch in der Stadt parken könnte. Aha! Nun haben wir noch eine kleine Wanderung durch den Wald vor uns. Das kann ja heute Nacht wieder was werden. Ist aber jetzt auch völlig egal. Der Einlass ist für uns jetzt total entspannt, ist ja nichts mehr los. Rein ins Stadion und wieder nach Hause kommen. Genau dies ist es nämlich! Man fühlt sich als wäre man nie weg gewesen!

 

Mittlerweile haben wir 18:45 Uhr. Der ganze Zauber rund um das Stadion hat somit fast genauso lange gedauert wie die ganze Fahrt von Köln nach Frankfurt. Es ist schon kurios, dass man um die Uhrzeit auch noch in den FOS kommt. Wir drei wandern also bequem bei Adam rein und treffen dort Kai, der es auch noch locker geschafft hat. Präsi und Sandra müssen – keiner versteht warum – ihre Bändchen für den zweiten Bereich zwar abgeben, aber egal, wir sind alle wieder zusammen. Kai holt Doro noch rein und nun kann es endlich losgehen!

 

Kasabian sind heute die Vorgruppe und ich habe so meine Bedenken, dass die Jungs in diesem Stadion vor diesem Publikum funktionieren werden. Tun sie auch nicht! Das liegt auch nicht am Sound, der vorne drinnen einfach grottig ist. Sandra, der Präsi und ich gehen dann auch erstmal in Richtung Mischpult, wo es dann auch wesentlich besser ist. Trotzdem lässt mich die Band total kalt. Keine Frage, Kasabian sind gut und eins haben sie definitiv erreicht, ich würde mir die Band unter Garantie in einem kleinen Club angucken. Hier und heute ist das jedenfalls nix bis gar nix!

 

Nun heißt es die Zeit bis U2 überbrücken. Die übliche Blödelei und Fachsimpeln lassen die Zeit im Fluge vergehen. Dann erklingen die magischen Klänge, nein, nicht U2, sondern „Space Oddity“ von Bowie. Was kommt danach? Werden U2 mit einem anderen Song wie „Breathe“ beginnen? Ja, werden sie! Doch was ist das? Hinterher erfahre ich, dass dies ein neuer Song ist, der sich „Return Of The Stingray Guitar“ nennt. Ein Instrumentalstück, wo sich die Band schön eingrooven kann. Wann hat es das bei U2 schon mal gegeben? Schon alleine dafür hat sich mal wieder alles gelohnt. Für einen Fan ein Traum! Es sollte ja noch besser kommen, aber das konnte man ja zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen.

 

Mit „Beautiful Day“ und „New Year´s Day” folgen nun zwei Songs, die natürlich eine sichere Bank sind. Damit gibt es eigentlich keinen Diskussionsbedarf mehr, denn U2 sind endgültig in der Stones-Jukebox-Liga angekommen. Ist das schlimm? Nö? Wird ein Konzert dadurch schlechter? Wieder nö! Die Stimmung ist somit gleich bombig, denn wenn man ehrlich ist, interessierte letztes Jahr kein Pferdchen die ersten Songs vom sehr schwachen und immer noch aktuellen „No Line On The Horizon“. Hier geht es gleich in die Vollen und das ist auch verdammt gut so. Die Stimmung ist prächtig und auch die Stimmung auf der Bühne vom allerfeinsten. Die Band haut heute ein mehr als gutes Konzert raus. Nach „Mysterious Ways“ und „I Still Haven´t Found What I´m Looking For” kommt der nächste Knaller. Völlig unerwartet trifft mich der nächste neue Song – “Glastonbury” betitelt – in der Magengrube. Was ist denn hier los? Einfach so hauen einem die vier Iren also die nächste unbekannte Nummer um die Ohren. Um die Ohren trifft es auch, das Ding knallt nämlich ungemein rein und gefällt mir außerordentlich gut. Das sind aber auch verdammte Schweinehunde! Eigentlich sollte man vor einem neuen U2 Album die Erwartungen gen Null schrauben, nur nach diesem nicht unbedingt eingängigen Brett sind selbige doch gleich wieder gestiegen. Die Stimmung wird mit „Elevation“ natürlich weiter angeheizt, bevor es mit „In A Little While“ in die ruhige Konzertphase geht. Zu meiner Überraschung folgt nun „Miss Sarajevo“. 2005 war das der absolute Hammer, aber an die Magie von vor fünf Jahren reicht diese Version heute bei Weitem nicht heran.

 

„Until The End Of The World“ knallt dafür anschließend umso mehr rein. Der Innenraum wird dabei einmal von rechts auf links gedreht – so soll es sein! Bei „The Unforgettable Fire“ steht Bono auf der Brücke über uns und es einfach schön aus zwei Meter Entfernung zu sehen, wie der Mann diesen Song lebt und durchleidet. Abermals ein Traum – zumindest für mich und meine Frau kann hier und später bei „Streets“ per moderne Telekommunikationsmittel dabei sein. Bitte diese Nummer im Set lassen! Ich weiß nicht warum, aber heute packt mich „City Of Blinding Lights“ richtig. Ich mag den Song eigentlich nicht sonderlich und im Normalfall würde ich den in die Kategorie: belanglos einsortieren. Muss man aber auch nicht groß erklären, denn entweder erreicht einen Musik oder eben nicht. Heute erreicht mich sowieso fast alles. Der „Crazy Remix“ ist von unserer Position allerdings grottenschlecht, was an dem unterirdischen Sound liegt – leider ein einziger Brei. „Sunday Bloody Sunday“ ist der einzige Track, der mir heute komplett am Popo vorbeigeht. Gut, dass der Biermann kommt. Noch besser, dass er geschlagene vier Minuten(!) braucht um den Preis für 5 Bier auszurechnen! Alles gut zureden hilft nix. Ich möchte übrigens nur ein Kaltgetränk – egal

 

Bei „Walk On“ kommt mir doch glatt in den Sinn, dass diese Version heute wesentlich besser ist wie letztes Jahr. Bis, ja bis irgendwelche Nachttischlämpchen durch die Gegend getragen werden. Hat Ikea Ausverkauf gehabt? Herr im Himmel ist das schlecht und peinlich! Wer ist nur auf diese immens bekloppte Idee gekommen? Die Desmond Tutu Rede ist immer noch Comedy von einem anderen Stern, dagegen können alle selbsternannten Comedians einpacken.

 

„One“ ist heute mal wieder ein Traum und der Übergang zu „Where The Streets Have No Name“ bombastisch gut. Das Stück packt mich auch vollends und eine dicke Gänsepelle macht sich breit.

 

Die geplanten Zugaben hauen mich dann leider nicht um. Anstatt „Ultra Violet (Light My Way)“ kommt nun „Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me”. Der Batman-Track hat mich noch nie sonderlich vom Hocker gerissen und ist für mich nicht mehr als eine Comic-Nummer. Immerhin turnt Bono nach seiner Rücken-Op wieder am Mikrofon-Rädchen rum und auch sein Jäcken leuchtet wieder schön. Wie er vorher schon mitteilte, ist er ja jetzt Dank deutscher Technik ein Mercedes und Larry ein Trabant. Zu „With Or Without You“ fällt mir bald nix mehr ein. Ist schon traurig was Bono aus diesem Übersong macht. „Moment Of Surrender“ ist allerdings ein toller Abschluss eines sehr guten Konzerts. Die Band überzeugte mit einer Leichtigkeit und einer tollen Spiellaune. Die Band hat Bock und ich habe Bock auf die Band! Zum Glück geht es in zwei Tagen schon in Hannover weiter, dass das Konzert so eine Granate werden würde, konnte man zum jetzigen Zeitpunkt ja noch nicht wissen.

 

Wir sind uns alle einig, dass wir eine sehr gute Show gesehen haben. Biggi, Stephan und meine Wenigkeit verabschieden sich nun vom Rest der Truppe und treten die Wanderung durch den Wald an. Hat was und ein bisschen Abenteuer muss ja schon sein. Nein, ist gar nicht schlimm und tut auch nicht weh. Zudem erweist sich nun unser Parkplatz als wahrer Segen. Einmal am Auto angekommen, können wir auch direkt losfahren und haben keinerlei Stau. Wir wundern uns nur über das Pärchen, welches zielsicher auf die Autobahnauffahrt geht(!). Hmm. Unterwegs packt uns dann doch noch mal der Hunger und wir halten beim berühmten Schnellimbiss mit dem großen M an. Wir wollen eigentlich beim Drive-in Schalter nur etwas einladen und dann weiter. Die Bestellung scheint aber derart außergewöhnlich zu sein, dass dies die Belegschaft komplett überfordert und wir erstmal wie bestellt und nicht abgeholt am Wegesrand parken müssen. Stephan sieht zumindest im Rückspiegelt wie ein Burger auf den Boden fällt und schön wieder eingepackt wird. Die Bedienung ist vermutlich auch noch mal schön drübergelatscht. Zu viel für unseren Fahrer und er spürt eine Erschütterung der Macht und kümmert sich dann persönlich am Schalter um die Angelegenheit. Ich rechne schon nicht mehr mit einer Weiterfahrt in der nächsten halben Stunde. Klappt aber noch, nur das Essen, man darf dieses auch als Fraß bezeichnen, ist unter aller Kanone. Das interessiert mich um 1:45 Uhr aber nicht mehr. Nur noch schnell unter die Dusche und um 2:15 Uhr selig einschlummern und schon mal von Hannover träumen….

