Mighty Oaks: Dreamers

Mighty Oaks: Dreamers

Universal

VÖ: 24.03.2017

 

Wertung: 7,5/12

 

Die große Folkwelle scheint mittlerweile dann auch wieder vorbei zu sein. Ein letztes Aufbäumen gibt es zwar hier und da noch und immer wieder rennen ein paar Bands dem längst abgefahrenen Zug hinterher, aber letztlich war die Schwemme dann doch zu groß. Wenn man ehrlich ist, dann gab es da auch einfach viel zu viel mittelmäßige Kost. Die großen Bands, die das Revival eingeläutet hatten, sind sowieso längst auf der Suche nach einer neuen musikalischen Ausdrucksform. Dies gelingt ihnen aber nur bedingt. Die herzigen Jungs der Mighty Oaks versuchten sich mit ihrem ersten Album und zwei EPs ebenfalls in diesem Genre. Angenehme Songs waren das und die Kritiken wohlwollend – die Musik aber auch ein bisschen beliebig. Jetzt gibt es mit „Dreamers“ ein neues Werk und das Trio macht nun nicht alles anders, manches aber schon.

 

Den Songs von „Dreamers“ dürfte es gut getan haben, dass die einzelnen Bandmitglieder nach der kräftezehrenden Tour zum Debüt eben nicht nach Berlin zurückgekehrt sind, sondern sich aufmachten in ihre Heimatländer Italien, USA und Großbritannien. Das Album entstand vor der beeindruckenden Naturkulisse des pazifischen Nordwestens im Studio von Ryan Hadlock. Wandel, Vergänglichkeit, aber auch Hoffnung sind die Themen des Albums.

 

Musikalisch wurde der Sound erweitert. Der Folk wird nun teilweise sogar gänzlich zurückgedrängt. Die Mighty Oaks lassen jetzt auch mal eine elektrische Gitarre zu. Und ganz viel Pop. Der Albumeinstieg mit dem schwelgerischen „All I Need“ ist dann auch eher in der Coldplay-Ecke denn bei den frühen Mumford & Sons zu finden. „Be With You Always“ ist sogar als waschechter Popsong für das Radio auszumachen. Eine gute Hookline, Keyboard, Piano und eine unaufdringliche Gitarre sorgen dafür, dass die nette Melodie und der überschwängliche Refrain vielen Hörern gefallen dürfte.

 

Das ist ja sowieso alles sehr herzlich hier. Das ruhige „Burn“ ist eher dem Americana-Sound denn dem Folk zugetan. „Call Me A Friend“ erinnert sogar an die Eagles. Mit der (Piano-)Ballade „Don´t Lie To Me“ geht es dann erstmals wieder zurück zu den Folkwurzeln. „Dreamers“ ist ein weiterer Popsong für die Radiostationen dieser Welt. Leider ist die Nummer derart aufdringlich, dass sie irgendwann anfangen wird zu nerven. Dafür lässt „Dust“ die Gitarre sehr schön schweben. Großartiger Song! Mit „Higher Place“ holt das Trio zunächst sogar den Groove in das Album. Leider verliert sich der Track dann doch in Popgefilden, die zwar gefällig sind, aber auch recht belanglos. Das verträumte „Look Inside“ gefällt da mehr und mit „Never Look Back“ gibt es noch mal feinen Folkkpop auf die Ohren. „Raise A Glass“ ist eigentlich recht ordentlich, wäre da nicht dieser nervige Woooohoooooo-Chor. „The Great Unknown“ lässt „Dreamers“ mit dem für die Mighty Oaks typischen Harmoniegesang ausklingen.

 

Fazit: Die Mighty Oaks haben ihren Sound auf „Dreamers“ um Popmusik und Americana erweitert. Der Folkanteil wurde deutlich zurückgeschraubt. Die Songs sind allesamt nett, können sich aber von der Masse kaum absetzen. Nette Musik, die demnächst sicher die eine oder andere Hipster-Studenten-WG-Küche beschallen wird. Die Verpackung ist eine andere, aber letztlich bleibt das Songwriting wie gehabt. Herzliche Musik für herzliche Menschen!

