Elvis Presley: Elvis Back In Nashville (4 CDs)

Elvis Presley: Elvis Back In Nashville (4 CDs)

Legacy/Sony

VÖ: 12.11.2021

 

Wertung: 12/12

Tipp!

 

Als Elvis im Mai 1971 nach Nashville zurückkehrte, konnte er noch nicht ahnen, dass es seine letzten Aufnahmen dort sein werden. Seine Sessions in Nashville fanden in kurzer Zeit bis Juni 1971 statt. Elvis wollte ja auch wieder vermehrt touren und somit war die Aufnahmezeit begrenzt. Es sollte trotzdem so viel Material wie möglich aufgenommen werden. Den Protagonisten schwirrte dabei so unterschiedliche Musik wie für ein Gospel-, ein Pop- oder Weihnachtsalbum im Kopf herum. Bassist Norbert Putnam, Schlagzeuger Jerry Carrigan und der Pianist David Briggs sowie Session-Gitarristen Chip Young, Charlie McCoy und Presleys Bandleader James Burton gehörten zur Band, die Elvis den musikalischen Teppich ausrollten. Felton Jarvis hat die ganze Geschichte produziert.

 

Die Aufmachung ist wieder ganz formidabel. Da hat man dieser ganzen Geschichte den würdigen, optischen Rahmen gegeben. Legacy macht in dieser Hinsicht einfach immer alles richtig und mit sehr viel Liebe zum Detail wird dem geneigten Käufer da zusätzlich zur Musik immer einiges an Mehrwert geboten. Wie schon beim Vorgänger Set aus Nashville, wird auch „Elvis Back In Nashville“ in der Größe eines kleinen Pizzakartons geliefert. Der Pappschuber umschließt das Digipack sehr sicher. Herausragend ist zudem das umfangreiche und große Booklet. Selbiges hat viele seltene Fotos zu bieten, aber auch jede Menge Text. Die neuerlichen Sessions werden dadurch sehr schön veranschaulicht und noch mal lebendig. Abgerundet wird das durch umfangreiche Liner Notes von Ernst Mikael Jörgensen. Chapeau, besser geht es nicht!

 

Die Musik ist toll. Einige der Aufnahmen wurden ja bereits veröffentlich, allerdings sehr stark nachbearbeitet. Hier gibt es diese endlich ohne Orchester- und Gesangs-Overdubs. Ungefiltert quasi, und die Instrumentierung kommt so ganz wundervoll zur Geltung.

 

Die krampfige Einteilung in Country/Folk-Songs, Pop-Songs, Christmas-Songs oder Religious-Songs hätte man sich schenken können und sollen. Das wirkt doch etwas erzwungen, passt sowieso nicht so richtig und dient letztlich nicht mal als Orientierung. Die Songs, die Elvis hier interpretiert, werden alleine schon durch seine Stimme zu ganz anderen als die Originale. Die nicht editierte Version von „Don´t Think Twice, It´s Alright“ wird über neun Minuten zu einer Art Rockabilly-Stück im Elvis-Gewand. „My Way“ liegt als Take zwei und drei vor. Musikalisch ist das ähnlich wie bei Sinatra, Elvis lässt hinten raus aber das ganz große Schmalzbesteck seiner Stimme von der Leine. Eine schöne und mitreißende Interpretation. Er singt zudem mit hörbar viel Leidenschaft Stücke wie „I Will Be True“ oder das wunderschöne „I´m Leavin`“. Die musikalische Umsetzung ist zudem top! Es macht dem King Spaß diese Nummern zu singen, da ist nichts mehr mit Kalkül.

 

Satte 25 Tracks hat die zweite CD zu bieten. Gospel und Weihnachtslieder wurden hier versammelt. „He Touched Me“ übertreibt es da zu Beginn etwas mit dem Schmalz, dafür ist „I´ve Got Confidence“ ziemlich schmissig und „Seeing Is Believing“ fast schon rockig. Der Backgroundchor sorgt für die Gospelmomente. „A Thing Called Love“ ist einfach liebenswerter Quatsch. Schön, dass Elvis auch solche Momente zugelassen hat. „Reach Out To Jesus“ ist waschechter Gospel - von der Interpretation bis zur musikalischen Umsetzung. „The First Noel“, „Winter Wonderland“ oder die verschiedenen Inkarnationen von „I´ll Be Home On Christmas“ kann man in den kommenden Wochen ja öfters auflegen.

 

Die dritte CD enthält mehr Rock, man hört aber auch, wie sich die Band die Songs mit Elvis – beispielsweise „It´s Only Love“ bei den Takes 8 und 9 – erarbeitet. Es gibt zudem eine kurze Improvisation von „Johnny B. Goode“. „Don´t Think Twice, It´s Alright“ oder „I Shall Be Released“ - ebenfalls als kurze Improvisation - machen im Elvis-Gewand einfach eine ganze Menge Spaß. „Amazing Grace“ ist natürlich wie gemalt für den King. Hier geht er voll und ganz auf und legt alles was er an Schmalz und Inbrunst hat, herein. Auf dem vierten Silberling gibt es noch mal Gospel- und Weihnachtssongs – allerdings Outtakes dieser Sessions, somit viele weitere Takes der Songs von Disc zwei. Die ganze Stimmvielfalt von Elvis wird bei „The Lord´s Prayer“ eindringlich hörbar. Egal ob „He Is My Everything“ oder „It Won´t Like Seem Christmas“, „Silver Bells“ und „Winter Wonderland“ – alles lustig bis gehaltvoll.

 

Fazit: „Elvis Back In Nashville“ ist ein tolles Set. Die Aufmachung ist wieder ganz vorzüglich und das Booklet hat jede Menge Informationen zu bieten. Abermals kann man Elvis abseits seiner großen Hits hören. Er hat erneut eine tolle Band um sich versammelt. Gemeinsam haben alle hörbar Spaß an diesen Sessions. Das überträgt sich auch auf den Zuhörer. Die bereits veröffentlichen Songs von diversen Alben erstrahlen hier in ganz neuem Glanz, da die nachträglichen Bearbeitungen und Overdubs nicht vorhanden sind. Tolles Set, gehört in jede Elvis-Sammlung! Mindestens!

 

https://elvisthemusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: From Elvis In Nashville (4CDs)

Elvis Presley: From Elvis In Nashville (4CDs)

Legacy/Sony

VÖ: 20.11.2020

 

Wertung: 11/12

Tipp!

 

In der zweiten Hälfte der 60er war Elvis wieder extrem produktiv und lieferte herausragende Alben ab. „From Elvis In Memphis“ ist ja längst ein Klassiker. Auch das „´68 Comeback Special“ katapultierte Elvis noch mal nach ganz oben und ist ebenfalls längst in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen. Anfang der 70er machte er sich auf nach Nashville um dort ein weiteres Album einzuspielen. Wie schon im Memphis schwebte ihm ein Werk vor, welches er direkt live einspielen kann. Interaktion mit den Musikern war ihm extrem wichtig und es ist ja bekannt, dass er Overdubs hasste. Umso erstaunlich ist es, dass über die Jahre diese Aufnahmen immer wieder mit Oberdubs veröffentlicht wurden.

 

Elvis traf sich im Juni 1970 – und an einem Tag im September – mit den berühmt und berüchtigten Nashville Cats, jenen Musikern, die von Dylan über Paul Simon, Roy Orbison bis hin zu Johnny Cash, Dolly Parton, George Harrison oder Linda Ronstadt, J.J. Cale und Willie Nelson mit vielen Künstlern von Rang und Namen zusammengearbeitet hatten. Das Songmaterial suchte sich der King so aus, wie er es mochte und wollte. Einschränkungen oder Kompromisse gab es nicht. Pop, Rock und Country, Bluegrass, Honky Tonk oder Rockabilly – alles war möglich.

 

Dies ist nun schon alles ein halbes Jahrhundert her. Das nimmt man nun als Anlass ein definitives Set dieser - auch als Marathon Sessions bekannten Aufnahmen - zu veröffentlichen. Auf 4CDs verteilen sich exakt 40 neu abgemischte Songs. Selbst für Fans dürfte es sich hier um eine ganz feine Veröffentlichung handeln, denn es werden auch zahlreiche, bisher unveröffentlichte, Outtakes nun endlich offiziell das Licht der Welt erblicken. Abgesehen von dieser Tatsache, sind nun auch alle Songs so zu hören, wie sie gedacht waren. Auf dem Set gibt es nun endlich die ursprünglichen Versionen zu hören! Man hat die ganzen Overdubs und orchestralen Bearbeitungen entfernt. Elvis würde das gefallen! Die neue Sound-Abmischung stammt vom renommierten Toningenieur Matt Ross-Spang.

 

Zum Niederknien ist die Aufmachung des Sets! Sensationell, was da mal wieder im Hause Legacy auf die Beine gestellt wurde. Die Größe eines kleinen Pizzakartons offenbart im Inneren ein ausklappbares Digipack, welches die vier CDs sehr sicher umschließt. Der Clou ist zudem das umfangreiche und große Booklet. Selbiges hat viele seltene Fotos zu bieten, aber auch jede Menge Text. So kann man auch noch mal in die Entstehungsgeschichte dieser Songs eintauchen. Die kompletten Sessions werden chronologisch nach Tagen bzw. den einzelnen Aufnahmetagen aufgearbeitet. Das betrifft die 5 Tage im Juni, aber auch den 22. September. Abgerundet wird das durch umfangreiche Liner Notes von David Cantwell. O-Töne der beteiligten Personen sind übrigens auch noch zu finden. Ganz zum Schluss hat man sogar noch die Geschichte des RCA Studio B aufgearbeitet. Top!

 

Als Zuhörer ist man ein ganz kleines Stückchen im Studio dabei, wie die Musiker sich die Songs erarbeiten. Die Ballade „Twenty Days And Twenty Nights“ auf der dritten CD setzt sich beispielsweise aus den Takes 5,6 & 8 zusammen. Die hörbare Kommunikation der Musiker untereinander ist dann noch zusätzlich das Salz in der Suppe. Es gibt auf diesen vier CDs eine ganze Menge zu entdecken. Musikalisch ist das auch extrem aufschlussreich und toll - beispielsweise „Jam 3“, der Eröffnung der vierten CDs. Die Musiker haben hörbar Spaß an dem, was sie da tun. Elvis spielt auf den 40 Songs übrigens oftmals Akustikgitarre.

