Keane: Hopes And Fears (20th Anniversary Edition)

Keane: Hopes And Fears (20th Anniversary Edition)

Universal

VÖ: 10.05.2024

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Der 07.08.2005 war ein heißer Tag in Barcelona. Ein verdammt heißer Tag. Dies hinderte aber 81.269 Besucher nicht daran, das Nou Camp fast abzureißen. Hätte das Stadion ein Dach gehabt, dann wäre es weggeflogen. Dies ist insofern äußerst bemerkenswert, da dies bei der Vorgruppe der Fall war. Eine Vorgruppe die bisweilen melancholische und ruhige Songs im Gepäck hatte. Die Spanier machten ein wahres Volksfest daraus. Die Rede ist von Keane, die an diesem Tag für U2, die mit ihrer Vertigo-Tour in Barcelona gastierten, eröffnen durften. Keane waren damals die großen Überflieger und schossen mit dem Debüt „Hopes And Fears“ aus dem Jahre 2004 durch sämtliche Decken. Das Werk verkaufte sich wie geschnitten Brot.

 

Irgendwann machten sich aber auch die Schattenseiten des Erfolgs bemerkbar und Sänger Tom Chaplin wurde drogen- und alkoholabhängig. Der Mann ist mittlerweile seit mehr als einem Jahrzehnt in Therapie, erfreut sich aber glücklicherweise wieder guter Gesundheit. Bei Keane ist nun alles eine Nummer kleiner geworden. Die Fangemeinde steht der Band zwar treu zur Seite, aber abseits von diesem Kreis fliegt die Band dann doch mittlerweile etwas unter dem Radar durch.

 

Von „Hopes And Fears“ werden nun verschiedene Geburtstagskonfigurationen veröffentlicht. Hier darf man sich über jede Menge Bonusmaterial freuen. Die Aufmachung der 3CD-Version ist auch ganz nett und kommt als ausklappbares Digipack in Übergröße daher. Die einzelnen Taschen halten die drei CD, die jeweils noch mal in einer eigenen Schutzhülle stecken, sowie das Booklet bereit. Die Haptik stimmt also auch.

 

Der Inhalt auch. Hier hat man nicht gekleckert, sondern geklotzt und erfreulicherweise stimmt die Qualität auch. Das eigentliche Album ist immer noch sensationell gut und hat erstaunlich gut den Test der Zeit überstanden. Die Songs sind zeitlos und viele davon sind mittlerweile zu Klassikern avanciert. Die Klavierklänge die „Somewhere Only We Know“ eröffnen oder das schnellere, aber gleichwohl extrem melancholische „Bend And Break“ sind Hymnen wie sie im Buche stehen. Wer bei dem tieftraurigen „We Might As Well Be Strangers“ keine Gänsehaut bekommt, ist vermutlich ein Stein und „Everybody´s Changing“ oder „This Is The Last Time“ sind Hits um die Keane auch von den Kollegen von Coldplay oder Travis beneidet wurden und werden. Auch die schlichten Albumsongs wie „Your Eyes Open“ oder „She Has No Time“ überzeugen auf ganzer Linie. „Can´t Stop Now“ hat einfach diese ganze besondere Melodie, die den Song von anderen Bands und deren Material abhebt.

 

Auch die zweite CD mit den B-Seiten und Raritäten fällt qualitätsmäßig kaum ab. „Snowed Under“ mag oberflächlich betrachtet ein netter, kleiner Song sein, aber hört man genau hin, dann ist das einfach eine überragend arrangierte Nummer. Mit „Something In Me Was Dying“ gibt es einen poppigen, für Keane-Verhältnisse fast schon vertrackten Song, der trotzdem Hitqualitäten aufweist. Die Klavierballade „She Opens Her Eyes“ oder das verspielt-traurige „To The End Of The Earth“ überzeugen dabei ebenso. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann dass Songs wie „Allemande“, „Walnut Tree“ oder „Love Actually“ alle ähnlich in Tempo und Ausarbeitung gestaltet wurden. Es fehlt da etwas die Abwechslung.

 

Eine dritte CD widmet sich den Demos und hier ist man als Zuhörer nun wirklich ganz dicht an der Entstehung der Songs dabei. So lauscht man dem Demo von „Somewhere Only We Know“ aus dem Jahre 2002, welches nur von Tim gespielt wird und klingt, als wäre es mit einem damaligen Handy aufgenommen worden. Da ist das Demo aus dem Dezember 2002 schon etwas weiter und mit kompletter Band. „Bend And Break“ ist als Demo schon interessant. In dieser Rohfassung kann man bestenfalls erahnen was für ein Übersong das einmal werden sollte. „Everybody´s Changing“ stellt in dieser Demo-Version ein bisschen die elektronischen Klänge in den Vordergrund ist aber auch noch weit von der Großtat eines Songs entfernt, der er mal werden sollte. Selbiges gilt auch für „This Is The Last Time“ aus dem Mai 2002. Der Sound hört sich zudem wie bei Oskar aus der Tonne aufgenommen an. Gerade für Fans sind das höchst interessante Einblicke. Ob sich der Otto-Normalhörer das öfters geben wird, sei mal dahingestellt.

 

Fazit: „Hopes And Fears“ ist eines der ganz großen Werke der ersten Hälfte der 00er Jahre. Mittlerweile ist das Album längst ein Klassiker und dürfte dafür sorgen, dass Keane auf ewig einen Platz in den Musikbüchern haben werden. Die Jubiläumsausgabe hat nun auch noch jede Menge großartiges Bonusmaterial am Start. Wer dieses Meisterwerk bisher nicht im Schrank stehen hat, kann und sollte diese Lücke nun endlich schließen! Man bekommt zeitlose, herausragende Songs die immer eine Prise Melancholie zu bieten haben  - auf die schönste Art und Weise!

 

https://www.keanemusic.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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