ABBA: Gold 40th Anniversary Edition (3CDs) - Steel Book Edition
Universal
VÖ: 07.11.2014
Wertung: 10/12
Tipp!
Das ist ja mal ein dickes Ding. Das hier vorliegende Set wurde bereits im April veröffentlicht, nur eben als Digipack und nicht als Steel Book mit Hologramm. Pure Geldmacherei und wer sich das Teil schon im April gegönnt hat, wird sich mitunter schwer ärgern. Weihnachten sei Dank! Zum Rest ist zu sagen: Schwedens musikalischer Exportschlager der Superlative sind immer noch die Damen und Herren von ABBA. Die Alben verkaufen sich auch im Jahre 2014 noch wie geschnitten Brot und mittlerweile kann man auf stolze 400(!) Millionen verkaufter Tonträger blicken. Unzählige Hits pflastern diese einzigartige Karriere, wovon nicht wenige in vielen Ländern die Spitze der Charts erklimmen konnten. Die Popularität von ABBA ist ungebrochen, auch wenn der Sieg beim Grand Prix Eurovision nun auch schon 40 Jährchen auf dem Buckel hat. Dies wird nun als Anlass genommen ein fettes Paket von der Zusammenstellung „Gold“ zu schnüren.
Das Set kommt im dicken Steel Book mit einem üppigen Booklet. Da sich in jeder guten Musiksammlung mindestens eine Zusammenstellung von ABBA befinden sollte, können alle, die da noch eine Lücke haben, diese nun schließen. „Gold“ war seinerzeit ja auch nicht umsonst eines der erfolgreichsten Alben von ABBA. Auf dieser CD befindet sich ja auch eine stattliche Hitsammlung und zwar von „Dancing Queen“ bis hin zu „Waterloo“. Es ist schon schier unglaublich, das dieses Quartett derart viele Klassiker abgeliefert hat, die auch heute noch jedes Kind mitträllern kann. Das mag Popmusik sein, die mit jedem Ton zuckersüß aus den Boxen trieft und die nach heile Welt klingt, aber mal ehrlich mit „The Winner Takes It All“, „Fernando“, „The Name Of The Game“ oder „Thank You For The Music“ gibt es auch ein paar melancholische und verträumte Zwischentöne. Abgesehen davon ist das Songwriting und die Melodien wirklich großartig, die Arrangements und Harmonien perfekt und dies alles präsentiert von zwei Damen, die tatsächlich als Sängerinnen ausgebildet waren (Fältskog: Sopran; Lyngstad: Mezzosopran). Im Popbereich setzt das immer noch Maßstäbe!
Mit „More Gold“ ist der Nachfolger der erfolgreichen ersten Compilation auch vertreten. Hier gibt es weitere 20 Songs, die auf den ersten Blick nicht ganz so bekannt sind. Der Schein trügt aber, denn auch hierbei handelt es sich teilweise um Hits und Klassiker, die in vielen Ländern vorderste Plätze in den Charts belegen konnten. „The Day Before You Came“, „The Visitors“ oder „Ring Ring“ muss man sicher keinem mehr vorstellen. Der Rest setzt sich aus B-Seiten und nicht ganz so bekannten Songs – Fans sind hier natürlich ausdrücklich ausgenommen – zusammen. „Angeleyes“ wurde beispielsweise als Doppel-A-Seite mit „Voulez-Vous“ veröffentlicht und ist somit in der Vergangenheit sogar auf Platz drei der britischen Charts eingestiegen. Auf „More Gold“ sind aber größtenteils Songs vertreten, die keine Singles waren. Das macht diese Stücke allerdings nicht schlechter, denn man kann durchaus davon ausgehen, dass viele davon auch Hits geworden wären.
Die letzte CD ist dann, der Titel „B-Sides“ verrät es ja schon, ein Griff in die Raritätenkiste. Da sind nette Songs dabei, aber „That´s Me“ ist dann doch zu brav und bei „Crazy World“ fehlt eben der Gesang der beiden Damen. Mit männlicher Stimme ist das einfach nur noch kitschig. „Happy Hawaii“ ist Schlagernonsens der Güteklasse A, aber wenn man dann „Elaine“ zwischen Glam und Progpop hört, dann weiß man, dass auch diese CD ihre Berechtigung hat. Abgesehen davon ist es natürlich eine wirklich feine Geschichte, dass man auch noch ein paar Schmankerl auf dieses Set gepackt hat. Und ist „The Piper“ nicht großartig? Eben!
