Etta James: The Montreux Years

Etta James: The Montreux Years

BMG

VÖ: 25.06.2021

 

Wertung: 12/12

Tipp!

 

Neben Nina Simone ist auch die grandiose Etta James in der ersten Runde Teil der neuen Serie „The Montreux Years“. Ihre mitreißenden Auftritte werden dem geneigten Hörer noch mal auf dem Silbertablett serviert. Enthalten sind Aufnahmen ihrer Auftritte der Jahre 1977, 1978, 1989, 1990 und 1993. So kriegt man auch einen wundervollen Ein- und Überblick über die Entwicklung von James geliefert. Ein weiteres Schmankerl ist die Aufnahme aus dem Montreux Casino am 11. Juli 1975. Dies war der allererste Auftritt von Etta James auf dem europäischen Kontinent überhaupt und Claude Nobs konnte diesen wichtigen Moment für die Musikgeschichte festhalten.

 

Das Set startet mit einer Aufnahme von 1990. „Breakin´ Up Somebody´s Home“ hat schöne Bläsersätze zu bieten und groovt sehr ordentlich. Die Stimme von James ist kraftvoll und ausdrucksstark. Die Dame und ist immer dann besonders herausragend, wenn es in eine wilde Soul-Raserei ausartet. „I Got The Will“ ist da nur ein kleiner Fingerzeig in diese Richtung. Es geht aber auch mal bluesig, wie mit „Damn Your Eyes“. Das Gitarrenspiel ist sensationell und der Gesang von James intuitiv und trotzdem immer auf den Punkt. Gänsehaut!

 

„Tell Mama“ von 1977 ist eine Wohltat für die Ohren. Soulmusik, wie sie großartiger nicht sein kann. Die Bläser sind abermals das Salz in der Suppe. „Running And Hiding Blues“ bringt die Menge in Montreux hörbar zum Ausrasten. Wer da jetzt durch das Wohnzimmer tanzen will, sollte das unbedingt tun. Die Instrumentierung ist auf den Punkt gebracht und unfassbar ausdrucksstark. „Something´s Got A Hold On Me“ ist sowieso längst ein Klassiker – tolle Nummer. Wie lässig sich „Come To Mama“ aus den Boxen schiebt, ist schon toll. Die Gitarre ergänzt den angriffslustigen Gesang von James kongenial.

 

„I Sing The Blues For You“ macht Laune und Longtracks wie „Respect Yourself“ oder der langsame Schiebeblues von „Drown In My Own Tears“ werden von einer ganz besonderen Intensität und Atmosphäre durchzogen. „All The Way Down“ hat unglaublich viel zu bieten, man achte nur auf die Phrasierung von James, aber auch die musikalische Umsetzung ist extrem vielfältig. Dass Bassspiel ist sensationell und auch die Gitarrenlicks oder die Farbtupfer der Bläser lassen die Herzen der Musikliebhaber ein Stückchen schneller schlagen. „Rock Me Baby“ ist kein Rock im eigentlichen Sinne, aber Soul kann ja auch rockig angehaucht sein. Mit „Stormy Monday“ findet das Set schließlich ein würdiges Ende.

 

Fazit: Die besondere Idee des Montreux Jazz Festivals, den Künstlern eine Bühne ohne festgezurrtes Korsett zu geben, kommt bei Etta James voll und ganz zum Tragen. Die Aufnahmen sind sensationell – gerade auch klanglich. Hier geht einem das Herz auf. Etta James hielt sich an keine Genregrenzen und nutze die komplette Bandbreite der Populärmusik. Sie war stimmlich eine Urgewalt. „The Montreux Years“ verdeutlichen dies noch mal sehr eindringlich!

 

Text: Torsten Schlimbach

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