Black Stone Cherry: Screamin' At The Sky
Mascot Records
VÖ: 29.09.2023
Wertung: 9/12
Black Stone Cherry sind schon lange im Musikzirkus dabei und veröffentlichen nun mit „Screamin´ At The Sky“ das achte Studioalbum. Der Arbeitsprozess hat sich in den ganzen Jahren nicht sonderlich geändert, denn auch für das neue Werk wurde größtenteils zuerst die Musik geschrieben – die Lyrics folgten später. Eine Veränderung gibt es aber. Chris Robertson (lead vox/guitar), Ben Wells (guitar/bkg vox), Schlagzeuger John-Fred Young (drums/bkg vox) werden nunmehr von dem 'neuen' Bassisten Steve Jewell Jr. verstärkt.
Der Titelsong „Scream´ At The Sky“ ist schon ein Brett. Der Refrain ist eingängig, aber insgesamt wird hier ziemlich wild durch den Gemüsegarten gepflügt. Zwischen Hardrock und Grunge sortiert sich das irgendwo ein. Die Band bleibt da auch am Ball, gleichwohl die Strophen von „Nervous“ ein ganzes Stück gemütlicher daherkommen. Es folgt aber die ganz große Pathos-Show auf dem Fuße und da wird zum Refrain hin das ganze Besteck ausgelegt. Die Band weiß eben, wie man einen Spannungsbogen aufbaut. Mit „When The Pain Comes“ gibt es dann gleich eine Nummer für die Hüpffraktion obendrauf.
„Out Of Pocket“ führt einen zunächst auf die falsche Fährte. Der ruhige Anfang mündet in keiner Ballade, sondern leitet einen sanft zu dem Bulldozer, der dann alles niederwalzt. „Show Me What It Feels Like“ bolzt allerdings auch etwas ziellos dahin. „R.O.A.R.“ ist auch eher amerikanischer Standard-Rock – inklusive Gitarrensolo. „Smile, World“ ist wieder um einiges rockiger. Das steht der Band einfach wesentlich besser zu Gesicht. „The Mess You Made“ kommt mit lässigem Bass daher und „Who You Are“ gefällt mit 90er-Gedächnisgitarre. „Not Afraid“ fährt weiter auf dieser Schiene, bevor mit „Heres To The Hopeless“ eine balladeske Nummer mit ordentlich Gitarrengeheul auf die Zielgerade einbiegt. „You Can Have It All“ beendet das Album noch mal mit allen Zutaten und einem starken Gitarrensolo.
Fazit: Black Stone Cherry haben mit dem neuen Album ein rockiges Brett aufgenommen. Oftmals erinnert das an die 90er. Bevor es kitschig oder peinlich wird, bratzt immer eine Gitarre rein, drückt der Bass oder scheppert das Schlagzeug. Der Gesang ist sowieso oftmals schön angeraut. Rockmusik lebt und ist bei Black Stone Cherry ziemlich wild.
http://www.blackstonecherry.com/
Text: Torsten Schlimbach
Black Stone Cherry: Live From The Royal Albert Hall… Y'All
Mascot Label Group/Rought Trade
VÖ: 24.06.2022
Wertung: 9/12
Eine Band aus Kentucky eroberte am 29. September 2021 die altehrwürdige Royal Albert Hall. Dort spielte ja schon so ziemlich alles von Rang und Namen und entsprechend wacklig dürften die Beine der Herren von Black Stone Cherry gewesen sein, als sie die Bühne betraten. Ein Traum ging in Erfüllung, aber man war sich natürlich auch der Tatsache bewusst, dass die eigenen Helden hier schon ordentlich abgeliefert hatten. Die ganze Sause wurde natürlich auch für die Nachwelt festgehalten. Auf der Blu-Ray ist das Live-Material gespickt mit Interviews hinter den Kulissen, Aufnahmen von der Bühne und Archivaufnahmen, die die Band in ihren Anfängen zeigen, mit Ausschnitten aus ihrer ersten UK-Tournee.
Der zupackende Rock von Black Stone Cherry funktioniert überraschend gut in der Royal Albert Hall. Der Spaß und die Energie der Band überträgt sich eben auch von der Bühne runter bis hoch auf die Ränge. Black Stone Cherry orientieren sich an den guten, alten Rockshows. Hier gibt es dann auch noch ein Drum Solo – macht man heutzutage ja eigentlich nicht mehr.
