Beatsteaks: 23 Singles

Beatsteaks: 23 Singles

Warner

VÖ: 18.09.2015

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Der 20. Geburtstag ist ja im Grunde ein Ereignis der Jugend. Auf das Musikgeschäft bezogen liegen die Dinge allerdings etwas anders. Wer es schafft in diesem Haifischbecken 20 Jahre zu überleben, muss eine Menge richtig gemacht haben. Ausdauer, Stehvermögen und auch eine ganze Menge Mut gehören dazu. Und irgendwie muss man es dann ja auch noch schaffen die Leute für die eigene Musik zu begeistern. Die Beatsteaks aus Berlin haben all das geschafft. Die Leidenschaft, mit der die Truppe stets zu Werke ging und geht, hat sicher dazu beigetragen, dass die Anhängerschaft stetig wuchs und derart treu ergeben ist. Die Musik ist ja auch nicht schlecht. Jetzt gibt es neben den ganzen Live-Feierlichkeiten, die das ganze Jahr zum Jubiläum schon in allen möglichen Formen stattfinden, auch noch eine Zusammenstellung. Der Titel „23 Singles“ lässt ja keine Fragen offen worum es sich hierbei handelt.

 

„23 Singles“ führt einem noch mal eindrucksvoll vor Augen und Ohren, dass die Beatsteaks eine stattliche Anzahl an Hits im Gepäck haben. Nicht die Sorte Hits, die die Charts stürmen, aber eben Songs von einer besonderen Qualität, die sich auch noch ihm Ohr festsetzen. Die Beatsteaks mögen keine Virtuosen sein, aber sie haben ein Händchen für Melodien und das Zusammenspiel. Es gibt in unserem Land nur ganz wenige Bands, die das in ähnlicher Form auf die Reihe kriegen.

 

Natürlich kann man jetzt bei „23 Singles“ wieder das große Ausverkauf-Schild ins Schaufenster hängen. Aber hey, wenn nicht jetzt, wann dann? Man kann es ja auch einfach mal so sehen: die beiden neuen Songs kann man sich ja auch losgelöst von dem Album käuflich erwerben und alle anderen können nun endlich ihre Wissenslücke schließen. Die Musik der Beatsteaks sollte man als Rockfan schon kennen und sei es nur in Form dieser Singles!

 

Das Album hat einen guten Flow. Klar, man kann sich das auch selbst so hintereinander basteln. Hat man bisher aber nicht gemacht. „23 Singles“ ist eine schöne Zeitreise in die Vergangenheit der Band, aber auch in die eigene. Die Musik der Berliner begleitet eben schon viele Lebenswege seit annähernd zwanzig Jahren. Vieles davon ist ja auch heute noch Teil der grandiosen Live-Shows. „Summer“ ist immer noch unwiderstehlich und wird von den Anhängern gerne genutzt den Bandnamen zu skandieren. „Let Me In“ ist das Brett mit dem ruhigen Zwischenteil, bei dem sich während der Shows die Zuschauer knien, hocken oder setzen sollen und die Arnim Teutoburg-Weiß oftmals zu der Erkenntnis erlangen lässt: „ein Arschloch gibt es immer“ - weil dann doch nicht alle seinem Aufruf folgen. „Hey Du“ - gesungen von Peter Baumann – ist live immer eine herzliche Angelegenheit und heimlicher Höhepunkt. Oder ist es doch „Frieda Und Die Bomben“, bei dem Bernd Kurtzke jedes Mal wie ein Wahnsinniger die Bühne abgeht? Und da sage noch einer, dass die Punkrocker nicht wandlungsfähig wären. Die Einstürzenden Neubauten um Blixa Bargeld dürften da anerkennend nicken.

 

Für das an The Clash erinnernden „Hello Joe“ würde so mancher Kollege der Beatsteaks Haus, Hof, Oma und die Mutter verkaufen. Der Abriss von „Jane Became Insane“ ist sowieso grandios und dass die Herren grooven wie Sau zeigt nicht zuletzt „Cut Off The Top“. Das düstere und treibende „Hail To The Freaks“ ist gänzlich anders als das poppige „Milk & Honey“. Ja, die Buletten können eine ganze Menge. „Cheap Comments“ wäre in einer besseren Welt sowieso eine Welthit! Getragen vom Bass von Torsten Scholz ist das alles: tanzbar bis rockbar. Und wer bei „DNA“ nicht mindestens den Fernseher aus dem Fenster schmeißen will um danach durch die Straßen zu tanzen, ist aber nun wirklich ein Trauerkloß. „Gentleman Of The Year“ ist so ziemlich der beste Popsong der letzten Jahre – mit einem grandiosen Video noch dazu. Klar, die Nummer spaltete mal wieder die Fangemeinde, aber so ist das eben und die Hookline kann ja im Grunde auch Leben retten. Reggae gibt es ja auch hin und wieder mal. So wie es bei The Clash auch immer der Fall war. Hier nennt sich das „Everything Went Black“.

 

Die beiden neuen Songs hören sich so an, wie sich immer Songs für solche Veröffentlichungen anhören. Die sind nett, schön sie hier vorzufinden, aber der ganz große Wurf ist das nicht. „Ticket“ gefällt immerhin mit seinem schöne Pianothema und einer Wohlfühlatmosphäre. Das rockige „Mad River“ ist vermutlich irgendwo liegengeblieben und wurde jetzt wieder rausgekramt. So ein Ding schreiben die Beatsteaks vermutlich in fünf Minuten. Um 3 Uhr in der Nacht.

 

Fazit: Jetzt werden wieder einige ankommen und die Frage nach dem Sinn dieser Zusammenstellung in die Runde werfen. Es gibt ja nicht umsonst einen Markt dafür. Natürlich braucht der Beinhartfan nur die beiden neuen Songs und die kann man sich ja auch tatsächlich abseits dieser Veröffentlichung auf legalem Wege besorgen. Wer schon immer was von den Beatsteaks haben wollte, sich bisher aber für kein Album entscheiden konnte, kriegt hier amtliche und teilweise herausragende Hits geboten. Die Leidenschaft, mit der die Band auch im Studio dabei ist, dürfte so ziemlich unvergleichlich in Deutschland sein. Über die Musik kann es keine zwei Meinungen geben und die gilt es hier zu bewerten! So sieht das mal aus!

 

http://23singles.beatsteaks.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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