Kid Rock: Rebel Soul
Warner
VÖ: 16.12.2012
Wertung: 6,5/12
Kaum zu glauben, dass „Born Free“ von Kid Rock schon wieder zwei Jahre auf dem Buckel hat. Die Platte klingt ja immer noch recht fluffig und frisch und macht Spaß zu hören. Eben gut abgehangener Southern Rock. Die US-Wahlen sind vorbei und ob James Ritchie seine Tränen schon trocknen konnte ist nicht überliefert. Sein neuntes Studioalbum war da jedenfalls schon im Kasten und selbstredend wird hier nicht Trübsal geblasen und wieder ordentlich auf die Kacke gehauen. „Rebel Soul“ heißt sein neustes Werk und knüpft schon irgendwie an „Born Free“ an.
Nahtlos ist der Übergang allerdings nicht. Der Vorgänger war wesentlich mehr im Fluss und hangelte sich an einem unsichtbaren, roten Faden durch die gesamte Platte. Dies gilt für „Rebel Soul“ keineswegs und teilweise ist das Album doch reichlich zerschossen. Kid Rock hat hier ein bisschen aus allen Karrierephasen untergebracht. Wir erinnern uns, dass der Mann einst mal als eine Art Rapper durch die Clubs gewütet ist. Diese Zeiten sind zwar längst vorbei und Geschichte, für „Rebel Soul“ hat er sich daran aber anscheinend erinnert. Natürlich weicht er in erster Linie nicht von seinem Southern Rock ab und ja, Country und Americana gibt es auch noch. Der oftmals zum Einsatz kommende Backgroundgesang sorgt dann auch noch für eine Prise Soul.
Da der Mann sich sowieso in allen Genres zu Hause fühlt, hat er auch gleich alles in Eigenregie gemacht. Auf seine bewährte Band hat er dabei zwar nicht verzichtet, aber Produzenten hatten im Studio nichts zu suchen. Um die Produktion hat sich Herr Ritchie dann gleich selber gekümmert. Ab und an ist Hilfe von außen aber nicht die schlechteste Idee. Eine zweite und dritte Meinung kann ja nicht schaden. Vielleicht hätte ihm dann auch mal einer gesagt, dass Stimmverfremdungen nicht unbedingt der glücklichste Einfall ist. Die Mörderballade „The Mirror“ mit bombastischen Mittelteil geht so nämlich gewaltig in die Hose. Schade eigentlich, denn ansich hat das Stück durchaus Potenzial.
„Mr. Rock N Roll“ ist die Spielwiese, die zu Kid Rock so perfekt passt wie der Hut, die Sonnenbrille, der Bart oder die Zigarre. So simpel das auch gestrickt sein mag und so oft sich die Zutaten auch gleichen mögen, bei ihm funktioniert das immer wieder. Für „Gucci Galore“ gilt das weniger, aus den Crossover-Rapschuhen ist er längst herausgewachsen. So ein bisschen mangelt es bei „Rebel Soul“ an eigenständigen Ideen. „Let´s Ride“ baut sich einzig und alleine auf einem Riff aus der ZZ Top und AC/DC Schublade auf und ist ansonsten erschreckend unspannend. Und der Titeltrack - „Rebel Soul“ - lässt einen dann endgültig die Stirn in Falten legen. Mr. Ritchie hat doch hoffentlich alles wasserdicht verankert. Man darf nämlich gespannt sein, was George Michael dazu sagt, wenn er das Ding hört. Vermutlich wird er zunächst mal ein schönes „Faith“ trällern und dann einen Anruf tätigen.
Nein, dies ist kein schlechtes Album, aber eben auch kein so frisches wie „Born Free“. „Catt Boogie“ hätte es vor zwei Jahren vermutlich nicht mal als B-Seite auf eine Single geschafft. Erschreckend seichte Kost! „Detroit Michigan“ zeigt doch, dass es auch anders geht. Entspannt groovt sich die Band in Richtung Soul und landet natürlich beim typischen Kid Rock Sound. Man hätte sich einfach mehr von diesen Saloon-Songs gewünscht - „God Save Rock N Roll“ ist derart entspannt, dass man sich dazu erstmal ein schönes Bud aufmachen möchte. „Happy New Year“ lässt einen allerdings ziemlich ratlos zurück. Dann lieber ein bisschen Rock and Boogie bei „Celebrate“. „Redneck Paradise“ bringt die ganze Geschichte musikalisch und textlich dann endgültig auf den Punkt. Willkommen in der Welt von Kid Rock! Dazu gehört auch die schöne Country-Ballade „Cocaine And Gin“. Das großartige „Midnight Ferry“ entlässt einen dann aus diesem Album und fährt noch mal alles auf, was Kid Rock im Jahre 2012 musikalisch ausmacht und dies ist dann doch meilenweit von seinen Anfängen entfernt.
Fazit: „Rebel Soul“ von Kid Rock ist in seiner ganzen Pracht sicher kein Totalausfall, einige Songs sind es allerdings schon. Gerade im direkten Vergleich zum sehr guten Vorgänger fällt doch auf, dass die neue Platte doch recht arm an zündenden und spannenden Ideen ist. Kid Rock wird nie die Musik revolutionieren oder vor Innovation platzen, aber wenn alles zusammenpasst, dann haut er doch mal ordentlich einen raus. Das klappt auf „Rebel Soul“ leider nur bedingt und zwischen Southern Rock, Country, Americana und Soul klingt es leider zu oft einfach austauschbar und belanglos. Wenn der Mann aber zur Hochform aufläuft, dann macht ihm seine Spielwiese keiner streitig – da spielt er in seiner ganz eigenen Liga!
Text: Torsten Schlimbach