 

https://mightyoaksmusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mighty Oaks: Howl

Mighty Oaks: Howl

Universal

VÖ: 28.02.2014

 

Wertung: 7,5/12

 

Ein Brite, ein Italiener und ein Amerikaner, die zusammen in Berlin wohnen und ein Folkalbum aufnehmen, ist auf dem Papier schon eine recht ungewöhnliche Konstellation. Im Falle der Mighty Oaks ist aber genau das der Fall. Was dieses Trio musikalisch auf die Beine stellt ist hingegen nicht so überraschend. Folk ist ja wieder schwer angesagt und Satzgesang und Mandolinen hat ja so ziemlich jede Indiefolkband im Gepäck. Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders versuchen nun mit „Howl“ den Beweis anzutreten, dass das Genre noch eine weitere Band vertragen kann.

 

Und ja, irgendwie ist für die Mighty Oaks zwischen den Lumineers, Mumford & Sons, den Fleet Foxes oder Of Monsters And Men – um nur einige der jungen Wilden zu nennen – sicher noch ein Plätzchen frei. Oder anders gesagt: wer mit den genannten Bands etwas anfangen kann, wird auch ziemlich sicher die Mighty Oaks schnell in sein Herz schließen. Die drei Herren machen es einem aber auch wahrlich einfach sie zu mögen. Wer in „Howl“ nicht auf der Stelle verliebt ist hat kein Herz. Ob diese Liebe allerdings das Zeug hat auch die Zeiten zu überstehen, wenn der Verstand wieder einsetzt, muss zumindest hinterfragt werden. Irgendwann legt man die rosarote Brille ja auch wieder ab. Und dann? „Howl“ bleibt eine herzliche Platte, aber eben auch extrem austauschbar.

 

Die Mighty Oaks machen auf diesem Album vieles richtig, keine Frage. Tolle, luftige Songs, Melodien, die den Frühling einläuten, tolle Instrumentierung, butterweicher Gesang der sich wie eine Decke um den Zuhörer legt, bezaubernde Arrangements – und doch ist dies leider wenig eigenständig. Man hört sich gerne „Brother“ an, wie es da so locker aus der Hüfte kommt. Beschwingt geht es los und so geht es auch weiter. Die Variationen sind marginal, aber doch vorhanden. „Seven Days“ drosselt das Tempo etwas herunter, ist aber immer noch so lieblich wie die mit Tau bedeckte Frühlingswiese. „Back To You“ zupft ein bisschen an der Melancholie herum und „When I Dream, I See“ ist so ruhig, dass man dazu am Lagerfeuer seinen Gedanken nachhängen möchte. Der Gesang hebt dann aber doch noch mit voller Inbrunst ab, lässt einen die müden Knochen aber auch nicht mehr erheben.

 

„Just One Day“ ist auch nach diesem Muster gestrickt. Mumford & Sons können das mit dem Spannungsbogen aber besser. Mitreißender sind die Jungs auch. Die Mighty Oaks schlagen sich aber tapfer, bisweilen sogar sehr gut. „Shells“ gehört nicht unbedingt dazu, und auch „You Saved My Soul“ kommt nicht über ein nett hinaus. Immerhin sammeln die Herren mit dem Refrain schon verloren gegangenes Terrain wieder ein. „The Golden Road“ kommt dann endlich wieder etwas dreckiger daher - und aus den Puschen! Geht doch! Danach wird leider wieder die Drosselung reingehauen. Letztlich gleichen sich die Spannungsbögen der einzelnen Songs zu sehr: leiser, reduzierter Anfang, fluffiger Mittelteil und dann haut man die Pathoskeule raus. Ein jeder Song ist für sich gesehen gut bis sehr gut, nur am Stück hat „Howl“ dann doch zu viele Längen. Dies wird bis zum Titelstück am Schluss auch nicht mehr besser.

 

Fazit: Mit den Mighty Oaks drängt eine weitere Band in den Folksektor. Ist ja gerade total angesagt und erfolgreich und da sind die Damen und Herren der Labels natürlich auf der Suche. Die Mighty Oaks legen mit „Howl“ ein passables bis gutes Album vor. Es unterscheidet sich zwar nicht wesentlich von den anderen Alben der neuen Folkgeneration, aber das ist ja nicht weiter tragisch. Tragisch ist an dieser Platte sowieso nichts. Der Songaufbau und der Spannungsbogen bedürfen noch ein paar Überarbeitungen, aber alles in allem kann man „Howl“ trotz ein paar Längen gut durchhören. Und immer dran denken: wer sich nicht auf der Stelle in dieses Album verliebt hat kein Herz!

 

http://www.mightyoaksmusic.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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