 

Setlist:

Return Of The Stingray Guitar (Intro) Instrumental
Beautiful Day
New Year’s Day
Get On Your Boots
Magnificent
Mysterious Ways / My Sweet Lord (Snippet)
Elevation
I Still Haven’t Found What I’m Looking For / Movin’ On Up (Snippet)
Glastonbury
In A Little While
Miss Sarajevo
Until The End Of The World
The Unforgettable Fire
City Of Blinding Lights
Vertigo
Funky Town (Snippet) / I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight / Discothèque (Snippet)
Sunday Bloody Sunday
MLK
Walk On / You’ll Never Walk Alone (Snippet)
Desmond Tutu Speech
One
Amazing Grace (Snippet) / Where The Streets Have No Name

 

Zugabe(n):
Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me
With Or Without You / Happy Birthday (Snippet)
Moment Of Surrender

U2: 12.08.2010, Arena, Hannover

Frankfurt ist noch frisch auf dem Schirm, da geht es schon in die nächste Runde. Die Vorfreude ist auch heute wieder riesengroß und meine Frau auch leicht aufgeregt – ist ja schließlich Tourauftakt für sie. Zunächst steht abermals ein ganz normaler Arbeitstag auf dem Programm. Was heißt in diesem Zusammenhang schon normal? Heute ist schließlich U2-Tag und solche Tage werden einfach mit anderen Maßstäben gemessen. Leichte Hektik ist trotzdem angesagt, da noch die eine oder andere Sache gepackt und verstaut werden will und das jüngste Familienmitglied freut sich zwar schon riesig auf Oma und Opa, will vorher aber auch noch gut und sicher dort abgeliefert werden. Pünktlich stehen wir um 15:30 Uhr vor der Tür, nur ist vom Rest weit und breit nichts zu sehen.

 

Die neugierige Nachbarin von gegenüber wüßte jetzt nur zu gerne, was wir wohl machen und versucht meine Frau in ein Gespräch zu verwickeln. Boah, wie ich solche Leute leiden kann. Wo bleiben Biggi und Stephan? Hilfe! Um 15:45 fahren die Herrschaften endlich auf den Hof und es kann losgehen. Ist ja doch eine etwas gößerere Entfernung von uns aus und ich rechne mit einer Punklandung. Wir sind jedenfalls bestens ausgerüstet und haben Dank einiger netter U2-Fans aus Hannover genug Parkmöglichkeiten abseits des Stadions mitgeteilt bekommen, sodass in dieser Hinsicht eigentlich nichts schiefgehen kann. Ein läppischer Stau hält uns nun auch nicht mehr auf und knapp 30 Kilometer vor Hannover verlassen wird die Autobahn. Eigentlich eine sehr schöne Gegend mit netten Häuschen, denke ich so bei mir. Man darf allerdings nicht näher hingucken, sieht doch alles sehr nach Verfall aus, Biggi fühlt sich glatt wie im Osten.

 

Immerhin ist die Parkplatzsuche überhaupt kein Problem und wir sind regelrecht begeistert, wie einfach das nun wieder war. Die Gegend ist allerdings eher trostlos – dieser Teil der Stadt lädt jedenfalls nicht zu einem Romantikwochenende ein. Ein relativ kruzer Fußmarsch und wir sind schom am Ort des Geschehens. Jetzt müssen wir nur noch den Rest zusammentrommeln. Sandra und der Präsi warten irgendwo auf einem großen Platz drinnen und Tanja hat ja schon auf der Fahrt auf die SMS-Frage “Edge oder Adam?” mit “momentan Spanier” geantwortet. Eigentlich ist die Seite von Adam bei uns ja schon seit einer gefühlten Ewigkeit gesetzt. War ja klar, Tanja ist zielsicher bei Edge in den FOS rein. Absprache ist ja wie immer die halbe Miete. Die Präsidentenfamilie verpassen wir nun auch noch und einmal im Stadion drinnen muss Stephan erstmal das 1.036 Foto von sich und der Bühne machen. Kinders, können wir denn erstmal nach Plätzen für uns gucken?

 

Um 19:30 Uhr schaffen wir es dann doch noch in den FOS-Bereich. Diesmal sogar noch ein Stück näher wie in Frankfurt. Schöner Platz und schön nah dran am Geschehen. Der Rest der Truppe stößt dann auch noch zu uns. Die Vorgruppe ist wie in Frankfurt Kasabian. Die Jungs machen im Prinzip ihre Sache sehr gut, nur passen sie einfach nicht in dieses Stadion vor dieses Publikum. Der Sound ist immerhin wesentlich besser wie in Frankfurt und lässt für U2 ja auf einiges hoffen. Der Gig der Vorgruppe ist trotzdem recht kurzweilig und auch heute gelange ich wieder zu der Überzeugung, sich die Band mal in kleinem Rahmen anzusehen.

 

 

Gegen 21 Uhr betreten unter lautem Jubel dann auch die vier Iren die Bühne. Um uns herum gibt es kein Halten mehr und die Menge feiert im Kollektiv. Unsere Plätze sind super, ebenso wie der heutige Sound. Schon gleich zu Beginn hat man das Gefühl, dass dies heute eine ganz besondere Messe wird. Die Setlist ist zwar am Ende des Tages mit der in Frankfurt auf der Songseite identisch, insgesamt war dies heute aber noch mal eine Steigerung. Die Band legt eine Spiellaune an den Tag, dass es eine Freude ist. Das gesamte Konzert ist ein einziger Gänsehautmoment. Auch heute singt Bono wieder “The Unforgettable Fire” direkt vor uns. Es ist einfach schön zu sehen, wie der Mann seine gesamten Emotionen in dieses großartige Stück legt. Gut bei Stimme ist er! Auch heute gelange ich zu der Erkenntnis, dass der neue Track “Glastonbury” eine ziemliche Bombe ist. Bitte auf dem nächsten Album mehr davon!

 

Eigentlich kann man heute keinen Song besonders hervorheben, da allesamt mit derart viel Hingabe und – man muss es an dieser Stelle so sagen – Liebe vorgetragen werden, dass es eigentlich den anderen Nummern gegenüber ungerecht wäre. Trotzdem muss man “With Or Without” nennen! Heute singt Bono das Teil zunächst wie in alten Zeiten und scheint reglrecht selbst überrascht zu sein und fällt dann kurzfristig in sein alte Verhaltensmuster zurück. Trotzdem kriegt er die Kurve noch mal und somit gab es in Hannover die mit Abstand beste Version der Tour zu hören. Zudem ist er hier, wie auch nach “Streets” wie im Rausch – berauscht von seiner Band und dem Publikum. “Moment Of Surrender” wird heute Robert Enke gewidmet und Larry Mullen kommt standesgemäß im Hannover 96 Trikot auf die Bühne. In Frankfurt wurde ja bereist an die Opfer der Loveparade gedacht. Die ganzen blinkenden Lämpchen der Bühne sind mir zwar immer noch reichlich egal, trotzdem erheitern mich die Aliens heute besonders, da Tanja sich fragt, welches Lied die da eigentlich pfeifen. Respekt, Respekt! Das Konzert war für mich eine Granate und da ist es auch völlig egal, dass die Setlist – bis auf die Reihenfolge – nicht umgestellt wurde. In dieser Form kann man garnicht genug von U2 kriegen! GRANATENSHOW! Andere wiederum haben davon nicht viel mitbekommen und das Konzert für akrobatische Zungenleistungen genutzt – aber jeder Jeck ist eben anders. Fazit zu Hannover: Die Band hat Bock und ich habe nach diesem Konzert noch mehr Bock auf die Band. Und die wichtigeste Erkenntnis nach der Show: der Rücken hält, nicht nur bei Bono, sondern auch bei mir. Und jetzt wissen wir auch, dass Adam eigentlich Prinzession Leia und Larry Darth Vader ist.

 

Unser Parkplatz erweist sich als Segen und wir sind um 2:15 Uhr schon wieder in der Heimat. Das Batmobil von Stephan macht bei 220 Sachen auch eine recht gute Figur und somit kommen alle doch noch in den Genuss ein paar Stündchen an der Matratze zu horchen, morgen hat der Alltag uns schließlich wieder. Die Gedanken werden aber sicher immer wieder zu diesem genialen Konzert abschweifen. U2 sind eben wie Urlaub: Erholung! Erholung für den Geist. Jetzt ist erstmal Pause, aber demnächst wird es an dieser Stelle weitere Tagebucheinträge geben – der von Istanbul könnte sicher etwas anders ausfallen….

