Simple Minds: New Gold Dream - Live From Paisley Abbey

Simple Minds: New Gold Dream - Live From Paisley Abbey

BMG

VÖ: 27.10.2023

 

Wertung: 8/12

 

Schaut man sich das Video zu „Someone Somewhere In Summertime“ (Live from Paisley Abbey) an, dann kommt man nicht umhin festzustellen, dass an den Herren Kerr und Burchill ganz schön der Zahn der Zeit genagt hat. Die Zeit bleibt eben auch für 80er Ikonen nicht stehen. Warum sollte es Musikern da auch anders gehen als uns Normalsterblichen?! Hört man sich allerdings die komplette Aufnahme von „Live From Paisley Abbey“ an, dann muss man auch festhalten, dass Stimme und Musik noch recht frisch klingen. Zeitlos ist das nicht unbedingt, da man das Album dahinter – „New Gold Dream“ – schon deutlich den 80ern zuordnen muss.

 

Besagtes „New Gold Dream“ feierte letztes Jahr seinen 40. Geburtstag. Jetzt gibt es die ganze Kiste in der Live-Variante. Das schon erwähnte „Someone Somewhere In Summertime“ ist klanglich brillant. Das Stück hat nach all den Jahren auch nichts von seiner Faszination eingebüßt. Der Vortrag der Band ist hervorragend und auch Jim Kerr macht eine recht gute Figur. Ein anderer großer Hit, „Promised You A Miracle“, wird ziemlich zahnlos und brav gespielt. Die Nummer hat man eigentlich wesentlich schmissiger im Ohr. Vielleicht war auch hier der Ansatz, den Song in ein würdiges Altersstück zu verwandeln. „Big Sleep“ dengelt auch eher etwas ziellos daher.

 

„Somebody Up There Likes You“ hat aber wieder diesen ganzen besonderen Live-Vibe, den die Simple Minds zu kreieren verstehen. Dafür braucht es auch mal keinen Gesang, sondern nur die Gitarre von Burchill. „New Gold Dream 81-82-83-84“ zeigt, dass die Band live immer noch eine Macht sein kann. Dies kann man demnächst auch in den ganz großen Arenen überprüfen. Mutig, dass man die Band dahinschickt. „Glittering Prize“ ist so gut wie eh und je. Macht Spaß, auch im Jahr 2023. „Hunter And The Hunted“ ist, wenn man sich darauf einlässt, einigermaßen versponnen im Live-Gewand. Schafft man es, nicht genau hinzuhören, dann langweilt die Nummer. „King Is White And In the Crowd“ bildet den kongenialen Abschluss dieser Scheibe.

 

Fazit: Für Fans ist „New Gold Dream“ im Livegewand eine schöne Geschichte. Für die große Masse ist da sicherlich nichts. Trotzdem kann man an diesem Album auch viel Freude haben, denn die Songs sind seit 40 Jahren bekannt und manche sind zu Simple Minds-Klassikern avanciert. Neue Nuancen kann man an der einen oder anderen Stelle auch entdecken. Der Sound ist brillant und die Band spielt sehr gut auf. Burchill wird als Gitarrist sowieso sträflich unterbewertet. Jim Kerr singt hier fast wie in jungen Jahren!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: Direction of the Heart

Simple Minds: Direction Of The Heart

Sony

VÖ: 21.10.2022

 

Wertung: 8/12

 

Die Simple Minds veröffentlichen mit „Direction Of The Heart“ nun schon ihr achtzehntes Album. Jim Kerr und Charlie Burchill stellen seit der Gründung den Kern der Band dar. Viele Musiker kamen und gingen. Seit 2017 hat sich nun diese Besetzung gefunden: Jim Kerr (Gesang), Charlie Burchill (Gitarre, Keyboard), Gordy Goudie (Akustikgitarre), Ged Grimes (Bass), Cherisse Osei (Drums), Berenice Scott (Keyboard) und Sarah Brown (Gesang). In dieser Konstellation spielt man auch wieder vermehrt größere Konzerte, die durchaus sehr wohlwollend aufgenommen werden. Die Simple Minds haben das Tal längst hinter sich gelassen und mittlerweile sind die Fans zurück und die Kritiker waren von den letzten Alben auch positiv überrascht.

 

Mit „Vision Thing“ gibt es eine Albumeröffnung die nicht sonderlich zündet. Das plätschert leider etwas zu belanglos dahin. Klar, der Refrain setzt sich nach und nach im Ohr fest, aber das können die Herren Kerr und Burchill nun mal wesentlich besser. Zum Glück war das auch eher der negative Ausreißer nach unten. Bei „First You Jump“ ist das Simple Minds-Gefühl wieder da. Die flirrende Gitarre zu Beginn und der immer etwas traurige Gesang werden in eine melancholische Atmosphäre getaucht. Abgesehen davon ist das eine typische Simple Minds-Hymne. Gute Nummer.

 

Bei „Human Traffic“ ist Russell Mael von den Sparks dabei. Das ist ganz nett, aber letztlich ist das einer dieser ganz groß gedachten Simple Minds-Songs für die Stadien dieser Welt. Natürlich hat das unwiderstehliche Ohrwurmqualitäten. „Who Killed The Truth“ fragt Kerr. Ein bissiger Song. Atmosphärisch dicht kommt „Solstice Kiss“ daher. Burchill spielt zu den Keyboardflächen seinen schönen Trademark-Sound, der Backingchor verstärkt die Dringlichkeit und Kerr klingt wie zu seinen besten Zeiten. „Act Of Love“ ist ein unspektakulärer Song, den die Herren sicher schnell aus dem Ärmel schütteln konnten.

 

Man wünscht sich an der ein oder anderen Stelle vielleicht mal etwas mehr Radau, aber das kann auch „Natural“ nicht leisten. Kommt dann aber mit dem futuristisch und elektronisch angehauchten „Planet Zero“. Zum Titel ist das natürlich absolut passend. „The Wall Came Down“ ist im Orginal von The Call. Die Simple Minds haben die Nummer aber sehr schön adaptiert. Toller, würdiger Abschluss.

