Hollywood Vampires: Live In Rio

Hollywood Vampires: Live In Rio

earMUSIC/Edel

VÖ: 02.06.2023

 

Wertung: 7,5/12

 

Es ist ja immer so eine Sache mit den sogenannten Supergroups: die Erwartungen sind meist immens hoch, die dann ganz selten gehalten werden (können). Oft genug ist das auch einfach schier unmöglich. Im Falle der Hollywood Vampires ist das nicht viel anders. Es ist sogar fraglich, ob die Kapelle überhaupt eine echte Fangemeinde hat oder die Leute nur kommen, weil in vorderster Linie eben Alice Cooper, Joe Perry und Johnny Depp stehen. Die beiden Alben waren ordentlich, rissen aber auch keine Bäume aus. Viel wichtiger scheint sowieso die Livepräsenz zu sein. Davon kann kam sich nun mit „Live In Rio“ überzeugen lassen. 100.000 Menschen wohnten diesem Ereignis bei. Das größte Konzert der Band, gleichwohl natürlich Cooper und Joe Perry das durchaus aus ihren langen Karrieren kennen. Auch die beiden Mitstreiter am Schlagzeug und Bass, nämlich Matt Sorum und Duff McKagan, dürfte das nicht sonderlich geängstigt haben, da die beiden Herren das mit den Gunners ebenfalls schon in den 90ern erlebt haben.

 

Die Setlist setzte sich größtenteils aus Coverversion zusammen. Mit einem Album im Rücken ist das natürlich durchaus verständlich. „Raise The Dead“ schafft mit einem Heavy-Unterbau spielend leicht den Einstieg in das Album. „My Generation“ von The Who wird auch in diesem Gewand dargeboten. Leider fehlt so dann auch die komplette Charakteristik des Songs. Die Nummer wird so einfach gnadenlos niedergeknüppelt. „I Got A Line On You“ ist live ein ziemliches Brett und erinnert ganz stark an die Backyard Babies. Die ist bitte ausdrücklich als Kompliment zu verstehen. „Cold Turkey“ wird anschließend ebenfalls als Sleaze Rock-Nummer gespielt. Nun ja. Muss man mögen.

 

„Five To One/Break On Through“ ist überraschend cool. Der Song stampft lässig dahin, nimmt an Fahrt auf und knallt ordentlich rein. Die Band macht sich den Track zu eigen, ist aber auch nahe beim Original. „Manic Depression“ von Jimi Hendrix ist dagegen ziemlich spannungsarm und passt so überhaupt nicht zum Stil der Band. Laut etwas nachspielen hat dann eben keine Seele. „7 And 7 Is“ ist live ein ordentlicher Song – nicht mehr und nicht weniger. „Whole Lotta Love“ mit Mundharmonikaeinleitung und der Hinwendung zum Hardrock ist schon stimmig. Cooper hat mit „School´s Out“ und „Billion Dollar Babies“ dafür gesorgt, dass zwei seiner ganz großen Songs ebenfalls auf der Setlist stehen. Warum auch nicht? Kennt jeder, die Band weiß was zu tun ist und natürlich macht das auch in dieser Konstellation Laune. Bei „Billon Dollar Babies“ ist dann auch noch Lokalmatador Andreas Kisser am Start. „Train Kept A-Rollin´“ von Aerosmith hat Joe Perry untergebracht. Sitzt natürlich auch perfekt. „Brown Sugar“ von den Stones ist immer eine Bank und beendet ziemlich nahe am Original das Set. Sozusagen der krönende Abschluss.

 

Fazit: „Live In Rio“ von den Hollywood Vampires ist ein odentliches Live-Album. Die Band ist immer dann am besten, wenn sie eigene Songs spielt oder solche der eigentlichen musikalischen Hauptbeschäftigung. Es gibt auch Coverversionen die sitzen und passen, andere, die einfach nur niedergewaltzt werden, hauen weniger hin. Die beteiligten Musiker – von Duff McKagan bis zu Zak Starkey – können sich sehen lassen und das ist alles schon das oberste Regal. Kann man sich mal geben, man wird aber auch nicht unglücklich, wenn man die Scheibe nicht kennt.