 

Setlist:

Return Of The Stingray Guitar (Intro) Instrumental
Beautiful Day
New Year’s Day
Get On Your Boots
Magnificent
Mysterious Ways / My Sweet Lord (Snippet)
Elevation
I Still Haven’t Found What I’m Looking For / Movin’ On Up (Snippet)
Glastonbury
In A Little While
Miss Sarajevo
Until The End Of The World
The Unforgettable Fire
City Of Blinding Lights
Vertigo
Funky Town (Snippet) / I’ll Go Crazy If I Don’t Go Crazy Tonight / Discothèque (Snippet)
Sunday Bloody Sunday
MLK
Walk On / You’ll Never Walk Alone (Snippet)
Desmond Tutu Speech
One
Amazing Grace (Snippet) / Where The Streets Have No Name

 

Zugabe(n):
Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me
With Or Without You / Happy Birthday (Snippet)
Moment Of Surrender

U2: 06.09.2010, Atatürk Olympia Stadion, Istanbul

Wie schnell fällt der bekannte Spruch “davon werden wir noch unseren Enkeln erzählen”? Vor der Reise nach Istanbul hatte man schon eine leichte Ahnung, dass man diesen bekannten Satz danach sicher anwenden wird. Mittlerweile sind schon ein paar Wochen vergangen und jetzt kann man mit Sicherheit sagen, dass man davon sicher ein Leben lang erzählen wird. Nur wo anfangen? Kann man das jemals verarbeiten? Kann man das überhaupt in Worte fassen? Man muss schon dabei gewesen sein, um den ganzen Wahnsinn überhaupt im Ansatz zu verstehen. Man kann darüber sicher auch ein ganzes Buch schreiben. Eins ist amtlich: in Istanbul ticken die Uhren ganz anders! Geht nicht, gibt es dort ganz sicher nicht! Für alles findet man eine unkonventionelle Lösung.

 

Aber der Reihe nach. Die folgenden Zeilen sind nur ein kurzer Abriss dessen, was sich in knapp vier Tagen in Istanbul ereignet hat. Und selbst das U2 Konzert war wie kein anderes zuvor. Das alles konnte man zu Beginn der Reise nur erahnen, vielleicht auch hoffen, aber es war ganz sicher eine Reise in unbekanntes Konzert-Terrain.

 

Zunächst gestaltete sich die Parkplatzsuche am Düsseldorfer-Flughafen nicht ganz so einfach wie gedacht. Die Parkplatzanzeigen sind aber auch verwirrend. Entweder zeigen diese an, dass noch genügend freie Plätze zur Verfügung stehen, die Realität sieht dann aber leicht anders aus. Andere wiederum stehen auf rot, aber freie Plätze wohin das Auge reicht. Nach einer schönen Besichtigungstour durch ein wunderschönes Parkhaus, finden wir dann doch noch ein Plätzchen – zum recht sportlichen Preis von 69 €. Na ja, nützt jetzt ja alles nix, also das Auto abgestellt und schon sitzen Anja, Biggi, Stephan und meine Wenigkeit in der Bahn. Am Flughafen läuft alles nach Plan, aber wir sind da ja schon alte Hasen, wir stehen mittlerweile ja ständig an diesem einen Schalter. Drinnen noch ein Kaltgetränk genommen und dann geht es runter und wir warten auf den Bus, der uns zum Flieger bringt. Unten steht dann auch schon der erste U2 Fan.

 

Im Flieger haben Stephan und ich dann ziemlich viel Spaß an Esther. Muss wohl ein holländisches Model gewesen sein, da reicht man auch gerne mal das Essen oder die Jacke weiter. Der Flug selber ist dann ziemlich unspektakulär. Der Anflug auf diese gigantische Stadt ist allerdings schon alleine ein Erlebnis. Wir vier warten dann an der Gepäckausgabe noch auf Doro und Kai, die aus Frankfurt nur 15 Minuten später landen. Die beiden werden dann von Stephan auch standesgemäß mit “Heute fährt die 18 bis nach Istanbul” begrüßt. Es scheint heutzutage für alles ein App zu geben. Komm mir bitte keiner mehr auf die Idee “Per Anhalter durch die Galaxis” zu belächeln. So nach und nach entwickelt sich Douglas Adams zu einem Propheten.

 

Am Flughafen darf man schon große Poster bewundern, die auf das große Ereignis hindeuten. Auch auf der Fahrt in die Stadt – wir sind auf der asiatischen Seite gelandet – sieht man Poster und Fahnen in rauen Mengen. Werbung für das erste U2 Konzert auf türkischem Boden wohin man auch blickt. Immerhin steht der Fahrer unserer Ferienwohnung auch pünktlich in der Halle und der Transport klappt reibungslos. Es reihen sich Häuser an Häuser und irgendwie scheint die Stadt weder einen Anfang, noch eine Ende zu haben. Wir sechs sitzen im Bus und gucken wie kleine Kinder auf den Weihnachtsbaum. Die Dunkelheit und die ganzen Lichter verleihen der Szenerie noch mal eine ganz besondere Intensität. Wir wissen gar nicht wohin wir gucken sollen.

 

An der Ferienwohnung angekommen, sagt uns der Fahrer, dass wir selbige auch noch am nächsten Tag bezahlen könnten. Die Rezeption soll dann auch ganz in der Nähe sein (50 m den Berg hoch und dann rechts). Dies wäre in Deutschland unter Garantie nicht möglich. Gut, zu diesem Zeitpunkt konnte ja keiner wissen, dass wir die Rezeption nicht finden und uns damit auch gaaaaaaaanz viel Zeit lassen würden. Bei uns wäre da bestimmt schon eine Fahndung rausgegeben worden.

 

Als perfekt stellt sich heraus, dass neben unserer Wohnung ein kleiner Laden ist. Den werden wir die nächsten Tage noch öfters aufsuchen und die Vorräte an Toilettenpapier und Essen aufstocken. Einstweilen reicht uns eine Kiste Kaltgetränke, der Kühlschrank ist damit sowieso auch erst mal voll. Die Wohnung ist total schön und wir sind recht begeistert. Die Zimmerverteilung ist schnell besprochen und alle sind glücklich damit. Stephan ist sowieso glücklich, denn in der Wohnung lag doch tatsächlich ein Passwort und der Junge kommt per Wlan in sein geliebtes Internet. Gut auch, dass wir vor unserem Fenster so eine kleine Hinterhofmoschee haben. In der Nacht von Sonntag auf Montag wird diese um fünf Uhr in der Früh auch reichlich genutzt, einstweilen wird sich jetzt schon mal eingesungen. Den Abend lassen wir sechs uns durch die kleinen Gassen treiben und nehmen dann auch noch einen kleinen Snack zu uns.

 

Am nächsten Morgen suchen wir vergeblich die Rezeption. Na ja, macht ja nix, erst mal sollten wir uns sowieso mit einem Frühstück stärken. Am Galata-Turm finden wir dann auch ein kleines, nettes Kaffee. Dass man hier allerdings auf eine Bestellung einen halben Tag warten muss, konnten wir ja nicht wissen. Auch nicht, dass das Essen – Menemen – wie ein schöner Teller – Entschuldigung – Kotze aussieht. Meine Frau merkt dann auch an, dass sie das schon mal gegessen hat. Ja, genau so sieht es auch aus, auch, wenn es anders gemeint war. Mittlerweile regnet es auch und ich konnte mich nicht für einen Kauf einer Tageszeitung mit U2-Bericht durchringen. Die 358 Zeitungen haben nämlich alle einen Bericht von U2 auf der ersten Seite. Das kann morgen ja was werden.

 

Wir beschließen dann zum Bazar zu fahren, da man bei dem Regen sonst nicht viel machen kann bzw. wir das erst mal verschieben. Schnell haben wir auch 2 Taxen gefunden, die auch bereit sind, uns für 10 TRL dort abzuliefern. Nett, war dann noch, dass uns der eine Fahrer zum Ende der Fahrt noch mitteilte, dass der Bazar am heutigen Sonntag nicht offen wäre. Schön, dass man das nicht schon vor Fahrantritt sagen kann. Überhaupt, warum hat das Ding denn zu? An der Rezeption erfahren wir später, dass den Ladenbesitzern der Glaube wichtiger wäre wie Geld verdienen. Es ist ja auch Ramadan.

 

Das hilft ja jetzt alles nichts. Was tun? Zunächst mal müssen wir die Fahrt verarbeiten. Es ist schon erstaunlich, wie man es schafft, auf eine Doppelspur auch gerne mal vier Autos unterzubringen. Eine funktionierende Hupe ist da doch das A und O. Eine rote Ampel scheint hier auch eine andere Bedeutung zu haben und eher dafür gedacht zu sein, das Tempo etwas zu drosseln, aber keinesfalls anzuhalten. Interessant! Würde das auch bei uns funktionieren?