 

Fazit: Mit „Direction Of The Heart“ halten die Simple Minds ihren guten Standard der letzten Jahre. Die Band hat sich noch mal ganz neu gefunden. Glücklicherweise haben sie die eigenen Wurzeln nicht vergessen. Besonders Fans dürften sehr glücklich aufgrund des Albums sein. Alle Zutaten, die man von der Band kennt, sind wieder da. Burchill und Kerr liefern zudem voll ab. Gutes Spätwerk!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: Street Fighting Years (Deluxe Edition/2 CDs)

Simple Minds: Street Fighting Years (Deluxe Edition/2 CDs)

Universal

VÖ: 06.03.2020

 

Wertung: 9/12

 

Das achte Album der Simple Minds war seinerzeit immens erfolgreich. „Street Fighting Years“ stellte allerdings für die Band eine Zäsur dar, denn die Kapelle war zum Trio geschrumpft und musste sich somit neu orientieren und ausrichten. Jim Kerr, Charlie Burchill und Michael McNeil mussten sich für die Bass- und Schlagzeugparts Hilfe von außen holen. Unter den Gästen waren dann auch Manu Katché und Stewart Copeland zu finden. Die erste Musikerliga half den Simple Minds also. Produziert wurde das Album von Trevor Horn und Stephen Lipson. Andrew Walters hat das Werk in den Abbey Road Studios nun klangtechnisch neu optimiert. Die neuerliche Veröffentlichung in verschiedenen Konfigurationen wurde übrigens von der Band autorisiert.

 

Mit „Street Fighting Years“ wurde aus der New Wave Band eine Arena-Rockband. Keltische Elemente und Folk hielten Einzug in den Sound. Textlich verarbeitet Kerr die damalige Weltpolitik in all ihren Facetten. Da wurden die Nuklearboote vor der schottischen Küste in den Fokus gerückt, aber auch die Apartheid in Südafrika und die verhasste Poll Tax in UK. Und selbstverständlich war auch die Berliner Mauer ein Thema. „Street Fighting Years“ ist somit nicht nur musikalisch ein ganz besonderes Album, sondern auch thematisch. Die Kritiken waren damals gemischt. Verrisse und Lobpreisungen gingen Hand in Hand über die Ziellinie. Während das Ding in den USA floppte – mehr als Platz 70 in den Billboard Charts war nicht drin -, eroberte das Album in Europa die Spitzenpositionen.

 

Man kann das Werk auf seinen Inhalt und seine Botschaften abklopfen, sollte aber dabei die Musik nicht vergessen. „Street Fighting Years“ ist tatsächlich – auch aus heutiger Sicht – gut komponiert und die Arrangements sind durch die Bank sehr gelungen. Natürlich trieft da jede Menge Pathos aus „Belfast Child“ und der Bombast ist auf dem gesamten Album immer nur einen Steinwurf entfernt, aber trotzdem sind das tolle Nummern. Viele Alben der 80er sind – aus heutiger Sicht – mit jeder Menge Füllmaterial angereichert worden. „Street Fighting Years“ ist fast komplett frei davon. Alleine der Titelsong ist mit seiner gut durchdachten Melancholie und dieser wundervollen Slide-Guitar ein herausragendes Manifest. Auch „Biko“, die Coverversion des Peter Gabriel-Songs, kann man durchaus als gelungen betrachten. Gerade diese Version wurde oft kritisiert, aber man hört deutlich, dass der Song der Band ein Anliegen ist und auch die Verehrung für Gabriel ist hör- und spürbar. Dass die Simple Minds den Song in ihren Sound eingebettet haben, ist dabei nur folgerichtig. Eine Nummer wie „Soul Crying Out“ hat man fast vergessen. Die neuerliche Veröffentlichung ist ein schöner Anlass, dieser kleinen Perle wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

 

Eine zweite CD wartet mit Edits, B-Seiten und Remixen auf. Hardcore-Sammler werden das sicher schon alles im Schrein stehen haben. Für alle anderen sind das richtig nette Zugaben. So gibt es zunächst die Edits von „Belfast Child“, „Mandela Day“ und „This Is Your Land“ zu hören, bevor das ruhige und unaufgeregte „Saturday Girl“ folgt. Die B-Seite von „This Is Your Land“ ist eine kleine Perle. Das Geschwurbel von „Year Of The Dragon“ braucht man nicht und ist ein typisches Instrumentalstück jener Tage. Von „Waterfront“ ist ein Remix vertreten, der das Stück durch den Bass noch mal eine etwas andere Wendung gibt – ohne es zu verfremden. Macht Laune. Mit „Big Sleep“ ist auch ein Livesong dabei, der zu den ruhigen und atmosphärischen Tracks gehört. Den unautorisierten Mix von „Kick It In“ braucht man nun auch nicht wirklich und der etwas dünne Sound macht den Nonsens nicht gerade besser, der sich anhört, als hätten ein paar 15-jährige im Computerkurs etwas experimentiert.

 

Stark ist die Coverversion von „Sign O´ The Times“. Der Prince-Song ist in einer langen und kurzen Version enthalten. Dann gibt es noch einen Remix der Nummer, die wiederum verzichtbar gewesen wäre. Aber so ist das mit Zusatz-CDs, die „Edits, B-Sides And Remixes“ betitelt sind. Es findet sich ja auch richtig gutes Material unter den 15 Songs wieder. Das schöne Digipack und der zusätzliche Content im Booklet sind weitere Argumente für die Deluxe Variante.

 

Fazit: „Street Fighting Years“ war seinerzeit ein wichtiges Album – für die Simple Minds, aber auch für das Jahr 1989. Viele wichtige Themen wurden da mit sehr viel Pathos angesprochen. Musikalisch ist das Album sehr vielfältig und zeichnet sich durch gutes Songwriting und gute Arrangements aus. Das Werk ist auch heute noch hörbar und überraschend gut gealtert. Die zweite CD enthält eine Menge interessantes Material, da fällt das verzichtbare nicht weiter ins Gewicht. Die Aufmachung ist ebenfalls gelungen. „Street Fighting Years“ ist weitaus besser, als es manche Journalisten damals und heute bewertet haben bzw. bewerten.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: Walk Between Worlds

Simple Minds: Walk Between Worlds

BMG

VÖ: 02.02.2018

 

Wertung: 6,5/12

 

Nach den positiven Kritiken zu „Big Music“ wollten die Simple Minds eigentlich den eingeschlagenen Weg fortsetzen. Man ging aber derart beschwingt aus dem außerplanmäßigem Akustikprojekt, dass man nicht einfach so weitermachen konnte. Man meint in diesem Fall: Jim Kerr und Charlie Burchill. Die Akustiktour dürfte den Prozess von „Walk Between Worlds“ - so der Titel des neuen Albums – nachhaltig beeinflusst haben. Es ist selbstverständlich kein Akustikalbum geworden, der Vibe der Tour schwebt trotzdem über den Songs.

