Pharrell Williams: G I R L

Pharrell Williams: G I R L

Sony

VÖ: 03.03.2014

 

Wertung: 7,5/12

 

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Jetzt hat sogar Markus Lanz erkannt, dass man von Pharrell Williams in Zukunft noch viel hören wird. Ja, da hat er einen wirklichen Newcomer entdeckt. Dass der Mann als Teil des Produzenten- und Songrwriterduos The Neptunes schon längst Musikgeschichte geschrieben hat, kann man dabei ja getrost ignorieren. Er hat sich aber auch schon als Solokünstler einen Namen gemacht und als Mitglied bei der Band N.E.R.D. ebenfalls längst mehrere Ausrufezeichen gesetzt. Und mal ehrlich, wäre „Get Lucky“ von Daft Punk tatsächlich so durch die Decke gegangen, wenn da nicht Williams gesungen hätte? Und was wäre „Blurried Lines“ von Robin Thicke ohne die Produktion von Williams wert? Wenn einer wie Lanz also die große Musiksensation wittert, ist das schon wieder höchst seltsam. Bis zu Olli Geissen ist es da nicht mehr weit. Zum Glück schlägt Pharrell Williams allen ein Schnippchen und „G I R L“ wird hier und da für lange Gesichter sorgen.

 

Wer sich dieses Album nur aufgrund des Hits - „Happy“ - zulegt und sich ansonsten nicht weiter mit dem bisherigen Schaffen von Pharrell Williams beschäftigt hat, wird ziemlich sicher eine herbe Enttäuschung erleben. Der Rest der Platte ist nämlich anders und keine Ansammlung von Hits dieses Kalibers. Eine Nummer kleiner tut es ja auch mal. Smooth sind die Dinger allesamt, keine Frage. Demnächst wird man sicher auch noch den einen oder anderen Songs dieses Solowerks im Radio hören, denn dies ist der richtige Soundtrack für den gerade beginnenden Frühling. Aber - ein Wunderwerk ist das ganz sicher nicht. Vielleicht waren die Erwartungen auch zu groß, die Williams aber eben auch selber geschürt hat. Man könnte glatt auf die Idee kommen, dass „G I R L“ die Schnittmenge aus Prince und Michael Jackson ist.

 

Ohne Hilfe geht es aber im R&B-Fach dieser Tage wohl nicht mehr und so hat sich auch Williams namhafte Kollaborateure mit ins Boot geholt: Miley Cyrus, Justin Timberlake und Alicia Keys hätte es aber überhaupt nicht gebraucht, da dies die große Pharrell-Show ist. „Gust Of Wind” wird immerhin mit den typischen Daft Punk Zutaten ein bisschen aufgewertet. „G I R L“ ist selbstverständlich makellos produziert, aber auch mit der Drahtbürste glatt geschliffen worden. Einzig „Lost Queen“ bietet über acht Minuten verteilt mit seinen Richtungswechseln noch so etwas wie ein Überraschungsmoment. „Know Who Your Are“ mit Alicia Keys ist sicher ganz nett und der soulige Grundton wird in einen netten Beat verpackt. Das tut keinem weh, sorgt für gute Laune, hat aber auch ein paar Längen.

 

Mit „It Girl“ zeigt Williams, dass er der legitime Nachfolger von Michael Jackson ist. Selbst der Falsettgesang passt und alles was der King Of Pop in der dritten Hälfte seiner Karriere falsch gemacht hat, macht der gute Pharrell eben richtig. Selbst die Gitarren klingen hier besser. Beschwingt geht es mit „Marilyn Monroe“ gleich ab in die Disco, während „Brand New“ ein bisschen dem Funk der 70er huldigt. „Hunter“ und „Come Get It Bae“ lassen gar die alte Klasse eines Prince aufblitzen. Und ja, „Happy“, der Song aus „Ich, einfach unverbesserlich 2“, ist natürlich auch dabei. Weitermachen und tanzen!

 

Fazit: Da ist es nun endlich, das Album auf das die Musikwelt gewartet hat. Pharrell Williams ist mit „G I R L“ ein sehr solides – weitestgehend – R&B-Album gelungen. Er hat die verschiedenen Bausteine des Genres genommen und in einen Topf gekippt, kräftig gerührt, hier und da noch ein bisschen poliert und dann mit seinem Falsettgesang, aber auch seiner sonoren Stimme überzogen. Die gute Laune stellt sich da schon von ganz alleine ein. Damit man aber auch noch was auf das Backcover schreiben kann, waren an „G I R L“ auch noch ein paar prominente Kollegen beteiligt. „G I R L“ zeigt aber auch, dass auch ein Pharrell Williams nur mit Wasser kocht – können ja auch ein paar schöne Gerichten bei entstehen.

 

http://pharrellwilliams.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch