Daniel Lanois: Player, Piano

Daniel Lanois: Player, Piano

Modern Recordings/Warner

VÖ: 23.09.2022

 

Wertung: 8/12

 

Daniel Lanois ist das, was man wohl als lebende Legende bezeichnet. Der Mann war stets ein Grenzgänger zwischen den verschiedenen Genres der Populärmusik. Von Dylan bis U2 hat er jede Menge namhafte Bands produziert. Mit seinem kongenialen Partner Brian Eno hat er beispielsweise die Meisterwerke „Unforgettable Fire“, „The Joshua Tree“ und „Achtung Baby“ von U2 betreut. Seine Soundtrackarbeiten sind ebenfalls legendär und auch seine Solokarriere als Musiker hat viele Perlen aufzuweisen. Sein letztes Album „Heavy Sun“ wurde als Bandalbum eingespielt und folgte eher klassischen Strukturen des Souls und Rocks. Der Name seines neuen Werkes „Player, Piano“ lässt ja schon mehr als nur erahnen, dass es diesmal in eine völlig andere Richtung geht.

 

In gewissem Sinne ist „Player, Piano“ ein Klassik-Album. Daniel Lanois schwebte im Vorfeld der Aufnahmen ein warmer, weicher Sound wie in den Vierzigern und Fünfzigern vor. Überraschenderweise hat Lanois die Produktion nicht komplett alleine übernommen. Als Co-Produzenten stand ihm Dangerous Wayne Lorenz zur Seite. Gearbeitet wurde nicht nur mit dem Piano, sondern auch mit tibetanischen Cymbals und mit Dub-Elementen. Drei Pianos standen im Studio bereit. Lanois und Lorenz nahmen Geschirrtücher, um die Saiten zu dämpfen, und befestigten kleine Filzstücke auf den Köpfen, wodurch der Anschlag nun deutlich weicher klingt. Vintage-Bändchenmikrofone positionierten sie hinter den Instrumenten um den Klang noch sanfter erscheinen zu lassen.

 

Man kann nicht von Songs im eigentlichen Sinne sprechen. Die Instrumentalstücke muten teilweise wie Collagen an und sind durchzogen von einem meditativen Charakter. Der Sound ist dabei oftmals bewusst etwas verwaschen gehalten – so scheint es jedenfalls. „Player Piano“ ist eines dieser Werke, die nicht flüchtig zu Besuch kommen, sondern für die man sich richtig viel Zeit nehmen muss. Man sollte sich nicht mit anderen Dingen ablenken, denn dann kann sich die Schönheit dieser Musik nicht voll und ganz entfalten.

 

„My All“ wabert zum Albumbeginn noch leicht verhuscht. „Lighthouse“ kommt mit ein paar Ambiente-Sounds um die Ecke und ist mit einem vertrackten Ansatz einer Björk nicht unähnlich. „Inverness“ ist ein wunderschönes Pianostück. Bei „Parade“ kommt eine Portion Melancholie hinzu. Beides ist den Pianonummern eines Nick Cave nicht unähnlich. „Twilight“ setzt den Titel zudem kongenial um. „Eau“ hat eine schlichte Melodie, ist aber trotzdem von einer wundervollen Schönheit durchzogen. Dies gilt unbedingt auch für „Zsa Zsa“. „Clinch“ hingegen ist eine schwer greifbare Soundcollage. „Sweet Imagination“ ist abermals von dieser zerbrechlichen Schönheit bis hin zur Melancholie durchdrungen. „Wild Child“ ist verträumt, aber auch tieftraurig und das dezente Cellospiel verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. „Cascade“ ist ganz dezent ausgearbeitet worden bevor „Sunday Asylum“ noch mal als die ganz große Zusammenfassung von „Player, Piano“ fungiert.

 

Fazit: „Player, Piano“ ist gänzlich anders als man es von Daniel Lanois erwarten konnte. Hierbei handelt es sich um ein reines Instrumentalalbum. Die Stücke sind sehr ruhig, manchmal eine Collage, dann wiederum wunderschöne Pianostücke, die dann sogar an die Arbeiten von Nick Cave und Warren Ellis erinnern. „Player, Piano“ ist ein schönes Werk für die nun kommende dunkle Jahreszeit. Musik, die einen wie eine wärmende Decke ein-und umhüllen kann.

 

https://www.daniellanois.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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