 

Aufgenommen wurden die acht Songs in den Abbey Road Studios. Produziert wurde das Album von der Band zusammen mit Andy Wright und Gavin Goldberg. Man orientierte sich übrigens an die gute alte Zeit und teilte „Walk Between Worlds“ in zwei Seiten auf. Das macht heute ja keiner mehr. Das Album als solches verliert ja immer mehr an Wert und mittlerweile entwickeln wir uns ja wieder in jene Zeiten zurück, als die Singles mit einigen Füllmaterial zu einem Album aufgeblasen wurden.

 

Nach U2 mit „Songs Of Innocence“ und „Songs Of Experience“ versuchen nun auch die Simple Minds eine Verbindung zwischen der eigenen Vergangenheit und der Gegenwart herzustellen. Dies fängt schon bei der Covergestaltung an und hört bei „Barrowland Star“ - benannt nach der Konzerthalle im East End in Glasgow – noch lange nicht auf.

 

Fans werden das Album sicher schnell lieben (lernen). Hier findet man doch sehr viele Trademark-Sounds der Simple Minds wieder. Eine gewisse Melancholie schwebt dabei immer mit. Das alles ist schon mit dem Einstieg von „Magic“ gegeben. Warum der Song kein richtiges Ende hat und einfach ausgeblendet wird, bleibt allerdings ein Rätsel. Die Melodie und die Hookline setzen sich aber direkt fest. „Summer“ geht sogar zurück zum Beginn der 80er. Der Bass ist hier das markante und treibende Element. Die Gitarre füllt die Zwischenparts sehr schön und flirrend aus. New Wave ist das deutlich hör- und spürbar. Bei „Utopia“ liefert Burchill die beste Arbeit seit Jahren ab – nicht spektakulär, aber auf eine sehr nachhaltige Art und Weise. Mit „Signal And The Noise“ gehen die Simple Minds sogar in Richtung Dancefloor. Toller, düsterer Song mit einem überragendem Refrain.

 

„In Dreams“ geht in eine ähnliche Richtung. Das schon erwähnte „Barrowland Star“ ist leider gähnend langweilig und zu süßlich. Resteverwertung eben. „Walk Between Worlds“ schlägt in eine ähnliche Kerbe und „Sense Of Discovery“ wurde sich auch aus vielen Songs der Vergangenheit zusammengebaut. Der Refrain schlägt dann alles, da stellt sich schon nicht mehr die Frage, woher dieser denn stammt.

 

Fazit: Das neue Album der Simple Minds hat viel Licht, aber auch viel Schatten zu bieten. Gerade in der zweiten Albumhälfte ist die Luft dann doch raus und das kriegt mehr und mehr den Geruch von aufgewärmten Essen. Das ist bei acht Songs natürlich dann auch etwas dünn. Der Rest des Konzepts ist allerdings gut umgesetzt worden. Fans werden mit dem Album ganz sicher glücklich werden.

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: New Gold Dream 81-82-83-84 (2 CDs)

Simple Minds: New Gold Dream 81-82-83-84 (2 CDs)

Universal

VÖ: 29.07.2016

 

Wertung: 9/12

 

Mit „New Gold Dream 81-82-83-84“ gelang den Simple Minds einst der ganz große Wurf. Mittlerweile wird das Album alle Jubeljahre neu aufgelegt und in den verschiedensten Konfigurationen und als Remaster veröffentlicht. Dies ist nun mal wieder der Fall. Die Fans dürfen sich über eine schöne Deluxe Box freuen, die auch noch ein amtliches Begleitbuch enthält. 5 Discs – darunter die im Jahr 2005 erschienene limitierte DVD mit dem 5.1 Mix von Charlie Burchill und Ronald Prent – dürften da kaum noch Wünsche offen lassen. Fans kennen das natürlich schon alles, aber in einer schmucken Box hat man dann auch direkt alles griffbereit. Uns liegt zur Besprechung allerdings die 2 CD Variante mit abgespecktem Begleittext vor.

 

Das fünfte Album der Simple Minds erschien ursprünglich 1982. Das hört man auch. Der Sound klingt nach all den Jahren schon sehr angestaubt. Auf der anderen Seite bedienen sich ja viele aktuelle Künstler an dem Sound der 80er und somit könnte auch „New Gold Dream 81-82-83-84“ noch mal von einer ganz neuen Hörergeneration entdeckt werden. Die Songs ebneten den Weg für die Simple Minds in die Charts. Das Album konnte sich immerhin ein ganzes Jahr in den britischen Charts halten. „Promised You A Miracle“ und „Glittering Prize“ dürfte auch heute noch vielen Menschen geläufig sein und für viele war dies der Soundtrack der eigenen Jugend.

 

Die dichte Atmosphäre des Albums hat immer noch nichts von ihrem Reiz verloren. Besonders der Titeltrack ist ein Paradebeispiel dafür. Auch „Hunter And The Hunted“ kann in dieser Hinsicht überzeugen. Die Keyboardflächen spiegeln selbstverständlich auch das Jahrzehnt wieder, man sollte aber die feine Gitarrenarbeit nicht vergessen. Das Zusammenspiel ist traumhaft. Das schon erwähnte „Glittering Prize“ wirkt dagegen recht konventionell. Das melancholisch angehauchte „Someone Somewhere In Summertime“ ist traurig und schön zugleich. Ein Klassiker, der aufgrund seiner besonderen Atmosphäre fast schon zeitlos ist.

 

Auf der zweiten CD gibt es dann jede Menge Mixe, die dem damaligen Zeitgeist entsprachen. Egal ob instrumental oder extended, in den 80ern waren Maxi-Singles noch schwarzes Gold und dafür wurden dann eben die entsprechenden Versionen angefertigt. Auch der US-Markt wurde mit teilweise veränderten Varianten bedacht. So gibt es hier von „Promised You A Miracle“ dann auch gleich vier verschiedene Mixe – drei für die damalige potenzielle Käuferschicht jenseits des großen Teichs. Besonders sticht aber auch hier „Someone Somewhere In Summertime“ in der Langversion hervor. Insgesamt ist das eine nette Ergänzung zum eigentlichen Album.