Fazit: „Gold“ liefert ein wirklich schönes Set von ABBA. „More Gold“ ist in diesem üppigen Steel Book ebenso vertreten, wie auch eine Zusammenstellung rarer Songs und B-Seiten. Neben den vielen Klassikern und Hits gibt es also auch noch tiefergehende Einblicke in das Schaffen der größten Popmusiker, die dieser Planet bisher beherbergt hat. Dieses Set gehört im Grunde in jede vernünftige Musiksammlung! Trotzdem ist es sehr ärgerlich, dass man nach dem Digipack vom April nun noch mal ein Steel Book nachlegt - und dies alles nur weil Weihnachten vor der Tür steht. Die Wertung ist bitte für den Inhalt zu verstehen.
Text: Torsten Schlimbach
ABBA: Live At Wembley Arena (2 CD, Digi Book, Limited)
Universal
VÖ: 26.09.2014
Wertung: 10/12
Tipp!
Als ABBA im November 1979 in der Londoner Wembley Arena auftraten, waren die Schweden längst zu Superstars avanciert. Seit ihrem großen Durchbruch 1974, als sie in Brighton den Sieg beim Eurovision Song Contest feiern konnten, ist derart viel passiert, dass es für zwei Bandleben reichen würde. Ihre Livekarriere näherte sich zu diesem Zeitpunkt ja schon dem Ende entgegen. Die Konzertkarten waren daher umso begehrter und schon damals galt: auf ABBA können sich irgendwie alle einigen. Es gleicht eigentlich ja einem Phänomen, dass die Band derart unterschiedliche Fans und Hörer aus allen Lagern anzog und immer noch anzieht. Im Publikum waren damals angeblich auch so prominente Leute wie Joe Strummer, Jimmy Page und Ian Dury zu finden. Jetzt gibt es das komplette Konzert vom 10. November als Doppel-CD im schönen Digipack.
Die Aufmachung der Geschichte ist schon sehr gelungen. Das kleine Büchlein hält ein paar Fotos von den Proben des Auftritts bereit. Dazu gibt es noch Liner Notes von Jan Gradvall, die aus diesem Jahr stammen. Die nötigsten Informationen zu den Songs gibt es als Sahnehäubchen obendrauf. Stellt man das Büchlein in den Fanschrein, dann sieht es auch noch gut aus.
Die Performance von ABBA ist schon recht gelungen. Inwieweit das nun noch nachbearbeitet wurde und in welcher Konsequenz lässt sich nicht abschließend beurteilen, aber der Sound ist schon nicht von schlechten Eltern. Die Band hatte damals ja auch einige sehr versierte Musiker aus ihrer Heimat Schweden dabei. „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ kommt so auch mit mehr Drive als die Studioversion daher. Durch „Voulez Vous“ hetzt sich die Band regelrecht. „Knowing Me, Knowing You“ hört sich dagegen an, als würde es in Zeitlupe gespielt werden. Dies alles immer bei brillantem Sound.
Und wer Zweifel daran hat, dass dies wirklich live gespielt wurde, der höre sich „The Name Of The Game“ an. Das Gitarrensolo passt zwar, der Gesang aber leider nicht. Da sind doch einige Töne leicht daneben. Wesentlich besser haut das bei „Thank You For The Music“ hin. Auch die Liveversion ist für eine Gänsehaut gut. Die Stärke von ABBA zeigt sich dann ausgerechnet bei „Why Dit It Have To Be Me“. Das Stück ist zwar recht schmissig und das Klavier kommt frisch aus dem Saloon, aber mit männlichem Leadgesang ist die Gruppe nur die Hälfte wert. Übrigens ist hier mit „I´m Still Alive“ eine seltene Performance von Agnetha dabei. Davor gibt es mit „Intermezzo N.1“ ein Stück zu hören, welches durch seinen Klassikunterbau auch gut und gerne in einem Musical funktionieren würde.
Übrigens wurde damals nicht nur die Sicherheitsschiene gefahren. Auf den Hit „Take A Chance On Me“ folgen mit „Hole In Your Soul“ und das ungewöhnliche „The Way Old Friends Do“ zwei Songs aus der zweiten Reihe. Das Set ist einfach gut gemischt. „Dancing Queen“ ist einer der schönsten und besten Popsongs der Musikgeschichte und so wird dieser hier auch präsentiert – perfekt! „Waterloo“ ist dann der folgerichtige und erwartete Konzertabschluss.