 

Unglaublich, wie schmissig der erste Take von „A Hundred Years From Now“ schon war. Man hört hier ebenfalls, dass die Band das Ende der Nummer mehrfach am Stück ausprobiert. Eine Ballade wie „Love Letters“, mit diesem langsamen Klavierspiel, ist wie gemalt für die Stimme von Elvis. Dies gilt selbstverständlich auch für „I´ve Lost You“. Man sollte auch bei der musikalischen Umsetzung genauer hinhören. „The Sound Of Your Cry“ ist unglaublich toll instrumentiert und arrangiert worden. Der Ton ist übrigens überraschend klar und nicht verwaschen und fast schon modern.

 

Es ist schön, dass dieses Set mal eine andere Perspektive bietet und nicht nur die großen Elvis-Hits am Start hat. Dafür hört man dem Mann und der Band dabei zu, wie sie zusammen einfach Spaß haben. „Faded Love“ ist vielfältig instrumentiert. Die Gitarrenarbeit würde ja glatt jede Indieband aufwerten. Die Mundharmonika ist unfassbar facettenreich – abermals ganz toll gespielt. Heimlicher Star des Sets ist „Patch It Up“ mit den verschiedenen Takes und Versionen. Tolle, schnelle Nummer, die rockt und von Elvis auch unglaublich vielfältig interpretiert wird – und jedes Mal anders. Willie Nelsons „Funny How Time Slips Away“ kriegt noch mal einen ganz anderen Drive. Elvis macht das quasi zu seinem Song. Simon & Garfunkels „Bridge Over Troubled Water“ ist ebenfalls eine tolle Interpretation von allen Beteiligten. Ein Wiederhören gibt es mit dem schon erwähnten „Love Letters“, denn die Nummer hatte Elvis 1966 schon einmal aufgenommen. Als man sich im September noch mal für einen Tag in Nashville traf, war die Luft keineswegs raus, wie die entfesselte Version von Little Richards „Whole Lotta Shakin' Goin' On“ zeigt. Ganz, ganz groß!

 

Fazit: „From Elvis In Nashville“ ist ein ganz tolles Set! Hier kann man Elvis Presley abseits seiner bekannten Hits mit einer tollen Band im Rücken dabei hören, wie er die Songs in kürzester Zeit für die finale Version entwickelt. Man hört förmlich den Spaß, den alle Beteiligten bei den Aufnahmen gehabt haben müssen. Das Aufmachung und die Haptik sind zudem ganz toll und sehr umfangreich ausgefallen. In der dunklen Jahreszeit, die nun auch noch unter Corona-Bedingungen gemeistert werden muss, kommt „From Elvis In Nashville“ genau richtig, da man sich ausgiebig über viele Stunden damit beschäftigen kann.

 

https://elvisthemusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: The Best Of The ´68 Comeback Special

Elvis Presley: The Best Of The ´68 Comeback Special

Legacy/Sony

VÖ: 15.02.2019

 

Wertung: 7,5/12

 

Am 17. Februar strahlt der amerikanische Sender NBC das Special „THE KING OF ROCK ‘N’ ROLL - ‘ELVIS ALL-STAR TRIBUTE’“ aus. Dies hat man nun zum Anlass genommen um auch noch mal die Originale von Elvis zu verwerten. Legacy, die Katalogabteilung von Sony, bringt nun ein „Best Of“-Album des 68 Comeback Specials heraus. Diese Aufnahmen dienten dem All-Star Tribut als Inspiration und Vorlage. Das Album enthält die 15 besten Elvis-Performances der „Stand-Up“- und „Sit-Down“-Shows, die für die 68er Sendung gefilmt wurden, sowie drei Original-Studioaufnahmen, die im neuen Special zusätzlich erscheinen. Allesamt in aktueller Remaster-Qualität. Zusätzlich hat man „If I Can Dream“ als Duett mit der Stimme von Elvis und mit Carrie Underwood, Shawn Mendes, Post Malone, Darius Rucker und Blake Shelton angelegt.

 

Eigentlich ist Legacy ja für seine außergewöhnlichen Veröffentlichungen bekannt und besonders die Aufmachung sticht dabei immer wieder ins Auge. Leider ist das vorliegende Album da jetzt kein Hingucker. Das Booklet wirkt etwas lieblos zusammengestellt und ist zudem noch recht dürftig ausgefallen. Das wurde in der Vergangenheit bei ähnlichen Projekten weitaus besser bewerkstelligt.

 

Das ´68 Ceomeback Special ist legendär und der Ruf erstklassig. Trotzdem blieb da eine ganze Menge auf der Strecke. Das „Intro/Guitar Man“ geht nahtlos in „Heartbreak Hotel“ von der ersten „Stand Up“ Show über. Es schließen sich „Hound Dog“ und „All Shook Up“ – beide von der zweiten „Stand Up Show“ – an. All drei Track sind leider nur Auszüge und das hat lediglich Medley-Charakter. „Can´t Help Falling In Love“ ist dann immerhin als vollwertiger Song zu betrachten.

 

Der Sound ist – besonders vor dem Hintergrund des Alters der Aufnahmen – schon recht gut. „Jailhouse Rock“, „Don´t Be Cruel“ und „Blues Suede Shoes“ rocken so auch ganz amtlich. Die Stimme von Elvis ist gut geölt und kratzig. „Are You Lonesome Tonight“ fehlt es bisweilen etwas die Ernsthaftigkeit. Schade, um die schöne Nummer. „One Night“ von der zweiten „Sit Down“ Show zeigt einen Elvis, der gesanglich wie der Hund von der Kette agiert. Die anwesenden Damen dankten es mit ordentlich Gekreische. „Love Me Tender“ und „Trying To Get To You“ werden sehr gefühlvoll vorgetragen und dürften nun auch Jahrzehnte später immer noch für eine Gänsehaut sorgen. „A Little Less Conversation“ und „Suspicious Minds“ sind immer wieder toll. Die Studio Versionen sind auch klanglich ganz prima. „If I Can Dream“, das schon erwähnte Duett, hätte allerdings nicht sein müssen. Klar, das wurde gut umgesetzt, aber den guten Elvis hätte man da nicht reinmischen sollen.

 

Fazit: Der Titel „The Best Of The ´68 Comeback Special“ hält, was er verspricht. Man kriegt da einen guten Eindruck und Überblick. Manches hat Medley-Charakter, wiederum anderem fehlt es an der Ernsthaftigkeit, während es dann auch wieder Darbietungen gibt, die für Gänsehaut sorgen oder ordentlich rocken. Die Aufmachung ist zweckmäßig und unter dem Strich hat es schon wesentlich bessere posthume Veröffentlichungen vom King gegeben.

 

https://elvis-presley.lnk.to/TheBestOfThe68ComebackSpecial

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: Where No One Stands Alone

Elvis Presley: Where No One Stands Alone

Sony/Legacy

VÖ: 10.08.2018

 

Wertung: 8/12

 

Es ist ja immer so eine Sache, wenn immer wieder versucht wird mit längst verstorbenen Musikern und Künstlern Geld zu verdienen. Die Nachlassverwalter haben da oft genug nur die Dollarnoten im Sinn und nicht die Kunst. Wie es besser und richtig geht, wurde im Falle von Elvis Presley nun schon mehrfach bewiesen. Die neue Veröffentlichung „Where No One Stands Alone“ geht nun auch wieder in die richtige Richtung. Hier hat man nicht nur vierzehn Songs zusammengetragen, sondern auch neu eingespielt! An diesem Projekt waren aber auch Musiker beteiligt, die schon mit Elvis zu Lebzeiten zusammengearbeitet haben. Die wissen ja nun wirklich wie es geht und haben den King hautnah erlebt.

 

Die große Leidenschaft von Elvis war stets der Gospel. Er hat in seiner Karriere auch drei Genre-Alben aufgenommen. Man hört diesen Songs an, dass Elvis stets mit sehr viel Leidenschaft agiert hat. Die auf „Where No One Stands Alone“ versammelten Songs sind soweit ja bekannt. Man muss sich auf die neuen Versionen einlassen wollen. Einzelne Tracks kommen durchaus schneller daher. Hin und wieder ist das sogar poppig angehaucht. Dies dürfte einigen Fans sicher ein paar Bauchschmerzen bereiten. Es dürfte aber ja klar sein, dass dieses Projekt nur Sinn macht, wenn da auch neue Wege beschritten werden. Dies hat man auf sehr feinfühlige Art und Weise dann auch getan.

 

Man wird mit „Where No One Stands Alone“ zu Beginn auch fremdeln. Das liegt ja auch in der Natur der Sache. Der vertraute Sound ist zunächst ja auch nicht gegeben und die Songs sind auch kein Spiegelbild ihrer Zeit, denn dafür wurden selbige nun doch zu sehr verändert. Wohlgemerkt durch Musiker in Fleisch und Blut und nicht nur durch den Einsatz von Computerprogrammen. Das hat aber alles sehr wohl das Zeug dazu, dass man auch die neuerlichen Versionen ins Herz schließen kann und wird.

 

Und jetzt mal ehrlich, wer hat sich denn in letzter Zeit das Original von „Bossom Of Abraham“ angehört? Oder „I, John“? Man kann also wieder mal auf Entdeckungsreise gehen und sich dann auch gerne wieder mit den Originalen beschäftigen. „Saved“ hat jetzt wesentlich mehr Groove und klingt zunächst gar nicht nach Gospel. Der Gesang dürfte auch einige verwirren, denn hier wurde eine Vokalspur verwendet, die nicht jeder auf dem Schirm haben wird. So kriegt das Stück einen ganz anderen Drive und eine völlig neue Atmosphäre verliehen. „Stand By Me“ oder „Amazing Grace“ sind selbstverständlich eine Bank, aus diesem Grund aber auch immer prädestiniert dafür ordentlich in die Hose zu gehen. Das ist auf diesem Album glücklicherweise nicht der Fall und das geht regelrecht unter die Haut. „Crying In The Chapel“ ist natürlich ein Klassiker, aber die auf diesem Album enthaltene Variante ist doch sehr ereignislos. Das schmissige „So High“ kann aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das letztlich nur ein Aufguss ohne zündende Idee ist. Langeweile macht sich da breit. Der Titelsong - „Where No One Stands Alone“ - ist ein Duett mit Lisa Marie Presley. Die Elvis-Tochter wird ja als Co-Produzentin genannt und musste sich wohl auch stimmlich verewigen. Man hätte darauf verzichten können. Das sind aber letztlich Kleinigkeiten, denn die ruhigen Gospel-Nummern wissen allesamt zu begeistern und sind für eine dicke Gänsehaut gut. Diese Leidenschaft in der Stimme ist einfach unglaublich.