 

Wir machen also doch die Touri-Tour. Das bisschen Regen kann uns ja nicht abhalten. Man weiß nicht, wo die Hundertschaften an Schirmverkäufern herkommen, geschäftstüchtig sind sie jedenfalls und man hört fortan nur noch “Umbrella, Umbrella”-Rufe. Wir kaufen dann auch dankbar stilechte Schirme in den Modefarben weiß und hellblau. Frisch ausgestattet erspähen wir einen Starbucks. Was freue ich mich nach dem Menemen-Reinfall auf einen schönen Kakao. Der Schirm von Stephan ist allerdings nach fünf Minuten schon nicht mehr ganz auf Vordermann. Oder wie Biggi sagen/fragen würde:”Stephan, warum machst Du das? Bei allen anderen funktioniert der?” “Biggi, ich weiß auch nicht, warum ich manche Sachen mache.” Und ich weiß nicht, warum ich bei jeder Erkältung hier rufe. Da habe ich mich wohl bei meiner Frau angesteckt und ich merke, wie mir selbige in die Knochen steigt (gemeint ist die Erkältung). Prima! Und dies auch noch bei diesem hervorragenden Wetter. Die schönen Sehenswürdigkeiten der Stadt halten mich jedenfalls auf den Beinen, auch wenn wir nicht in die blaue Moschee reinkommen. Macht aber nix, auch das können wir am nächsten Tag noch erledigen. Da werde ich dann auch das schöne Erlebnis haben, dass mir eine Frau mit ihren Schweißfüßen auf die Hand steigt. So wird uns immerhin schlagartig klar werden, was dieser dicke Teppich schon alles an Bakterien absorbiert hat und schnell werden wir das Weite suchen. Kai und ich dürfen dann auch noch mit einem türkischen U2 Experten sprechen. Wir schalten aber spätestens dann die Ohren auf Durchzug, als er so nebenbei erwähnt, dass am Montag 32.000 Zuschauer im Stadion sein werden. Wie belustigt wir doch sind. Ist klar. Tja, leider sollte der Mann recht behalten und wir völlig doof aus der Wäsche gucken!

 

Interessant, dass vor der Moschee Taubenfutter verkauft wird. Ist im deutschen Ordnungswahn ebenfalls undenkbar. Am Hafen angekommen, beschließen wir mit einem Großraumtaxi erst mal in Richtung Ferienwohnung zu fahren. Es schüttet mittlerweile wie aus Eimern und ich wäre auch echt froh, wenn wir mal eine Pause einlegen könnten. Die Taxifahrt verläuft natürlich auch nicht ganz normal. Dass da auch die halbe Familie in dem Taxi zu wohnen scheint, wundert ja schon nicht, aber warum Biggi vorne das Fenster nicht schließt, ist schon sehr seltsam. Braucht sie Frischluft? Ist von hinten jedenfalls nicht erkennbar. Wie sich noch rausstellen sollte, fehlt an der Beifahrerseite schlicht und ergreifend das Fenster. Na, so nass wie Biggi nun ist, hätte sie auch gleich laufen können. Die Uhren ticken hier eben ganz anders.

 

Die Mittagspause tut doch ganz gut und ein bisschen Schlaf lässt meine müden und kranken Knochen dann auch wieder munter werden. Prima! Frisch gestärkt machen wir uns also auf den Weg. Unterwegs trifft man immer wieder auf andere bekannte U2 Fans und man ist immer wieder auf ein Neues brass erstaunt, mit was für Insiderwissen die doch glänzen können. Da ist man ja ein ganz kleines Licht. Mir ist das immer zu viel Input und es gibt durchaus auch noch andere Themen auf der Welt. Ich meide dann auch derartige Unterhaltungen sehr gerne, kann man sich ja manchmal nicht mehr anhören, wie sich da die Taschen voll gehauen werden. Ich berate am nächsten Tag in einer ähnlichen Situation Biggi und Doro lieber beim Kauf eines Schals oder setze mich gemütlich vor einen Laden. Man hält es ja sonst auch im Kopp nicht aus.

 

Den Abend nutzen wir dann um uns durch die Einkaufsstrassen treiben zu lassen. Ein nettes Restaurant finden wir ebenfalls. Später verbringen wir den Abend zwischen allerlei Einheimischen auf Stühlen, die so klein sind, dass man meinen könnte, die wären aus einer Puppenküche entliehen. Hier kann dann eine Frage mangels Interesse nicht abschließend geklärt werden, dafür sind die Toiletten mal wieder interessant. Einige Bier und Raki später geht es dann zurück in Richtung Wohnung. Morgen ist schließlich der große Tag. Einen schicken Döner später, geht es aber endgültig in Richtung “Heimat”. Kai muss sich unterwegs noch einen schicken Schnurrbart kaufen. Ist auch gut so, nachdem er die Teufelshörner partout nicht haben wollte. Unterwegs bekommen Doro, Biggi, Kai und Stephan noch mal Hunger und kaufen sich einen, ähm Döner. Hunger hätte ich ja auch noch, aber irgendwie sieht das Ding nicht nur komisch aus, sondern riecht auch sehr seltsam. Wie wir zu Hause erfahren sollten, ist das auch eher kein Fleisch gewesen, sondern Innereien und Gedärm. Lecker! Ob davon die Darmbeschwerden von Biggi kommen?

 

Am Montag ist das Wetter prächtig und es geht jetzt aber zum großen Bazar. Der Taxifahrer fährt mit uns dann auch so lange um den Block, bis die vorher erfragten 10 TRL auch tatsächlich auf der Anzeige stehen. Unglaublich! Junge, die hättest Du auch so von uns bekommen. Auf dem Bazar kann ich mir auch endlich eine Hose kaufen, die auch 1a auf meine Größe umgenäht wird. Der Bazar selber ist riesig, wussten wir ja. Als wir selbigen verlassen, muss erst mal etwas Flüssiges gekauft werden oder wie Stephan sagt:”Manchmal möchte man einfach nur Coca Cola anschreiben um denen zu sagen, was die da für ein geiles Getränk erfunden haben”. Am Hafen machen wir dann erst mal Pause, treffen dort noch auf ein älteres schottisches Paar, die auch wegen U2 in der Stadt sind. Der Kellner zeigt uns zwar sein komplettes Fischsortiment, aber so richtig überzeugen kann mich das nicht und so werden wir später noch mal anhalten und etwas Essbares zwischen die Kiemen schieben.

 

Die nötigsten Sachen werden verstaut, dass von Kai entworfenes Edge Hardy-Shirt angezogen und los geht es. Wir fahren zunächst mit einer kleinen Bimmel Bahn zum anvisierten “Busbahnhof”. Als wir endlich die Haltestelle gefunden haben, können wir auch direkt in den Bus einsteigen. Auf der Bustreppe dürfen wir dann noch ein kurzes Statement für das türkische Fernsehen abgeben. Im Bus angekommen meint Stephan dann, dass ihn das Anstehen am Bus heute aber richtig angekotzt hätte. Ich wage dann mal einen Blick aus dem Fenster und erst jetzt wird mir klar, dass da draußen Hunderte anstehen. Ähm, also, hmm, jetzt kann man natürlich auch nicht mehr raus – wäre ja gegen den Strom und wir hätten uns doch so gerne ganz hinten angestellt. Egal, so sind wir eben die Ersten, einer muss es ja sein.

 

Die Fahrt führt uns dann endlos durch die Stadt, aber irgendwann wird die Besiedlung doch immer spärlicher. Habe ich was verpasst? Sind wir jetzt auf dem Mond? Guckt man aus dem Fenster, dann könnte man tatsächlich auf diese Idee kommen. Wo wir gerade bei Idee sind: Wer ist bitte auf selbige gekommen, hier mitten im Nirgendwo ein Stadion hin zupflastern. Und wo wir gerade bei pflastern sind. Der Weg zum Stadion wird doch von so manchen Wacker- und Pflastersteinen gesäumt, ist alles andere als sicher. Später im Dunkeln sollte dies noch ein ganz besonderer Spaß werden. Wobei dies eher noch harmlos war. Weniger lustig sollte dann allerdings der Gang in dieser Menschenmenge sein, schön links und rechts mit Zäunen, sodass man auch wenigstens keine Möglichkeit hätte zu entkommen – aus welcher Situation auch immer. Macht aber nichts, denn mitten drin steht dann auch mal gerne einer, der einen ganzen Hammel grillt. Warum auch nicht? Die Uhren ticken hier eben ganz anders!

 

Aber zurück zum Einlass. Selbiger hat noch gar nicht begonnen, dafür erfreut sich die Menge an einem Fernsehsender, der alles filmt. Wir sehen noch ein paar andere bekannte deutsche U2 Fans und als das Spektakel – sprich der Einlass – endlich anfängt, sind wir mittendrin, statt nur dabei. Im Grunde alles recht harmlos. Die Kontrollen sind allerdings ein Witz. Man könnte da ganze Wagenladungen an Bömbchen mitnehmen, wichtig scheint nur zu sein, dass die Gürtelschnalle nicht am Kontrollgerät piepst. Ist klar Jungs, ist klar.

