Def Leppard: Hysteria Live At The O2 (DVD + 2CD)
Universal
VÖ: 29.05.2020
Wertung: 9/12
„Hysteria“ von Def Leppard ist eines der erfolgreichsten Hardrock-Alben aller Zeiten. Es ist vermutlich auch eines der überproduziertesten Alben aller Zeiten. Nachdem schon der Vorgänger „Pyromania“ durch die Decke ging, sollte der Nachfolger noch eine Spur größer werden. Produzent Mutt Lange wollte uunächste keine Kopie und keinen zweiten Teil aufnehmen. Lange war allerdings ausgebrannt und wollte somit nicht daran beteiligt sein. Das Management brachte den berüchtigten Jim Steinmann ins Spiel, aber nach sechs Wochen gemeinsamer Arbeit ging man doch wieder getrennte Wege. Joe Elliott äußerte sich später nicht sonderlich freundlich über die Zusammenarbeit. Letztlich entschloss sich die Band dazu, das Album alleine zu produzieren. Die Songs wurden gemeinsam geschrieben, allerdings überschattete der tragische Unfall von Rick Allen, bei dem er letztlich einen Arm verlor, alles.
Letztlich kehrte Lange dann doch wieder zu Def Leppard zurück, wollte allerdings, dass das bisherige Material überarbeitet werden sollte. Es wurden Gitarrenschichten übereinandergestapelt und Harmoniegesänge kopiert, dass weit über 100-Gesangsspuren entstanden. Alleine drei Monate arbeitete Lange an dem Mix. Eigentlich sollte der Nachfolger von „Pyromania“ schnell in den Läden stehen – es dauerte jedoch fast vier Jahre. „Hysteria“ heimste durchgehend gute Kritiken ein und selbst der Rolling Stone listet das Werk unter den 500 besten Alben aller Zeiten. Das Ding verkaufte sich damals auch wie geschnitten Brot und selbst die USA lagen Def Leppard zu Füßen. Kein Wunder, dass die Band damit auf große Jubiläumstour ging. „Hysteria At The O2“ wurde im Dezember 2018 aufgezeichnet und präsentiert die britische Band beim Heimspiel im Rahmen der Jubiläumstour. Es gibt ebenfalls unter dem Namen „Hits Vegas, Live At Planet Hollywood“ einen weiteren Mitschnitt dieser Tour. Zur Besprechung liegt das Set im Digipack mit 2CDs und einer DVD aus London vor.
Es macht Spaß den Herren zuzugucken, wie sie die Songs von „Hysteria“ noch mal auf die Bühne bringen. Selbige ist eher spartanisch ausgestattet und der Screen eher dezent. Die Musik steht ganz in Zentrum des Geschehens und nichts soll davon ablenken. Die Herren sind natürlich älter geworden und ein paar Falten und schütteres Haar lassen das Alter dann schon mehr als nur erahnen. Phil Collen kompensiert diese Tatsache anscheinend durch seinen nackten und trainierten Oberkörper. Ist aber im Grunde auch alles egal, denn die Band hat sichtlich Spaß daran, diese Songs zu präsentieren.
Eingefangen wurde das mit reichlich Kameras und doch ist der Schnitt sehr angenehm. Die Barfuß-Arbeit von Rick Allen gibt es übrigens auch immer wieder zu sehen und so kriegt man in etwa eine Ahnung davon, wie der Mann trotz seines Handicaps die Drums so amtlich erklingen lassen kann. Der Steg wird meist von Elliott genutzt. Die Fans fressen ihm natürlich aus der Hand. Es sind auch erstaunlich viele junge Gesichter im Publikum zu finden. Das Bild und die Farben wirken sehr natürlich, der Klang ist überragend. Sollte sich das alles so in der Halle zugetragen haben, dann Hut ab. Das hört sich schon nach der einen oder anderen Nachbearbeitung an. Als Bonusmaterial gibt es die übliche kurze Doku zu sehen. „Hysteria: Then And Now“ hat allerdings recht wenig neue Erkenntnisse zu bieten.
Die Songs selber sind immer noch eine Wucht. „Women“, „Rocket“, „Pour Some Sugar On Me“ oder „Run Riot“ sind amtliche Hardrock-Nummern, während „Love Bites“ und „Hysteria“ wunderbare Balladen abgeben. Warum dieses Album längst Klassikerstatus hat und so oft über die Ladentheke gewandert ist, wird hier noch mal mehr als deutlich.
Fazit: „Hysteria Live At The O2“ ist ein tolles Set. Das Meisterwerk von Def Leppard erstrahlt so auch im Jahre 2020 in seinem prachtvollen Glanz. Die Herren brachten das Album 2018 zur Gänze auf die Bühne – angereichert um einige weitere Klassiker – und tourten damit. Das Heimspiel zeigt die Kapelle bei bester Spiellaune. Von der Aufmachung, über den Schnitt, das Bild und den Sound ist das eine richtig runde Geschichte geworden und dürfte die zahlreichen Fans sehr glücklich machen!