 

Fazit: „Where No One Stands Alone“ ist für Hardcore-Fans zunächst sicher gewöhnungsbedürftig. Die Gospel-Nummern sind in ein neues Gewand gebettet worden. Daran waren Musiker beteiligt, die auch schon mit Elvis gearbeitet haben. Man kann die Songs somit ganz neu entdecken. Lässt man sich darauf ein, dann wird man ein – über weite Strecken – gutes bis sehr gutes Album vorfinden, welches Spaß macht und auch für die eine oder andere Gänsehaut gut ist.

 

www.elvis.com

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: The Searcher (OST 3CD Deluxe Box)

Elvis Presley: The Searcher (OST 3CD Deluxe Box)

Sony/Legacy

VÖ: 06.04.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Wer denkt, dass über Elvis alles gesagt, geschrieben und gezeigt wurde, wird immer wieder von neuen Projekten über den King of Rock´n´Roll überrascht werden. Regisseur Thom Zimny hat nun eine Dokumentation gedreht, die mit seltenem Bild- und Tonmaterial aufwarten kann. Der Emmy®- und Grammy®-Preisträger beschäftigt sich in seiner dreistündigen Dokumentation mit dem künstlerischen Werdegang von Elvis. Selbstverständlich wird die Geschichte auch von einem Soundtrack begleitet. Selbiger erscheint unter dem Titel „The Searcher (The Original Soundtrack)" in verschiedenen Formaten und Konfigurationen. Wer auf einen physischen Tonträger verzichten möchte, kann auf die digitale Veröffentlichung zurückgreifen. Die einfache Version beinhaltet 18 Songs. Selbstverständlich steht auch eine Doppel-LP im Gatefold-Cover in den Läden und wer tiefer in die Materie abtauchen möchte, greift zum Deluxe-Boxset mit 3 CDs.

 

Die drei CD-Variante fällt zunächst durch seine schöne Optik auf. Im mittelgroßen Pappschuber findet man ein Heft mit vielen seltenen Fotos und einem Begleittext von Warren Zanes vor. Als Ergänzung zum Film und zum Soundtrack ist das eine wunderbare Geschichte. Die drei CDs wiederum befinden sich in einer Art Stecktasche, die ausgeklappt werden kann. Für Sammler ist das eine ganz feine Geschichte.

 

Die Songauswahl beschränkt sich übrigens nicht auf das obligatorische „Best Of“-Set. Warren Zane beschreibt das in den Liner Notes ganz gut. „The Searcher“ versteht sich in erster Linie als Künstlerporträt. Dazu gehörten die Blues- und Country-Wurzeln von Elvis, aber auch die Aufnahmesessions in seinem „Jungle Room“ in Graceland. Sony stellte Zimny dazu die Songs zur Verfügung und ließ ihm freie Hand. Zimny sagt über den Soundtrack: „Von Anfang an wusste ich, wie sich der Soundtrack anhören muss. Ich machte nicht einfach einen Film, sondern dachte natürlich auch darüber nach, welche Songs ich den Zuschauern präsentieren würde. Sie sollten meine Erfahrungen, die ich mit dem Künstler und seiner Musik gemacht habe, teilen.“

 

Das Deluxe-Boxset hat aber noch mehr als die 18 Songs des Films zu bieten. Man darf sich über 37 weitere Elvis-Titel und Ausschnitte aus der instrumentalen Filmmusik freuen. Auf der dritten CD gibt es dann auch Interpretationen zu hören, sowie Scoremusik, die von Pearl Jam-Gitarrist Mike McCready komponiert wurde. Dieses Set ist somit aus unterschiedlichen Gründen für viele Menschen interessant. „Wooden Heart“ von Tom Petty And The Heartbreakers auf dem dritten Silberling dürfte ein weiterer sein.

 

Warum Elvis der King des Rock´n´Roll ist, dürfte schon bei der scheppernden Eröffnung „Trouble/Guitar Man“ klar sein. Heiser singt sich der King da durch die dreieinhalb Minuten. Musikalisch gibt es da auch eine Menge zu entdecken, von der Mundharmonika bis zur Bläsersektion. „My Baby Left Me“ lässt die Blues-Wurzeln deutlich werden, während „Baby, What You Want Me To Do“ noch tiefer in die Sümpfe kriecht. Natürlich gibt es da auch noch den Balladen-Elvis. „Old Sheep“ deckt diese Seite sehr gut ab. Der Klang ist übrigens beeindruckend. „That´s When Your Heartaches Begin“ klingt allerdings auch deutlich nach dem letzten Jahrhundert. „That´s All Right“ darf auf dem Set natürlich ebenso wenig fehlen, wie auch „Blue Moon Of Kentucky". Maximale Faszination verströmt „Good Rockin´ Tonight“ mit simpler Instrumentierung. Es braucht manchmal nicht viel und gerade hier zeigt sich, dass Elvis ein außergewöhnlicher Sänger war, der mit einem besonderen Talent – man achte auf die Phrasierung – gesegnet war. Das gilt dann auch für einen Schmachtfetzen wie „Blue Moon“.

 

Auch, wenn das hier kein klassisches „Best Of“-Set ist, dürfen natürlich „Heartbreak Hotel“ oder „Hound Doog“ nicht fehlen. Es wird aber auch tiefer gegraben und so darf man sich beispielsweise über Take 16 von „Loving You“ oder über die herzzerreißende Solo-Version von „Lonely Man“ freuen. Auch der Schmalz in der Stimme zeichnete Elvis aus. Es wird ja gerne vergessen, dass der Mann sich teilweise wie ein Chamäleon verwandeln konnte und sein Gesang extrem vielfältig war.

 

Dass sich unter dem Repertoire nicht nur Großtaten finden lassen, ist auch klar. „A Mess Of Blues“ schunkelt recht unspektakulär dahin, auch wenn das Klavier und die Gitarre im Hintergrund schon für so manchen Aha-Effekt sorgen könnten. Bei „Love Me Tender/Witchcraft“ handelt es sich um ein Duett mit Frank Sinatra. Diese Live-Version hat aber eher dokumentarischen Charakter und ist soundtechnisch eine ziemliche Katastrophe. Immerhin kriegt man einen ungefähren Eindruck davon, was damals in den Sälen für ein Gekreische an der Tagesordnung war. „Like A Baby“ und „Are You Lonesome Tonight“ bedienen dann wieder die Klassikerabteilung. Bei „Wooden Heart“ wird man auf ewig immer die deutsche Version im Ohr haben. Vom großartigen „Suspicious Minds“ hat man Take sechs auf diese Songzusammenstellung gepackt. Die Version ist übrigens reduzierter und nicht so bombastisch überladen. Starker Track. „Baby Let´s Play House“ ist eine Rehearsal-Version, die schön darlegt, wie der Song in einer knappen Minute erarbeitet wurde. „Words“ ist ebenfalls eine Rehearsal-Version, der man deutlich anhören kann, wie sich Elvis und seine Musiker den Song drauf geschafft haben. Das gilt auch für das schmissige „Burning Love“. Wie sich Elvis in „If I Can Dream“ gesanglich reinhaut, ist immer wieder ein Genuss.

 

„Dissolution 2“ ist einer der bereits erwähnten Scores von Mike McCready. Das hat jetzt nicht viel mit Elvis zu tun und auch nicht mit Pearl Jam. McCready hat da mit der akustischen und elektrischen Gitarre sehr viel (Film)Atmosphäre aufgebaut, die teilweise esoterisch anmutet. Danach gibt es jede Menge Fremdversionen zu hören. So gibt es eine dreckigere Version von der Arthur „Big Boy“ Group und „That´s All Right“ zu hören. Oder „Mystery Train“ von „Little Junior´s Blue Flames. Da kann man ganz tief in die Ursprünge der amerikanischen Musik eintauchen. „Smokestack Lightning“ von Howlin´ Wolf lässt dann den Blues in seiner puristischen Form wieder auferstehen. Ein weiterer Höhepunkt dürfte „Ain´t That Right“ von Eddie Snow darstellen. Die Interpretation von „Wooden Heart“ von Tom Petty And The Heartbreakers hält sich musikalisch nahe an das Original, wird aber alleine durch die Stimme zu einem typischen Petty-Ding. Mit „Rebound“ wird das Set schließlich erneut von Mike McCready beendet. Träumerische Klänge, die abermals der Thematik Filmscore voll und ganz gerecht werden.

 

Fazit: Der Soundtrack zu „The Searcher“ hat in der Deluxe-Variante 70(!) Songs zu bieten – 50 von Elvis und noch mal 20 von anderen Interpreten. Das Phänomen Elvis wird einem mit all seinen musikalischen Facetten näher gebracht. Der Klang ist über weite Strecken sehr beeindruckend. Einige Raritäten gibt es unter dem Material auch noch zu hören. Die dritte CD lässt einen dann in die Ursprünge der amerikanischen Musik eintauchen. Die tolle Haptik rundet das Set sehr schön ab! Empfehlenswert!

 

http://www.elvis.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: If I Can Dream: With The Royal Philharmonic Orchestra

Elvis Presley: If I Can Dream: With The Royal Philharmonic Orchestra

Sony/Legacy

VÖ: 30.10.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

Elvis Presley hätte dieses Jahr seinen 80. Geburtstag gefeiert und dies hat man zum Anlass genommen, verschiedene Projekte mit seinem Namen in Angriff zu nehmen und zu veröffentlichen. Mit „If I Can Dream: With The Royal Philharmonic Orchestra“ hat man sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Der Titel lässt ja mehr als nur erahnen worum es sich bei dieser Veröffentlichung handelt. Im Vorfeld wurde man nicht müde zu betonen, dass Elvis sehr gerne an einem solchen Album gearbeitet und sich ein Traum für ihn damit erfüllt hätte. Ganz vorne dabei war Priscilla Presley, die sich in vielen Interviews und Statements meist wie folgt äußerte: „Für Elvis wäre ein Traum wahr geworden, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte, mit einem so prestigeträchtigen Orchester zu spielen.“ Ob Elvis so begeistert wäre, sei dann aber mal dahingestellt und wenn alle Beteiligten an diesem Projekt das immer wieder derart betonen müssen, dann kann man schon mal ins Grübeln kommen.

 

Die Songs und die Stimme sind zunächst natürlich über jeden Zweifel erhaben. Bei „Burning Love“ hat man auf die Original Stimme von Elvis zurückgegriffen und auch mit Orchester ist das eine tolle Geschichte, denn die Nummer hat ordentlich Pfeffer im Hintern und groovt wie Sau. „It´s Now Or Never“ lebt ja nicht nur von dem eindringlichen Gesang, sondern auch der markanten Gitarre. Selbige wurde durch die Streicher, die zudem den gesamten Song zukleistern, doch stark in den Hintergrund gedrängt. Irgendwie hat man das Gefühl, dass dem Track die Seele geraubt wurde. „Love Me Tender“ ist ja im Grunde wie gemalt für ein Orchester und glücklicherweise hat man darauf verzichtet das bis zum Anschlag mit Streichern auszuschmücken und dem Stück die nötige Luft zum Atmen gelassen. Der Gesang aus den 50ern passt aber irgendwie dann nicht so ganz.