 

So langsam verdichtet sich auch wieder der Himmel und in dieser Bude zieht es wie Hechtsuppe. Was für ein hässliches Stadion. Selbiges versprüht – mit ganz viel Wohlwollen – höchsten Zweitligaflair. Die Essens- und Getränkeausgabe ist auch eine Show für sich. Wenn man sechs Bier bestellt, kriegt man zwölf Bons in die Hand gedrückt, wovon sechs aber sofort wieder eingesammelt werden. Häh? Ist bestimmt fürs Finanzamt. Na ja, irgendwann machen wir es uns auf der Seite von The Edge gemütlich. Und dann fängt es an zu regnen.

 

Als der große Regen kam sind wir nach oben an diese, ähm, Theke. Ich weiß bis jetzt noch nicht, was das sein sollte, na ja, egal. Durch die Drecksbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion) zog es wie Hechtsuppe und wir mussten erst mal ein halbwegs trockenes Plätzchen finden. Am WC-Eingang sind wir dann noch auf andere Forumler getroffen, haben da zwei bis drei Sätze gewechselt und ich bestaunte schon zu diesem frühen Zeitpunkt die überlaufende Pissrinne in der Drecksbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion). Das war übrigens die Pissrinne, die zu einem späteren Zeitpunkt derart übergelaufen ist, dass man sein Glück aus gut 2 Meter Entfernung versuchen musste. Der gemeine türkische Konzertbesucher stellt sich aber auch gerne mit seinen Flipflops da rein. In der Drecksbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion) soll es aber auch auf den Sanitäreinrichtungen für die Damenwelt nicht besser gewesen sein – man berichtete von überlaufenden WC-Becken, eines wenigsten bis zum Rand mit Blut gefüllt. Lecker!

 

Was wollte ich eigentlich erzählen? Ach ja, wir also wieder zu dieser Theke und mittlerweile kamen uns immer mehr mit diesen Regendingern entgegen. Es schüttete immer noch wie aus Eimern. Da ich eh schon total erkältet war, wurde mir das irgendwann zu bunt und ich bin mit meiner Frau zum Eingang, um mal zu gucken, ob da irgendwo, durch irgendeinen Zaun wer diese schicke Regenkleidung anbietet. War natürlich nicht der Fall. Ich habe dann einen Ordner gefragt, ob ich mal eben raus und für unsere Gruppe die Dinger besorgen könnte. Heftiges Kopfnicken und ein begeistertes Yes, Yen, Yes. Das war auch das einzige englische Wort, was er sprechen konnte. Mir schwante also, dass der nicht im Ansatz verstanden hatte, was ich wollte. Da die Tickets gescannt wurden, wäre es vermutlich zu einem ganz kleinen Problemchen gekommen, hätte ich die Drecksbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion) verlassen und dann wieder versucht reinzukommen.

 

Dann erspähte ich den türkischen Hulk. Ihr kennt ja bestimmt alle die Figur aus dem Kinofilm. Dieser hier sah so aus, nur nicht grün, dafür aber mit Zigarre in der Hand. Zigarren-Hulk fing an zu diskutieren. Erst mit einem Ordner, dann mit zwei, dann mit drei und dann diskutierte Zigarren-Hulk nicht mehr, Zigarren-Hulk schrie jetzt. Zigarren-Hulk untermalte nach einer Weile seine Worte mit jeder Menge rotierender Armbewegungen. Zigarren-Hulk war jetzt richtig sauer – aber wirklich richtig.

 

Wir waren mittendrin, statt nur dabei. Ich zog wie in Trance meine Videokamera aus der Hosentasche und filmte den ganzen Torso. Irgendwie hörte ich meine Frau aus weiter Ferne schreien “Pack das Ding weg”. Mittlerweile interessierten sich dann die Ordner für die Kamera. Das Interesse der Jungs dürfte ja auch gen Null tendieren, davon ein Video bei YouTube zu finden. Beim eigentlichen Einlass hat sich dafür keiner interessiert, hatte das Ding nämlich die ganze Zeit in der Hand. Ich bin mir sicher, dass man da auch das eine oder andere Bömbchen in der Hand rein tragen konnte. Wichtig war allerdings, dass die Gürtelschnalle nicht piepste, darauf wurde allergrößter Wert gelegt.

 

Also zurück zum Thema. Ich klappte das Ding zu, strahlte die Jungs an und zu meinem Glück schrie Zigarren-Hulk immer noch. Zigarren-Hulk rotierte und wedelte auch immer noch mit den Armen. Die Augen der Ordner wanderten also weiter und ich kam mir schon wie Frodo in Mordor vor, der gerade noch mal Glück hatte und vom großen Auge nicht erspäht wurde.

 

Plötzlich war Ruhe. Stille. Zigarren-Hulk strahlte. Ein Ordner lief so schnell er konnte aus der Dreckbsbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion) und alle Nichttürken wunderten sich. Zigarren-Hulk organisierte jetzt eine Schlange und klopfte allen freudestrahlend auf den Rücken. Raucher hatten Glück, denn sein Klopfen verhalf ihnen dazu, dass der Teer der letzten zwanzig Jahre raus geklopft wurde.

 

Ich stehe jetzt also mit in dieser Schlange und Zigarren-Hulk hat es – wie mir eine nette Türkin auf Englisch erklärt – geschafft, einen Ordner loszuschicken um diese Regendinger zu holen. Wir warten und warten. Irgendwann kommt der Ordner mit einem der Verkäufer zurück. Dieser marschiert dann auch zielsicher an der wartenden Schlange vorbei. Das war ein richtig pfiffiger Schachzug, denn nun rennen alle wild hinter ihm her. Einer bestellt gleich zwölf Regenjacken. Blöd nur, dass der nur sieben hat. SIEBEN! Der traut sich tatsächlich mit SIEBEN da rein. Mir drückt er doch tatsächlich so ein Ding in die Hand. Ich habe allerdings nicht viel davon, da sich zwei schreiende Italienerinnen auf mich stürzen und das Ding in zwei Teile reißen. Glücklich geben sie dem Verkäufer 20TRL und gehen mit ihrer Hälfte der Regenjacke. UNGLAUBLICH! Meine Hoffnung ruht nun auf Zigarren-Hulk. Zigarren-Hulk guckt gen Himmel, zuckt mit der Schulter, nimmt einen tiefen Zug und geht vergnügt ins Stadion. Meine Frau muss mich trösten, ich weine gleich, das darf doch alles nicht wahr sein….Wir gehen auch zurück in die Drecksbude (andere nennen es ja 5 Sterne Stadion)…Es hört auf zu regnen.

 

Heute gefällt mir sogar die Vorgruppe Snow Patrol und ein besonders schöner Moment ist sicherlich, als die komplette U2 Crew zu Schluss auf die Bühne kam und mit Snow Patrol “Chasing Cars” spielte und sang.

 

Zu U2: Das war ein historisches Desaster für U2. Es mag sein, dass vorne die Stimmung prächtig war, aber das gilt sicher nur für einen kleinen Teil des Publikums. Es waren auch nie im Leben 50.000 Leute im Stadion. Es mag sein, dass von offizieller Seite dies als verkaufte Tickets angegeben wird, aber aufgrund der Wettersituation sind unter Garantie noch welche abgesprungen und das waren nicht gerade wenig.

 

Abgesehen davon, sind die Leute in Massen während des Konzertes abgewandert. Ich spreche nicht von ein paar Leutchen oder Hunderten, sondern Tausenden. Zu “Walk On” sind wir mal kurz raus aufs WC und als wir wieder runter wollten, mussten wir regelrecht gegen den Strom der Leute, die aus dem Stadion geflüchtet sind; “ankämpfen”. Lass es mal bei “Moment Of Surrender” noch 35.000 gewesen sein und das ist noch positiv gerechnet.

 

Ja, Stimmung kam mal kurzfristig auf als Ömer Zülfu mit seinem Gitarristen mit U2 auf der Bühne eine Nummer gespielt hat. Bei U2 war rein gar nix. Ich habe auch vorher schon mal ein U2 Konzert gesehen, aber so etwas noch nicht. Man könnte da auch von Schockzustand sprechen. In den FOS kam man übrigens das ganze Konzert über rein, mit den Stempeln haben sie dann irgendwann aufgehört, weil das Ding eh nicht voll war und zum Konzertende was das auch ein Trauerspiel. Das blaue Crew-Shirt wollte mir leider auch keiner verkaufen – das war nämlich der einzige Lohn der Leute!

 

Das war die eine Sache. Die andere war, dass man U2 und besonders den Paul (von Bono spreche ich bewusst nicht), so erleben konnte, wie lange nicht mehr. Der Junge hat gekämpft. Der hat gekämpft um das Publikum und ganz sicher ein feines Gespür dafür gehabt, dass seine Zampano-Nummern nicht klappen. Nein, das Publikum lag ihm nicht zu Füssen und da hat sich der Paul – meiner Meinung nach – richtig den (Entschuldigung) Arsch aufgerissen. War für ihn sicher auch kein schönes Bild, er musste nämlich genau frontal auf die Treppe gucken, wo die Leute in großen Scharen abgewandert sind.

