Kenny Wayne Shepherd: Trouble Is… 25

Kenny Wayne Shepherd: Trouble Is… 25

Provogue Records

VÖ: 02.12.2022

 

Wertung: 9/12

 

Kenny Wayne Shepherd hat vor gut und gerne 25 Jahren sein Meisterwerk aufgenommen. Sein zweites Album „Trouble Is…“ hat tatsächlich schon ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel. Seitdem hat sich bei dem Mann viel getan und seine Karriere kann sich wirklich sehen lassen. Trotzdem ist jetzt die Zeit um das Jubiläum von „Trouble Is…“ gebührend zu feiern. Kenny Wayne Shepherd rief die alte Crew wieder zusammen und somit fand sich die Mannschaft, die dieses Album einst auf den Weg brachte, im The Village in Los Angeles und im Ocean Way in Nashville ein. Tommy Shannon, der sich aus der Musikszene zurückgezogen hat (er wird kompetent durch Shepherds Bassisten Kevin McCormick ersetzt) ist nicht dabei.

 

Shepherd war 1997 mit 18 Jahren ja noch blutjung. Mittlerweile ist der Mann ein etablierter Meister seines Fachs und natürlich sind auch seine Mitstreiter reifer und besser geworden. Sie alle versammelten sich in einem Raum und spielten live! Abgesehen davon kramte Shepherd genau das gleiche 61er Fender Stratocaster-Modell und die gleiche Backline hervor, die er in den späten 90ern verwendet hatte. Die Songs wurden keine reine Reproduktion, aber auch keine Neuinterpretation, stattdessen wählte man einen Mittelweg aus beiden Welten!

 

An der einen oder anderen Stelle gibt es vielleicht einen Schwenker mehr, ein Solo wurde mehr ausgearbeitet, aber der Geist des ursprünglichen Albums wurde beibehalten. „Slow Ride“ ist immer noch ein Brett und die ausufernde Gitarrenarbeit mit ordentlich Wah-Wah knallt auch 25 Jahre später in neuen Schläuchen noch ordentlich rein. „True Lies“ gefällt mit seiner unglaublich lässigen Attitüde. Kenny Wayne Shepherd wird ja meist nur als Gitarrist wahrgenommen, dabei kann der Mann seine Songs auch richtig gut singen. Die Akustiknummer „Blue On Black“ lässt ihm zunächst reichlich Raum zur stimmlichen Entfaltung. Es ist übrigens ungemein cool, wie die elektrische Gitarre dazwischen grätscht.

 

Der Bluesstampfer „Everything Is Broken“ ist ganz nett und auch der Rockabilly im Hardrockgewand von „I Don´t Live Today“ ist recht gefällig. Bei der Nummer sticht eher der Bass heraus. „(Long) Gone“ mit der Mundharmonika erinnert an einer Bluesnummer der 70er Stones. Wie viel Gefühl die Musiker beim Livespiel miteinander entwickelt haben, kann man auf „Somehow, Somewhere, Someway“ nachhören. „I Found Love (When I Found You)“ ist eine Ballade wie sie im Rockbuche steht. Kann man mal machen. Bon Jovi kriegt das so nicht mehr hin.

 

„King´s Highway“ und „Nothing To Do With Love“ halten das Level weiter hoch. „Trouble Is“ gniedelt auf der Zielgeraden allerdings etwas zu viel. Das traurige „Ballad Of A Thin Man“ beendet dieses Album, welches in der Neuauflage erstaunlich frisch klingt. Gut gemacht!

 

Fazit: Es ist unfassbar toll, dass Kenny Wayne Shepherd und seine Crew von damals „Trouble Is… 25“ neu eingespielt haben. Die Songs haben nichts an Stahlkraft verloren und das Live-Gewand steht den Stücken unglaublich gut zu Gesicht. An der einen oder anderen Stelle wurden noch ein paar neue Dinge hinzugefügt. Macht schon Laune. Das Album ist eine tolle Ergänzung zum Werk von 1997!

 

https://www.kennywayneshepherd.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

Kenny Wayne Shepherd: Straight To You: Live

Kenny Wayne Shepherd: Straight To You: Live

Provogue Records

VÖ: 27.11.2020

 

Wertung: 9/12

 

Es ist schon erstaunlich, dass von einem Live-Künstler wie Kenny Wayne Shepherd nun mal einer ist, die letzten Jahre keine Live-Aufnahme erschienen ist. Der Mann ist ja nun für seine besonderen Konzert-Qualitäten bekannt. Die Nachfrage war wohl auch immer da, wie er selbst betont. Jetzt, da der Live-Sektor aufgrund von Covid-19 komplett brachliegt, veröffentlicht der Mann mit „Straight To You: Live“ dann endlich mal ein paar Live-Songs Das Album erscheint als 2er LP (red transparent), CD + DVD, CD + Blu-ray und natürlich digital. Es gab übrigens schon einmal ein Live-Album von Shepherd aus Chicago und selbiges wurde sogar mit einer Grammy-Nominierung bedacht.

 

Deutsche Fans dürften sich noch ein bisschen mehr über „Straight To You: Live“ freuen, denn der Mitschnitt fand im Rahmen der Leverkusener Jazztage am 25.11.2019 statt. Dafür verantwortlich ist übrigens die legendäre TV-Show „Rockpalast“. Da dürften bei dem einen oder anderen nostalgische Gefühle aufkommen. Es gibt sogar noch einen Grund sich zu freuen, denn die Horn-Sektion hatte Shepherd das erste Mal mit nach Europa gebracht. Die siebenköpfige Band war somit komplett.