 

Bei „Fever“ werden sicher einige die Nase rümpfen. Darf man das, daraus ein Duett mit Michael Bublé machen? Ja! Der Song gehört in dieser Version und mit den neuen Arrangements zu den stärkeren Momenten der Platte und dieses Duett funktioniert tatsächlich! Auch durch die Instrumentierung und die musikalische Umsetzung kann man den Song praktisch noch mal ganz neu entdecken. „Bridge Over Troubled Water“ ist auch ein Highlight des Albums. Man hat die Stimme von Elvis zwar aus verschiedenen Aufnahmen zusammengeschnitten, aber das fällt nur marginal auf. Durch die Gitarrenlegende Duane Eddy wird das Stück zusätzlich veredelt. Starker Gesang, starke Umsetzung! „And The Grass Won´t Pay No Mind“ ist dagegen etwas dünn, viele Geigen machen daraus ja nichts Neues oder Aufregendes. Klanglich fällt danach „You´ve Lost That Lovin´ Feelin´“ stark ab. Der Chor ist ganz nett, aber man hört schon, dass man da den Gesang auch zusammengeklöppelt hat. „There´s Always Me“ ist gar nur noch ein Schatten seiner selbst.

 

„Can´t Help Falling In Love“ ist ja eigentlich unkaputtbar, aber irgendwie hat man es geschafft den Song völlig zu überladen. Da ist die Sache mit dem Orchester aber ziemlich in die Hose gegangen. Selbiges gilt auch für „In The Ghetto“! Wie kann man diesen Klassiker nur so ruinieren? Der Chor schmerzt auch irgendwie in den Ohren. Wie das richtig geht, kann man sich noch mal beim Original-Chor von „How Great Thou Art“ anhören! Gutes Ding! Der lässige „Steamroller Blues“ macht Spaß – wenn man nicht das Original kennen würde. Aber nun gut, dafür kann ja keiner was. „An American Trilogy“ - abermals mit Gitarrenlegende Duane Eddy – ist ganz fein austariert und arrangiert worden. Ganz großes Kino und hier ergibt die Sache mit dem Orchester dann auch Sinn! Selbiges gilt auch für den Schlusssong „If I Can Dream“. Der kratzige Gesang ist immer noch für eine Gänsehaut gut und auch die Konstellation mit dem Orchester geht voll und ganz auf, weil man eben schöne Akzente gesetzt hat und das nicht bis zum Anschlag überfrachtet hat.

 

Fazit: „If I Can Dream: With The Royal Philharmonic Orchestra“ ist ja angeblich eine Herzensangelegenheit von Elvis. Man kann wohl eher davon ausgehen, dass dies eine Herzensangelegenheit all derer ist, die daran verdienen! Das Album ist aber nicht schlecht – wie könnte es auch bei dem Songmaterial und dieser einzigartigen Stimme? Manches ist sogar richtig, richtig gut und toll arrangiert und instrumentiert und dann ergibt diese Konstellation durchaus Sinn. Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, dass es auch viele Momenten gibt, wo das so überhaupt nicht zusammenpassen will und dann einfach nur überladen ist. Unter dem Strich sollten Fans aber auf jeden Fall reinhören!

 

http://www.elvisthemusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: Today (Legacy Edition)

Elvis Presley: Today (Legacy Edition)

Sony/Legacy

VÖ: 07.08.2015

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Die Aufnahmen von Elvis von Mai bis Juni 1975 im RCA Studio C in Hollywood sind die letzten, die man als zusammenhängend bezeichnen kann. Selbige mündeten letztlich im Album „Today“. Dies ist also das Vermächtnis des King, alles was danach kam, wurde unter obskuren Umständen zusammengestellt und diente oftmals nur der Geldmacherei. Jetzt erscheint die 40th Anniversary Edition des Albums. Selbstverständlich möchte man damit auch ein paar Dollar verdienen und der Fan wird hier natürlich erneut zugreifen. „Today“ hat in der aktuellen Ausgabe aber auch einiges an Mehrwert zu bieten und somit lohnt sich der Kauf durchaus.

 

„Today“ gibt es nun auch ohne Overdubs zu hören. Dem Vernehmen nach, kamen diese seinerzeit ja nicht sonderlich gut an. Jetzt kann man die Platte also noch mal in der ursprünglichen Form hören. Die Songs gewinnen durchaus durch diesen Umstand. Authentischer und nicht mehr so glattgebügelt entwickelt das einen ganz besonderen Charme. Die Anordnung der Songs ist auch eine andere. Mit „Fairytale“ geht es los und schon hier zeigt sich, dass das Fehlen der Overdubs eine feine Sache ist. Die Unterschiede sind zwar nur marginal, aber doch hörbar. „Green, Green Grass Of Home“ ist so auch nicht mehr ganz so geleckt. Country in einem rauen Gewand funktioniert immer noch bestens.

 

„I Can Help“ ist einer der bekanntesten Hits von „Today“. Die Versionen nehmen sich nicht viel und sind beide gut. Die Ballade „And I Love You So“ lässt auch nur marginale Unterschiede erkennen -  was im Übrigen auch für den Rest gilt. Mit „T-R-O-U-B-L-E“ zeigte Elvis, dass er immer noch zu den Rock and Rollern zählte und auch die Balladen beherrschte er. „Woman Without Love“ wird vor einem Kaminfeuer immer noch die Herzen der Liebenden höher schlagen lassen. Der Blues von „Shake A Hand“ ist eine letzte Großtat des King und „Bringing It Back“ mag zwar kitschig sein, der Gospel verleiht dem Stück aber auch etwas Dringlichkeit. „Pieces Of My Life“ beendet die erste CD standesgemäß. Da wird noch mal für Gänsehaut gesorgt und die Stimme von Elvis hat hier nichts an Faszination verloren.

 

Als weiteren Bonus ist in diesem Set noch eine Live-CD seiner Südstaaten-Tour aus jenen Tagen enthalten. „An American Triology“ ist schon die ganz große Herzschmerzkunst. Da dürften damals schon ein paar Tränen geflossen sein. Der Sound ist überraschend gut. Das Publikum wurde zwar nach hinten gemischt und doch sind deren Begeisterungstürme und Schreie deutlich zu hören. So stellt sich glatt auch aus der Konserve ein Livegefühl ein. „See See Rider“ ist zu Beginn des Sets der perfekte Auftakt. Die schmissige und schnelle Nummer ist einfach derart mitreißend, dass es einen nicht auf dem Sitz hält. Heimlicher Höhepunkt ist da das Bassspiel. „Love Me Tender“ funktioniert ja sowieso immer, auch wenn es einer der größten Schmachtfetzen der Musikgeschichte ist. Ob Elvis darauf noch Bock hatte? So richtig singt er das hier nicht mehr. „All Shock Up“ und „Hound Dog“ hauen da schon mehr hin. Elvis muss zwischendurch – warum auch immer – lachen. Und dann kommt zum Schluss noch das unvermeidliche „Can´t Help Falling In Love“. Leider ist das nicht so magisch wie in der Vergangenheit.

 

Die Aufmachung im Digipack mit umfangreichen Booklet ist schon ganz nett. Da gibt es viele Fotos und einen umfangreichen Text. Hier kann man noch mal einiges über diese Zeit nachlesen. Das ist auf dem gewohnt guten Niveau der Legacy-Veröffentlichungen anzusiedeln.

 

Fazit: „Today“ ist das letzte richtige Album von Elvis. Die Aufnahmen fanden zusammenhängend statt und sind nicht nur für diese Platte aus dem Archiv zusammengestellt worden. Jetzt wird eine 40th Anniversary Edition veröffentlicht, die das eigentliche Album in einer anderen Reihenfolge ohne Overdubs präsentiert. Eine schöne Geschichte, denn so kann man „Today“ in Teilen noch mal neu erleben. Neben der gewohnt guten Aufmachung, stellt eine zweite CD mit Live-Aufnahmen der damaligen Südstaaten-Tour einen zusätzlichen Mehrwert dar. Unter dem Strich macht diese Veröffentlichung nicht nur Sinn, sondern ist auch sehr gelungen!

 

http://www.elvis.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Elvis Presley: 80

Elvis Presley: 80 (3 CDs)

Sony

VÖ: 05.12.2014

 

Wertung: 8/12

 

Nächsten Monat, am 8. Januar, wäre Elvis Presley 80 Jahre alt geworden. Der King elektrisiert noch immer und somit darf jetzt kurz vor dem großen Fest natürlich eine weitere CD mit seinem Konterfei nicht fehlen. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft legt man nun ein Set mit drei CDs in die Ladentheken, damit man auch einen zusätzlichen Kaufanreiz für den Gabentisch hat. Natürlich riecht das nach Abzocke, denn im Grunde ist alles veröffentlicht und über Elvis gesagt. Zusammenstellungen gibt es von und über ihn wie den berühmten Sand am Meer. Warum also „80“? Natürlich muss man diesen besonderen Geburtstag feiern! Es gibt auf der dritten CD aber immerhin noch eine etwas andere Seite von Elvis zu entdecken die nicht jeder kennt.

 

Die 3 CDs sind in verschiedene Themen unterteilt. Dieses „Best Of“-Album beginnt, wie es sich für den King des Rock gehört, mit Rock 'n´ Roll. Songs wie „Jailhouse Rock“, „Hound Dog“, „That´s All Right“ oder „Blue Suede Shoes“ sind längst zum Kulturgut der Menschheit geworden. Die Nummern kennt jeder und diese gehören natürlich auch in jede Musiksammlung. Selbiges gilt selbstverständlich auch für die zweite CD. Diese wurde mit „King Of Love“ betitelt. Wie es nicht unschwer zu vermuten ist, sind dort die Balladen enthalten. Vom großartigen „Suspicious Minds“ über „In The Ghetto“, „Love Me Tender“ bis „Are You Lonesome Tonight“ oder „The Wonder Of You“ sind auch diese Songs allesamt Klassiker. Kennt man natürlich alles und wurde auch schon derart oft verbraten, dass man die Songs jetzt im Dutzend zu Hause hat.