 

Das Gedöns mit der Brücke hat er auch schnell abgebrochen, als er was von Verbindung Europa und Asien erzählen wollte. Da schlug ihm teilweise blanker Hass entgegen und derart aggressiv wurde er sicher schon lange nicht mehr ausgepfiffen. Hat er dann schnell in die Tourinummer umgewandelt, so “hey, wir wollten auch mal ein Foto auf der Brücke machen”. Edge hat irgendwann aufgegeben und nur noch betreten auf seine Schuhe geguckt, da war eben nix zu machen. Trotzdem waren U2 für mich persönlich absolute Sieger, weil sie – und besonders der Paul – nicht die Schauspieler waren, sondern die kleine, unbekannte Band aus Dublin, die sich erst noch Anerkennung verdienen muss und sich den Hintern aufreißt. So will ich diese Band sehen und nicht anders!

 

“Mothers Of Disappeared”, welches sie seit Urzeiten mal wieder als Fullband-Version in Europa ausgepackt haben (letztmals irgendwann in den 80ern?), war Gänsehaut, weil es einfach wunderschön von der Band gespielt wurde und auch was danach mit Ömer Zülfu kam, war grandios – da haben alle anwesenden Türken aus vollem Hals mitgesungen! Insgesamt alles sehr, sehr schön. Tränen standen einem in den Augen!

 

Das war eines der besten U2 Konzerte, die ich je erlebt habe, weil die Band eben so ganz anders war!

 

Die Uefa hat allerdings einen Knall! Das soll ein 5 Sterne Stadion sein? Hallo? Das war so ziemlich die letzte Drecksbude, in der ich jemals war. Das Stadion verbreitet maximal Zweitligaflair. Da ist der alte Aachener Tivoli ja ein richtiges Schmuckstück gegen. Wer allerdings gerne eingequetscht über einen Weg mit Pflaster- und Hinkelsteinen geht, der ist hier goldrichtig.

 

Die Rückfahrt lief wie am Schnürrchen. Daran war eine Gruppe junger Türken und ganz besonders eine Türkin nicht unbeteiligt (und vermutlich auch, dass wir sechs jegliche Schlange und Anstellerei ignorieren). Die Endstation vom Bus war nämlich auch mitten im Nirgendwo. Eigentlich sollte der Bus danach zurück zum Stadion fahren und die nächste Ladung abholen. Besagte junge Gruppe diskutierte dann aber außerhalb mit dem Fahrer. Wir verstanden natürlich kein Wort und der englischen Sprache waren Fahrer und Geldeintreiber auch nicht mächtig. Plötzlich kommt eine junge Türkin auf uns zu und erklärt uns auf feinstem Englisch, was da gerade diskutiert wurde und dass wir uns ihnen anschließen sollen, der Fahrer würde uns in Richtung Taksim bringen, da müssten wir doch bestimmt auch hin. Das machte die Dame so selbstverständlich und herzlich, dass wir baff waren. Würde es dies bei uns geben, wenn da irgendwo eine versprengte Gruppe stehen würde, die offensichtlich mit verschiedenen Sprachen nicht weiterkommt? Nein!

 

Die andere Seite ist dann natürlich, dass der Fahrer und sein Geldeintreiber den Bus ja quasi entführt haben. Sind eben sehr geschäftstüchtig die Brüder, ist ja auch verständlich, bevor man wieder zum Stadion fährt und davon nix hat – so haben sie immerhin von jedem Fahrgast 2,50 EUR bekommen! Uns hat übrigens die Hin- und Rückfahrt zum Stadion 7,50 EUR pro Person gekostet! Man fährt dann eben auch mal rückwärts auf der Autobahn oder bewusst in den Gegenverkehr um mal den Weg abzukürzen und und und. Unsere türkische Übersetzerin hat uns dann noch mal geholfen und so hat uns der Bus fast vor unserer Wohnung rausgeschmissen – ganz groß die Kleine! Ich weiß nicht, welche Hand uns den ganzen Tag geführt hat, aber irgendwas muss es gewesen sein, so wie da ein Rädchen ins andere griff.

 

Mir gefällt auch, dass die Autofahrer aus einer Zweierspur gerne auch mal eine Viererspur machen, mit funktionierender Hupe geht eben alles. Wenn ich da an das Geschisse der deutschen Autofahrer denke. Wir brauchen da mehr die türkische Gelassenheit oder Abenteuerlust, je nach Sichtweise. Insgesamt fand ich den Verkehr aber sehr entspannt, da ist es bei uns in Köln aber wesentlich schlimmer. In der Stadt selber habe ich mich sehr sicher und wohl gefühlt und falls mich einer nach Istanbul fragt, würde meine Antwort lauten: Zu jeder Zeit wieder sehr gerne.

Um 2 Uhr an der Wohnungen angekommen, sind wir nach einem Absacker, müde, aber glücklich in die Betten gefallen. Am nächsten Morgen ging es dann pünktlich zum Flughafen, wo wir uns dann schon mal von Doro und Kai verabschieden mussten, die einen späteren Flieger nach Frankfurt hatten – der aufgrund eines Defektes dann sogar noch mal verschoben wurde – aber das ist eine ganz andere Geschichte.

 

Insgesamt ein unvergesslicher Trip. Ich bedanke mich bei U2 und in erster Linie bei “meiner” Reisegruppe. So macht eine Reise mit Freunden Spaß! Danke dafür!

Und DANKE, dass man an dieser Stelle auch mal einen privaten Herzenseintrag machen darf und nicht nur berufliche.

 

Weiter geht es demnächst mit Paris – dann aber ganz sicher kürzer.

U2: 18.09.2010, Stade De France, Paris

Heute geht es auf einen Tagestrip in heimische Gefilde. Mittlerweile ist das Stade De France zu einer Art Heimat geworden – jedenfalls was U2 Konzerte betrifft. Nach 2005, 2009 ist dies nun schon der dritte Tagesausflug nach Paris. Sandra und Präsi sind dann auch pünktlich da und so geht es schnell auf die Autobahn in Richtung Frankreich. In Belgien fragt man sich immer, warum die zwar Geld haben, ihre Bahn in der Nacht zu beleuchten, der Asphalt aber schon die alten Pferdekutschen zu Kaisers Zeiten “gesehen” hat. Grausam! Da man da aber eh nicht so fahren kann, wie man gerne möchte, ist das auch fast unerheblich. Schneller wie 120 – 130 ginge hier sowieso nicht. Dafür fällt einem immer wieder auf, wie unglaublich dreckig dieses Land doch ist. Dafür kann man auf einem Rastplatz – den ersten Stopp mussten wir schon aufgrund der Damenbläschen in Deutschland einlegen – sich immerhin beim Wasserlassen direkt die Hände waschen. Ist aber auch immens praktisch, so ein Waschbecken über dem Pissoir.

 

In Frankreich ist die Straße zwar besser, schneller fahren ist aber auch hier nicht angesagt. Na ja, macht ja nichts, wir haben ja alle Zeit der Welt. Eigentlich! Eigentlich auch nicht, denn meine Frau hat noch Tickets für einen Arbeitskollegen mit an Bord. Ist aber auch extrem pfiffig, sich mal zwei Tage vor dem Konzert um Tickets zu bemühen und jetzt steht er auf heißen Kohlen vor dem Stadion.

 

Am Stade de France angekommen, wollen wir dann auf einem Hotelparkplatz in der Nähe des Stadions parken. Pustekuchen! Was letztes Jahr noch funktioniert hat, ist dieses Jahr leider nicht mehr möglich – das Hotel hat alles verrammelt und verriegelt. Wir fahren dann einfach mal weiter irgendwo werden wir schon ein Plätzchen finden. Wir kommen dabei in seltsame Gegenden und ob die Jungs, die da gerade ein Auto in alle Einzelteile zerlegen, sich auch tatsächlich sicher sind, dass dieser Wagen ihnen gehört? Sie gucken komisch, wir gucken komisch – halten aber besser nicht an. Hier würde ich mein Auto definitiv nirgendwo abstellen. Biggi und Stephan bleiben ja länger hier und die müssen ihr Auto ja auch am Hotel geparkt haben. Durch Zufall finden wir auch deren Hotel. Nur, wo sind die Parkplätze? Ein Anruf bei Stephan bringt auch nur wenig Licht ins Dunkel. Immerhin sieht dieses Wohngebiet doch sehr angenehm aus und hier ist auch tatsächlich noch ein Plätzchen frei.

 

Der Fußmarsch dauert dann auch nur 15 Minuten, auch wenn der Weg zum Stadion etwas unkonventionell ist. Egal! Tickets an den Arbeitskollegen übergeben und dann ab zum Eingang. Sandra und der Präsi haben sowieso alle Zeit der Welt, haben für heute schließlich Sitzplätze. An unserem Eingang entdecken wir dann auch Biggi und Stephan – mitten im Getümmel. Mir ist es allerdings ein Rätsel, warum sich keiner vorne an den Rand des Eingangs stellen möchte. Meine Frau und ich machen das dann mal einfach. Das sollte sich noch als Glücksfall rausstellen.

