Babyshambles: Sequel To The Prequel (Limited Deluxe Edition)
Warner
VÖ: 30.08.2013
Wertung: 7/12
Es gleicht schon einem Wunder, dass Peter Doherty immer noch auf diesem Planeten wandelt. Mittlerweile scheint er zwar in der Gestalt eines Untoten durch die Straßen von Paris zu schlendern, aber immerhin ist seine Hülle noch da. Die Babyshambles sind es auch wieder und damit konnte man nicht unbedingt rechnen. Durch die räumliche Trennung zu Doherty – der Rest blieb in London – und dem tragischen Unfall von Drew McConnell, welcher in London auf dem Fahrrad von einem Auto über den Haufen gebrettert wurde, stand die Truppe eigentlich davor als Randnotiz in die ewigen Jagdgründe der Musikgeschichte einzugehen. Es kam alles ganz anders und nun gibt es mit „Sequel To The Prequel“ sogar ein neues Album.
Doherty bekam auch in Paris immer mal wieder Besuch von seinen Bandkollegen. Man sichtete zusammen die ganzen Ideen, den ganzen unfertigen Kram und begann so mit den Arbeiten an dem, was nun als neues Babyshambles-Album bezeichnet werden darf. Jeder hatte etwas in der Hinterhand und somit fokussierte sich nicht alles auf Doherty. Wie man liest, war Spaniens Costa de la Calma der Ort für die richtige Inspiration und die Initialzündung für „Sequel To The Prequel“. Der gute Peter war dabei allerdings wohl nicht zugegen und unpässlich. Irgendwie haben dann aber ja doch noch alle den Weg zueinander gefunden und Stephen Street hat den ganzen Irrsinn in die richtigen Bahnen gelenkt. Street hat wohl als einer der Wenigen das richtige Händchen um mit den Babyshambles zu arbeiten.
Peter Doherty hat die letzten Jahre ja nur noch in den Klatschspalten der Yellow Press stattgefunden und was man da gesehen hat, hatte mit seinem immensen Potenzial als Musiker nichts mehr zu tun. Umso erstaunlicher klingt nun „Sequel To The Prequel“. Wäre dies die erste Platte dieser Kapelle, dann könnte man sogar von einem sehr ordentlichen Werk sprechen. Das klitzekleine Problemchen ist nur, dass die Herrschaften ja auch schon zwei Studioalben am Start haben. „Sequel To The Prequel“ stellt nun in keinster Weise irgendeine Weiterentwicklung dar. Alles wie gehabt. Die zwölf Songs des eigentlichen Albums hätten auch gut als Lückenfüller auf „Down In Albion“ und „Shotter´s Nation“ gepasst. Zieht man alle bekannten Umstände in Betracht, dann ist es wohl auch die bestmöglichste Entscheidung gewesen eine Platte in bekannten Gewässern zu machen.
Mit „Fireman“ lärmt sich die Band recht windschief in die Platte. Die Sex Pistols sind zurück. „Nothing Comes To Nothing“ ist ein Ohrwurm vor dem Herrn. Immer leicht neben der Spur, aber das gehört bei den Babyshambles natürlich zum guten Ton. „New Pair“ und „Farmer´s Daughter“ klingen dann auch wie die ersten zaghaften Gehversuche einer Schülerband. Es sind die unscheinbaren Songs und diese feinen kleinen Nuancen, die einen Babyshambles-Song so besonders machen. Wie sich die Band durch „Fall From Grace“ shuffelt hat einfach Stil. Und wenn „Maybelline“ musikalisch nicht die britische Musik auf den Punkt bringt, dann macht dies keine Band mehr. The Smiths lassen grüßen! Der Song „Sequel To The Prequel“ kommt in schönster Saloon-Manier daher, während „Dr. No“ zwischen Reggae und Sonntagsblues mit einer sehnsuchtsvollen Mundharmonika wie aus einem Western entsprungen klingt. Eine Sternstunde der Platte und der Babyshambles ist mit „Penguins“ auf diesem Album aber auch vertreten. Der Songaufbau kann überzeugen und das ist nicht nach 08/15 Muster gestrickt. Und dann kriegt das Ding von der Ballade den Bogen zum Rock und wieder zurück. „Picture Me In A Hospital“ lässt aufgrund des Geigenspiels das Herz ein bisschen schneller schlagen. Angeblich ist das sogar der Lieblingssong der Platte von Doherty. „Seven Shades“ langweilt eher und „Minefield“ ist weder Fisch noch Fleisch.
Man sollte übrigens zu Deluxe Edition greifen, denn hier gibt es doch einige beachtliche Stücke. Zwischen Dub und Reggae sortieren sich die leisen Töne von „Cuckoo“ ein und auch das traurige „Stranger In My Own Skin“ weiß zu gefallen. Plötzlich klingen die Babyshambels gar nicht mehr nach ihrem typischen Sound. Über der zweiten CD schwebt eine Melancholie, die den Herren ganz gut zu Gesicht steht. Auch „The Very Last Boy Alive“ ist durchzogen davon. Oberflächlich betrachtet mag das ein Rocksong sein, aber in diesem Moment ist dies die traurigste Combo der Welt. Die kleine Fingerübung „After Hours“ und das gelungene Demo von „Dr. No“ runden die Geschichte sehr schön ab.
Fazit: „Sequel To The Prequel“ ist ein grundsolides Babyshambles-Album. Man bekommt das, was man erwarten konnte und durfte. An dem immer etwas windschiefen Sound der Band hat sich nichts geändert. Die Songs gehen meist recht gefällig in die Ohren und manch einer bleibt auch dort hängen. Wieder anderes hat Schülerbandcharakter, aber auch das ist nicht neu. Charmante kleine Songs, die die Welt nicht auf den Kopf stellen werden, missen möchte man diese aber auch nicht mehr. Die zweite CD ist quasi das überraschend gute Sahnehäubchen. Es bleibt einfach zu hoffen, dass Peter Doherty sich irgendwann mal im Griff hat, denn es schlummert so viel Talent in ihm und man wartet förmlich darauf, dass dies eines Tages zu einer musikalischen Explosion führt. Warten wir also weiter und erfreuen uns bis dahin an „Sequel To The Prequel“.
Text: Torsten Schlimbach