 

www.hollywoodvampires.com

 

Text: Torsten Schlimbach

Hollywood Vampires: Rise

Hollywood Vampires: Rise

earMUSIC/Edel

VÖ: 21.06.2019

 

Wertung: 7/12

 

Eine Band, die aus lauter Superstars besteht, wird ja sowieso schon mal eine ganz andere Aufmerksamkeit zuteil, wie einer noch unbekannten Kapelle. Im Falle der Hollywood Vampires hat man es dann auch wirklich mit Protagonisten aus dem obersten Regal zu tun. Joe Perry, Alice Cooper und Johnny Depp sind bei der A-Kategorie einzusortieren. Mit „Rise“ hat das Trio, unter tatkräftiger Unterstützung von Tommy Henriksen, nun das zweite Album auf den Weg gebracht.

 

Im Gegensatz zum Debüt findet sich auf „Rise“ sehr viel eigenes Material wieder. Das darf man durchaus unter "roher Rock" verbuchen. Wenn man aber mal ganz ehrlich ist, würde kein Hahn danach krähen, wenn die Protagonisten nicht so berühmt wären. Das Songwriting ist an der einen oder anderen Stelle schon sehr behäbig und einfallslos. Der Opener „O Want My Now“ ist noch ein ziemliches Brett und walzt, ohne Rücksicht auf Verluste, alles nieder. Ein bisschen erinnert das sogar an die Stooges.

 

Tja, danach ist das Pulver aber fast schon wieder verschossen. „Who´s Laughing Now” fängt ordentlich an. Der Bass steht zunächst im Zentrum und dann kribbelt es auch so schön in der Magengegend. Dann verflacht die Nummer aber zusehends und der Refrain – sofern man das überhaupt so nennen darf – wird bis zum Erbrechen wiederholt.

 

Übrigens sind die ständigen Interludes zwischen den Songs auch sehr nervig. „The Boogieman Surprise“ mäandert auch recht ziellos durch die Prärie und hat derart viel Staub angesetzt wie die allerletzte Glamband der 70er. Danach gibt es wirklich ein bisschen Boogie und „Welcome To Bushwackers“ lädt dazu ein, das Tanzbein zu schwingen. Übrigens ist Jeff Beck hier mit von der Partie. Was ist eigentlich mit Balladen? Kommt! “You Can’t Put Your Arms Around A Memory” von Johnny Thunders wird im etwas windschiefen Vortrag von Joe Perry gesungen.

 

Anschließend gibt es wieder das volle Rockbrett. „Git From Round Me“ ist nichts Anderes als Garagenrock – also großartig. Wenn die Hollywood Vympires so richtig böse, dreckig und gemein agieren, sind sie einfach am besten. Sollte man „Heroes“ covern? Johnny Depp beantwortet das offensichtlich mit einem JA. Eigentlich gibt es ja nun wirklich genug Interpretation von dieser Nummer und an das Original reicht sowieso nichts heran. Immerhin macht der gute Johnny eine recht passable Figur bei seiner Version. „New Threat“ ist ein ganz cooler Track, aber auch ein typischer Cooper-Song - was selbigen ja nicht schlechter macht. „Mr. Spider“ bringt dann noch jede Menge psychedelisches Flair in das letzte Drittel hinein. Stark! „We Gotta Rise“ – Mr. Cooper ist der neue Präsident der USA – ist leider reichlich misslungen. Das erinnert an Schützen- und Volksfeste und Bierbänke auf denen die Menschen stehen, sich einhaken und schunkeln. Mit „People Who Died“ gibt es einen weiteren Coversong zu hören. Die Nummer hat Biss und Chuzpe. Punkrock auf den Punkt. Mit dem Spoken Word-Beitrag „Congratulations“ wird „Rise“ nicht gerade mit einem Knall beendet.

 

Fazit: Wer rohen Rock ohne Schnörkel und ohne Innovationsgeist schätzt, kriegt bei den Hollywood Vampires und deren zweitem Album „Rise“ die Vollbedienung geliefert. Teilweise klingt das wie frisch aus der Garage. Das ist gut. Weniger gut sind die Interludes und das schludrige Songwriting und der Ideenmangel. Wären hier nicht zwei Schwergewichte der Musikgeschichte und ein Hollywoodstar die Protagonisten hinter dieser Band, dürfte das Interesse an der Musik ganze Hochhaussiedlungen kleiner ausfallen.

 

www.hollywoodvampires.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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