Aretha Franklin: Queen Of Soul (von Mark Bego)

Aretha Franklin: Queen Of Soul (von Mark Bego)

Edel

VÖ: 05.03.2012

 

Wertung: 9/12

 

Wenn ein Buchtitel voll ins Schwarze trifft, dann wohl hier! Aretha Franklin war und ist die ungekrönte „Queen Of Soul“ und wird es für alle Zeiten bleiben. An ihr und ihrem Stil orientierten sie sich alle, aber keine andere Sängerin erreichte ihre Klasse. Aretha Franklin haucht den Songs immer derart viel Seele ein, dass alle anderen daneben verblassen. Die 20-fache Grammy Gewinnerin lässt sich und ihren Fans zu ihrem 70. Geburtstag nun ein ganz besonderes Geschenk machen: ihre erste Biografie.

 

Als Autor diente sich dazu Mark Bego an. In der Einleitung des Buches kann man nachlesen, wie sich die beiden annäherten und Bego hier erstmals seinen Wunsch an sie herantrug, dass er doch gerne eine Autobiografie über sie schreiben würde. Kein einfaches Unterfangen, denn Aretha Franklin spricht bekanntlich nicht gerne über ihr Privatleben. Genau genommen spricht sie gar nicht gerne mit der Öffentlichkeit. Dass sie letztlich doch zustimmte ist sicher dem feinfühligen Vorgehen von Bego zu verdanken.

 

Wer sich für Musikerbiografien interessiert wird selbstverständlich auch mit dem Bestsellerautor Mark Bego etwas anfangen können. Der Mann verkaufte ja nicht umsonst mehr als 10 Millionen Bücher. Insgesamt hat er derer 54 geschrieben! Darunter befinden sich so illustre Gesellen wie Elton John, Elvis Presley, Michael Jackson und Billy Joel. Seine Werke überzeugten meist und doch hat das ganze mittlerweile auch so einen leichten Beigeschmack der Fließbandarbeit. Bitterböse Kritik verbietet sich aber, da Bego seine Sache immer gut macht, sorgfältig recherchiert und nie auf ein Niveau der Boulevardpresse zurückgreift. „Queen Of Soul“ ist da abermals keine Ausnahme!

 

Das Buch hat neben einige Bildern aus den verschiedenen Lebens- und Karrierephasen noch ein ganz besonderes Schmankerl zu bieten. Zum Schluss gibt es nämlich noch eine Art Diskografie, die sich zumindest mit den offiziellen Veröffentlichungen auseinandersetzt. Die Musik kommt hier sowieso nicht zu kurz, denn die Originalalben werden alle unter die Lupe genommen und beleuchte. Diese Fleißarbeit zeichnet Mark Bego immer wieder aus!

 

Der Stil des Autors ist sehr angenehm, da er sich die kritische Distanz wahrt und Aretha Franklin eben nicht auf ein Podest hebt. Zudem scheint er mit der Gabe ausgestattet zu sein, seinen Klienten und Auftraggebern auch viele sehr intime und private Details zu entlocken. So erfährt man hier detailreich von der strengen christlichen Erziehung und dem überlebensgroßen Vater über den sie eigentlich gar nicht gerne spricht. Die verworrenen und komplizierten Familienverhältnisse sind ein weitere Mosaikstein des Buches.

 

Die Angstzustände von Aretha Franklin werden hier ebenfalls deutlich zur Sprache gebracht und wie es immer wieder dazu kam, dass so manches Engagement platzte und sie in dieser Hinsicht sehr unzuverlässig war. Bego bringt aber nicht das Image einer Diva ins Spiel, sondern zeichnet das Bild einer sensiblen und unsicheren Frau nach.

 

Wenn man das Buch so liest, dann scheint es, als hätte Aretha Franklin etwas von Senior Rossi, der immer auf der Suche nach dem Glück war. Männer kamen und gingen, dafür warf sie sich mit voller Leidenschaft in die Kindererziehung. Mit Kritik kann sie so gar nicht umgehen und dann wäre da ja auch noch ihr Gewicht und nicht selten scheute sie genau aus diesem Grund den Gang vor die Tür und igelte sich lieber zu Hause ein. Esssucht ist ein weiteres großes Thema!

 

Fazit: Wenn man bedenkt, dass Aretha Franklin über Jahrzehnte kaum über private Dinge gesprochen hat, dann ist diese Biografie höchst erstaunlich. Da hat Mark Bego ganze Arbeit geleistet! Psychologen dürften ihre helle Freude daran haben! Für Fans von Aretha Franklin ist dieses Buch sowieso unverzichtbar. Insgesamt lässt es sich gut lesen und selbst, wer mit der Musik nichts anfangen kann, sollte mal einen Blick riskieren, denn der Lebensweg der Dame mit der großen Stimme ist sicher nicht alltäglich. Positiv muss man herausstellen, dass der Autor sich immer einen kritischen Blick auf die Dame bewahrt hat. Gutes Buch!

 

Text: Torsten Schlimbach

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