Jack Bruce: Sunshine Of Your Love – A Life In Music
Universal
VÖ: 09.10.2015
Wertung: 8/12
Mit John Symon Asher Bruce verlor die Musikwelt am 25. Oktober 2014 einen ganz Großen. Der Bassist, besser bekannt unter dem Namen Jack Bruce, schrieb Musikgeschichte und beeinflusste durch die Art wie er die vier Saiten spielte, mehrere Generationen an Bassisten und dies auch querbeet durch alle Genres. Gemeinhin wird er ja dem Rockfach zugeordnet, aber auch als Blues- und Jazzmusiker war er eine Koryphäe. Und am Cello und Piano war er ebenfalls eine Ausnahmeerscheinung. In jungen Jahren erhielt er sogar ein Stipendium für das Cello. Später war er als Songschreiber maßgeblich an einigen Welthits beteiligt. Mit Cream schrieb er zudem Musikgeschichte. Auf der Zusammenstellung „Sunshine Of Your Love – A Life In Music“ kann man sein Schaffen nun in geraffter Form noch mal erleben.
Insgesamt hat die Doppel-CD 35 Songs zu bieten. Wenn es so etwas wie die Quintessenz von Jack Bruce gibt, dann ist es vielleicht „Pieces Of Mind“. Der Song bildet sein ganz Können ab und spiegelt seine musikalischen Einflüsse wieder. Dieser Wahnsinnsritt über 5 Minuten unterstreicht, dass Bruce durchaus ein offenes Ohr für Klassik hatte, findet aber immer wieder eine Verbindung zum Jazz und trägt natürlich auch deutliche Elemente des härteren Rock in sich. Das zärtliche „Running Through Our Hands“ hingegen hat Prog- und Musicalelemente miteinander verwoben. Leicht zugänglich ist das sicher nicht. Mit „Keep It Down“ hat der gute Bruce dann aber auch mal wieder zu einem strukturierten Songformat nach alter Schule zurückgefunden.
Natürlich dürfen die Klassiker auch nicht fehlen. „I Feel Free“ begeistert auch heute immer wieder eine neue Generation an Musikhörern. Der Hippie-Vibe wird ja auch gerne für die Werbung genutzt. „Sunshine Of Your Love“ wurde maßgeblich durch Eric Clapton geprägt und das markante Intro und Gitarrenspiel wird auf ewig in Erinnerung bleiben. Das gilt natürlich auch für das treibende „White Room“. Diese Songs prägten einst eine ganz Generation und sind mittlerweile längst zum Kulturgut der Menschheit geworden. Diese Nummern gehören selbstverständlich in jede anständige Musiksammlung, da gib es nichts zu diskutieren. Jack Bruce hat aber auch leichte Kost wie „Something To Live For“ mit der Jack Bruce Band aufgenommen. Der süßliche Kitsch wird zum Schluss aber noch spacig und psychedelisch. Schade, dass das Stück dann nicht ausufert und ausgeblendet wird.
Mit „Without A Word“ startet die zweite CD zwischen Jazz und Improvisationsrock mit klassischem Unterbau. „How´s Trick“ ist mit seiner Mischung aus Jazz und Reggae höchst interessant, während „Childsong“ in Richtung Easy Listening geht. Dass Bruce ein außergewöhnlicher Bassist war, ist natürlich überall präsent. „The Best Is Still To Come“ ist schon die ganz hohe Kunst. Musikalisch hatte das aber im Grunde nichts mehr mit Rock zu tun und ist vielmehr im Musicalfach anzusiedeln. Das zärtliche „Ships In The Night“ fügt sich da sehr gut an. Mit „City Of Gold“ beweist der Mann, dass die Rockmusik aber nie aus ihm rauszukriegen war. Hierbei handelt es sich übrigens um die Remastered Version von 2002. „The Night That Once Was Mine“ ist karibisch angehaucht. „Fields For Forever“ wildert ein bisschen beim Glam und die Ballade „Reach For The Night“ geht zu Herzen. „Don´t Look Now“ ist der leichtfüßige Abschluss der Zusammenstellung und einer langen Karriere.
Fazit: Wie immer bei derartigen Geschichten kann man über Sinn und Unsinn trefflich streiten. Fans von Jack Bruce haben die Songs von „Sunshine Of Your Love – A Life In Music“ sowieso im Schrank stehen – mehrfach. Ob damit jetzt noch viele Neueinsteiger angelockt werden? Zumal die Karriere von Bruce schon einige Songs zu bieten hat, die weit außerhalb des Rocks zu finden sind. Der Mann hat eben auch Jazz, Blues und auf seine Art auch Klassik gemacht. Wer nur die Hits mit Cream kennt, wird mitunter Bauklötze staunen. Die Liner Notes im Booklet geben noch ein bisschen Aufschluss über den Mann und sein Schaffen. Wer also noch nichts von Jack Bruce im Schrank stehen hat, sollte über diese Doppel-CD zumindest nachdenken!
Text: Torsten Schlimbach