https://www.facebook.com/defleppard/
Text: Torsten Schlimbach
Def Leppard: And There Will Be A Next Time – Live From Detroit (DVD + 2 CD)
Eagle Rock/Universal
VÖ: 10.02.2017
Wertung: 7/12
In den 80ern waren die Herren von Def Leppard Superstars. Die beiden Alben „Pyromania“ und „Hysteria“ verkauften – gefühlt – Trillionen Einheiten. Die Band aus der Arbeiterstadt Sheffield knackte damit auch den schwierigen US-Markt. Die Tourneen fielen richtig fett aus und die größten Arenen wurden spielend gefüllt. Def Leppard sind zwar immer noch aktiv, mittlerweile ist es aber merklich ruhiger um die Kapelle geworden. 2015 konnten sie mit dem selbstbetitelten Album noch mal einen kleinen Erfolg verbuchen. Die Anhängerschaft ist eben treu und somit zieht die Band auch in den USA immer noch eine stattliche Zahl an Zuschauern an. Dies fällt mittlerweile zwar alles ein bis zwei Nummern kleiner aus, aber von Baumarkteröffnungen sind Def Leppard dann doch noch weit entfernt. Mittlerweile ist das ein nostalgischer Trip, dem sich die Musiker sehr gerne mit den Zuschauern hingeben.
Überraschenderweise gibt es gar nicht so viele bewegte Live-Bilder von Def Leppard. Es war also mal wieder an der Zeit ein Konzert mitzuschneiden. Man entschied sich dazu die Show der letzten Nordamerika Tour in Detroit aufzunehmen. Das Ergebnis liegt nun als Blu-ray, DVD und DVD + 2 CD vor. Die Idee dazu stammt von Joe Elliott. Das DTE Energy Music Theater erwies sich dann auch wahrlich als gute Örtlichkeit um das filmisch festzuhalten.
Die Kameraeinstellungen gibt es aus allen möglichen Perspektiven: von oben, seitlich, Schwenks ins Publikum oder über das gesamte Gelände, aber selbstverständlich auch die Bandmitglieder aus nächster Nähe. Beim Schnitt hat man ein einigermaßen ruhiges Händchen bewiesen und somit hat man da nicht allzu viel Hektik hereingebracht. Dies wäre auch unangemessen gewesen, denn der Aktionsradius der Musiker ist doch recht überschaubar. Das Bild reißt zwar keine Bäume aus, entspricht aber dem heutigen Standard. Kompressionsfehler sind jedenfalls keine erkennbar. Auch der Schwarzwert ist in Ordnung und da die Bühne – auch aufgrund des Screens – recht oft voll ausgeleuchtet wird, machen auch die Farben einen guten und natürlichen Eindruck. Der Sound ist ebenfalls sehr annehmbar. Der Gesang von Elliott ist naturgemäß nicht mehr so druckvoll wie vor dreißig Jahren und das hört man der Aufnahme durchaus an.
Die DVD + 2CD-Ausgabe ist von der Aufmachung her ganz nett ausgefallen. So, wie solche Geschichten heutzutage eben umgesetzt werden. Das ausklappbare Digipack ist ein sicherer Aufbewahrungsort für die drei Scheiben. Das Vorwort stammt von Phil Collen und für die Liner Notes ist David Fricke verantwortlich. Wer auch sonst? Gibt es irgendeine Veröffentlichung eines etablierten Künstlers, für die Fricke nicht die Liner Notes verfasst hat? Fotos der Musiker runden das Gesamtpaket ab.
Man kennt Phil Collen ja mit nacktem Oberkörper. Das ist ja so eine Art Trademark. Hat er sich vor dem Auftritt aber wirklich eingeölt? Herrschaftszeiten! Überhaupt wirken die ganzen Gesten der alten Herren wie das Abarbeiten sämtlicher Klischees. Das hat die Band doch eigentlich gar nicht nötig. In Würde altern ist ja immer so eine Sache, aber man muss da schon aufpassen, dass es nicht zur Karikatur verkommt und aufgesetzt wirkt. Elliott presst mittlerweile auch mehr als das er singt. Gerade die hohen Lagen schafft er nicht mehr. Der Aktionsradius ist – wie schon erwähnt – insgesamt sehr überschaubar. Der Screen im Hintergrund rettet das auch nicht unbedingt und so lässt man die Show ziemlich ereignislos über sich ergehen. Irgendwann steht Elliott mit Zylinder auf der Bühne. Warum? Egal! Bei „Hysteria“ verkommt das dann tatsächlich zur Nostalgieshow wenn im Hintergrund die alten Bilder von vor dreißig Jahren über den Screen flimmern. Ja, Hits hat die Band wirklich viele im Gepäck und handwerklich werden Songs wie „Animal“, „Love Bites“, „Rocket“ oder „Pour Some Sugar On Me“ auch gut umgesetzt. Es fehlt letztlich aber der Druck und das kann dann nicht mal im Ansatz mit den alten Live-Umsetzungen konkurrieren. In der Bonussektion gibt es die futuristischen aufgezogen Videos von „Let´s Go“, „Dangerous“, „Man Enough“ und „We Belong“ zu sehen. Aber auch das ist ermüdend, weil sich das alles zu sehr gleicht.
Fazit: Im Melodic Rock waren Def Leppard einst eine ganz große Nummer. Von den zwei Alben für die Genre-Ewigkeit zehren die Herren immer noch. Das Konzert vom letzten Jahr in Detroit liegt nun als Mitschnitt vor. Bild und Sound sind in Ordnung und auch der Schnitt ist überzeugend, letztlich kann das aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier um eine große Nostalgieshow handelt, bei der die Band immer noch so tut als wäre 1988. Wir schreiben aber eben das Jahr 2017. Für Fans ist das aber sicher eine ganz nette Veröffentlichung!
Text: Torsten Schlimbach