Leona Lewis: Christmas With Love

Leona Lewis: Christmas With Love

Sony

VÖ: 29.11.2013

 

Wertung: 5/12

 

Leona Lewis ist gut im Geschäft. Dieses Jahr war sie auf Tour, hat im Studio gewerkelt und jetzt schiebt sie ein Weihnachtsalbum nach, damit die lukrative Jahreszeit nicht ungenutzt bleibt. Auch die 28-jährige und die Leute im Hintergrund wissen wie der Hase läuft. Das Jahr hat mit Leona Lewis angefangen und endet nun auch so. Nach drei Alben schon eine derartige Platte aufzunehmen ist sowieso schon beachtlich. Dieses Jahr scheint der Trend aber sowieso zu den Weinachtsalben zu gehen, dafür bleibt die übliche „Best Of“ Flut zwar nicht aus, fällt aber etwas kleiner aus. Besser wird es dadurch aber auch nicht gerade.

 

Viel Zeit war anscheinend auch nicht, denn mit zehn Songs ist „Christmas With Love“ nicht gerade üppig ausgefallen. Immerhin gibt es drei neue Songs zu hören und hieran hat Leona Lewis auch wieder ihren Anteil. Wie groß dieser ausgefallen ist, kann man natürlich nicht mit Sicherheit sagen, da sie jede Menge helfende Hände hatte. „Your Hallelujah“ ist eine Ballade des ganz großen Kitschs. Ein Engelschor, Glöckchen und ganz viel Pathos trieft da aus den Boxen. Das Thema wurde jedenfalls nicht verfehlt, das passt durchaus zu einem Weinachtsalbum. Die Single „One More Sleep“ selbstverständlich auch. Hier wurde schnell mal der Weinachtszuckerguss drüber gestreut und dann in ein schmissige Popgewand gekleidet. Selbiges gilt auch für „Mr. Right“. Beschwingt geht es nach der Bescherung zu. Man sollte da allerdings schon den einen oder anderen Punsch intus haben.

 

Ansonsten gibt es die bewährte Kost, die alle Künstlerinnen auf eine solche Platte packen. Da darf „Winter Wonderland“ nicht fehlen. Immer wenn man denkt, dass es davon keine schlimmere Version geben kann, wird man gleich wieder abgestraft. Herrschaftszeiten, was haben sie den Track zugekleistert und rhythmisch passt da überhaupt nichts zusammen. „White Christmas“ gefällt überraschend gut und das verschleppte Tempo kommt doch ganz nett rüber. Leona Lewis singt zwar etwas zu aufgesetzt, aber es passt gerade noch. „Christmas (Baby, Please Come Home)“ ist dafür ganz grausam. Was hat man diesem schönen Song nur angetan?

 

Besinnlich wird es mit „O Holy Night“ und in diesem reduzierten Gewand macht das sogar Spaß. Da geht einem doch das Herz auf. Mit „I Wish It Could Be Christmas Everydas“ wird das aber gleich wieder niedergetrampelt. Bläser, Glöckchen und ein Klangteppich, der einfach völlig überladen ist und dazu eine Leona Lewis, die auch noch dagegen anschreien muss, tun einfach in den Ohren weh. „Ave Maria“ greift dafür anschließend in die Klassiktrickkiste. Hat man sicher schon wesentlich schlechter gehört. Zum Schluss darf das obligatorische „Silent Night“ natürlich auch nicht fehlen – nur Gesang, sonst nichts. Der beste Moment dieser Platte, auch wenn die Stimme zu sehr vibriert.

 

Fazit: Jetzt hat also Leona Lewis auch ein Weinachtsalbum aufgenommen. Verbrochen wäre die böse Variante davon. Man kriegt das geboten, was man von so einem Werk erwarten kann. Die neuen Songs reihen sich da wunderbar ein. Meist ist das komplett überladen, in ganz wenigen Momenten kann man der ganzen Geschichte aber durchaus noch etwas positives abgewinnen. Bald ist es ja geschafft und dann kann man sich wieder richtiger Musik zuwenden.

 

http://www.leonalewismusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Leona Lewis: Glassheart (Deluxe Edition)

Leona Lewis: Glassheart (Deluxe Edition)

Sony

VÖ: 18.01.2013

 

Wertung: 7/12

 

Die Brit School hat sich im letzten Jahrzehnt in Europa zu einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für junge Künstler herauskristallisiert. Erfolgreicher dürfte keine gleichwertige Einrichtung, die sich auch noch mit Hilfe staatlicher Mittel finanziert, sein. Auch, wenn Leona Louise Lewis noch nicht ganz in die Dimensionen von Adele vordringen kann, darf man sie durchaus in die Reihe der Superstars einsortieren. Ihre Alben und Singles verkauften sich millionenfach und jetzt, da ihr drittes Album veröffentlicht wird, stellt sich eigentlich nur die Frage, ob die Platte direkt aus dem Stand an die Spitze der Charts springen wird.