 

Fazit: Mit „New Gold Dream 81-82-83-84“ waren die Simple Minds zu Beginn der 80er auf dem besten Wege in die Superstarliga. Das Album wird nun noch mal mit jeder Menge Bonusmaterial in einer schönen Box veröffentlicht – sowie auch in einer abgespeckten Variante. Wer die 80er liebt, kommt an diesem Album kaum vorbei. Teilweise ist der Sound etwas angestaubt und doch hat das Werk nichts von seiner Faszination verloren. Sollte man kennen!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: Once Upon A Time (Deluxe Edition)

Simple Minds: Once Upon A Time (Deluxe Edititon)

Virgin/Universal

VÖ: 04.12.2015

 

Wertung: 7,5/12

 

„Once Upon A Time“ der Simple Minds makierte den Wechsel weg vom New Wave zum hymnischen Pop, der die Massen begeisterte und die Band in Europa - und für eine Weile auch den USA - zu Superstars machte. „Once Upon A Time“, das siebte Album der Schotten, wurde in UK ein voller Erfolg, aber auch in Deutschland konnte die Platte immerhin die Top 5 entern. Die vier Singleauskopplung – bei nur acht Albumtracks – waren ebenfalls auf beiden Seiten des Atlantiks erfolgreich. Jetzt wird „Once Upon A Time“ erneut veröffentlicht und das in verschiedenen Konfigurationen. Fans müssen natürlich beim Super Deluxe Box-Set zugreifen, welches fünf CDs und eine DVD beinhaltet! Die Deluxe Edition enthält immerhin noch eine zweite CD mit Raritäten.

 

„Once Upon A Time“ ist sicher nicht das beste Album der Simple Minds, aber eines der kommerziellsten. Das muss ja nicht immer schlecht sein. Der Weg wurde ja schon mit der Wahl der Produzenten Jimmy Iovine und Bob Clearmountain ziemlich deutlich. Und ja, die Simple Minds wollten auch in den USA erfolgreich sein – was dann ja auch klappte. Die Singles waren ja auch alles andere als schlecht. Das Hitpotenzial war zweifelsohne nicht von der Hand zu weisen. Hört man sich das Album heute an, dann hat es den Test der Zeit nicht bestanden und die 80er springen einen förmlich an. Trotzdem darf und muss man gerade die Singles als Klassiker bezeichnen – und wenn es nur für das oben erwähnte Jahrzehnt gilt.

 

Das Intro von „Alive And Kicking“ ist immer noch markant und der Refrain selbstredend hymnenhaft. Ein Überhit! Nicht mehr, aber auch nicht weniger! Sängerin Robin Clark hatte daran sicher einen nicht zu verachtenden Anteil, denn ihr Backgroundgesang macht das Stück eben auch aus. Das wesentlich treibender „Sanctify Yourself“ ist nicht minder schlecht. „Ghost Dancing“ lässt die Gitarren dengeln und quengeln und dürfte für die 80er sogar als Rocksong durchgehen. Mit „All The Things She Said“ gibt es einen weiteren Klassiker, der mit seinem markanten Gitarrenmotiv und der Melodie für einen hohen Wiedererkennungswert sorgt. Der Gesang von Kerr ist in diesem Stück zudem grandios. „Oh Jungleland“ passt gut in die Soundästhetik, ist aber auch ein Spiegelbild seines Entstehungsjahrzehnts. „I Wish You Were Here“ wäre ohne den Bass und die perkussiven Elemente langweilig und auch „Come A Long Way“ fällt gegen den Rest der Scheibe ziemlich ab.

 

Die Raritäten der zweiten CD sind im Grunde keine, denn die sind allesamt bekannt. In der ersten Hälfte der 00er Jahre wurde ja bereits ein Remaster von „Once Upon A Time“ veröffentlicht und da konnte man auch die hier enthaltenen Titel finden. Der Überhit „Don´t You (Forget About Me)“ aus dem Film „Breakfast Club“ ist da gleich zwei Mal vertreten. Die Versionen unterscheiden sich im Grunde nur marginal durch das Intro, welches auf der Einen wesentlich erdiger daherkommt. Das ist schon nicht so verkehrt, dass die Nummer nun zumindest auf der zweiten CD vertreten ist, denn auf einem regulären Studioalbum der Schotten erschien das gute Stück letztlich nie. Geschrieben von Keith Forsey, der die Nummer zunächst Bryan Ferry und Billy Idol anbot, war das ein Glücksfall für die Schotten und die erste Nummer 1 in den Staaten. Auch die B-Seite „A Brass Band in African Chimes“ ist in der gekürzten, aber auch epischen 9-Minuten Version vertreten. Warum das nicht mehr als eine B-Seite war, wird dann auch noch mal ziemlich deutlich. „Alive And Kicking“ ist in allen möglichen Varianten vertreten: vom Singles-Edit, über die reine Instrumentalversion, bis hin zum 7“, 12“ und Kervorkian Remix. Die Unterschiede sind teilweise eklatant und gerade die langsamere 7“ Version ist schon ganz nett. Wer den Song mag, kriegt hier die Vollbedienung geboten. Selbiges gilt auch für „Sanctify Yourself“, denn auch davon gibt es neben dem Edit, Alternative Edit noch die Instrumentalversion zu hören.