 

Auf der dritten CD wird es interessant, da es sich hier um den King von heute dreht. Heute? Moment mal! So ist es denn die CD enthält Neufassungen oder neuere Versionen von Elvis' Songs. Ob man jetzt tatsächlich die Remixe braucht, was der King dazu sagen würde und ob das nicht letztlich Götteslästerung ist, sei mal dahingestellt. Es gibt mit „Shake That Tambourine“ sogar einen neuen Remix von Alle Farben. „A Little Less Conversation“ von JXL hat vor Jahren ja schon für Furore gesorgt und mit „Rubberneckin'“ hat man sogar Paul Oakenfold zu einem Beitrag bewegen können. Das hat alles Schmiss und ist extrem tanzbar und macht auch eine Menge Laune.

 

Dazu gesellen sich noch fünf Duette, drei mit Ann Margret und das wirklich schöne „There Ain´t Nothing Like A Song“ mit Nancy Sinatra. Die Neuadaption mit Dani Klein bei „Love Me Tender“ geht aber auch schwer in Ordnung. Abgerundet wird dies durch die berühmte Lach-Version von „Are You Lonesome Tonight“ und die verschollen geglaubte lange Version von „Wooden Heart“, die erstmals seit den 80er Jahren wieder auf CD erscheint. Hier hat Elvis hörbar Spaß an der deutschen Sprache.

 

Fazit: Die Retrospektive zum 80. Geburtstag des King hätte man nicht gebraucht, auf der anderen Seite muss dieses Ereignis auch gefeiert werden. „80“ gibt es für recht kleines Geld und insgesamt ist das natürlich eine tolle Zusammenstellung mit vielen Klassikern. Wer noch nichts von Elvis im Schrank stehen hat, sollte hier zugreifen und für Fans ist es eine Überlegung wert, ob die dritte CD nicht auch Kaufargument genug ist.

 

http://www.elvis.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Elvis Presley: Elvis Sings

Elvis Presley: Elvis Sings

Sony

VÖ: 13.06.2014

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Elvis Presley hat stets die Songs anderer Leute gesungen und diese zu seinen Songs gemacht. Wie kaum ein anderer Künstler vor und nach ihm hat er es stets verstanden das Material anderer Leute mit seiner besonderen Art, aber natürlich auch durch die Klangfarbe seiner Stimme und die Phrasierung so zu interpretieren, dass die Zuhörer sich immer sicher waren, dass dies Elvis-Songs wären – mitunter sogar vom King selbst zu Papier gebracht. Coversongs sind aber noch mal eine ganz andere Hausnummer und wenn diese dann noch von immens prominenten Kollegen stammen, dann wird es vermeintlich selbst für den Größten der Großen schwierig. Auf „Elvis Sings“ kann man sich nun ein Bild davon machen - und zwar ein sehr gutes!

 

Veröffentlichungen von und über Elvis gibt es ja viele und ständig taucht irgendwo wieder etwas vermeintlich Neues auf. Bei „Elvis Sings“ hat man sich aber nicht lumpen lassen und eine wirklich schöne Zusammenstellung auf die Beine gestellt. Und dann kriegt man das ganze Paket im Digipack auch noch für schlanke 9 Euro! Da kann man wirklich nicht meckern, zumal die CD mit 23(!) Songs auch sehr gut gefüllt ist. Das hier verwendete Material ist zudem über fast die komplette Distanz hochkarätig. Dies bezieht sich sowohl auf die Songauswahl wie auch auf den Klang. Gerade letztgenannte Komponente ist sehr überraschend und man muss da tatsächlich nur sehr wenig Abstriche machen. Die Aufmachung im dünnen Digipack ist sehr zweckmäßig und das Booklet hat immerhin die wichtigsten Informationen zu bieten.

 

Das große Faustpfand mit dem Elvis immer wuchern konnte war seine Vielseitigkeit. Der King fühlte sich in allen Genres sehr wohl und entsprechend breit war sein Spektrum und so ist auch diese CD ausgefallen! Das geht los mit „Promised Land“ von Chuck Berry und „What´d I Say“ von Ray Charles, die beide kaum noch zu erkennen sind und wahrhaftig zu einer Elvis-Nummer werden. Den Höhepunkt liefert er mit dem schönen „You´ve Lost That Lovin´ Feelin´“ von The Righteous Brothers. Die Nummer zählt zu den Lieblingstiteln von Elvis und das hört man. Gespielt wurde diese würdevolle Ballade von Elvis in Las Vegas. „Don´t Think Twice, It´s All Right“ von Dylan interpretiert er als verstolperten Country, der wie Sau groovt. Selbst vor Blues machte er nicht Halt und mit „Got My Mojo Working/Keep Your Hands Off Ot It“ gelingt ihm das sogar ganz passabel.

 

„Bridge Over Troubled Water“ wird bei Elvis zu einem sehr erhabenen Gospel-Stück und „Sweet Caroline“ von Neil Diamond passt natürlich wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge! Eher ungewöhnliche war die Wahl von „Proud Mary“. Creedence Clearwater Revival scheint oberflächlich betrachtet nicht so ganz in das Format zu passen, aber selbstverständlich schafft es Elvis abermals daraus einen seiner Songs zu machen. Und wer hätte gewusst, dass Elvis die Bee Gees mochte? „Words“ ist ebenfalls eine sehr schöne Interpretation und selbst „Something“ der Beatles wird mit viel Gefühl dargeboten und dabei kann man die Beatles eigentlich nicht covern. Hank Williams ist da eher naheliegend und „I´m So Lonesome I Could Cry“ geht als typische Elvis-Ballade durch. „My Way“ von Frank Sinatra ist selbstverständlich wie gemalt für Elvis.

 

Fazit: „Elvis Sings“ ist eine wirklich gute Zusammenstellung von Songs, die der King gecovert hat. Alles ist möglich, von Country über Folk, bis hin zum Blues, Swing, Gospel und natürlich Rock and Roll. Elvis konnte einfach alles singen und er macht die Klassiker von Dylan, den Beatles, Sinatra, Hank Williams oder den Bee Gees – um nur einige zu nennen – zu seinen Songs. Das konnten und können nur sehr wenige. Da es diese CD für relativ wenig Geld gibt, sollte man zuschlagen und sich das Teil käuflich erwerben!

 

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Text: Torsten Schlimbach

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Elvis: Recorded Live On Stage In Memphis

Elvis: Recorded Live On Stage In Memphis

Sony/Legacy

VÖ: 14.03.2014

 

Wertung: 9/12

 

Alle zehn Jahre wieder - oder warum kommt nach der Jubiläumsedition von „Recorded Live On Stage In Memphis“ von Elivs von 2004 nun noch mal eine erweiterte Ausgabe in den Handel? Diesmal wird eben der 40. Jahrestag von Elvis legendärem Auftritt in seiner Heimatstadt gefeiert. Immerhin hat man die Doppel-CD ordentlich aufgepeppt, mit einem ganz famosen Booklet versehen und dies auch noch alles zum Preis von knapp elf Euro in den Laden gestellt. Da kann man nun wirklich nicht meckern und Legacy hat da mal wieder einen erstklassigen Job abgeliefert. Abgesehen davon wurde die neuerliche Veröffentlichung mit ordentlich Bonusmaterial aufgewertet und versehen.

 

Elvis hatte seit 1961 nicht mehr in seiner Heimat gespielt und somit war das Ereignis natürlich außergewöhnlich und das wollte man selbstverständlich auch für die Nachwelt festhalten. Die LP enthielt dann aber nicht das komplette Konzert, was aus technischer Sicht aufgrund der Platzbeschränkung überhaupt nicht möglich war. In der heutigen Zeit spielen solche Limitierungen natürlich keine Rolle mehr und somit gibt es den Auftritt vom 20. März 1974 komplett zu hören. Dies geschieht nun aber keinesfalls zum ersten Mal, da auch die Veröffentlichung von 2004 auf das komplette Konzert zurückgreifen konnte.

 

Das Konzert ist – gerade in Anbetracht des Gesundheitszustands des King – schon nicht so verkehrt. Den Klang hat man nun noch weiter optimiert, aber insgesamt wurde da natürlich auch ordentlich nachgeholfen. Der Hall ist immer noch furchtbar, aber da hatte Presley bei der ursprünglichen Version ja schon seine Finger im Spiel und das entspricht vermutlich genau seinen Vorstellungen. Hört man sich Aufnahmen aus den 50ern und 60ern an, dann erkennt man schon deutlich einen Unterschied. Aber welcher Künstler klingt im Verlaufe seiner Karriere denn noch so ungestüm wie in der Anfangszeit? Das ist auch heute nicht anders. Man sollte da auch mit diesem Konzert nicht zu hart ins Gericht gehen, denn losgelöst von vergangenen Großtaten ist das schon ein feines Konzert! Elvis ist hörbar gut drauf, was mitunter auch daran liegen mag, dass die Tour hiermit beendet war und er in seinem Bett schlafen konnte.

 

Klanglich dürfte dies mit Abstand die beste Aufnahme dieses Konzerts sein. Herausragend sind dabei die Gospel- und Balladenstücke. Auch „All Shook Up“ macht Laune und „Suspicious Minds“ ist immer eine Bank. Bei „Love Me Tender“ oder „Can´t Help Falling In Love“ stellt sich aber tatsächlich noch eine Gänsehaut ein und die Stimme von Elvis Presley ist überraschend gut.

 

Die zweite CD beinhaltet den Probedurchlauf des Konzerts, welcher am 18. März 1974 stattfand. Die Mono-Version ist aber auch hier mit dem typischen Hall belegt. Auch hier gibt es einige sehr schöne Versionen, die schon perfekt ausgearbeitet sind. Die Zweite CD hat aber noch fünf weitere Songs am Start und davon sind bisher drei gänzlich unveröffentlicht! Für Fans dürfte dieser Aspekt besonders interessant sein. Diese Aufnahmen wurden am 16. August 1974 in den RCA Studios in Hollywood aufgezeichnet. „Down In The Alley“, „Good Time Charlie's Got The Blues“, „Softly As I Leave You“, „The First Time Ever I Saw Your Face“ und „The Twelfth Of Never“ nahm Elvis als Referenzmaterial für sein bevorstehendes Engagement in Las Vegas auf. Dies ist also von besonderem historischen Wert und ein weiteres Puzzleteil im Elvis-Kosmos.