Das strotzt vor Kraft. „Me And Mary Jane“ reißt zu Beginn schon alles nieder. Die Zuschauer vor Ort dürfen auch gleich zeigen, was sie stimmlich draufhaben. Macht schon Laune. Die Mischung aus Heavy und Southern Rock ist schon sehr amtlich. „Burnin´“ hält das Tempo weiter auf Vollgas. „Again“ ist ein verdammter Hit- nicht mehr und nicht weniger. Testosteron tropft da natürlich aus allen Poren. Auch das aktuelle Werk wird selbstverständlich mit reichlich Songs abgefeiert. Wer dabei auf so eine lässige Nummer wie „Ringin´ In My Head“ bauen kann, hat nicht so viel verkehrt gemacht. Natürlich hat die Kapelle auch an die Fans gedacht und so gibt es auch das Brett „Blind Man“, welches durchaus zu den Favoriten der Anhänger zählt, voll auf die Zwölf. „Blame It On The Boom Boom“ wird ebenfalls abgefeiert. Einer der Hits die Band.
„Things My Father Said“ oder „Peace Is Free“ setzen auf ruhigere und nachdenkliche Töne. Das klingt dabei immer authentisch und ehrlich. Da muss nicht jeder Ton sitzen, aber jeder Ton geht zu Herzen und berührt. Black Stone Cherry haben sich genau aus diesen Gründen eine treue Fangemeinde auf der Insel erspielt.
Fazit: Black Stone Cherry sind live eine Urgewalt. Die Herren atmen den Rock ein und aus. Das ist über alle Maßen authentisch und ehrlich. Zudem haben sie natürlich auch die eine oder andere gute Melodie im Gepäck. Das funktioniert dann auch in der altehrwürdigen Royal Albert Hall. Hier walzt sich das Quartett mit einer Spielfreude durch den Backkatalog, dass es der pure Wahnsinn und Freude ist.
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Text: Torsten Schlimbach
Black Stone Cherry: The Human Condition
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 30.10.2020
Wertung: 8/12
Das siebte Album von Black Stone Cherry ist noch ein Werk, welches noch vor dem weltweiten Lockdown fertiggestellt wurde. Als sich das Quartett zu den Aufnahmen von „The Human Condition“ in die Wälder von Kentucky ins Studio verkrümelte, fing Covid-19 an zu wüten. Die Band wurde im Studio von den ganzen Nachrichten und der Angst vor dem Virus begleitet. Den Songs hört man das nicht immer an, denn selbige sind oftmals mitreißend und hymnisch. Produziert hat die Band selbst. Erstmalig wurde das nicht live eingespielt und die Bandmitglieder wollten alles mehrspurig aufnehmen. Für jeden waren die Aufnahmesitzungen so natürlich komplett anders, ungewohnt und vermutlich auch anstrengender. Es ist aber sicher nicht verkehrt sich ein Stück aus der Komfortzone zu bewegen.
Mit „Ringin´ In My Head“ geht es gleich knackig los. Da wird die ganze Klaviatur der 90er-Alternativmusik gespielt. Geiler Einstieg. Der Gesang ist das Prunkstück. In diesem Stil geht es weiter. Das lässige „Again“ mit seinem pumpenden Bass und den druckvollen Drums mündet in einem Refrain der sich im Ohr festsetzt. „Push Down & Turn“ ist von der Groove-Sektion wie gemalt für die Hüpffraktion. Der Gesang ist abermals ungemein lässig. Alles in allem ist das Audioslave nicht unähnlich.
Anhand des Titel lässt sich ja schon ablesen, dass „When Angels Learn To Fly“ in eine Balladenrichtung geht. Es trieft allerdings nicht vor Schmalz, sondern ist immer noch im Rock mittleren Tempos angesiedelt. „Live This Way“ ist ein Stampfer, wie ihn Black Stone Cherry immer mal wieder im Angebot haben. „In Love With The Pain“ ist der nächste Song der irgendwo in der Mitte der Straße anzusiedeln ist. Bon Jovi kommen einem da in den Sinn. Die hatten aber ja auch hin wieder mal lichte Momente. Der Refrain, den das Quartett hier vom Stapel lässt, ist allerdings etwas zu gefällig.
„The Chain“ holt den Alternativrock in das Album zurück. Unter den ganzen Schichten ist übrigens auch immer eine große Portion Americana zu finden. Selbst wenn der Unterbau – wie bei „Ride“ – eigentlich schon im Heavy Metal zu finden ist. „If My Heart Had Wings“ könnte man sich auch glatt von Aerosmith vorstellen. „Don´t Bring Me Down“ von ELO hätte man nicht unbedingt auf einem Black Stone Cherry-Album vermutet. Was soll man sagen? Es ist mit dem tiefergelegten Bass, den sägenden Gitarren und dem kratzigen Gesang besser als das Original.