Fazit: „Live At Wembley Arena“ zeigt die perfekte Studioband ABBA auch als fast perfekte Liveband. Die Schweden hatten zu der Zeit auch eine tolle Liveband dabei. Der Sound ist teilweise brillant und die beiden CDs vermitteln auch ein sehr schönes Livegefühl. Es ist ja fast schon eine gute Sache, dass man hier auch ein paar kleine Fehler hört und gesanglich ganz kurz auch nicht alles sitzt. Man könnte ja sonst auf die Idee kommen, dass es sich bei den beiden Damen und den beiden Herren um Roboter handeln würde. Die Aufmachung ist sehr schick und somit gehört diese Veröffentlichung in jede Sammlung!
Text: Torsten Schlimbach
ABBA: Waterloo 40th Anniversary Deluxe Edition (CD/DVD)
Universal
VÖ: 04.04.2014
Wertung: 8,5/12
Seit 2006 kommt in schöner Regelmäßigkeiten ein Deluxe Set eines ABBA-Albums in den Handel. Was einst mit „Arrival“ startete, dürfte nun mit „Waterloo“ beendet werden. Es ist natürlich naheliegend, dass dieses Album im 40. Jubiläumsjahr des Eurovision Song Contest Sieges veröffentlicht wird. So kann man gleich mehrfach feiern und auch für die zahlreichen Fans dürfte dies ein Fest werden, denn immerhin hat man das eigentliche Album um reichlich Material erweitert und mit einigem raren Bonusmaterial angereichert. Es versteht sich von selbst, dass dieses Set ganz im Zeichen des Songs steht, der diese einzigartige Weltkarriere von ABBA so richtig in Gang brachte: „Waterloo“.
Die DVD dürfte hier der heimliche Höhepunkt dieser Veröffentlichung sein, denn hier gibt es immerhin auch jede Menge unveröffentlichtes TV-Material zu bewundern. Wer sich im Internet auf die Suche macht, wird selbiges vielleicht finden, aber dies alles noch mal gesammelt und am Stück zu sehen – übrigens in durchaus ansprechender Qualität – ist dann doch schon eine feine Geschichte. Selbstverständlich darf auch die Performances von „Waterloo“ beim Eurovision Song Contest nicht fehlen. Vergleicht man das mit der heutigen Veranstaltung, dann ist der Auftritt schon einigermaßen kurios. Die Kostüme, mit dem dieser Song fast bei jedem Auftritt präsentiert wurde, sind dann auch das Knalligste. Die restliche Umsetzung ist derart brav, gar bieder und steif, dass es schon wieder niedlich wirkt. Herrlich ist der Auftritt bei Top Of The Pops, wo das Publikum versucht zu „Waterloo“ zu tanzen. „Honey Honey“ – ein Auftritt beim ORF und der Sendung Spotlight – ist auch ein echter Hingucker – besonders der Herbstbaum und die Parkbank. Die einstudierten Tanzbewegungen sind hölzern, aber darum auch so putzig. Die deutsche(!) Version von „Waterloo“ wurde seinerzeit im Studio B des NDR aufgeführt. ABBA agieren hier in einer Art Schuhkarton, was wiederum als Showeffekt diente – herrlich. Es wird viel gelächelt und die gute Laune scheint hier einprogrammiert zu sein. Bei der Punktevergabe des Eurovision Song Contest sieht man allerdings die ganze Anspannung in den Gesichtern der Bandmitglieder. Ein Interview mit Frida und ABBA Manager Stig Anderson am Abend des Grand Prix rundet die DVD sehr schön ab.