 

Fazit: Mit „Once Upon A Time“ schlugen die Simple Minds eindeutig einen kommerzielleren Weg ein. Experimente gab es auf den vorherigen Alben genug und so langsam war auch der New Wave durch. Die Schotten wendeten sich hymnenhaften Popsongs zu, die voll und ganz in ihrem Entstehungsjahrzehnt verankert sind. Jetzt erscheint von dem Album noch mal eine üppige Box, die der Fan unbedingt braucht. Die Deluxe Version ist für all jene interessant, die auf die ausgekoppelten Singles abfahren, da es auf der zweiten CD noch weitere Versionen selbiger zu hören gibt – und „Don´t You (Forget About Me)“!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: Sparkle In The Rain (Deluxe Edition)

Simple Minds: Sparkle In The Rain (Deluxe Edition)

Universal

VÖ: 13.03.2015

 

Wertung: 8/12

 

Für viele Fans der Simple Minds ist „Sparkle In The Rain“ das letzte Meisterwerk der Schotten. Das sechste – je nach Zählart auch das siebte – Album erschien vor dem ganz großen kommerziellen Durchbruch, ist gleichwohl aber damals nach dessen Erscheinen im Februar 84 recht erfolgreich gewesen. Oftmals wird da von der letzten Rockplatte der Simple Minds gesprochen. Ob der damalige Produzent Steve Lillywhite tatsächlich für Rockmusik bekannt ist, sei mal dahingestellt. „Sparkle In The Rain“ hat jedenfalls genug Ruppigkeit um eben aus dem Backkatalog der Band herauszuragen. Jetzt kommt „Sparkle In The Rain“ erneut in den Handel, remastert versteht sich. Dies geschieht nun allerdings nicht zum ersten Mal, denn in der Vergangenheit wurde das Album gleich mehrfach neu aufgelegt. Jetzt hat man die Wahl zwischen verschiedenen Formaten. Für Fans dürfte sicherlich die 5-Disc-Box die interessanteste Variante sein. Dazu gibt es noch die Deluxe Edition mit zwei Discs, die Einfach-CD und natürlich gibt es die Geschichte auch als Blu-ray Audio und LP zu erwerben.

 

„Sparkle In The Rain“ wird ja heute gerne als zeitloses Album der Simple Minds dahingestellt. Das ist natürlich Quatsch, denn alleine durch den Hall kann man die Platte sofort den 80ern zuordnen. Überhaupt verströmt ein Song wie „The Kick Inside Of Me“ das typische Flair dieses Jahrzehnts. Das Instrumentalstück „Shake Off The Ghosts“ schwebt dazu etwas zu uninspiriert durch die Klangwelten des bunten Trash. Die Platte hat unter den zehn Songs durchaus einige verzichtbare Augenblicke zu verzeichnen. Vermutlich überstrahlen die Singles auch ein wenig die übrigen Tracks und so erklärt sich auch der Mythos der sich um „Sparkle In The Rain“ rankt.

 

Das Album stellt insofern auch eine Abkehr vom europäisch geprägten Sound von „New Gold Dream“ dar. Jim Kerr wollte unter allen Umständen vermeiden, dass die Songs wie ein „New Gold Dream 2“ klingen. Dieser Ansatz zeigt sich dann auch in den härteren Songs von „Sparkle In The Rain“. Ist das nun ein schottisches Album? Ja, aber noch vielmehr spiegelt sich in dem Sound und den Songs auch Glasgow wieder. „Sparkle In The Rain“ ist aber nicht nur düster, sondern auch das viel zitierte Licht am Ende des Tunnels gibt es hier. Musikalisch überzeugt das allerdings nicht auf ganzer Linie. Überstrahlt wird dies von „Up On The Catwalk“, „Book Of Brillant Things“ und natürlich dem Klassiker „Waterfront“, der zum festen Simple Minds Repertoire gehört und auch heute noch live gespielt wird. Das melodische „Speed Your Love To Me“ hat durchaus Hitqualitäten und „East At Easter“ ist regelrecht verträumt. Beide Songs hätten aber sicher auch auf einem der Vorgänger ein Plätzchen gefunden. Und dann wäre da ja auch noch die Hommage „Street Hassle“ an Lou Reed. Man darf das natürlich nicht am Original messen, denn dann kann die Nummer nur verlieren. Die Simple Minds machen das aber durchaus gut. Mit „White Hot Day“ gibt es dann auch schon einen Fingerzeig in die bombastische Popzukunft. „Sparkle In The Rain“ spiegelt eben die vielen Facetten der Simple Minds wieder – und das mit einem härteren Sound.

 

Die Deluxe Variante bietet dann auf einer zweiten CD noch jede Menge Remixe oder seltene B-Seiten, von denen einige zum ersten Mal auf CD veröffentlicht werden. So gibt es von „Waterfront“, „Up On The Catwalk“ und „Speed Your Love To Me“ dann die editierten Versionen, aber auch die Langmixe zu hören. Daran lässt sich ein wenig den Stellenwert der Stücke ablesen, aber natürlich war das in den 80ern durchaus üblich viele Versionen von einigen Tracks – zumeist den Singles - dem geneigten Fan anzubieten. Interessant ist die bisher unveröffentlichte Livefassung von „Hunter And The Hunted“ von „New Gold Dream“. Der Sound ist erstaunlich gut und die Band liefert eine erstklassige Performance ab. Die B-Seite „Bass Line“ macht als reines Instrumentalstück eine erstaunlich gute Figur, was man von dem etwas unfertig wirkenden „A Brass Band In Africa“ nicht gerade sagen kann. Alles in allem ist die zweite CD aber eine gute Sache, die „Sparkle In The Rain“ noch mal aus einem ganz anderen Blickwinkel beleuchtet.

 

Fazit: „Sparkle In The Rain“ der Simple Minds wird gerne mit einem wehmütigen und nostalgischen Blick verklärt. Die Platte hat unbestreitbar sehr gute, gar harte und treibende Sounds und Songs. Es ist aber nicht das letzte große Werk der Band, denn auch danach kam noch jede Menge gutes Material. „Sparkle In The Rain“ hat auch durchaus seine Schwachstellen. Von all dem – und in der Deluxe Edition sogar noch ein bisschen mehr – kann man sich nun anhand der Wiederveröffentlichung überzeugen und ein Bild machen. Neu remastert von Andrew Walters in den Abbey Road Studios in enger Absprache mit Charlie Burchill

 

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Text: Torsten Schlimbach

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Simple Minds: Celebrate – The Greatest Hits (3CD Deluxe Box)

Simple Minds: Celebrate – The Greatest Hits + (3CD Deluxe Box)

EMI

VÖ: 22.03.2013

 

Wertung: 9/12

 

Die Simple Minds aus Glasgow zählten einst zu den erfolgreichsten und größten Bands der britischen Inseln. Zusammen mit U2 machten sie sich einst auf die musikalische Weltherrschaft zu übernehmen. Was den irischen Kollegen für mehrere Jahre gelang, ging bei den Schotten irgendwann rapide den Bach runter. Teilweise konnte man schon Mitleid mit der Band haben und Möbelhauseröffnungen und Dorffeste schienen nicht mehr weit entfernt. In den 90ern gab es einige Irrungen und Wirrungen und musikalisch versuchte die Band mit dem rasanten Kurswechsel mitzuhalten, was dann aber auf ganzer Linie missglückte. Die vielen Besetzungswechsel trugen sicher nicht dazu bei, dass die Simple Minds zur Ruhe kamen. Auch verschiedene Labelwechsel sorgten für Unruhe. In der zweiten Hälfte der 00er Jahre war sogar eine Reunion der Originalbesetzung angedacht, scheiterte aber letztlich erneut an den Meinungsverschiedenheiten untereinander. Heute sind mit Jim Kerr und Charlie Burchill nur noch zwei Gründungsmitglieder dabei. Es gleicht ja sowieso einem Wunder, dass es die Band – in welcher Konstellation auch immer – noch gibt.