 

Fazit: „Recorded Live On Stage In Memphis“ gibt es schon in unzähligen Versionen, Jubiläumsausgaben und auf obskuren Bootlegs, aber eben noch nicht in so bestechender Qualität wie hier. Am Sound kann man zwar immer noch etwas herum meckern, aber das ist mitunter auch den Vorlieben von Elvis geschuldet. Die langsameren Stücke sind hier die Besseren! Elvis ist gut bei Stimme und auch sonst gut drauf. Als Sahnehäubchen gibt es noch den Probelauf, der zwei Tage früher stattfand, und fünf weitere Bonustracks und davon sind drei gänzlich unveröffentlicht. Ein 24-seitiges Booklet mit seltenen Fotos, nie gesehenen Memorabilien, neuen Liner Notes und Zeitungsausschnitten rundet die Geschichte sehr schön ab. Das alles gibt es für elf Euro – da gibt es nun wirklich nichts zu meckern!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: Elvis At Stax (Deluxe 3-CD Set)

Elvis Presley: Elvis At Stax (Deluxe 3-CD Set)

Sony

VÖ: 02.08.2013

 

Wertung: 8/12

 

„Aloha From Hawaii“ markierte im Jahr 1973 noch mal eine Art Wendepunkt in der Karriere von Elvis. Weltweit nahm man zur Kenntnis, dass der größte Musikstar jener Tage wieder zurück war. Es gab eine Zeit da hatte sich Elvis vollkommen aus dem Geschäft zurückgezogen und seine Schauspielerkarriere vorangetrieben. 12 Jahre dauerte immerhin seine Bühnenpause. Diese Zeit nutzte er allerdings für 27 Kinofilme! Die ganz große Präsenz war da aber vorbei. Dies sollte sich nun alles ändern und man wollte den King nun auch wieder als den größten Sänger seiner Generation zurück in die Öffentlichkeit holen. Presley und sein Manager Colonel Parker verkauften die Rechte am gesamten Backkatalog für schlappe 5,4 Millionen Dollar an RCA. Eine lächerliche Summe, wenn man bedenkt, was mit diesem Katalog alles umgesetzt wurde.

 

Wie dem auch sein, Elvis wollte die Kontrolle zurück und einen Neuanfang starten. RCA beorderte Presley schließlich in ein Studio. Insgesamt sollte er neben einem neuen Studioalbum auch noch zwei Singles aufnehmen. Eine Platte mit spirituellen Songs stand dazu auch noch auf dem Plan. Immerhin durfte er das Studio frei wählen. Im Juli und Dezember 1973 fanden die Aufnahmen statt, die jetzt als 3-CD Deluxe Set von Sony/Legacy veröffentlicht werden. Die Musik rechtfertigt den Kauf dieses Sets nicht unbedingt, aber die ganz vorzügliche Aufmachung schon. Im Großformat kann dieses Teil dann nicht nur optisch überzeugen, nein, auch das Booklet bietet einiges an Mehrwert.

 

Das Booklet wurde mit vielen tollen Fotos angereichert, ist aber erst aufgrund des abgedruckten Textes und der Zusammenfassung der Ereignis jener Tage sehr aufschlussreich. Zwischen den Zeilen kann man so einiges herauslesen und da wird wahrlich keine besonders schönes Bild des gesamten Umfelds wiedergegeben. Natürlich wollen Plattenfirmen Geld verdienen und auch Colonel Parker war sich im Klaren darüber, dass er eine goldene Melkkuh unter seinen Fittichen hatte. Wie sie aber damals den ganzen Katalog auf billigste Art und Weise ausschlachteten, hinterlässt schon einen sehr bitteren Beigeschmack. Kohle, Kohle, Kohl! Eine Qualitätskontrolle scheint da nicht mehr stattgefunden zu haben. Traurig.

 

Die Stax-Aufnahmen sind da nicht sonderlich besser. Mit dem Elvis, der die gesamte Musikwelt auf den Kopf gestellt hatte, haben diese Songs nicht mehr viele Gemeinsamkeiten. Auch der King war längst über seinen Zenit hinaus und hatte sein Gespür verloren. Junge Songschreiber wurden gar nicht erst gefragt, denn mit den Hippies wollte er nichts zu tun haben. Immerhin hatte man ihm herausragende Sessionsmusiker zur Seite gestellt und auch stimmlich war er voll und ganz auf der Höhe. Country, Rock, Gospel und Pop nahm er sich dabei zur Brust. Weitere Klassiker konnte er damit seinem famosen Backkatalog allerdings kaum noch hinzufügen.

 

Das Ergebnis dieser Aufnahmen wurde letztlich über mehrere Alben verteilt. Auf dem vorliegenden Set kann man die Entwicklung der einzelnen Songs nachvollziehen. Nichts ist mehr mit der Verwendung eines First Takes. Dafür ist es immens interessant, wie die einzelnen Tracks stetig und in Nuancen weiterentwickelt wurden.

 

Die enthaltenen Outtakes sind übrigens besser, wie das schon bekannte Material. Gerade der Sound ist wesentlich satter und differenzierter. Da die Aufnahmen ja nicht neu und bereits bekannt sind, sollte man trotzdem über einen Kauf nachdenken, auch wenn man das schon alles im Schrank stehen hat. Der Sound wurde tatsächlich noch mal aufpoliert und ist daher eine deutliche Verbesserung gegenüber den bereits bekannten Follow That Dream-Veröffentlichungen. An den 28-Original-Mastern wurde übrigens nicht gerüttelt und somit sind diese – auch vom Sound – sattsam bekannt.

 

Fazit: Die liebevolle Aufmachung ist mal wieder ein Hingucker und über jeden Zweifel erhaben. Da wird mal wieder die Meßlatte ganz hoch gelegt. Über die Stax-Aufnahmen lässt sich hingegen trefflich streiten. Alles in allem kann das Material nicht so richtig überzeugen. Interessant ist das aber allemal, da man teilweise das Gefühl hat, dass man im Studio dabei ist. Sicher nicht die beste Phase von Elvis, für Fans aber unverzichtbar. Abgesehen davon schlägt das Teil mit 30 Euro recht günstig zu Buche und macht im Elvis-Schrein optisch auf jeden Fall einen guten Eindruck.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: Aloha From Hawaii via Satellite (Legacy Edition)

Elvis Presley: Aloha From Hawaii via Satellite (Legacy Edition)

Sony

VÖ: 15.03.2013

 

Wertung: 8,5/12

 

Vor etwas mehr als vierzig Jahren fand ein ganz besonderes Ereignis statt, welches die zahlreichen Elvis-Fans in aller Welt fesselte. Am 14. Januar 73 saßen mehr als 1 Milliarde Menschen vor den Fernsehgeräten um seine Show aus der Honolulu International Center Arena zu verfolgen. Diese Menschenmassen dürfte kaum ein anderer Künstler jemals mobilisieren können - auch nicht in Zeiten der totalen Vernetzung. Das Ereignis wurde damals via Satellit in mehr als 40 Länder übertragen. TV-Zuschauerrekorde wurden in Japan, auf den Philippinen, in Korea, Hongkong und Australien gebrochen. Wer daran zweifelte, dass Elvis der unangefochtene King war, wurde damals eines Besseren belehrt. Natürlich wurde die ganze Geschichte auch schnell als LP veröffentlicht und freilich war auch dies ein großer Erfolg.

 

Nun kommt das alles noch mal zu ganz neuen Ehren und erstmals wird dies als komplettes Package veröffentlicht. Bisher gab es die Hawaii-Show als einzelne Veröffentlichung und auch die Generalprobe wurde bereits 1988 als „The Alternate Aloha“ in die Läden gestellt. Das 40-jährige Jubiläum war und ist nun aber ein schöner Anlass dies endlich gemeinsam und vollständig anzubieten. Wie man es aus dem Hause Sony/Legacy kennt, ist die Aufmachung selbstverständlich erstklassig. Im feinen Digipack macht das optisch schon einen hervorragenden Eindruck. Im Booklet gibt es jede Menge seltene Fotos zu bewundern. Ein Essay des BBC-Kommentators und Musikers Stuart Colman rundet dies alles sehr schön ab und lässt keine Wünsche offen. Wer will, kann sich also schon hiermit lange beschäftigen. Die Doppel-CD kann man übrigens schon für unschlagbare 13 Euro erwerben!

 

Die Show begann damals um 12 Uhr 30 Ortszeit. Für heutige Verhältnisse wäre das sicher undenkbar. Elvis wusste ja, dass ihm eine Menge Leute zugucken würden, umso erstaunlicher ist es, dass er um die Mittagszeit schon derart fokussiert war und die Nervosität zumindest nicht zu hören ist. Glaubt man Augen- und Ohrenzeugen, dann war der größte aller Stars auch tatsächlich kein bisschen nervös sondern voll und ganz auf die bevorstehende Show konzentriert. Trotzdem kann dies aus der Konserve nur bedingt überzeugen und Elvis wirkt bisweilen doch etwas saft- und kraftlos. Der Sound ist brillant und die Band gibt alles, der King scheint aber etwas gehemmt zu sein und ist auch stimmlich nicht ganz auf der Höhe. Es gibt sicher andere, mitreißende Livemitschnitte von Elvis, „Aloha From Hawaii“ fällt dagegen etwas ab.

 

Angeblich hat er darauf geachtet, dass bei dieser Show auch Songs gespielt werden, die er sonst nicht im Programm hat uns es somit kaum zu Überschneidungen kommt. Der Balladenanteil ist auch entsprechend groß, während die Rockstücke zum Teil auch nur als Medley oder verkürzt vorliegen. Die Coverversionen funktionieren auch mal mehr und mal weniger gut. „My Way“ meistert er ziemlich gut, während „Something“ ein ziemlicher Griff ins Klo ist. Man kann eben keinen Song eines Beatles covern. Dieses Unterfangen haute noch nie hin und selbst der King gab da eher eine traurige Figur ab.

 

Natürlich schafft es Elvis trotzdem Songs wie „You Gave Me A Mountain“ oder „Suspicious Minds“ wie Monumente klingen zu lassen. Es sind aber die Balladen, die dieses Set bestimmen und ausmachen. „I´ll Remember You“ überzeugt auch stimmlich und auch „Love Me“ hat was. „Can´t Help Falling In Love“ geht allerdings auch eher den Bach runter. Was hat man nur aus dieser Nummer gemacht? Mit 24 Songs war das Set aber üppig ausgestattet und der Sound dürfte ebenfalls für das eine oder andere Aha-Erlebnis sorgen.