 

Mit 15 Minuten Verspätung gehen die Tore dann endlich auf. Auf bedeutet aber noch lange nicht, dass man auch wirklich ins Stadion darf. Ein elendiges Geschisse ist das mit den Scannern und die Damen und Herren von der Security meinen auch ganz genau alles kontrollieren zu müssen. Warum auch immer?! Auch heute hätte man wieder alles mit ins Stadion nehmen können, was das Herz begehrt. Irgendwann werde ich es mal mit einem Klappstuhl probieren – so viel ist sicher!

 

Einmal drin, gehen wir dann auch zielsicher in Richtung FOS. Sieht schon voll aus, wir schaffen es aber trotzdem noch auf die Edge-Seite. Man muss es einfach mal sagen: das Stade de France ist schon eine verdammt geile Bude. Für mich das schönste Stadion der Tour. Drinnen treffen wir dann noch weitere Mitglieder aus dem deutschen U2 Forum. Jetzt heißt es warten auf Biggi und Stephan. Als die beiden dann auch endlich kommen, ist der FOS-Bereich dicht! Nichts geht mehr. Na ja, macht ja nichts, kriegen wir schon geregelt. Stephan hat aber aufgrund des Einlasses zunächst richtig schlechte Laune und es dauert bestimmt eine geschlagene Stunde, bis er wieder auf Normaltemperatur ist.

 

Danach muss dann aber endlich etwas Essbares her. Trinken wäre auch mal nicht schlecht. Die Preise sind mal wieder sportlich und man sollte auch auf jeden Fall gucken, wo man stehen bleibt, denn sonst jagt einen die Security weiter. Was letztes Jahr noch ging, ist dieses Jahr alles verboten. Komisch, aber egal. Wir bestaunen weiter dieses schöne Stadion und vertreiben uns die Zeit mit weiteren Anekdoten und lassen uns gerne von einem anderen Fan von seiner U2-Moskaureise berichten. Nur über Fußball mag ich heute nicht sprechen. Stephan hatte mich unterwegs ja schon feixend angerufen und den Zwischenstand meiner Borussia aus Gladbach durchgegeben. Mittlerweile ist wieder alles im normalen Bereich und der Karnevalsverein aus Köln steht – Stand heute – hinter Gladbach. Tja, Stephan!

 

Aber zurück zu Paris. Schnell noch ein Regenponcho gekauft – Biggi war etwas enttäuscht, sie dachte es wäre eine Jacke – und nach einem Toilettengang ab hinter die Red Zone. Interpol fangen an. Wie ich es befürchtet hatte, funktioniert die Band in diesem Stadion, vor diesem Publikum, mal so überhaupt nicht. Ist aber auch schwere Kost, wenn man deren Musik nicht kennt. Mir gefallen die Jungs richtig gut und während des Sets wechseln wir schon in den FOS. Die anderen drei haben aber weniger Interesse an der Band und so gucke ich mir den Rest deren Show alleine an. Insgesamt ein sehr stimmiges Set und ein klasse Auftritt – mehr als höflicher Applaus ist aber heute nicht von den Zuschauern zu erwarten.

 

Biggi sitzt mittlerweile an der Absperrung, meine Frau schläft an selbiger und Stephan unterhält die anderen Mädels. Ihr seid mir schon ein schöner Verein. Dann passiert natürlich wieder etwas, womit keiner rechnen konnte. Meine Frau sucht nochmal die örtliche Sanitäreinrichtungen auf, darf aber nicht mehr in den FOS zurück. Ich darf aber auch nicht mehr raus zu ihr. Grund: U2 kommen genau hier vorbei und deshalb ist schon alles abgesperrt. Hmm, war letztes Jahr zwar anders und meine Erklärungen, dass U2 mindestens noch 15 Minuten auf sich warten lassen, nimmt der wirklich nette Mensch von der Security verwundert zur Kenntnis. Ist aber nix zu machen, sie darf erst wieder rein, wenn U2 auf der Bühne sind.

 

Dallas Schoo erkennt sogar unser Edge Hardy-Shirt wieder, nach dem er in Istanbul davon ziemlich begeistert war. Schon jetzt ist übrigens absehbar, dass auch dieses Jahr wieder ein Flashmob versucht wird. Ich teile diese Erkenntnis dem Präsi in freudiger Erwartung mit. Wir beide sind aber auch Flashmobverrückte. Selbiger geht später auch wieder mehr oder weniger in die Hose. Als die magischen Klänge ertönen gibt es kein Halten mehr. U2 entern das Stadion und laufen direkt an uns vorbei. Ist jedes Mal ein Gänsehautmoment und der Aufschrei der knapp 100.000 Zuschauer, wenn die Band die Bühne betritt, ist schon gigantisch. Jetzt darf auch endlich meine Frau wieder rein.

 

Den Rest des Konzertes erleben wir dann auch aus dem FOS, direkt unter der Brücke von The Edge. Es ist immer wieder schön, wenn die einzelnen Bandmitglieder greifbar über einem stehen und man den Jungs bei der Arbeit zu gucken darf. Besonders Adam – der alte Poser – und Bono machen Spaß. Wie der Junge immer wieder die Songs durchlebt und durchleidet ist schon beeindruckend und man selber steht so nah dabei, dass man meinen könnte, er singt gerade nur für einen selber.

 

Mit “North Star” und “Mercy” gibt es heute zwei weitere Songpremieren für uns. Die sind nett, auch wenn ich Ersteren eher als Fahrstuhl- und Kaufhausmusik einstufen würde und ich die Begeisterung für “Mercy” eh noch nie verstanden habe. Trotzdem ist es toll, diese Nummern auch mal live zu hören.

 

Oder das Konzert auf den Punkt gebracht: Ich möchte einfach mal eine Empfehlung für U2 und Paris – ganz besonders in diesem Stadion – aussprechen. Wer noch nie da war, sollte dies – sofern U2 da wieder spielen – dringend nachholen. War jetzt 2005, 2009 und 2010 in der Bude und ich finde, dass U2 Konzerte dort etwas ganz Besonderes sind. Ich habe auch immer den Eindruck, dass es für die Band eine besondere Freude ist, dort zu spielen.

 

Ich fand es ein sehr, sehr schönes Konzert, welches sehr stimmungsvoll war. Die Atmosphäre dort finde ich immer außergewöhnlich und beeindruckend. Auf das Konzert bezogen war fast alles ziemlich klasse. Für mich war der schönste Moment diesmal “Where The Streets Have No Name”. Wie Band und Publikum da “verschmolzen” sind, habe ich als ganz intensiv empfunden. Bei The Edge konnte man auch im Gesicht das Wort WAHNSINN ablesen, als er so in die Runde blickte.

Eigentlich kann ich bei u2.com eine Paris-Dauerbestellung abgeben, ich werde da immer wieder gerne dabei sein. Die Franzmänner wissen jedenfalls wie ein U2 Konzert “geht”.

 

Nach dem Konzert noch ein paar Gruppenfotos gemacht, schnell verabschiedet und dann Präsi und Sandra wieder eingesammelt und ab zum Auto. Denkste! Man kam zunächst gar nicht mehr aus der Bude raus. Alles verstopft! Sandra hat dann zum Glück die rettende “Brücke” gesehen und somit ging es noch. Nach einigen Irrungen und Wirrungen wurde das Auto auch schnell aufgesucht und dann durfte man mal wieder nicht so fahren wie mal wollte. Ohne Navi war es auch nicht ganz so einfach. Trotzdem haben es die Franzosen einfach drauf, die leiten den Verkehr einfach derart geschickt, dass der Stau ziemlich erträglich ist und um 0:59 fuhren wir auf die Autobahn auf. Man muss dann ab und an auch mal auf “Ortsfremd” machen, dann klappt das alles auch wunderbar. Die Rückfahrt ging dann in einem Rutsch durch und der Präsi hat mich schön wach gehalten. Allerdings sind in Belgien die Grenzen zwischen Parkplatz und Autobahn fließend und so haben wir kurzfristig glatt auf der linken Spur gehalten um einen sicheren Busch für Sandra zu suchen…Um 6:30 fielen wir frisch geduscht, aber glücklich ins heimische Bett! U2 in Paris war mal wieder eine Reise wert. Nächstes Jahr bitte gerne wieder!

 

Danke Freunde!

U2: 08.10.2010, Stadio Olimpico, Rom

Es ist geschafft! So schnell geht das! Die U2 Europa Tour des Jahres 2010 hat ein Ende gefunden. Am 08.10.2010 fand in Rom das letzte Konzert der 360° Tour auf europäischem Boden statt – zumindst für dieses Jahr. Der Tour-Tross zieht nun weiter und wir können uns erstmal sammeln und Ruhe finden und alle Erlebnisse verarbeiten. Wer die gelegentlichen Konzert- und Reiseberichte bei uns verfolgt hat, der kann sich so ganz grob ausmalen, dass es da eine ganze Menge zu verarbeiten gibt. Rom hat in dieser Hinischt der ganzen Geschichte dann mal wieder die Krone aufgesetzt und war in allen Belangen der glorreiche Abschluß unserer Europatour.