Das düstere „Some Stories“ läutet das letzte Drittel ein. Auch hier setzt sich die Melodie sofort in den Gehörgängen fest. „The Devil In Your Eyes“ haut noch mal alle Zutaten des Alternativ-Rocks mit dicker Hose raus, bevor „Keep On Keepin´ On“ schon ein bisschen seichter Bon Jovi-Schunkelrock ist. Vielleicht muss ein Album dieser Art aber auch genau so enden!
Fazit: Für „The Human Condition“ sind Black Stone Cherry bei den Aufnahmen anders vorgegangen. Es wurden ein paar Schichten übereinander getürmt und auf Perfektion gesetzt. Das hat den Songs nicht geschadet und selbige klingen frisch und alles andere als verkopft. An der einen oder anderen Stelle ist der Adult Rock fast schon ein bisschen zu nahe bei Bon Jovi zu finden, aber wenn Black Stone Cherry den Alternativ-Rock von der Leine lassen, dann ist das schon ein ordentliches Pfund. Ein Händchen für Melodien hat die Kapelle ja sowieso! Unter dem Strich ist das ein sehr ordentliches Werk!
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Text: Torsten Schlimbach
Black Stone Cherry: Family Tree
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 20.04.2018
Wertung: 9,5/12
Black Stone Cherry sind der Prototyp einer Southern Rock-Band der härteren Gangart. Man hört der Musik dieser Kapelle immer an, wo sie die musikalischen Wurzeln hat. Das ist immer auf dem Fundament der 70er Rock Größen erbaut worden. Die Band ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst und somit wurde das sechste Studio-Album „Family Tree“ betitelt. Auf diesem Werk huldigen die Musiker mit eigenem Material den Vorbildern der vergangenen Dekaden. Produziert wurden die Songs erneut von der Band selbst. Wie schon beim Vorgänger, spielten sie die Scheibe in David Barricks „Barrick Recording Studio“ ein.
„Family Tree“ ist das, was man ein geiles Rockalbum nennt. Da ist alles drin und dran: Blues, Soul und Rock mit all seinen Facetten, angefangen bei Hardrock und mit Southern-Rock noch lange nicht am Ende angekommen. Es finden sich auch durchaus einige Americana-Momente wieder und auch Stoner ist da nicht so weit entfernt. „Bad Habit“ geht richtig straight los. Im Mittelteil gibt es dann ein Oldschool-Solo mit ordentlich Slide Guitar. „Burnin´“ wechelt innerhalb des Songs mehrfach die Richtung. In erster Linie ist das Southern Rock, aber auch ein bisschen Country und ein bisschen Hardrock. Der Bass treibt das ganze Geschehen vor sich her. Man hört hier deutlich, dass die ganze Band am Songwriting beteiligt war. „New Kinda Fellin´“ hat im Hintergrund noch ein geiles Honky Tonk Piano am Start. Das macht schon Laune. Das ist im Grunde ein Sommeralbum. Die Atmosphäre von „Family Tree“ ist unglaublich aufgeladen.
„Carry Me On Down The Road“ ist ein weitere Höhepunkt des Albums. Infiziert vom Blues, aber auch vom R&B. Gary Clark Jr. kommt einem da in den Sinn. Da immer nur Vollgas auf Dauer auch langweilig wird, braucht es auch mal etwas zur Entspannung. Das gut abgehangene „My Last Breath“ kommt da genau richtig. Die Party geht dann ja mit „Southern Fried Friday Night“ weiter. Warren Haynes ist bei „Dancin´ In The Rain“ dabei. Das macht Sinn, denn Black Stone Cherry und Gov´t Mule sind Brüder im Geiste. „Ain´t Nobody“ ist per se nicht schlecht, allerdings fehlt da etwas der Spannungsbogen und die zündende Idee. Das könnte auch von Kid Rock sein, aber das ist ja nun nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal.
„James Brown“ hat mit dem Namensgeber des Songs nichts zu tun. Das ist ein astreines Hardrocj-Stück, welches sogar ein bisschen beim Stoner vorbeischaut – zumindest wenn man beispielsweise Monster Magnet auch in dieser Ecke sehen würde. Groovt aber gut. „You Got The Blues“ ist ähnlich ausgerichtet, was dann wiederum nicht sonderlich spannend ist. „I Need A Woman“ kommt da lässiger rüber. „Get Me Over You“ bringt im Mittelteil noch etwas Schamanenhaftes unter. Der Titeltrack „Family Tree“ fasst die Essenz des Albums dann zusammen.