 

Schön, dass man nun die Generalprobe dazu bekommt. Noch schöner ist die Tatsache, dass „The Alternate Aloha“ nun endlich, endlich in optimierter Klangqualität vorliegt. Anhand der Original-Mehrspurbänder wurden die Songs nun komplett neu digital bearbeitet. Das gleicht einem Quantensprung, denn wenn man mal ganz ehrlich ist, dann war die 1988 auf CD veröffentlichte Version eine Frechheit. Klanglich dürfte es kaum einen offiziellen Mitschnitt von Elvis geben, der noch schlechter ist. Eine Wohltat ist es nun, dieses Set – welches übrigens kürzer wie die ausgestrahlte Show ist – in klanglicher sehr guter Qualität zu hören. Im Anschluss an die 12 Uhr 30-Show versammelten sich Elvis und seine Musiker (ohne Publikum), um für das amerikanische Fernsehen fünf weitere Songs aufzunehmen. Vier dieser Titel stammten vom Soundtrack zu „Blue Hawaii“ aus dem Jahr 1961: „Blue Hawaii”, „Ku-U-I-Po”, „No More” und „Hawaiian Wedding Song”. Bei dem fünften Titel handelte es sich um eine Coverversion von Gordon Lightfoots „Early Morning Rain”. Diese Titel wurden als Bonus Songs an „The Alternate Aloha“ angehängt. Nett.

 

Fazit: „Aloha From Hawaii via Satellite“ von Elvis liegt nun endlich komplett und in optisch sehr ansprechender Aufmachung vor. Der King hat damals stimmlich vielleicht nicht sein bestes Konzert abgeliefert und doch hat dieses Ereignis mehr als nur dokumentarischen Charakter. Die Songauswahl weicht zudem von anderen, ähnlichen Veröffentlichungen ab und somit gehört dieses Set nicht nur in jeden Elvis-Schrein! Klanglich ist „The Alternate Aloha“ endlich entsprechend aufgewertet worden. Abermals eine schöne Veröffentlichung von Legacy!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: Prince From Another Planet - 40th Anniversary Edition (2-CD+DVD)

Elvis Presley: Prince From Another Planet (40th Anniversary 3-Disc Set)

Sony

VÖ: 09.11.2012

 

Wertung: 12/12

Tipp!

 

Der 09. November wird zukünftig von den Elvis-Fans als weiterer Feiertag in den Kalender aufgenommen! Die Veröffentlichung von „Prince Form Another Planet“ lässt das Herzchen vor Freude einen großen Hüpfer machen. Wer auch immer dieses Set auf den Weg gebracht hat, er hat ganz Großes angestoßen. Die Deluxe Variante ist in jeglicher Hinsicht ein Fest! Besser geht es eigentlich nicht! Man muss lange suchen um eine Box zu finden, die stimmiger ist.

 

Der King spielte vom 9. bis 11. Juni 1972 vier ausverkaufte Shows im Madison Square Garden. Die zwei einstündigen Konzerte des 10. Juni sind zwar schon mal veröffentlicht worden, aber nicht in dieser Form und ganz besonders nicht in dieser Qualität. Im großformatigen Pappschuber wird das schmucke Teil geliefert. Optisch macht das schon einen guten Eindruck, lässt aber nicht mal im Ansatz erahnen, welches Schatzkästchen sich dahinter verbirgt. Das Booklet entpuppt sich als tolles Heft, welches so ziemlich alles abdeckt, was man sich in diesem Kontext nur wünschen kann. Es gibt Auszüge der Pressekonferenz, den legendären Artikel mit den Worten „Like A Prince From Another Planet“, viele Fotos von Elvis und seiner Band von den Auftritten, abgedruckte Plakate und und und . Die Liner Notes und das Essay von Lenny Kaye sind das Sahnehäubchen. Liebevoller kann man eine solche Veröffentlichung nicht gestalten! Man kann sogar soweit gehen, dass dies in dieser Preisklasse mit Abstand das Beste ist, was der Markt je zu bieten hatte!

 

Die drei Silberlinge werden noch mal in einer eigenen, ausklappbaren, dicken und aufwändigen Mappe präsentiert. Und auch hier gibt es von Elvis noch weitere Fotos zu bewundern und wenn man das feine Teile in Gänze ausbreitet, kann man noch weiter schmökern, da sich hier weitere Zeitungsauszüge wiederfinden. Alles in allem ist diese anbetungswürdige Aufmachung eine kleine Meisterleistung! Besser geht es einfach nicht!

 

CD 1 bietet die (etwas längere) Show am Samstagnachmittag, während CD 2 die Show von Samstagnacht in voller Länge dokumentiert. Die Aufnahmen sind ja soweit bekannt, aber nicht die neuen Mixe. Was Michael H. Brauer und Vic Anesini (Mastering) hier herausgeholt haben, lässt einem die Kinnlade runterklappen. Man kann sich an dieser Stelle nur wiederholen: besser geht es nicht! Hardcorefans werden den neuen Remix sicher verteufeln, aber ganz ehrlich, so wie hier gibt dies doch erst den richtigen Einblick in diese Zeit und die Konzerte. Es ist ja keinem damit gedient, wenn das letztlich nur über Bootlegcharakter hinauskommt. Für den Sound - unter Berücksichtigung der Umstände und des Alters der Aufnahme - kann man, müsste man Schulnoten vergeben, nur eine 1 verteilen!

 

Die beiden Konzerte sind übrigens ebenfalls erstklassig. Nicht wenige Leute vertreten ja die Meinung, dass Elvis zum Ende der 60er stimmlich auf seinem Höhepunkt war. Dieses Paket hier beweist ja das genaue Gegenteil! Zudem kommt die Vielseitigkeit hier extrem stark zur Geltung. Teilweise sind die Songs komplett neu arrangiert und so mutiert „Hound Dog“ zunächst zum waschechten Blues. „Can´t Help Falling In Love“ oder „Heartbreak Hotel“ sind ebenfalls umgearbeitet worden. Von „That´s All Right“ über „All Shook Up“ bis hin zu „Suspicious Minds“ zieht Elvis einfach alle Register. Er hat allerdings auch eine vorzügliche Band im Rücken.

 

Der Knaller ist natürlich die beiliegende DVD! Die Mini-Dokumentation ist ja schon ganz nett und die vielen O-Töne bringen einem die Ereignisse noch mal näher. Auch die Pressekonferenz ist sehenswert. Aber das absolute Zückerchen ist die Nachmittagsshow. Zwar kann man selbige nicht komplett in bewegten Bildern bewundern, aber die Audiospur ist wenigstens vollständig. Der Film hat nur Bootlegcharakter, ist ja auch kein Wunder, denn immerhin handelt es sich um eine Fanaufname(!) und einen 8mm Film(!!). Vornehmlich ist nur Elvis im Bild und dies etwas grobkörnig, aber der historische Wert ist nicht zu unterschätzen! Natürlich wird der Genuss etwas geschmälert, wenn man das am Stück laufen lässt, da der Bildschirm dann oftmals einfach nur schwarz bleibt, da die Fanaufnahme alles in allem 20 Minuten dauert. Trotzdem ist es schön, dass man dies nun auch der Nachwelt zugänglich gemacht hat.

 

Fazit: „Prince From Another Planet“ ist ein derart tolles Set, dass man den Preis von knapp 18 Euro eigentlich kaum glauben kann. Der Sound der CDs ist – gerade unter Berücksichtigung des Alters – brillant! Die Aufmachung ist erstklassig und die DVD eine feine Überraschung und Zugabe. Diese kann natürlich in keinster Weise mit heutigem Standard mithalten, aber wer veröffentlicht auch schon einen 8mm Film von einem Fan? Historisch besonders wertvoll! Höchstwertung!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Elvis Presley: I Am An Elvis Fan

Elvis Presley: I Am An Elvis Fan

Sony

VÖ: 27.07.2012

 

Was macht man, wenn das vorhandene Material eines verstorbenen, zugkräftigen Künstlers aus logischen Gründen begrenzt ist? Richtig, man schmeißt immer wieder neue, teilweise recht obskure Zusammenstellungen auf den Markt. Der arme Elvis kann davon auf seiner Wolke ein Lied singen. Kein Wunder, der Mann zieht eben immer wieder neue Generationen an und neben den Doors und Jimi Hendrix dürfte er zu den Musikern gehören, die auf unnachahmliche Art und Weise ausgeschlachtet werden.

 

Es wäre wohl ein bisschen makaber zu sagen, dass zu Ehren des 35. Todestags nun eine weitere merkwürdige Veröffentlichung ansteht. Worum geht es? Nun: Seit 1.Mai 2012 haben 250.000 Fans aus 20 Ländern in einer einmaligen Voting-Aktion von RCA/Legacy Records (Sony) und Elvis Presley Enterprises (EPE) ihre Top 3 ELVIS-Songs aus den sieben Musik-Genres ‘50s", "‘60s", "Country", "Movies", "Love Songs", "Gospel" und "In Concert" für das Album "I Am An Elvis Fan" ausgewählt. Das Album mit den 21 Sieger-Titeln trägt ein Mosaik-Cover, das aus 8.000 hochgeladenen Fan-Fotos besteht - ein echtes Album von den Fans für die Fans.

 

Aha! Das Kind braucht eben einen Namen und nun also „I Am An Elvis Fan“. Was einem mit 250.000 teilnehmenden Fans als großer Erfolg verkauft werden soll, ist im Grund alles andere als das. Abgesehen davon konnte man aus den vorgegebenen Genres auch nur aus einer bestimmten und eher kleinen Anzahl an Titeln auswählen. Aber das ist im Grunde auch alles zweitrangig, denn mal ehrlich, diese etwas andere „Best Of“ stellt sich im Grunde ja von alleine auf. Natürlich wird man den einen oder anderen Titel vermissen und selbstverständlich hätte die ganz persönliche Auswahl in Nuancen anders ausgesehen, aber alles in allem läuft es eben auf „Heartbreak Hotel“, „Jailhouse Rock“, „Viva Las Vegas“, „In The Ghetto“, „Suspicious Minds“, „Can´t Help Falling In Love“ oder „Always On My Mind“ hinaus. Über die Songs braucht man hoffentlich nicht diskutieren! Die sollte jeder kennen und mittlerweile gehören diese zum Kulturgut der Menschheit! Ein jeder ist für sich ein kleines Meisterwerk - egal ob rockig, poppig oder schmalzig.

 

Immerhin gibt es dann ein paar echte Fanfavoriten und durch die Unterteilung in verschiedene Genres kriegt man einen ganz guten Einblick in die verschiedenen musikalischen Inkarnationen von Elvis. Der Klang ist – gerade in Anbetracht des Alters der Aufnahmen – klar, druckvoll und überraschend gut abgemischt. Insgesamt ist die Aufmachung allerdings etwas schlicht, da hätte man sich doch etwas mehr Liebe zum Detail gewünscht.

