CPR: dito

CPR: dito

BMG

VÖ: 31.07.2020

 

Wertung: 9/12

 

David Crosby war in den 90ern gesundheitlich mehr als nur angeschlagen. Viele Jahre war sein Dorgenkonsum exzessiv. In den 90ern rette eine Lebertransplantation sein Leben. Im Krankenhaus stand plötzlich sein Sohn James Raymond am Krankenbett. Raymond wurde einst zur Adoption freigegeben und lange Jahre wusste er nicht, dass Crosby sein Vater ist. Die beiden lernten sich kennen und fingen an zusammen Musik zu machen und Songs zu schreiben. Jeff Pevar stieß schließlich dazu und komplettierte somit eine neue Band, die als CPR zwei Studioalben aufnahm. Die Kritiker zeigten sich von dem Jazz-Rock-Gewand zwar größtenteils sehr angetan, allerdings nahm kaum jemand Notiz von den Werken. Selbige verschwanden schnell wieder aus den Regalen und über die Jahre wurde die Alben dann doch zu gesuchten Raritäten. Jetzt werden selbige nochmals veröffentlicht.

 

Als das selbstbetitelte Erstlingswerk des Trios veröffentlicht wurde, hatte die Musikwelt auch nicht gerade darauf gewartet. Die Alternativwelle war immer noch in vollem Gange. Das Album fängt deutlich im Jazz-Bereich an. Die ersten Klänge von „Morrison“ sind aufgrund des Spiels von Raymond deutlich dort zu verorten. Zum Refrain hin, sofern man überhaupt von Refrain sprechen kann, kommt dieser wunderbare mehrstimmige Gesang zum Einsatz, der an die Großtaten der 70er erinnert. Das Gitarrenspiel wird mit wundervollen Rock-Licks angereichert. Auf dem Papier liest sich das, als würden diese zwei Musikwelten nicht zusammenpassen, aber wenn man sich das anhört, dann ist das einfach zeitlose, sensationelle Musik.

 

„That House“ nimmt sich noch mal etwas zurück und ist fast schon auf klassischem Crosby-(Folk)Terrain zu finden. „One For Every Moment“ hingegen ist von der Instrumentierung bis zur Phrasierung des Gesangs ganz klar im Jazz zu finden. Die schöne Ballade „At The Edge“ vereint das brillante Gitarrenspiel mit den zarten Klavierklängen. „Somebody Else´s Town“ groovt ganz nett und das verträumte „Rusty And Blue“ hat durch die Percussions eine exotische Note. Hervorzuheben ist übrigens – wie auf dem gesamten Album – das Bassspiel! „Somehow She Knew“ wird auf fast schon epische sieben Minuten gezogen. Es ist eine Nummer mit klassischer Erzählstruktur. Crosby wird es nicht gerne hören, aber das erinnert an Young und seine langen Folksongs. „Little Blind Fish“ ist funky, aber kein Funk. Das Gitarrenspiel ist zum Niederknien und gesanglich ist das ganz famos. „Yesterday´s Child“ – eine weitere Ballade – ist etwas zu schmalzig ausgefallen. „It´s All Coming Back To Me Now“ ist eine saubere Rocknummer der alten Schule. Die Gitarre darf dazu ordentlich jaulen. Mit der feinfühligen Nummer „Time Is The Final Currency“ wird das Album auf nachdenklichen und leisen Sohlen ganz großartig beendet. Etwas Mystisches liegt in der Luft und die Klänge entschweben ganz sanft.

 

Fazit: Die Herren des Trios CPR haben mit dem selbstbetitelten Debüt ein tolles Album aufgenommen. Hier zeigt sich zudem, dass die beiden Welten Jazz und Rock wunderbar miteinander harmonieren können. Eine Prise Folk oder Funk bereichert das Soundgewand. So sind zeitlose Songs entstanden, die einst leider fast komplett durch den Radar geflogen sind. Vielleicht kann die erneute Veröffentlichung dazu beitragen, dass dieses Werk nun die Würdigung erfährt, die ihm eigentlich zustehen würde. So oder so: für Musikliebhaber ein Muss!

 

Text: Torsten Schlimbach

CPR: Just Like Gravity

CPR: Just Like Gravity

BMG

VÖ: 31.07.2020

 

Wertung: 9/12

 

Mit „Just Like Gravity“ legten CPR noch ein weiteres Album auf. Der Jazz-Anteil wurde deutlich heruntergeschraubt. Verschwunden war er freilich nicht. Überprüfen kann man dies nun anhand der neuerlichen Veröffentlichung des Zweitlings. Das Album hat nichts an Frische eingebüßt und hat den Test der Zeit gut bestanden. Man hört den Songs durchaus an, dass die Herren eine Menge Spaß bei der Entstehung gehabt haben müssen.

 

„Map To Buried Treasure“ ist beispielsweise ein ganz großer Einstieg. Die Harmonien sind schon sensationell, aber auch die verspielte Instrumentierung deuten mehr als nur an, dass es sich hierbei um herausragende Musik handelt. „Breathless“ ist etwas melancholischer ausgefallen. Ein schönes Gitarrensolo weist den Weg zum Rock. Die Ballade „Darkness“ wird von den Keyboardklängen dominiert. Abermals sind es die nachdenklichen Klänge, die für eine wohlige Gänsehaut sorgen. Das erinnert insgesamt ein bisschen an die Eagles.

 

„Gone Forever“ bleibt dem eingeschlagenen Weg weitestgehend treu. Der Grundton ist ein Hauch poppiger. Die Ballade „Eyes To Blue“ weiß anschließend mit einem tollen Mundharmonikaspiel zu gefallen. Das Gitarrenspiel ist regelrecht verträumt. „Jerusalem“ legt danach etwas zu und kommt forscher daher. Die Mundharmonika bleibt. „Kings Get Broken“ im Americanagewand holt einen vollends ab. Tolles Songwriting.

 

Bluesig schleppt sich „Angel Dream“ dahin und „Katie Did“ nimmt den Rockfaden wieder auf. Mystisch kommt „Climber“ angekrochen und „Coyote King“ brilliert auf der Zielgeraden durch eine feinfühlige Instrumentierung und sein tolles Arrangement. Der Titelsong „Just Like Gravity“ ist zum Schluss auf der Akustikgitarre fast schon beschwörend ausgefallen - eine tolle und geheimnisvolle Nummer!  

 

Fazit: Das zweite Album von CPR hat nicht mehr ganz so viele Jazz-Elemente zu bieten, sondern ist ein Stückchen poppiger als das Debüt ausgefallen. „Just Like Gravity“ ist trotzdem ein sehr hörenswertes und schönes Album geworden. Die Instrumentierung, die Arrangements und nicht zuletzt die Harmoniegesänge machen das Werk zu einem echten Erlebnis!

 

Text: Torsten Schlimbach

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