Fazit: „Family Tree“ ist ein hervorragendes Album von Black Stone Cherry. Wer traditionellen Rock and Roll liebt, kriegt hier alles geboten was das Herz begehrt. Das ist durch und durch authentisch – von Soul über Blues, weiter zu Stoner- und Hardrock, Americana bis hin zu R&B. An der einen oder anderen Stelle hätte man sich mehr Ideenreichtum gewünscht, aber alles in allem knallt das ordentlich rein. Sollte man dieses Jahr auf dem Zettel haben!
Text: Torsten Schlimbach
Black Stone Cherry: Kentucky
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 01.04.2016
Wertung: 9/12
Die Jungs von Black Stone Cherry sind mächtig stolz. Nicht nur, weil sie mit „Kentucky“ ein neues Baby geboren haben, sondern weil die Deutschlandtour restlos ausverkauft ist. Die Tickets gingen rasend schnell weg und entsprechend groß war die Freude im Camp der Band. Das Veröffentlichungsdatum des neuen Albums lag zu diesem Zeitpunkt ja auch noch in weiter Ferne. Dies zeigt, dass die Kapelle hierzulande eine treue Fangemeinde hat. Die Vorschusslorbeeren müssen nun natürlich auch gerechtfertigt werden. „Kentucky“ dürfte die Erwartungshaltungen noch übertreffen! So sieht das mal aus.
Seit im Jahr 2006 das Debüt der Band veröffentlicht wurde, sucht man nach einer Schublade, in die man die Musik einsortieren kann. Immer wieder wird Southern Rock genannt. Warum eigentlich? Hardrock wäre da schon naheliegender. Mit „Kentucky“ stoßen Black Stone Cherry vielleicht sogar noch mal eine neue Tür auf. Letztlich ist das Rock der härteren Gangart, aber über diese Songs wurde eine große Portion Grunge gepinselt. Quasi in jedem Song lässt sich eine Referenz zu einer anderen Kapelle der 90er ableiten. Ok, nicht nur, denn mit „War“ gibt es auch eine Coverversion des Edwin Starr-Songs – geschrieben von Norman Whitfield und Barrett Strong. Der Antikriegssong kommt zwar hart daher, lässt das Original aber durchaus deutlich erkennen. Bläser im Background sorgen zusätzlich für den Wiedererkennungswert.
Fangen wir mal vorne an. „The Way Of The Future“ klingt verdammt noch mal nach einem brillanten Stück von Soundgarden. „In Our Dreams“ hört sich dann eher nach Alice In Chains an und mit „Shakin´ My Cage“ geht es dann in die Stone Temple Pilots-Ecke. Erstaunlicherweise passt sich die Stimme auch immer wieder an. Was sich jetzt aber wie ein billiger Abklatsch der alten Helden liest, ist alles andere als das. Black Stone Cherry haben verdammt noch mal Bock. Und davon gleich eine ganze Wagenladung voll. Das lässige „Soul Machine“ hat mit dem Backchor tatsächlich so etwas wie Soul. „Long Ride“ kommt wie eine Mischung aus 3 Doors Down und Creed daher. Na gut, die Frauenherzen wollen ja auch erobert werden. Die Herren können immerhin dazu ein bisschen cruisen.
„Kentucky“ ist einfach lässig und macht Spaß. „Hangman“ ist auch in den 90ern zuhause und auch „Cheaper To Drink Alone“ erfreut das Rockherz. „Feelin´ Fuzzy“ ist der passende Songtitel zur Musik und mit „Darkest Secret“ gibt es ja noch mal das volle Brett auf die Zwölf. „Born To Die“ ist auf der Zielgeraden eine groovy Ballade mit einer starken Hookline. „The Rambler“ ist dann der berühmte Ausreißer: so eine Folkballade würde Eddie Vedder gefallen.
Fazit: „Kentucky“, das neue Album von Black Stone Cherry, ist stark. Ja, die Songs sind zwar auch im gestern verankert, aber welche Musik ist das nicht? Also irgendwie jedenfalls. „Kentucky“ lässt deutliche Anleihen beim Grunge erkennen. Dass dies kein Plagiat ist, liegt an der immens großen Spielfreude der Herren. Die Jungs schmeißen sich derart mit Spaß und Anlauf in die Tracks, dass man ihnen jeden Ton abnimmt – und dann funktioniert das auch im Jahre 2016! Und wie!
http://www.blackstonecherry.com/
Text: Torsten Schlimbach