 

Fazit: „I Am An Elvis Fan“ braucht im Grunde kein Mensch. Klar, es ist eine nette Geschichte die Fans das Repertoire wählen zu lassen und wer noch rein gar nichts vom König im Regal stehen hat, kann auch bedenkenlos zugreifen, aber mehr als ein Einblick gewähren einem die 21 Titel nicht. Dann doch lieber zu einer der schön aufgemachten Boxen greifen, die sind klanglich nicht schlechter aufbereitet worden. Die Songs auf „I Am An Elvis Fan“ sind natürlich über jeden Zweifel erhaben, ein etwas komischer Beigeschmack bleibt trotzdem zurück! Keine Wertung!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Elvis: The Complete ´68 Comeback Special

Elvis: The Complete ´68 Comeback Special

Sony

VÖ: 09.03.2012

 

Wertung: 10,5/12

Tipp!

 

Mit Superlativen könnte man nur so um sich schmeißen, wenn es um Elvis Aaron Presley geht. Mit Fug und Recht kann man wohl behaupten, dass jeder Musikinteressierte mit dem schlichten Namen Elvis etwas anfangen kann. Unzählige Tonträger wurden unter und mit seinem Konterfei verkauft. Die genaue Anzahl der offiziellen und halboffiziellen Veröffentlichungen dürften selbst die eingefleischten Fans nicht genau kennen, von den ganzen Schwarzpressungen mal ganz abgesehen.

 

Nach einem immens erfolgreichen Jahrzehnt in den 50ern, widmete er sich in den 60ern mehr der Filmerei. Ein wahres Elvis-Film-Jahrzehnt bahnte sich an. Hier kristallisierte sich auch heraus, dass nicht alles, woran Elvis beteiligt, auch wirklich großartig war. Im März 61 trat er letztmalig als die Rockikone auf Hawaii vor Publikum auf. Im Jahre 68 meldete er sich dann fulminant mit einem Karrierehöhepunkt zurück. Das Elvis ´68 Comeback Special darf man gerne als ein wichtiges Ereignis der noch recht jungen Rockmusikgeschichte bezeichnen.

 

Der Auftritt wurde im Juni 1968 in Burbank aufgezeichnet und erstmals im Dezember des gleichen Jahres beim amerikanischen TV-Sender NBC mit überragenden Einschaltquoten ausgestrahlt. Dieses Zeitdokument wird nach der hervorragenden Deluxe DVD nun auch auf CD entsprechend gewürdigt. Dieses opulente Teil hat es in sich und dürfte sämtliche Fanherzen höher schlagen lassen. Über 4 Stunden Elvis gibt es hier auf die Ohren. Die wollen erstmal gehört werden. Das gesamte Paket sollte am besten per Kopfhörer genossen werden, dann gibt es Elvis pur und die Vollbedienung.

 

Die erste CD beinhaltet logischerweise das Original Album. Angereichert wird die ganze Geschichte mit fünf zusätzlichen Tracks. „Memories“ und „If I Can Dream“ liegen sogar im zusätzlichen Stereo Mix vor. Die gesamte Scheibe wurde natürlich überarbeitet. Trotzdem darf man eine 40 Jahre alte Aufnahme nicht mit heutigem Standard vergleichen. Dafür ist der Klang ungemein erdig und besitzt einen ganz besonderen Charme, was vielen heutigen Produktionen leider abgeht. Zudem zeigt es auf beeindruckende Art und Weise, dass ein Elvis Presley keine beschönigende Klangbearbeitung nötig hatte, sondern schlicht mit einen Ausnahmetalent gesegnet war. Die Stimme klingt hier auch deutlich gereifter, tiefer und rauchiger als noch in den 50ern. Dadurch wird den einzelnen Songs und Medleys noch mal ein ganz anderer Charakter verliehen.

 

CD 2 und 3 beinhalten dann jeweils die beiden „Sit Down“ und „Stand Up“ Shows. Alles perfekt hier? Mitnichten! Elvis und seinen Mannen bei diesen Jamsessions zuzuhören zeigt mal eine ganz andere Seite dieses einzigartigen Künstlers. Man hört hier förmlich den Spaß den die Jungs dabei hatten. Nach all´ den schmalzigen Filmen klingt Elvis wieder hungrig auf Rock and Roll. Hungrig auf die Bühne. Hungrig auf sein Publikum und den Applaus. Hier ist der sprichwörtliche Hund von der Kette gelassen worden. Dies ist Rock and Roll in seiner ursprünglichen und ungeschönten Version und dazu braucht es keine überragende Klangqualität. Authentischer geht es nicht! Zwischen den einzelnen Songs erzählt Elvis zwar viel und das stört auch ein wenig den musikalischen Fluss, hat auf der anderen Seite aber enormen historischen Wert. Selbstverständlich kommt es auch zu Songüberschneidungen, die in den verschiedenen Interpretationen aber immer wieder recht spannend erscheinen. Die Takes des „Trouble/Guitar Man“ Themas dürfen natürlich auch nicht fehlen. Alles in allem stellen diese beiden CDs nicht nur nettes Bonusmaterial dar, sondern einen echten Mehrwert!

 

CD 4 widmet sich dann denn „First“ und „Second“ Rehearsals. Diese wurden am 24. Und 25. Juni 68 in einer Umkleide der NBC Studios aufgenommen. An der Gitarre ist neben Elvis Scotty Moore zu hören. Um die Percussion kümmerte sich D.J. Fontana. Diese 21 Songs und Fragmente sollten als das verstanden werden, was sie sind – Proben. Es wird viel gelacht und erzählt und man darf an den ganz intimen Musikmomenten von Elvis teilhaben. Wer hier eine klangliche Offenbarung erwartet ist natürlich völlig fehl am Platze. Wenn man es als Tondokument eines ganz wichtigen Karriereabschnittes von Elvis betrachtet, kann man das Gehörte gar nicht genug würdigen und einschätzen!

 

Fazit: Diese Box präsentiert insgesamt 103 Songs – von den ersten Proben bis zur fertigen Show, einschließlich Outtakes und selten gehörten Fragmenten. Abgerundet wird diese Box durch ein 36-seitiges Booklet. Mehr geht nicht! Damit wird das ´68 Comeback Special von Elvis umfassend gewürdigt und in Szene gesetzt. Diese formschöne Box ist ein Fest für alle Elvis-Fans. Sind wir nicht alle Elvis Fans? Übrigens kann man das Teil für unschlagbare 17 Euro erwerben!

 

http://www.elvis.com

Elvis Presley: Elvis Presley (Legacy Edition)

Elvis Presley: Elvis Presley (Legacy Edition)

Sony

VÖ: 23.09.2011

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Elvis Presley braucht man nicht weiter vorzustellen. Der Name alleine reicht um bei jedem Musikliebhaber die Bilder dazu im Kopf zusammenzusetzen. Der Mann hat nicht nur Musikgeschichte geschrieben, sondern auch entscheidend mitgeprägt. Ohne Elvis wäre die Welt vermutlich eine andere. Alben von Elvis gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Selbst die Hardcore-Fans und Sammler dürften da mittlerweile den Überblick verloren haben. Bootlegs, legal und illegale Veröffentlichungen überschwemmen den Markt. Mit Elvis lässt sich eben immer noch der schnelle Taler verdienen. Ist ja auch kein Wunder, denn früher oder später landet jeder Musikinteressierte bei diesem Mann und Phänomen.

 

Nun wird mit „Elvis Presley“ ein weiteres Album dem umfangreichen Backkatalog hinzugefügt. Hierbei handelt es sich allerdings ausdrücklich nicht um Ramschware von der Resterampe. Für Qualität steht die Legacy Reihe von Sony wie kaum eine anderer ihrer Art. So kriegt man im vorliegenden Paket auch die ersten beiden Alben des Kings geboten. Zunächst fällt hier die detailverliebte und liebevolle Aufmachung ins Auge. Das dicke Digi-Pack ist ja schon alleine eine feine Sache und wertet die Geschichte optisch schon auf. Dies ist aber noch nicht alles, denn das Booklet punktet nicht nur mit vielen Bildern dieser Zeit – wir schreiben das Jahr 1956 – sondern umreißt auch noch kurz die Entstehungsgeschichte jener Songs und Alben! Das Track Listing hält dann zum Schluss noch mal alle nötigen Informationen in komprimierter Form für den geneigten Fan bereit. Das kann sich im wahrsten Sinne des Wortes wirklich sehen lassen. Der unschlagbare Preis von knapp 10 Euro macht diese Veröffentlichung gar zu einem Fest!

 

Die schönste Optik und Hülle nützt ja nichts, wenn der Inhalt, also die Musik, da nicht Schritt halten kann. Dies ist selbstverständlich hier nicht der Fall. Gerade die ersten beiden Album zeigen Elvis derart kraftvoll und ausdrucksstark, dass es kein größerer Wunder ist, dass er innerhalb von zwölf Monaten seinerzeit zum absoluten Superstar wurde. Die erste CD kann dann auch gleich mit siebzehn Titeln punkten. Darunter sind natürlich alle zwölf Songs des Debütalbums zu finden. Vom Klassiker „Blue Suede Shoes“ über „Tutti Frutti“ bis hin zu „Money Honey“ reiht sich hier Hit an Hit. Besonders schön ist auch die Tatsache, dass die Singles hier zu finden sind. Was wäre eine solche CD ohne „Heartbreak Hotel“? Oder den ungestümen Rocker „Shake, Rattle And Roll“? Eben, eben! Auf dem eigentlichen Album fehlten die Nummern ja noch.

 

Die zweite CD befasst sich dann mit dem schlicht „Elvis“ betitelten zweiten Werk. Auch hier sind die zwölf Albumtracks von „Rip It Up“, „Love Me“, „Long Tall Sally“ bis hin zu „How Do You Think I Feel“ zu hören. Übrigens ist die Tonqualität bei beiden CDs in Anbetracht des Alters der Aufnahmen vorzüglich! Schön, dass auch hier die ganz großen Hits wie „Hound Dog“, „Don´t Be Cruel“ oder der Schmachtfetzen schlechthin mit „Love Me Tender“ als Bonusmaterial vertreten sind. Wäre ja auch zu schade, wenn man dies ausgespart hätte!

 

Fazit: Das vorliegende Doppel-Paket ist aufgrund der Aufmachung, des Preises und natürlich der Fülle an Musik und Hits absolut zu empfehlen. Die ersten beiden Alben von Elvis Presley und die nicht auf den LPs enthaltenen Singles und EPs zählen mittlerweile zum Kulturgut der Menschheit und sollten in keinem Haushalt fehlen! Ein weiterer Höhepunkt der Legacy-Reihe!

 

http://www.elvis.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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