Das eigentliche Album wurde um acht Bonustrack erweitert! Neben einem verzichtbaren US Remix von „Ring Ring“ und der Single Version des Songs, steht auch das ganz im Zeichen von „Waterloo“. Hier darf man der ungewohnten schwedischen, aber auch der französischen und deutschen Ausgabe des Songs lauschen. Ein alternativer Mix und die spanische Version von „Hasta Mañana“ runden das Set wunderbar ab. Das ursprüngliche Album wird natürlich von dem Siegerhit aus Brighton überstrahlt und immerhin gibt es mit „Honey Honey“ auch einen zweiten Song ähnlichen Kalibers. Die zweite Platte ist nach dem eher dürftigen „Ring Ring“ aber eine deutliche Weiterentwicklung und gleicht einem Quantensprung. ABBA hatten zwar noch nicht ihren typischen Sound gefunden und experimentierten auf dieser Platte sehr viel herum, aber man kann schon mehr als erahnen, welches Poppotenzial da vorhanden ist. Mit dem letzten Song, „Suzy-Hang-Aorund“ gibt es dann auch noch ein Kuriosum, denn dieser Titel wurde von Benny gesungen. „Hasta Mañana“ kennt man natürlich, und auch, wenn dieser Song nicht gerade den ganz großen Klassikerstatus innehat, ist er doch ganz nett. „Watch Out“ ist ungemein rockig, was ja nicht unbedingt zum Standard-Repertoire dieser Band gehörte. Mit der Ballade „Gonna Sing You My Lovesong“ gibt es einen starken Song, der von Frida gesungen wurde und mit „My Mama Said“ winkt die Disco-Welle schon aus der Ferne. Der Rest von „Waterloo“ ist eine Art Suche nach dem Bandsound, was mitunter interessant ist, aber auch so manchen Totalausfall zur Folge hat.
Die Aufmachung dieses Sets ist gewohnt gut. Das ausklappbare Digipack kann optisch durchaus überzeugen. Das Booklet ist zudem sehr aufschlussreich, da es einen Essay über den Entstehungsprozess von „Waterloo“ enthält, welcher dann auch noch neue Einblicke von Björn und Benny zu bieten hat. Schön zu sehen, dass man sich für dieses Set doch noch ein paar Gedanken gemacht hat und selbiges durch die Aufmachung und das Booklet – übrigens mit vielen Fotos – so sehr schön aufgewertet wird.
Fazit: Mit ihrem zweiten Album zeigten ABBA welch Potenzial da schon vorhanden war. Vieles gleicht zwar noch einem Experiment und da wird auch deutlich, dass man noch auf der Suche war, aber insgesamt ist dies schon eine deutliche Weiterentwicklung zu „Ring Ring“! Der Sieg beim Eurovision Song Contest feiert dieses Jahr seinen 40igsten Geburtstag, ein netter Anlass das gesamte Album nun noch mal mit reichlich Bonusmaterial zu veröffentlichen. Die DVD entpuppt sich dabei als echter Hingucker, wodurch auch der Zeitgeist der 70er noch mal sehr schön zur Geltung kommt. Insgesamt steht diese Veröffentlichung – wen wundert es? – ganz im Zeichen von „Waterloo“. Diese 40th Anniversary Deluxe Edition kann sich jedenfalls hören und sehen lassen!
Tex: Torsten Schlimbach
Abba: Ring Ring (Deluxe Edition)
Universal
VÖ: 11.10.2013
Wertung: 7,5/12
Vor vierzig Jahren erschien das Debütalbum einer schwedischen Band. Zu dieser Zeit konnte noch keiner ahnen, was für eine Weltkarriere sie als Abba hinlegen würde. Nun wird „Ring Ring“ erneut veröffentlicht. Und mal ehrlich, wenn man sich dieses Werk nach Jahren noch mal in seiner vollen Pracht anhört, dann kann man eigentlich kaum glauben, dass die beiden Damen und die beiden Herren mal derart erfolgreich werden sollten. Jeder fängt aber mal klein an und dies hier ist die Geburtsstunde einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte und von Hits am Fließband.
Die Aufmachung der Deluxe Edition ist gewohnt gut und so wie man es aus dem Hause Universal gewohnt ist. Das Format hat sich über die Jahre einfach etabliert. In einem Schuber wird das Digipack geliefert, welches wiederum ein sehr umfangreiches Booklet mit vielen Coverabbildungen der verschiedenen Single- und Albumformate und einem Essay der Entstehungsgeschichte von „Ring Ring“ enthält. Die beiden Silberlinge werden in der Mitte sicher umschlossen. Das haptische Erlebnis kommt hier also nicht zu kurz – sehr schön!
Eigentlich gab es, als „Ring Ring“ entstand, Abba noch überhaupt nicht. Das ganze war eher ein Projekt für den Eurovision Song Contest. Beim schwedischen Vorentscheid belegte die Gruppe mit „He Is Your Brother“ Platz 3 und war relativ enttäuscht über diese Platzierung. Trotzdem stellte die erste gemeinsam veröffentlichte Single „People Need Love“ die Initialzündung - für alles was noch kommen sollte - dar. Immerhin konnte der Song die schwedischen Charts entern und somit wurden weitere gemeinsame Projekte ins Auge gefasst und der kleine Rückschlag des Vorentscheids war auch schnell verkraftet. Die zweite Single („Ring Ring“) verkaufte sich in Schweden immerhin ganz vorzüglich.
