AngelHeaded Hipster: The Songs Of Marc Bolan & T.Rex

AngelHeaded Hipster: The Songs Of Marc Bolan & T.Rex

BMG

VÖ: 04.09.2020

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

„AngelHeaded Hipster“ ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Album. Da wäre zunächst natürlich der überlebensgroße Marc Bolan und seine wundervolle Musik. Dann wären die an diesem Projekt beteiligten Künstler zu nennen, die aus ganz unterschiedlichen Musikecken kommen und die in dieser Konstellation sicher nicht zu erwarten waren. Und dann wäre da noch Hal Willner, der dieses Projekt angeschoben hat und eine ganze Menge Herzblut hat einfließen lassen.Willner wollte nicht einfach eine Songsammlung von Bolan aneinanderreihen, sondern dessen Fähigkeiten als Komponist herausarbeiten. Letztlich arbeitete er mehrere Jahre an dem Werk. Es fanden Sessions in New York, Los Angeles, New Orleans, London, Paris und Berlin statt. Willner verstarb tragischerweise am 7. April 2020 an COVID-19!

 

Im Booklet gibt es ein interessantes Vorwort - von Willner im Januar 2020 geschrieben. Er geht da sehr schön auf den langen Produktionsprozess von „AngelHeaded Hipster“ ein. Die Liner Notes stammen von David Fricke. Der Mann ist geübt, denn gefühlt schreibt er für alle wichtigen (Wieder)Veröffentlichungen die Liner Notes. Ebenfalls sind im Booklet zu jedem Song die beteiligten Musiker gelistet.

 

Bisher wurden vier Singles aus dem 26 Track starken Werk ausgekoppelt. Eine davon ist die Albumeröffnung „Children Of The Revolution“ in der Interpretation von Kesha. Die Dame nagelt das gesanglich auf den Punkt sehr schön hin. Mehrere Trompeten, Saxofone, Violinen, Cellos und natürlich auch die herkömmliche Instrumentierung bestehend aus Drums, Bass und Gitarre sind sehr opulent ausgefallen. Mit Mocean Worker ist auch ein im U2-Universum bekannter Mann für die elektronischen Elemente mit dabei. Im krassen Gegensatz dazu ist „Cosmic Dancer“ angelegt. Die Nummer wurde ebenfalls ausgekoppelt und besticht durch eine gewisse Form von Minimalismus, wie es für Nick Cave mittlerweile üblich ist. Cave am Piano und dazu ein wunderschönes Arrangement aus Streichern und dem Instrumententrio Bass, Drums und Gitarre stellen das Gerüst dar. Heimlicher Star dieser Interpretation ist die Klarinette – zurücklehnen, Augen schließen und genießen! Joan Jett hat „Jeepster“ zwischen Boogie und Glam angelegt. Wäre da nicht der Gesang und die Stimme – Stichwort: Straßenköter – wäre die Nummer etwas ereignislos ausgefallen. Devendra Banhart hat aus „Scenescof“ erwartungsgemäß ein psychedelisches Folkstück gemacht. Bolan hätte vermutlich seinen Spaß daran gehabt, wie Banhart aus seiner Komposition diese Hippie-Blumen-Nummer entstehen ließ.

 

Jeder Song ist anders, was naturgemäß an den Interpreten liegt. Auf die langsame Americana-Blues-Interpretation von „Life´s A Gas“ von Lucinda Williams folgt Peaches mit „Solid Gold, Easy Action“ im Electroclash-Gewitter. Beth Orton hat „Hippy Gombo“ ziemlich düster und gesanglich nahe am Wahnsinn ausgerichtet. Sicherlich ist das Geschmackssache, aber ein kleiner Höhepunkt des Albums ist das durchaus. Das verträumte „Diamond Meadows“ von John Cameron Mitchell klingt nach Musical, während „Ballrooms Of Mars“ von der großartigen Emily Haines zunächst ziemlich versponnen daherkommt, dann aber in Richtung der wundervollen Catatonia mit Cery Matthews abdreht.

 

Große Namen fanden für „Bang A Gong (Get It On)“ mit U2 und Elton John zusammen. Man hört hier schon deutlich heraus, dass dies nicht nur eine Auftragsarbeit war, sondern auch allen Beteiligten Spaß gemacht hat – selbiger steht hier nämlich ganz klar im Vordergrund und nicht die Experimentierfreudigkeit! Bono interpretiert die Nummer ein bisschen im Stile seiner eigenen 90er-Ausgabe. Trombone Shorty ist nach hinten raus auch ein Ereignis und Sir Elton John steuert den Pianopart bei und steigt zum Schluss auch noch in den Gesang von Bono und The Edge ein. Kann man mal so machen. David Johanson hat für den Song einen anderen Ansatz gewählt, wie man auf der zweiten LP/CD nachhören kann.

 

Father John Misty lässt mit „Main Man“ die 70er wieder auferstehen und Perry Farrell ist mit „Rock On“ wieder in seiner abgedrehten Welt. Ein Duett von Farrell und Banhart hätte auch interessant werden können. Auf diesem Album scheint alles möglich zu sein. Da folgt Nena(!) mit ihrer überraschend unpeinlichen Darbietung von „Metal Guru“ auf Gavin Friday und seine Mischung aus Spoken Word-Einlage, geflüstertem und gehauchtem Gesang mit „The Leopards“. „Teenage Dream“ macht Marc Almond zu seiner Nummer, allerdings ohne das ursprüngliche Stück der Seele zu berauben. Komplett nervig ist „Planet Queen“ von Todd Rundgren. Was soll das Geschwurbel darstellen? Kunst? Interessant ist, dass die beiden Lennon-Sprösslinge Sean und Julian nacheinander vertreten sind und somit natürlich auch dem direkten Vergleich ausgesetzt sind. Julian Lennon hält sich allerdings bei „Pilgrim´s Tale“ im Hintergrund und überlässt Victoria Williams die Lead Vocals und singt selber die Harmonien. „Mambo Sun“ ist ein Duett von Sean Lennon und Charlotte Kemp Muhl – überraschend harmlos und unspektakulär.  Der Schluss gehört abermals U2-Kumpel Gavin Friday, welcher zusammen mit Maria McKee „She Was Born To Be My Unicorn/Ride A White Swan“ zu einem dicken Ausrufezeichen werden lässt. Alles, wofür Marc Bolan musikalisch stand, fließt in diese Interpretation mit hinein: Theatralik, Zerbrechlichkeit, Glam, Musical und eine große Portion Wahnsinn.

 

Fazit: Hal Willner hat für „AngelHeaded Hipster“ Künstler aus verschiedenen musikalischen Ecken zusammengebracht und somit ist das Album so bunt ausgefallen, wie es die Songs von Marc Bolan sowieso schon immer waren. Bolan hätte das sicher gefallen. Es sind äußerst interessante Interpretationen enthalten und für jeden Musikliebhaber dürfte hier eine Lieblingsversion zu finden sein. Ebenfalls ist das ein tolles Vermächtnis von Willner! Empfehlung!

 

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