Mumford & Sons: The Road To Red Rocks (DVD)
Universal
VÖ: 23.11.2012
Wertung: 9/12
Mumford & Sons sind aktuell die erfolgreichste Folk-Rock Band der Welt. Überhaupt wird man in der Musikgeschichte kaum einen Genrevertreter finden, der auf beiden Seiten des großen Teichs die Massen derart angezogen hat. Die vier Jungs hatten sich in den kühnsten Träumen wohl nie ausgemalt, wohin die Reise mal gehen wird. Für die 2012 Amerika-Tour bedeutete dies nichts anderes als ein Konzert in einem der schönsten Amphitheater überhaupt: Red Rocks. Die Liste all jener, die dort gespielt haben ist lang und mit prominenten Namen besetzt. Mumford & Sons fügten der Tradition des Veranstaltungsortes von sehr guten Konzerten nun zwei herausragende hinzu.
Nach dem herausragenden Debüt „Sigh No More“ und dem brillanten Nachfolger „Babel“ veröffentlichen Mumford & Sons nun die erste DVD. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um irgendein Konzert, nein, ein Großteil dreht sich um die beiden Konzerte Ende August im Denver Red Rocks Amphitheater – aber eben nicht nur! Mumford & Sons haben es sich nämlich nicht nehmen lassen auch ein bisschen von der Tour zu filmen und das ganze Konzept mit auf diese sehr sehenswerte DVD zu bannen. Hier wird ein Blick hinter die Kulissen geworfen und als Zuschauer bekommt man sehr viel von dem Selbstverständnis dieser Band mit.
Eins ist klar, die Band muss die ganze Maschinerie zunächst mal für sich selber spannend halten. Nachdem sie in der Vergangenheit schon so gut wie in jedem Schuppen, Club oder jeder Halle gespielt hatten, mussten neue Ideen her. Sie stellten in gewisser Weise ihr eigenes, kleines Festival zusammen und zogen damit wie die Zigeuner an die seltsamsten, aber auch schönsten Orte. Sie luden sich dazu befreundete Bands ein oder solche, die stilistisch zu ihnen passten und von denen sie sowieso auch selber begeistert sind. Zwischen den Songs, die in Red Rocks mitgeschnitten wurden, kann man immer wieder kleine Passagen von diesem Wanderzirkus sehen. Mumford & Sons ließen es sich offenbar auch nicht nehmen, die Bands dann auch gleich selbst anzusagen und mit ihnen zu musizieren.
„The Road To Red Rocks“ vermittelt in erster Linie eine Menge Spaß. Spaß, den die Band auf dieser Tour hatte. Dies überträgt sich auch auf den Zuschauer auf der Couch. Bei den vielen kleinen Randnotizen, O-Tönen und Interviewsequenzen sollte man aber keineswegs vergessen, dass die Jungs schlichtweg hervorragende Musiker sind. Da werden die Instrumente getauscht und wenn Markus Mumford an den Drums sitzt und dazu auch noch singt, dann hat das nicht nur Klasse, nein, da sitzt auch jeder Ton! Überhaupt ist der Livegesang der kompletten Band famos. Satzgesang wie er besser nicht sein könnte! Natürlich können die vier ihre Songs nicht komplett alleine stemmen und somit gibt es auf der Bühne teilweise noch ein paar weitere Musiker zu begutachten. Die Bläsersektion ist dabei quasi das Salz in der Suppe.
Gefilmt wurde aus verschiedenen Perspektiven, aber nicht aus jedem Winkel. Das ist auch gut so, denn heutzutage neigt man ja gerne dazu den Einsatz von Kameras zu übertreiben. „The Road To Red Rocks“ findet da irgendwie genau den goldenen Mittelweg! Es werden auch mal ein paar Szenen in schneller Reihenfolge aneinandergereiht, oftmals wird aber auch die Situation ein ganzes Stück länger eingefangen. Auf der Bühne wird der Folk und der Rock aber auch gearbeitet – von allen! Die vier Hauptprotagonisten geben alles – sieht man selten bei einer Band. Meist steht immer irgendeiner still in der Ecke, so etwas gibt es bei Mumford & Sons nicht. Große Showelemente hat diese Band gar nicht nötig, die Band ist Show genug!
Der Sound ist sowohl in den Höhen, aber auch in den Tiefen extrem gut. Das Bild lässt kaum Wünsche offen. Ein Rauschen ist nicht zu erkennen und selbst der Schwarzwert ist ordentlich. Überhaupt strahlt diese DVD – passend zur Band – von der Farbgebung eine sehr schöne Atmosphäre aus und ist glatt ein bisschen in ein Retrogewand gehüllt. Insgesamt eine sehr stimmige Umsetzung.
Kritisieren müsste man höchstens die Materialfülle, denn unter dem Strich sind bei diesem Medium anderthalb Stunden doch etwas dürftig. An dem Film gibt es ja nichts auszusetzen, aber eine Bonussektion wäre schon nett gewesen. Die vorliegenden zwölf Songs sind toll und der dramaturgische Aufbau bei „Lover´s Eyes“ bereitet schon eine Gänsehaut. Die Band beginnt das Set immerhin komplett im Dunkeln und wenn letztlich die Lichter angehen, dann hat man nicht nur eine beeindruckende Kulisse vor sich, sondern auch eine Party. Nach „The Cave“ sind die Jungs sichtlich gerührt und man nimmt ihnen ab, dass dies tatsächlich eines ihrer beeindruckendsten und besten Konzerte war. Der Dank an das Publikum kommt absolut ehrlich und von Herzen rüber. Selbst der Abspann ist sehenswert, der gehört größtenteils nämlich den Fans vor Ort, die sich noch ein wenig dieser außergewöhnlichen Stimmung hingeben. Nur, was kann da jetzt noch kommen? Während des Films erfährt der geneigte Zuschauer, dass die Band einen Red Rocks Auftritt eigentlich als einen Höhepunkt ansieht und danach eigentlich nicht mehr viel an Konzertorten da ist, was noch reizt. Jetzt sind Mumford & Sons also auf der Suche nach neuen Konzertherausforderungen.
Fazit: „The Road To Red Rocks“ von Mumford & Sons ist ein mitreißender Film, der sich in erster Linie den Red Rocks Konzerten widmet, aber auch einen sehr schönen Blick hinter die Kulissen der Amerika-Tour gewährt. Schnitt, Bild und Sound sind gut bis sehr gut und eigentlich besteht an dieser DVD-Produktion kaum Anlass zur Kritik. Ein bisschen mehr Material hätte man sich allerdings schon gewünscht. Zudem erscheint am 30.11. mit „Babel - Gentlemen Of The Road Edition" eine Deluxe-Box, die - neben Live-DVD und „Babel“ Album - auch noch eine Audio-Live-CD beinhaltet. Egal zu welcher Edition man greift, unter dem Strich brennen sich die Songs und Bilder von Red Rocks ganz lange ein und man verspürt den unbedingten Wunsch sofort auf ein Mumford & Sons Konzert zu wollen! Es dauert allerdings noch bis März 2013 bis der Wanderzirkus auch bei uns Station macht!
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Text: Torsten Schlimbach