 

An dem Novemberabend vor knapp einem Jahr ging es einzig und alleine darum, die Bude ordentlich zum Wackeln zu bringen und zu rocken, rocken, rocken. Und so geht es mit „Woman Like You“ auch gleich fulminant hinein ins Vergnügen. Der Song vom letzten Album „The Traveler“ ist der perfekte Konzert-Opener. Mit „Long Time Running“ folgt der nächste Track vom aktuellen Album. Hier ist die Bläsersektion sehr schön zu hören, aber auch Shepherd rockt und soliert auf den sechs Saiten, als wäre das für alle Zeiten das letzte Konzert auf Erden. Warum auf der Veröffentlichung allerdings das Buffalo Springfield Cover „Mr. Soul“ fehlt, ist nicht ganz klar.

 

„I Want You“ nimmt etwas den Fuß vom Gaspedal, ist gesanglich aber extrem stark und auch die Bläsersektion ist wieder extrem klasse. Das lässige „Diamonds & Gold“ geht immer - extrem goovy und tanzbar. „Talk To Me Bay“ ist Rock and Roll der alten Schule - gute Coverversion des Elmore James Stücks! „Heat Of The Sun“ lässt danach die Gitarre melancholisch aufheulen. „Down For Love“ zieht anschließend wieder das Tempo an. In kleinen Clubs tropft bei solchen Gelegenheiten der Schweiß von der Decke. Der klassische Blues von „Shame, Shame, Shame“ wartet mit einem entfesselt spielenden Shepherd im Mittelteil auf. Mit „Turn To Stone“ wird sich vor Joe Walsh verbeugt, der diese Nummer geschrieben hat. Das langsame „Blue On Black“ ist der letzte eigene Song, bevor das Set mit zwei Coverversionen beendet wird. „I´m A King Bee“ von Slim Harpo ist eine sensationelle Interpretation dieser Blues-Raserei. „Voodoo Child“ von Hendrix ist solide, aber an den guten Jimi kommt das dann nicht ganz ran.

 

Fazit: Jetzt, da keine Konzerte stattfinden können, kommt ein Live-Album genau richtig. Kenny Wayne Shepherd veröffentlicht nun mit „Straight To You: Live“ sein Konzert vom Auftritt in Leverkusen bei den Jazz Tagen. Der fulminante Auftritt vor einem etwas lahmen Publikum macht unglaublich viel Spaß und Lust auf mehr. Mehr ist einstweilen zwar nicht, bis dahin halten wir uns eben mit diesen Songs hier über Wasser!

 

https://www.kennywayneshepherd.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

Kenny Wayne Shepherd Band: The Traveler

Kenny Wayne Shepherd Band: The Traveler

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 31.05.2019

 

Wertung: 8/12

 

Kenny Wayne Shepherd veröffentlicht zwei Jahre nach seinem letzten Album mit „The Traveler“ ein neues Werk. Von den zehn Songs stammen acht aus der Feder von Shepherd. Aufgenommen wurde in den Neptune Valley Studios in Los Angeles. Der Mann ist ja lange genug dabei und somit weiß er ganz genau, was er will und was nicht. Er muss ja auch keinem mehr etwas beweisen. „The Traveler“ ist sowieso ein Album für Fans und Liebhaber, neue Anhänger wird er damit kaum genieren können.

 

Die zehn Songs sind zwar grundsätzlich vom Blues inspiriert worden, können dabei aber durchaus auch mal härterer Natur sein. Der Auftakt mit „Woman Like You“ erinnert dabei an Joe Bonamassa. „Long Time Running“ stampft, rollt und rockt sich durch den Blues als wäre der Teufel hinter der Seele von Shepherd her. „I Want You“ ist mit der Bläsersektion fast schon als klassisch zu bezeichnen.

 

Das ist jetzt alles nicht die Neuerfindung des Musikrades, aber macht bisweilen eine Menge Laune. Mit „Tailwind“ ist ihm sogar ein waschechtes Americana-Stück gelungen. Man sieht den staubigen Highway förmlich vor dem geistigen Auge vorbeifliegen. Die Ballade „Gravity“ ist allerdings etwas belanglos. „We All Alright“ ist auch eher eine Nummer von der Stange. Das Solo knallt allerdings ganz schön rein. „Take It On Home“ dürfte Slash gefallen. Gutes Ding. Dann folgt mit „Mr. Soul“ eine Coverversion des Buffalo Springfield Hits. Kann allerdings dem Original nicht das Wasser reichen! Das entspannte „Better With Time“ ist ziemlich lässig und zeigt, dass Shepherd durchaus grooven kann. „Turn To Stone“ – ein weiterer Coversong – beendet das Album ziemlich cool. Hier kann der Mann seinen Künsten auf den sechs Saiten noch mal freien Lauf lassen.

 

Fazit: Kenny Wayne Shepherd hat mit „The Traveler“ ein Album aufgenommen, welches seine ganze musikalische Bandbreit zeigt, aber auch so von ihm erwartet werden konnte. Blues, Americana, mal ein paar härtere Klänge, dann wiederum eine etwas weichere Seite und gekonnte Soli auf den sechs Saiten – alles wieder da. Für Fans und Liebhaber von handgemachter Musik ist das mal wieder ein Fest!

 

https://kennywayneshepherd.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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