 

Leona Lewis bezeichnet „Glassheart“ als ein Album über das Erwachsenwerden und den damit oftmals verbundenem steinigen Weg. Geschrieben hat sie die Songs in ihrer Heimatstadt London. Die Aufnahmen selber verteilten sich rund um den Globus. London, Denver und Los Angeles sind nur einige Stationen der langen Reise von „Glassheart“. Die Liste der beteiligten Personen ist lang – sehr lang. Die Dame mit der großen Stimme dürfte sicher vor einem mittelschweren Problem stehen, wenn sie diese aus dem Stegreif alle aufzählen müsste. Immerhin schwebt Fraser T Smith über allem als Executive Producer. An „Trouble“ haben gleich acht Leute mitgeschrieben! Viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei und so ganz kann sich „Glassheart“ davon auch nicht lossagen.

 

„Trouble“ ist der Fixstern am Firmament dieser Platte! Die Handschrift von Emeli Sandé kristallisiert sich dabei ganz klar heraus! Toller Song, der zwar alle Voraussetzungen für den Dancefloor mit Bravour erfüllt, kompositorisch aber eben überzeugen kann. Von Sandé stammt auch die düstere Ballade „I To You“. Der Song ist im Grunde nicht schlecht, kommt mit der Stimme von Leona Lewis aber zu weinerlich rüber. „Un Love Me“ ist zwar auch im Balladenfach anzusiedeln, wirkt aber gänzlich anders und passt besser zur Stimme und zum Stil. Die Schwere von „I To You“ kann sie einfach nicht überzeugend meistern, während sie bei „Un Love Me“ ihre Leichtigkeit gefunden hat und alle Facetten ihrer Stimme zeigen kann. Erwartungsgemäß ist der Anteil der ruhigen Songs groß. „Lovebird“ geht ebenfalls in diese Richtung, darüber können die Beats und die Opulenz hin zum Mittelteil nicht hinwegtäuschen.

 

Dazu wurden Frau Lewis noch ein paar Dancetracks gebastelt. „Fireflies“ lehnt sich an die ganzen Step-Trends der letzten Jahre an – von Dub bis zu Two – ist aber erstaunlich eigenständig. Ein bisschen Mittelmaß von der Stange darf es aber auch mal sein. „Shake You Up“ rauscht an einem vorbei ohne, dass etwas hängen bleibt. „Stop The Clocks“ dümpelt auch eher belanglos und nichtssagend dahin. Popmusik für den schnellen Konsumrausch – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Die große Stärke von Leona Lewis ist und bleibt die große Gefühlskeule, die sie auch bei „When It Hurts“ schwingen darf. Der Titeltrack wurde als eine Art Dancekracher angelegt, aber Autotune muss im Jahr 2013 doch nun wirklich nicht mehr sein! Ganz großes Kino ist dagegen „Fingerprint! Das ganz große Gefühlsbesteck packt sie hier aus! Egal wie man dazu stehen mag, dies macht und singt sie ganz famos. Beendet wird das Album abermals mit „Trouble“ - diesmal ist Childisch Gambino mit von der Partie. Im Grunde ist das unnötig, aber zerstört wird dieser herausragende Song dadurch auch nicht.

 

Man sollte übrigens unbedingt zur Deluxe Edition greifen, da es auf der zweiten CD von „Trouble“, „Come Alive“ und „Glassheart“ Akustikversionen gibt, welche die Stimme von Leona Lewis noch mehr in den Mittelpunkt stellen. „Come Alive“ - nur mit Klavierbegleitung - wird dabei glatt zur Zerreißprobe, aber die Stimme hält. Der Coverversion „Colorblind“ - im Original von den Counting Crows – fehlt einfach die Stimme von Adam Duritz, während „Sugar“ von Emeli Sandé ganz gut hinhaut. Den Remix von „Collide“ braucht aber nun wirklich kein Mensch mehr. Als nette Zugabe geht das sicher in Ordnung, aber allzu oft wird dieser Track sicher nicht die Räumlichkeiten beschallen.

 

Fazit: Wer Leona Lewis bucht, weiß was ihn erwartet. Dies ist auch bei „Glassheart“ nicht anders. Die großen Gefühle und Balladen werden auch hier durch Dancetracks aufgelockert. Dabei wird der gewohnte Dutzend- und Stangenwarenramsch auf die Lauscher losgelassen – Radiopopmusik eben – aber auch großartige Momente kreiert, die eindrucksvoll unterstreichen, warum Leona Lewis diesen Superstarstatus innehat und andere eben nicht! Man kann es auch einfach Talent nennen!

 

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Text: Torsten Schlimbach

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