Britney Spears: Glory

Britney Spears: Glory (Delxue Edition)

Sony

VÖ: 26.08.2016

 

Wertung: 7/12

 

Britney Spears wurde Ende der 90er eine der erfolgreichsten Sängerinnen des Planeten. Alleine in ihrer Heimat konnte sie mehr als 70 Millionen Alben, Singles oder Songs (über die einschlägigen Portale) verkaufen. Skandale, Abstürze und einige Ausfälle pflasterten ihren weiteren Weg. Jetzt folgt mit „Glory“ das neunte Studioalbum und man darf gespannt sein, ob sie damit an alte Erfolge anknüpfen kann. Nachdem sie 2014 den Vertrag mit RCA verlängert hatte, arbeitet sie nun schon an diesen Songs. Oder arbeiten lässt. Die Riege der beteiligten Produzenten ist nämlich derart lang, dass es für eine ganze Karriere reichen würde.

 

Das eigentliche Album hat die obligatorischen zwölf Songs zu bieten, während die Deluxe Edition gleich siebzehn Tracks am Start hat. Das ist – wie immer bei solchen Geschichten – dann auch das Problem: zu viel Füllmaterial. Nun gut, die Zeiten der physischen Singles ist eben vorbei, denn früher hätte man die eine oder andere Nummer als B-Seite veröffentlicht. Dafür gibt es ja nun die Deluxe Editions.

 

„Man On The Moon“ ist ein Paradebeispiel für einen Füller. Das Ding wird von Spears mit ganz dünnem Stimmchen gehaucht und die Sounds sind derart billig, dass die auch jeder Fünftklässler zusammenschustern könnte. „Just Luv Me“ ist da nur unweigerlich besser. Die Grundstimmung ist ein bisschen dunkler, wodurch das für den einen oder anderen Zuhörer schon reichen wird, um einen besonderen Zauber und Reiz zu verströmen und auszuüben.

 

„Glory“ ist trotzdem kein Ausfall. Der verhaltene und gehauchte Auftakt mit „Invitation“ lässt durchaus aufhorchen. Mit dem lässigen „Do You Wanna Come Over?“ zeigt die gute Britney, dass auch im Jahre 2016 noch mit ihr zu rechnen ist. Sie wollte ja angeblich ein Album machen, wie man es von ihr noch nicht gehört hat. Urbaner sollte es werden. „Make Me...“ mit G-Eazy dürfte in diese Richtung gehen. Die alte Britney ist zu Beginn des Stückes zwar noch da, aber dann durchschreitet sie eine neue Tür und wirkt plötzlich erwachsener – ohne den Anschluss an aktuelle Trends zu verlieren. Das reiht sich schon ganz gut in das aktuelle Popgeschehen ein.

 

„Hard To Forget Ya“ ist netter Dancepop und „What You Need“ knallt ordentlich. Cool. Verrucht. Auf den Punkt. Der beste Song des Albums. „Change Your Mind“ bringt noch ein bisschen Latin-Flair unter. Man könnte sogar fast soweit gehen und die Bonustracks als besser bezeichnen. „If I´m Dancing“ ist von der Art des Vortrags, aber auch von den Sounds, besser wie so vieles andere in der vorderen Albumhälfte. „Coupure Électrique“ beendet „Glory“ ziemlich futuristisch und ist genau deshalb so reizvoll.

 

Fazit: Das neue Album von Britney Spears - „Glory“ - hat Licht und Schatten zu bieten. Im Grunde ist das neunte Werk von Frau Spears um sechs, sieben Tracks zu lang geraten. Das kennt man aber ja von den Popalben dieser Tage. Dafür ist der Rest teilweise erstaunlich gut und Britney Spears zeigt ein paar neue Facetten und sie versteht es ihr dünnes Stimmchen da gekonnt in Szene zu setzen und die teilweise futuristischen Sounds stehen ihr auch ganz gut zu Gesicht. Zum alten Eisen gehört sie sicher noch nicht, Standards setzt sie aber auch keine mehr.

