James Blunt: Moon Landing
Warner
VÖ: 18.10.2013
Wertung: 4/12
Das Jahr 2013 hat bisher schon einige tolle Alben hervorgebracht und einige werden auch noch folgen. Da das Jahr nun langsam auf die Zielgerade einbiegt, kann man trotzdem sagen, dass es kein gutes Musikjahr war. Jahre mit einem neuen James Blunt Album können nicht gut sein. Dürfen nicht gut sein. Der Hausfrauenversteher und größte Schnulzensänger des Planeten verkörpert einfach alles Schlechte dieser Musikwelt in einer Person. Oder doch nicht? Die erste Singleauskopplung aus seinem neusten Werk - „Bonfire Heart“ - verspricht jedenfalls alles einzulösen, was man von einem James Blunt Album eben erwartet. Ryan Tedder hat an dieser Nummer mitgeschrieben, ein weiterer Musiker der mit seinen furchtbar gleichgeschalteten Songs vom Fließband eine ganze Kunstform in die kollektive Belanglosigkeit führt.
Musikalisch ist „Moon Landing“ nicht komplett für die Tonne. Natürlich ist das alles glatt wie eine Teflonpfanne und mit reichlich Politur versehen, aber manche reduzierten Klänge gehen schon in Richtung Singer/Songwriter, die man durchaus für voll nehmen könnte. „Satellites“ geht vorerst in die Komfortzone des Pop. Reichlich Ooh, oh oh-oh-Singalongs sorgen dafür, dass man dazu wieder ganz beschwingt das Bügeleisen kreisen lassen kann. „Heart To Heart“ geht immerhin etwas nach vorne, wenn, ja wenn nur nicht dieses Gejammere wäre. Ja, James Blunt weiß eben, dass dies bei der Zielgruppe wieder funktionieren wird. Er wagt nichts, aber auch gar nichts.
Immerhin ist das melancholische „Miss America“ ganz nett – musikalisch. Der Heulbarde zerstört aber natürlich auch diesen Moment gleich wieder ganz gekonnt. Wer bis hierhin noch kein James Blunt-Trauma hatte, dürfte es spätestens jetzt mit voller Wucht in die Eingeweide gejammert bekommen. „The Only One“ ist in bekanntem Sicherheitsfahrwasser angesiedelt und wird die Damenherzen schneller schlagen lassen. Natürlich nur jene, die sich ein bis zwei CDs im Jahr kaufen. Bon Jovi, Grönemeyer und eben James Blunt – damit ist die Vielseitigkeit dann auch abgedeckt. Die Pianoballade „Sun On Sunday“ ist eigentlich wunderschön, aber die Stimme zerstört auch diesen Track vollends. Danach geht es mit „Bones“ noch mal auf den Popdancefloor. Diesmal ist die Musik komplett belanglos, aber immerhin ist der Gesang jetzt erträglich, da selbiger nicht auf die Betroffenheitskarte setzt. „Always Hate Me“ plätschert vor sich hin, bis der Mann wieder sein bekanntes Tal der Tränen auspackt. Das luftige „Postcards“ mit versteckten Reggae-Anleihen wirkt dagegen wie eine Wohltat.
Trotz aller Abneigung gegenüber James Blunt gibt es zwei Lichtblicke. Das Albumende mit „Blue On Blue“ gefällt, da der Gesang in einen Chor eingebettet wird. Insgesamt klingt die Nummer wie eine Mischung aus „Eternal Flame“ von den Bangles und nach einem Beatles Songs mit Schwerpunkt Paul McCartney. Der mit Abstand beste Track, den der Sangesbarde jemals aufgenommen hat, gibt es mit „Face The Sun“ gleich zu Beginn. Zu sanften Pianoklängen singt James Blunt ohne sein gewohntes Jammern – erinnert bisweilen gar an Rod Stewart – bevor der Track eine überraschende Wendung nimmt und bombastisch anschwellt. Es ist ein guter und überraschender Song – mehr als man von James Blunt je erwartet hätte.
Fazit: „Moon Landing“ von James Blunt ist so mutig wie die wöchentliche Erbsensuppe auf der Speisekarte der Kantine. Die Heulboje fährt wieder alle Geschütze auf, die ihn derart erfolgreich gemacht haben. Gejammert wird viel, aber nicht auf hohem Niveau. Hin und wieder könnte man der Musik gar etwas abgewinnen, wenn da nicht diese belanglosen Texte und dieser fürchterliche Gesang wären. Zwei kleine Lichtblicke gibt es, denn sowohl das Ende, wie auch der Anfang können überzeugen. Insbesondere die Albumeröffnung kann überraschen. Das macht unter dem Strich – nimmt man Musik und Gesang zusammen – vier Punkte. Arcade Fire veröffentlichen nächste Woche ein neues Album - vielleicht wird doch noch alles gut. Obwohl, 2013 gibt es eben auch ein neues James Blunt Werk...Es ist sowieso alles egal, denn in Deutschland steht "Bonfire Heart" diese Woche auf dem ersten Platz. Der James hat mal wieder alles richtig gemacht und die Fans können die Sektkorken knallen lassen.
http://www.jamesblunt.com/splash/demoonlanding
Text: Torsten Schlimbach
James Blunt: I´ll Be Your Man (Single)
Warner
VÖ: 09.09.2011
Er wird auf Händen getragen und darf sich als richtiger Rockstar fühlen. Das Cover zur neuen James Blunt Single „I´ll Be Your Man“ soll einen wohl glauben lassen, dass der Mann zu den ganz coolen Zeitgenossen seines Fachs zu zählen ist. Ist er nicht, denn seine Musik beweist einem immer wieder das genaue Gegenteil. Sein letztes Album war perfekt auf die Zielgruppe zugeschnitten und atmete mit jedem Ton die Beliebigkeit ein und aus.
„I´ll Be Your Man“ passt natürlich ins Bild. Auch hier erweist sich Blunt als der Frauenversteher schlechthin und jammert sich wieder etwas zurecht, dass einem das Butterbrot im Halse stecken bleibt. Daran ändert auch das fröhliche Popgewand nichts. Und weil es so schön ist, gibt es neben der Single Version und der Album Version auch gleich noch das Video dazu. Das lässt doch Frauenherzen höher schlagen. Als Bonus-Track ist mit „This Love Again“ ein weiterer Song des Barden für die gepflegten Schnulzen enthalten.
Fazit: Wer James Blunt kauft und hört weiß was man erwarten kann – Schmalz, Kitsch, Schnulzen und jede Menge Verständnis für alles und jeden. Musik? Nun ja...Der Erfolg gibt ihm ja auch recht, nur was sagt dies über die Menschheit aus? Gutes bestimmt nicht!
Text: Torsten Schlimbach