Bob Mould: Beauty & Ruin

Bob Mould: Beauty & Ruin

Merge Records/Cargo Records

VÖ 06.06.2014

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Helden werden alt. Bob Mould hat mittlerweile die 50 ganz dezent überschritten. War es nicht erst gestern, dass der Mann mit Hüsker Dü den Gegenentenwurf zum sonst so dekadenten Rockstarleben der 80er bildete? Der Mann war an einigen beachtlichen Alben beteiligt. Das letzte Werk in dieser Hinsicht war das in Indiekreisen viel beachtete „Silver Age“. Jetzt legt der Mann mit „Beauty & Ruin“ nach. Und wie! Die Platte hätten wohl nur sehr optimistische Zeitgenossen Mould zugetraut. Es lärmt an allen Ecken und Enden.

 

Man hört „Beauty & Ruin“ an, gerade auch im Hinblick auf die Texte, dass Bob Mould nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stand. Der Mann hat auch einfach viel zu viel erlebt. Der ruppige und scheppernde Sound passt sich dem ganz wunderbar an. Bob Mould hat den Punk- und Garagenrock wieder ausgepackt. Wo andere Musiker gleichen Alters so langsam anfangen Platten mit Lagerfeuerromantik aufzunehmen, lärmt sich Mould erst so richtig durch die Prärie. „Beauty & Ruin“ ist im Grunde seines Herzens eine astreine Platte der 90er, die aber mit beiden Beinen ganz fest im Jetzt steht. Dinosaur Jr. kommt einem da in den Sinn. Das sind ebensolche Nerds. Wobei, ist Mould überhaupt ein Nerd?! Er hat einfach Bock die Sau rauszulassen und das macht er verdammt gut!

 

„Low Season“ begrüßt einen gleich zu Beginn mit einer amtlichen Gitarrenwand. Langsam schleppt sich das Stück dahin. Die Stimme von Mould klingt dabei überraschend jung und frisch. Ansonsten ist das unter einer Schicht aus Krach die vertonte Depression mit schepperndem Schlagzeug. Man möchte sich da reinlegen, zumal sich unter all dem Gerümpel auch sehr viel Schönheit verbirgt. Ein wunderbarer Auftakt. „Little Glass Pill“ legt anschließend ordentlich an Geschwindigkeit zu und entpuppt sich als astreiner Punkrocker. Mit „I Don´t Know You Anymore“ holt Mould zumindest musikalisch endlich die Sonne herein. Wenn die Lemondheads Rockeier hätten, dann würden sie sich so anhören. „Kid With Crooked Face“ tobt direkt im Anschluss aber wie ein kleines Kind durch den Spielzeugladen. „The War“ zeigt aber auch, dass Mould auch ein großes Popherz hat. Natürlich ist das nicht zu vergleichen mit dem ganzen Kirmesquatsch, der einen jeden Tag aus dem Radio als Belästigung anplärrt. „Forgiveness“ ist das erste etwas ruhigere Stück. Zwischen Folk- und Americana mit Indieeinschlag ist das ein wundervolles Kleinod.

 

Keine Sorge, die Luft ist da noch nicht raus, denn „Hey Mr. Grey“ springt einem wieder mit voller Wucht in die Fresse und „Fire In The City“ hat einfach mal eine ziemlich okaye Hookline. Es würde Bands geben, die wären froh sie könnten mit so einer Hymne wie „Tomorrow Morning“ die Festivalsaison bestreiten. „Let The Beauty Be“ erinnert von der Stimme jetzt sogar an Frank Zappa. Warum auch immer. Die – weitestgehend – Akustiknummer hat dabei aber mehr Pfeffer im Hintern wie so manches, was man heutzutage unter Rock einsortiert. „Fix It“ hört sich genau so an wie der Titel klingt. Ein tolles Ausrufezeichen zum Schluss!

 

Fazit: Die tollste Feststellung nach dem Genuss von „Beauty & Ruin“ ist definitiv, dass es sie noch gibt! Diese Musiker, die in Würde altern. Bob Mould haut hier zwar ein krachiges und lärmendes Manifest heraus, aber zwischen Punk- und Indierock ist nichts an dieser Platte irgendwie peinlich und komisch. Da hört sich nichts erzwungen oder gewollt an. Bob Mould macht das, was ihm im Moment eben die größte Freude bereitet und das mit sehr viel Stil und Anstand. Danke dafür!

 

http://bobmould.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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