 

http://www.britneyspears.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Britney Spears: Britney Jean (Deluxe Edition)

Britney Spears: Britney Jean (Deluxe Edition)

Sony

VÖ: 29.11.2013

 

Wertung: 5/12

 

Britney Bitch war gestern, Britney Jean ist heute. So wurde dann auch folgerichtig das neue Album von Britney Spears betitelt. Von will.i.am wollte sie sich dann aber doch nicht so schnell trennen. Warum auch? „Scream & Shout“ ist ja immer noch ein Dauerbrenner und war immens erfolgreich. Wer sich jetzt aber eine ähnlich Richtung für „Britney Jean“ versprochen hat, wird wohl leider enttäuscht werden. Das Album schlägt dann doch andere Wege ein. Die Deluxe Edition enthält noch vier Bonustracks, was angesichts von zehn regulären Albumsongs auch nicht gerade durch eine Fülle an Material auffällt. Weniger ist aber bekanntlich mehr.

 

Will sich Britney Spears wieder etwas mehr als das biedere Popmäuschen präsentieren? Blättert man durch das Booklet, dann könnte man fast den Eindruck gewinnen und das erinnert mitunter an die brave Britney, wie man sie einst in das Rampenlicht gestellt hat. Vielleicht muss das Image noch ein bisschen verbessert werden, jetzt, da sie einen zweijährigen Vertrag in Las Vegas in der Tasche hat. Das ist ja auch völlig in Ordnung, nur ist ihr achtes Album auch irgendwie sehr bieder. Hier und da dröhnt es zwar mal etwas und die Sirenen werden angeschmissen, aber so richtig aus den Puschen kommt das alles nicht.

 

Die Gästeliste ist schon hochkarätig besetzt und das wurde alles eindeutig auf Erfolg ausgelegt. Bei „Body Ache“ schmeißt David Guetta seinen PC an und programmiert schnell noch ein paar 0815-Beats, die von ihm hinlänglich bekannt sind. Und weil er zwischen Zähneputzen und Frisur richten noch ein kleines Zeitfenster offen hatte, wurde „Til It´s Gone“ gleich auch noch nachgeschoben. Hier ist dann will.i.am mit von der Partie. Ja, die Nummer klingt wie man sie sich vorstellt. Die beiden Herren brauchen dringend eine Pause. Das dünne Stimmchen von Britney Spears kommt ja kaum dagegen an und muss mit der Studiotechnik ordentlich aufgepäppelt werden.

 

Den Job von Linda Perry hat wohl Sia Furler übernommen. Mittlerweile hat sich die Dame, die eigentlich selbst eine gute Sängerin ist, als Auftragsschreiberin für andere Künstler einen sehr guten Namen gemacht. Sie war für „Britney Jean“ gleich bei mehreren Songs im Einsatz. Die Nummer gehören mitunter auch zu den guten Stücken. „Perfume“ trägt deutlich die Handschrift von Sia und ist in ein dezentes Popkorsett gepresst. Ein sehr schöner Kontrast zum Alarm von „It Should Be Easy“, bei dem will.i.am auch gesanglich in Erscheinung tritt. Im Grunde ist das aber alles recht unspektakulär und ein ermüdendes Popalbum von der Stange. Man hat die ganzen künstlichen Taschenspielertricks schon derart oft gehört, dass es nur noch ein müdes Schulterzucken entlockt. Beliebig. Austauschbar. Bei „Chilin´ With You“ ist dann auch noch die kleine Schwester – Jamie Lynn – von Britney dabei. Ein nettes Popstück, das will.i.am mit seinem üblichem Brimborium ganz zielsicher zerstört. In der Bonussektion wird es auch nur unwesentlich besser. „Brightest Morning Star“ plätschert dahin – trotz Sia und „Hold On Tight“ ist die Ballade, die man so schon zum xten Mal hört. „Now That I Found You“ hat immerhin einen halbwegs spannenden Aufbau, dann kleistert Guetta drüber und es ist vorbei. Von „Perfume“ gibt es zum Schluss noch einen ganz anständigen Mix und dann ist es zum Glück auch vorbei.

 

Fazit: „Britney Jean“ ist mehr ein Album von David Guetta, will.i.am und ein paar interessanten Duftmarken von Sia. Britney Spears war zwar überall beteiligt, aber man kann schon ganz gut hören, wer welchen Part übernommen hat. Die Sirenen und der Alarm von Guetta und will.i.am. - die zudem immer gleichbleibend sind – zerstören hier aber noch das kleinste bisschen Atmosphäre. Biedere und gleichgeschaltete Popkunst von der Stange, mehr kommt dabei leider nicht heraus. Man sollte den beiden Herren dringend eine Pause gönnen, sagen wir mal von zehn Jahren – mindestens.