 

Wer sich bisher noch nicht eingehenden mit den Simple Minds auseinandergesetzt hat, aber schon immer die größten Hits haben wollte, kriegt nun eine sehr schöne Retrospektive geboten. Das Teil erscheint in zwei Konstellationen, aber man sollte hier wirklich nicht sparen und gleich zur 3-CD Box greifen, die zudem noch mit knapp 16 Euro doch recht günstig zu Buche schlägt. Die Aufmachung alleine rechtfertigt die Anschaffung schon fast. Die dicke Box umschließt die drei Silberlinge im Pappschuber sicher. Zusätzlich bekommt man ein kleines Booklet geliefert, welches allerdings einen recht spärlichen Informationsgehalt hat. Das große Poster reißt dies aber wieder raus und somit gibt es eigentlich keine Alternative zu dieser Box! Abgesehen davon liegt es ja in der Natur der Sache, dass der geneigte Käufer hier auch mehr Songs mit an die Hand bekommt.

 

Diese Zusammenstellung verdeutlicht nun eindrucksvoll, dass diese Band durchaus eine beachtliche Anzahl an Klassikern geschrieben und veröffentlicht hat. Die Anordnung der Tracks erfolgt dabei chronologisch und ist nach Jahren geordnet. Die einzelnen CDs befassen sich mit den Zeiträumen 1979-1984, 1985-1991 und 1995-2013. Aufmerksame Zeitgenossen merken schnell, dass doch tatsächlich alle Phasen abgedeckt werden und die Rechte anscheinend alle geklärt sind. Schön für die Fans und solche, die es noch werden wollen!

 

Zu Beginn der Karriere regierte noch viel New Wave, Pop und gar Glam im Hause der Simple Minds. „Life In A Day“ und „Chelsea Girl“ orientieren sich noch deutlich an der 70er Glamphase. Aber auch in den ersten Jahren der Karriere hatte die Band schon Hits im Gepäck, die auch heute noch (fast) jedes Kind kennt. Wie oft dröhnt einem dieser Tage immer noch „Love Songs“ aus dem Radio entgegen? Ein typischer Popsong der 80er, der allerdings nicht so stumpf ist, wie man es vermuten könnte. Das könnte man eher vom heiteren Sound bei „Promised You A Miracle“ behaupten. Der Song ist natürlich längst ein Klassiker. Davon findet man schon erstaunlich viele auf der ersten CD. Mit der melancholischen, fast düsteren Ballade „Someone Somewhere In Summertime“ gibt es allerdings auch eine Nummer, die schon erahnen lässt, dass die Band zu größerem geschaffen war.

 

Auf dem Gipfel war die Band 1985 mit „Don´t You (Forget About Me)“ angekommen. Damit knackten sie sogar die US-Charts und landeten dort folgerichtig auf dem ersten Platz. Von jetzt an waren die Simple Minds im Kreise der Superstars angekommen und aufgenommen. „Alive And Kicking“ steht dem Song von der Qualität nur in wenig nach. Für viele Fans lieferten die Jungs ihr Meisterwerk mit „Belfast Child“ ab. Der famose Songaufbau fesselt immer noch und zählt zu den ganz großen Momenten des musikalischen Jahrzehnts. In dieser politischen Zeit zählten eben auch die Simple Minds zum guten Gewissen des Rock und „Mandela Day“ und „Biko“ waren da sicher die Höhepunkte. Musikalisch haben die Stücke durchaus auch ihren Reiz und sind fast als zeitlose Popnummern zu bezeichnen. „Let It All Come Down“ kann zumindest künstlerisch daran anknüpfen und mit „Kick It In“ gibt es auch noch einen veritablen Hit. An „Stand By Love“ und „Real Life“ gibt es eigentlich auch nichts auszusetzen, nur hatte sich zu diesem Zeitpunkt das Musikgeschäft längst weiterentwickelt und plötzlich gehörten die Simple Minds zum alten Eisen. Die zweite CD enthält insgesamt die Hochphase der Band!

 

Mitte der 90er änderte die Band wenig am Sound. „She´s A River“ und „Hypnotised“ sind durchaus klassische Simple Minds Stücke. Zeitgemäß war dies aber nicht und somit konnten die Singles in UK zwar noch mal in den oberen Chartsregionen auftauchen, aber nach und nach sank der Stern immer weiter ins Bodenlose. Ein Tiefpunkt war und ist die totale Zerstörung von „Dancing Barefoot“. Die Alben „Néapolis“ oder „Cry“ waren sowieso seltsame Geschichten und der elektronischere Ansatz passte nicht zu den Schotten. Erst mit „Graffiti Soul“ kehrten sie zu dem Sound zurück, den diese Band ausmacht – nachzuhören beim gelungenen „Rockets“ und dem aus einem Werbespot bekannten „Stars Will Lead The Way“. Die letzte CD hat übrigens gleich drei neue Songs zu bieten. „Stagefright“ biedert sich aber wieder zu sehr beim elektronischen Fach an. Aber keine Sorge, es wurde an alle gedacht, denn mit „Blood Diamonds“ folgt dann eine typische Band-Hymne im Midtempobereich, während „Broken Glass Park“ an die großen Zeiten Ende der 80er anknüpfen möchte. Nur, wer braucht das, wenn es die Originale schon gibt? Die Zeit der Simple Minds ist definitiv abgelaufen.

