Chris Isaak: First Comes The Night

Chris Isaak: First Comes The Night (Deluxe Edition)

Rhino/Warner

VÖ: 19.02.2016

 

Wertung: 7,5/12

 

Fans von Chris Isaak mussten lange auf neue Musik aus seiner Feder warten. Auch sein letztes Album, das Sam/Philips/Sun Records-Tribut „Beyond The Sun“, hat schon ein bisschen Staub angesetzt. Nun also „First Comes The Night“: Der größte Teil der Aufnahmen der neuen Songs fand in Nashville und Los Angeles statt. Isaak hat für dieses Werk auch gleich so eine Art Gebrauchsanweisung herausgegeben: „Man sollte sie („First Come The Night“) unbedingt nach einer Trennung hören, wenn man das Haus aufräumt.“ Oha, das klingt nach einer düsteren Platte.

 

Ob der Mann jemals „Wicked Game“ abstreifen kann? Das ist der Hit, mit dem er auf ewig in Verbindung gebracht werden wird. Es ist und bleibt eben sein größter Hit.Zumindest dürfte er es durch seine Jury-Tätigkeit in der australischen Ausgabe von X-Factor geschafft haben, dass ihn nun auch ein jüngeres Publikum kennt. Mit „First Comes The Night“ wird das sicher nicht gelingen. Glücklicherweise versucht sich Isaak aber auch gar nicht erst irgendwo anzubiedern. Er macht das, was er – mehr oder weniger – schon immer gemacht hat: guten alten Rock and Roll. Und dies natürlich mit einer ordentlichen Prise Schmalz und Kitsch.

 

Chris Isaak ist auch mit „First Comes The Night“ wieder die Schnittstelle zwischen Roy Orbison und Elvis. Der Titelsong hört sich dann musikalisch auch glatt nach einem bisher unbekannten Track von Orbison an. Das düstere „Please Don´t Call“ rockt regelrecht forsch los – so wie es Tom Petty machen würde. Diese musikalische Seite steht ihm gar nicht schlecht. Schon mit „Perfect Lover“ verfällt er aber wieder zurück in den bekannten Schmalztopf. „Down In Flames“ ist danach die typische Elvis-Nummer im Isaak-Stil. Fans dürfen sich also freuen. Es sind die kleinen Ausreißer, die dieses Album immer wieder aus der Lethargie holen. Das melancholische Americana-Stück „Reverie“ ist nämlich ganz vorzüglich ausgefallen.

 

„Baby What You Want Me To Do“ und „Kiss Me Like A Stranger“ sind eher unauffällig. Solche Dinger schreibt der Mann vermutlich aus dem Stehgreif in der Nacht beim Toilettengang. Kann ja auch nicht jeder. Immer dann, wenn er sich im Americana-Fach austobt, wird es spannend. Das gilt für „Dry Your Eyes“ wie auch für „Insects“: „Running Down The Road“ lädt dazwischen in den Saloon ein. „The Way Things Really Are“ wäre verzichtbar gewesen. Das musikalische Thema von „Some Days Are Harder Than The Rest“ hat er auch schon mehrmals durch den Fleischwolf gedreht. Die düstere Stimmung gefällt aber immer wieder auf ein Neues. Der Song ist auch gleichzeitig der Auftakt der Bonus Tracks. Die fünf Songs fallen insgesamt in die Kategorie ganz nett.

 

Fazit: Chris Isaak hat mit „First Comes The Night“ mal wieder ein neues Album mit Songs aus seiner Feder aufgenommen. Musikalisch hat sich nicht ganz so viel getan und geändert. Warum auch? Der Mann bleibt sich und seinem Stil treu. Wer den King liebt und Orbison mag, wird vermutlich auch Chris Isaak in sein Herz schließen. Hin und wieder lässt das Album aber aufhorchen, nämlich immer dann, wenn es in Americana-Gefilde geht und der Sound dann auch noch düster und geheimnisvoll ist. „First Come The Night“ reißt keine Bäume aus, ist aber trotzdem ein solides bis gutes Werk.

 

http://www.chrisisaak.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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