„Ring Ring“ ist eine Platte mit Licht und Schatten. Der Titeltrack ist ein erster großer Hit von Abba, der Rest der Platte kann da aber nur bedingt mithalten. Vieles, was die Band mal ausmachen sollte, ist in den Anlagen zwar schon vorhanden, steckt aber auch noch im Mittelmaß fest. Björn und Benny mögen tolle Songschreiber, Musiker, Arrangeure und Produzenten sein, als Sänger sind sie aber nicht sonderlich herausragend und gehen in der Masse unter. „I Saw It In The Mirror“ lässt so jeglichen Glanz vermissen. „Love Isn´t Easy“ mag kompositorisch ganz nett sein, aber auch hier stört der männliche Gesangspart eher. „Rock´n Roll Band“ fällt ebenfalls in diese Kategorie. „Another Town, Another Train“ lässt immerhin schon erahnen, wohin die Reise mal gehen könnte. „Disillusion“ von Agnetha hat da aber eine ganz andere Klasse zu bieten und gerade der Gesang ist das Prunkstück des Songs und die latente Melancholie holt den Hörer komplett ab. „People Need Love“ ist das perfekte Gegenstück dazu und mit seiner Fröhlichkeit durchaus ansteckend.
„Me And Bobby And Bobby´s Brother“ oder „I Am Just A Girl“ sind mit einer Naivität ausgestattet, dass es schon wieder bezaubernd ist. Alles in allem ist „Ring Ring“ aber noch weit von späteren Großtaten entfernt und bewegt sich im harmlosen Schlagerpopfach.
Die Bonussektion kann dann gleich mehrfach mit dem Titelsong punkten. „Ring Ring“ liegt dabei ebenso in der schwedischen, wie auch spanischen und deutschen Version vor. So war das eben zu dieser Zeit, um den Erfolg in den jeweiligen Charts anzukurbeln wurde auch noch eine Version für den jeweiligen Markt in der Landessprache aufgenommen. So darf man sich dann auch noch an dem grauenvollen „Wer Im Wartesaal Der Liebe Steht“ erfreuen – ein Stück Zeitgeist und Musikgeschichte. Originalversionen der Albumtracks „I Saw It In The Mirror’“und „I Am Just A Girl“, die von Björn und Benny für andere Künstler produziert worden sind, dürfen hier ebenfalls bewundert werden. Insgesamt ist das Bonusmaterial mit 13 Songs sehr stattlich und üppig ausgefallen.
Die beigelegte DVD ist eigentlich nicht der Rede wert, da selbige nicht mal auf eine Spielzeit von 15 Minuten kommt. Da es das Set aber fast zu einem Preis einer Einzel-CD zu kaufen gibt, kann dies als ganz nette Zugabe betrachtet werden. Der Fernsehauftritt mit „People Need Love“ ist in jeglicher Hinsicht ein Hingucker. Den Vogel schießt allerdings der Moderator und das Ambiente ab. Es war schon eine lustige und bunte Zeit und Abba stellen abermals unter Beweis, dass sie sicher alles konnten, nur eben nicht Playback. „Ring Ring“ von einer alten Spotlight-Aufnahme vom ORF ist auch der Knaller. Wer will, kann ja mal nach Agnetha und Anni-Frid suchen. Und dann gibt es noch ein kurzes Video wo ein älterer Benny noch mal in seinen Erinnerungen kramt und von „Ring Ring“ berichtet. Die „Sleeve Gallery“ braucht letztlich kein Mensch, aber nun gut.
Fazit: „Ring Ring“ ist das Debütalbum von Abba, als es Abba eigentlich noch nicht gab. Auf diesem Werk deutet noch kaum etwas auf das hin, was da musikalisch noch kommen sollte. Der männliche Teil von Abba übernimmt zudem noch gut und gerne die Hälfte des Gesangs – keine gute Idee. Insgesamt ist das durchaus charmant, aber noch nicht mehr. Die Bonussektion ist sehr üppig ausgefallen, obwohl ein Großteil hiervon bekannt ist, gibt es immerhin vier Tracks, die so noch nicht auf CD veröffentlicht wurden. Für Fans und solche, die es noch werden wollen!
Text: Torsten Schlimbach