 

Fazit: „Celebrate – The Greatest Hits +“ von den Simple Minds lässt in der Deluxe Box kaum Wünsche offen. Hier gibt es satte 50 Songs auf die Ohren, die sich durch alle Karrierephasen ziehen. Einen umfassenderen Einblick kann eine derartige Geschichte sicher nicht bieten, denn dann muss man gleich den kompletten Backkatalog erwerben. Wer selbigen schon im Schrank stehen hat, kriegt als Kaufanreiz immerhin drei neue Songs geboten. Die braucht man zwar nicht wirklich, aber das Fanherz freut sich natürlich. Abgesehen davon macht sich die Box ja auch gut im Schrein, kostet auch nicht die Welt und man bekommt eine erstaunliche Anzahl an Klassikern geliefert – hatte man so gar nicht mehr auf dem Schirm. Gutes Teil!

 

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Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: 5X5 Live (Limited Edition)

Simple Minds: 5X5 Live (Limited Edition)

EMI

VÖ: 16.11.2012

 

Wertung: 8/12

 

Die Simple Minds sind dieses Jahr musikalisch zu den eigenen Wurzeln zurückgekehrt. Ein Großteil der Tour stand ganz im Zeichen der „X5 Box“. Das sechs CD starke Set bestand aus den Alben „Life In A Day“, „Real To Real Cacophony“, „Empires and Dance“, „Sons and Fascination/Sister Feelings Call“ und „New Gold Dream (81, 82, 83, 84)“ aus den Jahren 1979-1982. Die Truppe um die beiden Gründungsmitglieder Jim Kerr und Charlie Burchill entschloss sich dann gleich eine Tour darum zu stricken. Die Setlist war allerdings nicht starr, sondern überraschte immer wieder mit leichten Variationen. Dies würde man sich auch mal von anderen namhaften Bands wünschen und es wäre ja glatt fahrlässig gewesen, wenn man diese Ereignisse nicht auch in der einen oder anderen Form dokumentiert hätte.

 

Jetzt gibt es auch die Live-Aufnahmen dazu. Die Clamshell-Box reiht sich optisch schon mal gut ein und knüpft nahtlos an „X5“ an. Neben den beiden CDs liegt auch noch ein Poster mit den Tourdaten bei. Das Hochglanzbooklet enthält dazu noch einige Fotos und O-Töne eines jeden Bandmitglieds. Leider hat man es versäumt aufzulisten, wo denn die einzelnen Songs nun aufgenommen wurden. „...around Europe during the 2012 5X5 Live Tour“ ist doch etwas dünn, da hätte man sich doch mehr Informationen gewünscht. Insgesamt macht das optisch aber alles einen guten Eindruck!

 

„5x5 Live“ enthält jeweils fünf Songs ihrer ersten fünf Alben plus Bonus Tracks. Die Qualität der Aufnahmen sind durch die Bank hervorragend. Das Publikum hätte man sicher noch etwas weiter nach vorne mischen können, denn so bleibt das Livegefühl ein bisschen auf der Strecke. Auf der anderen Seite ist das über weite Strecken klanglich glatt als brillant zu bezeichnen. Man höre sich nur „Celebrate“ an! Hier kommen die verschiedenen Schichten derart klar rüber, dass man nicht glauben kann, dass dies live sein soll. Gerade der vielschichtige Aufbau bringt jede Nuance zur Geltung. Eintauchen und genießen!

 

Selbst bei einem vermeintlich schnelleren Song wie „Calling Your Name“, der den Punk noch durchblitzen lässt, ist jede Facette des Tracks fein herausgearbeitet worden. Gerade das Zusammenspiel zwischen Keyboard und Gitarre kommt bei „Scar“ in dieser Version sehr differenziert rüber. Das ist gegenüber der Studioversion glatt noch mal ein Gewinn! „Wasteland“ hingegen fehlt etwas der Druck, da hätte von der Bassseite ruhig noch etwas mehr kommen dürfen. Beim Klassiker „Love Song“ haut das wesentlich besser hin. Übrigens muss man Jim Kerr ein Kompliment machen, gerade bei „Pleasantly Disturbed“, „The American“ oder „70 Cities As Love Brings The Fall“ zeigt sich nicht nur seine stilistische Bandbreite, nein, auch seine Stimme hat die Jahrzehnte anscheinend unbeschadet überstanden.

 

Stilistische Bandbreite ist überhaupt ein Stichwort dieser beiden CDs! „Sons And Fascination“ ist ja eher noch in der experimentellen Ecke zu finden, während „Promised You A Miracle“ deutlich schon mit allen Fingern in Richtung Pop zeigt. Die Fans singen den Song natürlich lautstark mit. Das melancholisch angehauchte „Someone Somewhere In Summertime“ ist ja eigentlich schon ein lupenreiner Pophit. Schade, dass diese Liveversion einigermaßen in die Binsen geht und versemmelt wird. „Theme For Great Cities“ mag für Hardcorefans ganz nett sein, ist im Grund aber auch verzichtbar. Wie man einen alten Hit auch nach Jahrzehnten gut umsetzt zeigt die Band bei „Glittering Prize“. Da passt alles! Das Set wird letztlich mit „New Gold Dream (81, 82, 83, 84)“ ganz hervorragend beschlossen.

 

Fazit: Das „X5“ Projekt der Simple Minds wird nun mit der neuen 2CD-Box „5X5 Live“ fast perfekt zum Abschluss gebracht. Die nette und gute Aufmachung, die Songauswahl und besonders der Klang lassen für Fans das Weihnachtsfest schon ein bisschen früher steigen. Es gibt zwar ein paar kleine Schönheitsfehler, aber alles in allem wurde das Tourkonzept sehr schön eingefangen!

 

http://www.simpleminds.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Simple Minds: X5 (Box-Set/6 CDs)

Simple Minds: X5 (Box-Set/6 CDs)
EMI
VÖ: 17.02.2012

 

Wertung: 8,5/12

 

Die schottische Band Simple Minds zählte in der zweiten Hälfte der 80er zunehmend zu den europäischen Superstars. Die Truppe konnte einige beachtliche Erfolge einfahren und war gerade mit den Singles nicht mehr aus den damaligen Charts wegzudenken. Die dazugehörigen Alben gingen infolgedessen ebenfalls weg wie geschnitten Brot. Mittlerweile ist es ruhiger um die Band geworden und selbige steht nicht mehr in der ersten Reihe. Die Songs der erfolgreichsten Zeit sind aber auch heute noch bekannt und mittlerweile darf man da gerne von Klassikern sprechen.