 

http://www.britneyspears.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Britney Spears: Femme Fatale

Britney Spears: Femme Fatale
Sony Music

VÖ: 25.03.2011

 

Wertung: 8/12

 

Machen wir uns nichts vor, ein neues Britney Spears Album ist für jeden von der schreibenden Zunft eine dankbare Aufgabe. Die Verrisse liegen schon fertig in der Schublade und der Kübel mit der Häme steht auch schon parat. Die Dame hat sich im Verlaufe ihrer Karriere auch so manchen Ausfall erlaubt, der genau solche Reaktionen hervorruft. Wäre mal interessant zu sehen, was passieren würde, wenn ihr neues Werk „Femme Fatale" vorab ohne Hinweis auf ihre Person und unter einem Pseudonym den Journalisten zur Verfügung gestellt würde. Geht aber nicht. So manch einer spricht Frau Spears ja auch gerne mal die stimmlichen Qualitäten ab und wirft gerne mal das Wort Allerweltsstimme in den Ring. Immerhin hat sie eine derart markante Klangfarbe, dass es gar keinen Sinn machen würde „Femme Fatale" als Testballon unter die Leute zu bringen.


Meldungen über die Arbeit an „Femme Fatale" laufen alle darauf hinaus, dass sich Britney Spears mit Dr. Luke und seinem Team viel, viel Mühe mit dieser Scheibe gegeben haben und eine Menge Herzblut da rein geflossen sein soll. Natürlich sollte dies immer der Fall sein, aber die Vergangenheit hält ja nun auch reichlich Beispiele bereit, die eben das genaue Gegenteil beweisen.


Egal ob man nun in irgendeiner Art und Weise etwas mit den Songs von „Femme Fatale" anfangen kann oder nicht, so muss man der guten Britney doch attestieren, dass sie sich mit ihrem großen Team hier wirklich viel Mühe gegeben hat. Das Ergebnis sind zwölf Dancetracks, die sich hinter den ganzen Größen dieser Szene sicher nicht zu verstecken brauchen. Im Gegenteil, mit einer Leichtigkeit dürften sich diese Nummern an die Spitze des Genres setzen.


Britney Spears erfindet sich mit „Femme Fatale" nicht neu - oder wird neu erfunden - nein, sie fährt die Electro-Schiene weiter. Mit der süßlichen Popprinzessin vergangener Tage hat das nicht mehr viel zu tun. Vielleicht kann man als Referenz „Blackout" heranziehen. „Till The World Ends" gibt die Richtung vor, die da heißt: Tanzen! Tanzen! Tanzen! Erstaunlicherweise schafft man es sogar aus diesem waschechten Dancetrack ein Ohrwurm zu machen - den Ohohoh-Chören sei gedankt. „Hold It Against Me" legt noch eine ganz Schüppe drauf und stampft sich durch die Strophen, nur um mit einem zuckersüßen Refrain sogar die Altfans wieder ins Boot zu holen.


Mittlerweile gehört Frau Spears ja fast schon zu den Müttern der Popsängerinnen. Die nächste Generation ist ja längst den Kinderschuhen entwachsen, aber mal ehrlich, mit einem Song wie „I Wann Go" braucht sie sich hinter einer Keri Hilson oder Rihanna ganz sicher nicht zu verstecken. Mit „How I Roll" gibt es dann sogar noch einen richtigen eingängigen Kracher, der durch seinen Minimalismus gefällt. Das gehört sicher zu dem Besten, was Frau Spears bisher so gemacht hat.


„Femme Fatale" erinnert sowieso ständig an die Black Eyed Peas und so ist es nur logisch, dass will.i.am dann auch bei „Big Fat Bass" gleich mit von der Partie - oder sollte man Party sagen? - ist. Auch nach hinten raus hat man das Album nicht nur mit Füllern angereichert, sondern mit potenziellen Hits. Für „Gasoline" gibt es jedenfalls keine andere Bezeichnung.


Fazit: Man mag von Britney Spears halten was man will, man muss auch ihre Musik nicht mögen. Objektiv betrachtet hat sie mit „Femme Fatale" aber ein Album aufgenommen, welches absolut dem Popzeitgeist entspricht. Die Dancesongs sind allerdings nicht nur auf den kommerziellen Erfolg getrimmt, sondern so mancher elektronischer Haken dürfte auch den einen oder anderen Hörer verstören. Unter dem Strich ist das gut gemachter Dancepop. Zudem ist „Femme Fatale" kein Schnellschuss und auch kein dahin geschludertes Album und das hört man den Songs erfreulicherweise an. Gut gemacht Britney.


http://www.britneyspears.com/


Text: Torsten Schlimbach

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