Fall Out Boy: Make America Psycho Again
Universal
VÖ: 30.10.2015
Wertung: 5/12
Das nenne ich mal konsequent. Das letzte Album von Fall Out Boy war ja schon völlig überladen und jeglicher Emotion beraubt, dass man sowieso schon das Gefühl hatte, dass da eine Unmenge an Leuten ihre Finger im Spiel hatten und jeder irgendwas beisteuern durfte – und sei es ein Billig-Beat aus dem PC-Programm vom Kaufhauswühltisch. Das Songwriting war sowieso unter aller Kanone, aber passte letztlich zu dem Cyber-Monster. Jetzt gibt es mit „Make America Psycho Again“ den Nachschlag und man hat ein paar mehr oder weniger prominente Hip Hopper dazu bewogen sich die Tracks noch mal vorzunehmen. Ein Remix-Album also.
„Make America Psycho Again“ ist ein lautes und hektisches Album. Hochgepitcht bis zum Anschlag. Da bluten einem die Ohren, aber der heutige Zeitgeist will das natürlich so. Erst Azealia Banks gönnt mit „The Kids Aren´t Alright“ den Lauschern mal eine kleine Pause und zerbombt einem nicht das Hörvermögen. Dafür ist das kitschig und mit beliebigen Synthesizer-Flächen durchtränkt. „Irresistible“ featuring Migos kommt aber auch ganz gefällig und fluffig daher und ist besser als das Original. „American Beauty/American Psycho“ mit A$AP gewinnt immerhin durch den Flow des Gastes. Ansonsten gilt immer noch: ab damit ins Bierzelt.
Und so geht es dann lustig weiter. Wiz Khalifa verleiht „Uma Thurman“ eine gehörige Portion Aggressivität, aber was will er da retten, wenn die Bollerbeats letztlich nicht weit von der Malle-Disoc entfernt sind?! Das klingt dann teilweise auf eine unschöne Art nach Scooter! Und muss einem das denn unbedingt mit dem Vorschlaghammer in die Ohren und die Birne gedonnert werden? „Jet Pack Blues“ hat noch mal ein bisschen Entspannung zu bieten und erinnert an den G-Funk den einst Snoop gemacht hat. „Immortals“ mit Black Tought von The Roots kann auf der Zielgeraden noch mal ein bisschen Boden gutmachen und hier hat man dann auch mal auf dezentere Beats gesetzt und auch „Twin Skeleton´s (Hotel In NYC)" mit Bada$$ macht nicht den Lauten, geht aber in die unschöne Popecke von Maroon 5.
Fazit: „Make America Psycho Again“ ist ein ziemlich verzichtbares Remix-Album. Das liegt aber auch am Ausgangsmaterial, denn „American Beauty/American Psycho“ war alles andere als ein großer Wurf – sofern man nicht doch die Planung eines Albums am Reißbrett gut findet. Auch auf dem Remix-Album ist alles laut und mit Boller-Beats für das Bierzelt oder die nächste Malle-Party zugekleistert. Der eine oder andere Gast aus dem Hip Hop-Bereich versucht sein Bestes und rettet, was eigentlich nicht mehr zu retten war.
Text: Torsten Schlimbach