Die Zeit wird ja immer schnelllebiger und ständig wird eine neue Kuh durch das Dorf gejagt. Das Internet, die neuen Medien und die ganzen aus dem Boden gestampften Formate sorgen zwar heute mit Lichtgeschwindigkeit dafür, dass eine Band schnell nach oben kommen kann, sollte sich der Erfolg allerdings nicht schnell einstellen, dann ist man auch wieder weg vom Fenster. Das war im Falle der Simple Minds noch ganz anders. Bevor nämlich der große Durchbruch kam hatten die Jungs reichlich Zeit sich zu entwickeln. Geschlagene fünf Alben hatten sie bereits im Rücken als es dann endgültig durch die Decke ging. Das wäre heutzutage sicher völlig undenkbar.

Diese Entwicklung kann man nun anhand des vorliegenden „X5 Box-Sets“ nachvollziehen. Die ersten fünf Alben werden in einem praktischen Karton geliefert und sind im Pappschuber den alten Vinyl-Scheibe nachempfunden. Das Set gibt es übrigens zu einem unschlagbaren Preis von unter 20 € zu erwerben. Von der zweckmäßigen Ausstattung darf man somit keine Wunderdinge erwarten und trotzdem macht das Teil optisch einen wertigen und guten Eindruck.

Musikalisch sind gerade die Anfänge sehr überraschend und es ist schier unglaublich, dass dies die Band sein soll, die später mal diese Welthits landen sollte. Das Debüt „Life In A Day“ von 1979 gibt kaum Hinweise in diese Richtung. Zwischen New Wave, Pop und viel Glam rangieren hier die einzelnen Songs. „No Cure“ könnte auch von Roxy Music sein. Auch „Chelsea Girl“ geht in eine ähnliche Richtung, gleichwohl hier auch mehr Wert auf die Gitarre gelegt wurde. Die Nummer besticht zudem durch einen guten Groove. Dass die Simple Minds auch mit dieser Platte schon ihre Fühler in Richtung Mainstream ausgestreckt hatten, unterstreicht das doch sehr poppige „Life In A Day“. Mit dem epischen „Pleasantly Disturbed“ gibt es nicht nur den besten Song der Platte, sondern auch einen ersten Hinweis in die Richtung, die sie später einschlagen sollten. Als Bonustracks wurde die Scheibe mit den maximal soliden Songs „Special View“ und „Garden Of Hate“ aufgewertet.

Kurze Zeit später folgte schon „Real To Real Cacophony“. Eigentlich unglaublich, dass diese Scheibe nur ein halbes Jahr nach dem Debüt veröffentlicht wurde. Der verstörende Einstieg mit „Real To Real“ war schon schwer zu verdauen, mit einer Kirmesnummer wie „Carnival (Shelter In A Suitcase)“ trieben sie es schließlich auf die Spitze. So nebenbei sei erwähnt, dass „Factory“ gar nicht so weit von dem entfernt ist, was Franz Ferdinand in ihren experimentierfreudigsten Momenten in den 00ern machen sollten. „Veldt“ ist dann nur noch eine Art Klangcollage. Erst „Premonition“ und „Changeling“ dürften Fans der ersten Platte wieder versöhnt haben. Alles in allem ist das um drei Bonustracks aufgewertete zweite Album sicher kein Jahrhundertalbum, aber ein mutiges und weit ab vom Mainstream.

Mit „Empires And Dance“ hatten die Simple Minds dann ihre eigene Identität gefunden. Wave ist das Stichwort. Ein Soundteppich, der sich aus Keyboards und Bass speist, wird auf dieser Platte gewoben. Zwar sind Songs wie „I Travel“ oder „Today I Died Again“ noch nicht für die große Masse tauglich und erinnern mit dieser einnehmenden Düsternis eher noch an Joy Division. Auch in der zweiten Hälfte wird fleißig experimentiert. „Capital City“, „Kant-Kino“ oder „Room“ sind aber gerade aus diesem Blickwinkel immens interessant und gerade mit „Room“ scheint Kerr dann auch seinen eigenen Gesangsstil gefunden zu haben.

Die Doppel-LP „Sons And Fascination/Sister Feelings Call“ besticht durch eine sehr dichte Atmosphäre. Hier wurde sehr viel Wert auf die Arrangements gelegt. Schon der hypnotische Beginn mit „In Trance A Mission“ lässt die neue Ausrichtung der Band deutlich erkennen. Mit „Seeing Out The Angel“ lieferten sie bis dahin gar ihr Meisterstück ab. Das Instrumentalstück „Theme For Great Cities“ zeigt zudem, dass die Band zu dieser Zeit im Zusammenspiel fast unschlagbar war. Man darf allerdings auch nicht verschweigen, dass gerade bei Songs wie „The American“ oder „Sound in 70 Cities“ die kompositorischen Schwächen deutlich zu Tage treten. Da lag aber ja nie die große Stärke der Band. „Love Song“ dürfte hingegen schon einer der bekannteren Hits sein.

Den Stellenwert von „New Gold Dream (81-82-83-84)“ sieht man schon alleine daran, dass hier gleich sechs Bonustracks mitgeliefert werden. Mit „Someone Somewhere In Summertime“ lieferten sie zu Beginn einen ersten Klassiker ab. Ein typischer 80er Jahre Simple Minds Hit, der durch Keyboardflächen und eine dichte Atmosphäre besticht. „Promised You A Miracle“ ist ein weiterer Song dieser Kategorie und wird heutzutage auch immer wieder im Radio gespielt. Die Songs waren mittlerweile auch entsprechend lang und nicht selten wurde die fünf Minuten Marke geknackt. Mit dem Titelsong „New Gold Dream“ und „Hunter And The Hunted“ befinden sich zweit weitere großartige Songs der Frühphase (die Platte erschien immerhin schon 82!) auf dieser Scheibe.

Fazit: Wer den Werdegang der Simple Minds verfolgen möchte und dabei nicht nur auf die späteren Welthits schielt, bekommt nun mit dem "X5 Box-Set" eine wunderbare Gelegenheit dazu. Von den punkigen Anfängen über Wave bis hin zum mainstreamtauglichen Pop kann man anhand der ersten fünf Alben dies auf wunderbare Art und Weise zum kleinen Preis tun!

http://www.simpleminds.com/


Text: Torsten Schlimbach

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