 

Man weiß mal wieder nicht, wo man da anfangen soll. Vieles ist da einfach auch nicht jugendfrei und/oder für eine breitere Öffentlichkeit bestimmt. Vielleicht fängt man einfach auf der Fahrt von Köln nach Frankfurt an? Aber da ging es ja nur um schwierige Frisuren und manch einer hat es damit eben etwas schwerer im Leben. Oder mit Flörsheim? Flörsheim ist übrigens in der Nähe vom Frankfurter Flughafen. Flörsheim bietet auch Park & Fly an. Aber mal ehrlich, will man in Flörsheim tot über dem Zaun hängen? Dagegen ist ja jeder Luftkurort ein Wallfahrtsort des Frohsinns.

 

Natürlich könnte man auch über billige Handtaschen am Flughafen sinnieren. Billig ist allerdings ein relativ dehnbarer Begriff, Frauenherzen machen dabei aber trotzdem einen großen Hüpfer. Nun ja, mancher Geburtstag fällt dann eben etwas kleiner aus, dann können andere auch größer gefeiert werden. Oder ist mit kleiner etwas Kleines für die Händchen gemeint? Oder soll man berichten, wie Stephan schon leicht in Wallung geriet, weil die Kontrollen für ihn und Biggi am Flughafen etwas länger dauern? Na ja, als Ausgleich reibt sich die Stewardess an ihm und die kleinen Mädchen himmeln ihn an. Ist doch auch mal was.

 

Man könnte auch ewig von Rom und seinen Sehenswürdigkeiten schreiben. Oder Sehenswürdigkeiten die man nicht findet und sich als Phantom herausstellen oder von Rom und seinen Spielzeugläden, die wir nun alle von innen kennen und wo wir auch reichlich zugeschlagen haben – Made in Germany! Oder unser Zimmer! Ha, da werden noch Witze über eine Großraummatratze gemacht, auf der wir Vier dann nächtigen. Man darf nun erraten, wie es in der Realität aussah! Manchmal ist das Leben doch ein Comic, oder? Und dazu diese Tapete. Rrrrrrr! Da konnte man schon Beklemmungen kriegen. Oder sich wahlweise wie Jack Nicholson in Shining fühlen. Dafür schien es in ganz Rom keine Klobrillen zu geben! Ich schreibe es noch mal: In ganz Rom sind die Klobrillen ausgestorben! Warum? Man weiß es nicht! Hat man doch mal eine gefunden, dann hat der Kellner die sichtlich – Entschuldigung – bepinkelt. Hammer!

 

Aber zurück zum Zimmer oder besser zum Badezimmer. Wasser gab es! Auch in zwei Temperaturen. Man hatte die Wahl zwischen heiß und kalt. Dabei stößt man allerdings in neue Dimensionen vor, denn heiß meint doch tatsächlich verbrühen und bei der Einstellung kalt ist man nahe am Erfrierungstod. Das ist aber auch gut so, denn sonst wäre mir der morgendliche Weckruf von Stephan “Leck Mich Am Arsch” und einem Duschkopf, der quer durch die Dusche zu fliegen schien, entgangen.

 

Man könnte auch von Fantreffen berichten. Zwei an der Zahl. Hoher Besuch? Flüchtende Gäste? Phantome, die es doch gibt? Abtrinken? Sechs Bierpötte, dafür kein Essen? Fragen nach dem Job? Nein! Kann man alles machen, muss man aber nicht. Rom ist allerdings eine sehr schöne Stadt und es gibt wirklich an jeder Ecke etwas zu sehen. Gut, den Ratze haben wir persönlich jetzt nicht gesehen, obwohl wir in Deutschland ja alle Papst sind. Also irgendwie alle ein bisschen Ratze. Oder Ratz und Rübe? Man weiß es nicht.

 

Aber wie gesagt, Rom ist ein endlos schöne Stadt und wir waren und sind immer noch total begeistert. Und Brunnen findet man letztlich doch. Man kann auch alles wunderbar erlaufen oder mit dem Bus fahren – überhaupt kein Problem. Ach Busfahrten können in Rom aber auch speziell werden und die Busfahrer sollten eben den Fahrgästen aus Deutschland gewisse Entscheidungen besser nicht überlassen. Na ja, soll ja noch geregnet haben. Man könnte über die vier Tage Rom endlos lange Bücher schreiben und es würde einem immer wieder etwas einfallen. Beispielsweise, dass es da Bier in kleinen, handlichen Fläschen von 0,6 gibt. Bier ist allerdings stärker als bei uns – zumindest das ein oder andere. Wunderte sich der ein oder andere aber erst bei der Karussellfahrt drüber. Man könnte auch noch von Kellner gegenüber unserem Hotel erzählen, die nach unserer Abreise aber garantiert urlaubsreif waren. Oder von Kellnern, die auf einen Schlag 600 € haben wollten. Ja, man könnte da viel erzählen und schreiben.

 

Heute aber nicht, denn es geht schließlich um das letzte U2 Konzert der Tour in Europa – zumindest für 2010. Die Bahn- und Busfahrt zum Stadion ist dann auch schon wieder speziell. Andere scheinen Rom wie ihre Westentasche zu kennen und wieder andere, sagen wir mal Sumoringer, reiben sich gerne an einem und versprühen ihren ganzen nein, nicht Charme, sondern Schweiß im ganzen Bus. Man will nur raus – machen wir auch. Blöd nur, wenn man wie die Lemminge hinter allen anderen herrennt. Man kann dann auch schon mal schnell am falschen Eingang landen. Macht ja nix, haben wir von der Seite des Geländes wenigstens auch noch ein paar Fotos. Wir haben ja auch eh so wenig Bilder in Rom gemacht. Von manchem Geröll auch nur 28 verschiedene Einstellung. Passt das ja! Kurios auch, dass sich die Römer an den Dixie-Klos 20 Meter weiter weg anstellen und die “Insassen” nicht in der Lage sind, die Dinger zu verriegeln. Wie soll man das denn alles als Aussenstehender wissen? Geld für Bier und gefaktes Merchandising wollte auch nicht jeder. Komisch, komisch!

 

Apropos Dixie: Im Stadion konnte man doch den einen oder anderen Betrunkenen sehen und manch einer hat sein Essen nicht mehr in die Dixies getragen, sondern davor. Geht ja auch mal. Manchen Betrunkenen musste man während des Konzertes auch mal sagen, dass jetzt gleich das Bein ziemlich dick ist – hat geholfen, war dann auch Ruhe.

 

Das Stadion war im Innenraum übrigens seltsam gefüllt. Wir haben uns zwar einen FOS-Stempel geholt, uns dann aber für einen Platz hinter der Red Zone entschieden – so viel Platz hatten wir ganz selten während eines Konzertes. Gut, Istanbul zählt nicht. Dafür hatte unsere Freundin aus dem Allgäu einen U2 Fan im Alter von zwölf Jahren neben sich stehen. War sein fünftes Konzert der Tour. Auch nicht schlecht. Sind eigentlich Rocko und Dallas mittlerweile in Behandlung? Die haben sicher schon Verfolgungswahn aufgrund dieser komischen Deutschen mit den Edge Hardy-Shirts.

 

Die Vorgruppe Interpol war mal wieder toll, allerdings immer noch nichts für das U2 Publikum. Die Jungs passen einfach besser in einen kleinen Club. Das U2 Konzert war nicht nur gut, sondern wirklich ganz, ganz toll. Hat Larry Mullen da sogar ein Tränchen verdrückt? War der Junge ergriffen? Fakt ist jedenfalls, dass sich Adam Clayton zur Freude der Mädels nach dem tollen “Moment Of Surrender” das Leibchen vom Körper gerissen hat. Fakt ist auch, dass die italienischen Fans einen Flashmob hingelegt haben, der selbst mich als ausgemachten Flashmobgegner sprachlos gemacht hat. Was die Ränge da veranstaltet haben kann man mit Worten nicht wiedergeben: One, irische Flagge, italienische Flagge – eine sprachlose Band.

 

Sprachlos waren wir auch, als die magischen Klänge von “Bad” erklungen sind. Da flossen doch ein paar Tränchen und bei manchen sogar ganze Sturzbäche. Kai war auch irgendwie live dabei. Ein Hoch auf die neuen Medien. “Bad” war ein Traum und das, obwohl Bono bei “Beautiful Day” noch ziemliche Stimmprobleme hatte. Ja, Rom war schon ein ganz besonderes U2 Konzert. Das sind die Momente, warum einem wieder klar wird, warum man diese Musik derart liebt. Ab dann fing für mich sowieso der Zugabenblock an. Was für ein würdiger Tourabschluss! Manch einer musste nach diesem Wochenende erstmal eine Mütze Schlaf auf den Flughafenbänken nehmen. Ja, man könnte so viel von Rom erzählen. Aber wozu viele Worte verlieren, machen wir es doch kurz: Rom war der Hammer – in jeglicher Hinsicht! Danke Freunde, dass ich das erleben durfte!

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch