Black Country Communion: V
J&R Adventures/Mascot Label Group
VÖ: 14.06.2024
Wertung: 10/12
Tipp!
Black Country Communion melden sich mit „V“ zurück. Geschlagene sieben Jahre sind seit dem letzten Album vergangen. Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham und Derek Sherinian sind ja auch viel beschäftigte Leute mit einem vollen Terminkalender. Kevin Shirley hat die ganze Sause geleitet und betreut. „V“ fasst nun die Essenz von lyrischer Tiefe und musikalischer Innovation aus der Feder von Hughes und Bonamassa zusammen.
Die Songs sind von einer erstaunlichen Härte durchdrungen. Schon der knochentrockene Auftakt mit „Enlighten“ ist da mehr als nur ein Wink mit dem berühmten Zaunpfahl. Das ist nicht schnell gespielt, aber der drängenden Bass und die knochentrockenen Drums legen den Hardrock-Teppich aus, auf dem die Gitarre ordentlich knallt. Der Gesang klingt dabei erstaunlich frisch. Wie saucool ist denn bitte „Stay Free“?! Hier wird noch eine ordentlich Prise Funk über den Sound geträufelt. Verdammte Scheiße, so darf es gerne weitergehen.
Und was soll man sagen? Es bleibt mit „Red Sun“ lässig. Die Band versteht es zudem Melodien, Hooks und Arrangements auf die Kette zu kriegen, die sich schnell im Ohr festsetzen ohne dabei zu nerven. Abgesehen davon hört man, dass den Herren das Einspielen unglaublich viel Spaß bereitet haben dürfte. Mit „Restless“ gibt es dann eine Ballade, die dem Genre alle Ehren zuteilwerden lässt. Bonamassa packt hier das eine oder andere Solo für die Gänsehaut aus. „Letting Go“ knallt danach ja wieder.
„Skyway“ hat dabei den Staub des Desert Rock auf jeder gespielten Note liegen, „You´re Not Alone“ bollert durch den Hardrock-Gemüsegarten und „Love And Faith“ ist eine Rocknummer mit allen Zutaten: eindringlichenm Gesang und Gitarrensolo inklusive. „Too Far Gone“ hat Derek Sherinian an den Tasten noch mal prominent vorne im Mix, während „Open Road“ wie ein Best Of der gesamten Platte – funky Unterbau inbegriffen.
Fazit: Black Country Communion besteht aus vier großen Egos. Wie das klingen kann, wenn selbiges vor der Tür bleibt und man einfach miteinander Spaß hat, unterstreicht „V“. Das hier ist ein famoses Album erstklassiger Musiker – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Jeder, der Hardrock und Rock mag, sollte dieses Album dieses Jahr auf jeden Fall auf dem Schirm haben.
https://shop.jbonamassa.com/collections/black-country-communion
Text: Torsten Schlimbach
Black Country Communion: BCCIV
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 22.09.2017
Wertung: 8/12
Wer dachte, dass die Supergroup Black Country Communion ein kurzes Leben hätte, wird spätestens mit dem vierten Album „BCCIV“ feststellen müssen, dass die Band doch eine längere Lebensdauer hat. Das war mit dem ersten Album sicher noch nicht abzusehen? Die Herren Glenn Hughes (Deep Purple, Trapeze), Schlagzeuger Jason Bonham (Led Zeppelin, Foreigner), Keyboarder Derek Sherinian (Dream Theater, Alice Cooper, Billy Idol) und Bluesrock-Gitarrist und Sänger Joe Bonamassa sind mitunter ja viel beschäftigt. Besonders Bonamassa haut ja ständig irgendwo eine Veröffentlichung raus. Zusammen mit Produzent Kevin Shirley fand man nun aber doch noch irgendein Zeitfenster um „BCCIV“ auf den Weg zu bringen.
Einen roten Faden hat das Album nicht unbedingt, aber das ist auch nicht weiter tragisch. „Collide“ ist ein richtig geiler Opener, der wie ein verschollenes Stück von Led Zeppelin klingt. „Sway“ hingegen erinnert an eine härtere Version von Soundgarden. „Over My Head“ wiederum hat was von „Word Up“ in der Interpretation von Gun. „The Last Song“ ist allerdings eine typische Bonamassa-Nummer, die noch ein bisschen keltischen Einfluss einfließen lässt.
„BCCIV“ ist ein gutes bis sehr gutes Album. Die vier Herren wissen schon ganz genau was sie da machen. Unzweifelhaft sind das ganz famose Einzelmusiker, aber auf diesem Album zeigt sich erneut, dass sie auch als Kollektiv hervorragend miteinander harmonieren. Das hat Herz und Seele. „The Cove“ ist erstklassiger Blues im Hardrockstyle. Beim Gitarrensolo dürfte Bonamassa-Fans einer abgehen. „The Crow“ geht schon ordentlich nach vorne, da hat sich die Band aber auch ganz dreist bei Rage Against The Machine ein paar Teile geliehen. Gesanglich ist das von Hughes übrigens erstklassig.
„Wanderlust“ ist dann erstmals etwas uninspiriert. Der gute Derek darf zwar mal etwas mehr im Vordergrund agieren, aber – gerade auch was Bonamassa betrifft – ist da schon ziemlich viel Griffbrettgewichse dabei. Es geht nur darum zu zeigen was man kann – ohne im Sinne des Songs zu spielen. „Love Remains“ ist auch eher langweilig, nervt sogar schon ab dem dritten Durchlauf. „Awake“ fängt auch nicht gerade spannend an, aber Hughes singt sich die Seele aus dem Leib und dann gibt es noch ein sehr schönes Duell zwischen Bonamassa und Sherinian zu hören. Bei Konzerten könnte das sicherlich noch mehr Jamcharakter erhalten und ordentlich ausgeweitet werden. „When The Morning Comes“ ist ein brillanter Abschluss. Die Nummer ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Da wird mehrmals die Richtung, das Tempo und selbst die Musikschublade gewechselt. Alles in allem ist das ein fein austariertes Hardrockstück.
Fazit: Black Country Communion hauen mit „BCCIV“ das nunmehr vierte Album raus. Wer hätte gedacht, dass diese Supergroup derart konstant Platten veröffentlichen wird? Es ist wieder ein gutes bis sehr gutes Album geworden, auch wenn es zwei bis drei Längen zu überstehen gilt. Zwischen Hardrock und Blues haben es sich die vier Meistermusiker eingerichtet. Das Zusammenspiel ist wirklich famos – diese Künstler haben sich tatsächlich gesucht und gefunden. Abgesehen davon hat das Herz und Seele!
Text: Torsten Schlimbach
Black Country Communion: Afterglow
Mascot Records/Rough Trade
VÖ: 26.10.2012
Wertung: 8/12
Es ist schon eine seltsame Sache, da liegt nun das nächste Album von Black Country Communion in den Regalen und doch wird man das Gefühl nicht los, dass die Kapelle schon in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Glenn Hughes zickt wie eine Diva herum, weil sich Joe Bonamassa angeblich nicht genug Zeit für die Band nimmt und Bonamassa ist davon naturgemäß nicht sonderlich begeistert. Ob das Tischtuch nun zerschnitten ist wird die Zukunft zeigen. Einstweilen ist Bonamassa jedenfalls mit seiner Solokarriere derart beschäftigt, dass es nicht gut aussieht. Schade eigentlich, wo doch Black Country Communion ausnahmslos aus Mitgliedern besteht, deren Ruhm sich irgendwie aus der zweiten Reihe aufgebaut hat. Bisher hat man den Eindruck gewonnen, dass die Truppe, die 2009 von Hughes und Bonamassa formiert wurde, eben nur als Kollektiv so richtig stark ist.
Dies zeigt sich auch sehr eindrucksvoll auf der neuen Langrille! „Afterglow“ wurde innerhalb einer Woche eingespielt – oder sollte man eingeprügelt sagen? Dieses Album rockt wie die Hölle und wenn man es nicht besser wüsste, dann könnte man glatt auf die Idee kommen, dass man es hier mit der neuen Platte von Soundgarden zu tun hat! Vieles, wenn nicht sogar alles, erinnert an die Grunge-Veteranen. Dieser Umstand liegt nicht nur in der Tatsache begründet, dass der Gesang erstaunlich oft an Chris Cornell angelehnt ist! Die gesamte Ästhetik der Platte und die Wall of Sound sind erstaunlich oft in der Nähe der reformierten Ikonen der späten 80er und besonders der 90er zu finden.
Die Produktion von Kevin Shirley hat sich ja bereits bewährt. Der Mann hat durchaus eine eigene Handschrift und trotzdem muss er aufpassen, dass er nicht alle Platten im typischen Bonamassa-Stil aufnimmt, denn dann kann es auch schon wieder nervend werden. Insgesamt ist „Afterglow“ in dieser Hinsicht aber wieder ein amtliches Brett geworden und zielt voll auf die Zwölf! Etwas anderes gibt das Songwriting aber auch fast nicht her. Und das ist auch gut so! Mit Rentner-Rock hat dies so wahrlich nichts zu tun. Abgesehen davon wurde die ganze Kiste live aufgenommen. Dies ist insofern beachtlich, da „Afterglow“ handwerklich und technisch auf allerhöchstem Niveau anzusiedeln ist. Das kann natürlich auch ermüdend werden und so mutiert „Crawl“ zu einer Leistungsshow, wie man sie seit dem Progrock der 70er nicht vermisst hat.
Insgesamt ist dieses Album aber schwer in Ordnung. Der Stakkato-Auftakt von „Big Train“ zeigt dann auch gleich wo Black Country Communion den Hammer hängen haben. „This Is Your Time“ fräst sich derart durch die Gehirnwindungen, dass man nur hoffen kann, dass Soundgarden für deren neues Album etwas ähnliches im Köcher haben! „Midnight Sun“ orientiert sich aufgrund des Tastenvirtuosen Derek Sherinian an den 70ern, der hymnenhafte Refrain passt da perfekt ins Bild. Die Nummer ist wie gemalt für die Livekonzerte, da dürfen die Fäuste von alternden Männern zigfach gen Himmel gereckt werden. „Confessor“ ist ein straighter Rocksong, der sich sogar ein bisschen bei AC/DC abgeguckt hat.
Es geht doch! „Cry Freedom“ zeigt Hughes und Bonamassa am Mikrofon in schöner Eintracht. Das Duett funktioniert erstaunlich gut! Etwas aus der Art schlägt das epische Stück, welches dem Album den Namen gegeben hat. Der Songaufbau ist wesentlich durchdachter und baut sich dramatisch zu einem sinfonischen Bombastkracher auf. Ausgerechnet das längste Stück auf der Platte - „The Circle“ - ist ein ruhiger Track, der es zwischendurch allerdings auch mit den Queen-Anleihen übertreibt. Das Gitarrenspiel rettet die Nummer schließlich aber noch und in den rockigen Momenten geht auch das wieder als Soundgarden Reminiszenz durch.
Fazit: „Afterglow“ von Black Country Communion ist ein Classic-Rock Album, wie es im Buche steht. Erstaunlicherweise gibt es sehr viele Ausflüge, die man auch in Seattle vor 20 Jahren für gut befunden hat. Ansonsten bringt eine vierer Rock-Kapelle kaum mehr Bombast und Theatralik auf einem Album unter. Die Jungs meinen das vermutlich auch alles noch genau so! Man darf gespannt sein, ob sich alle Beteiligten noch eine weitere gemeinsame Zukunft vorstellen können. „Afterglow“ unterstreicht jedenfalls mehrfach, dass auch die zweite Reihe was zu bieten hat!
Text: Torsten Schlimbach