Eddie Vedder: Earthling

Eddie Vedder: Earthling

Universal

VÖ: 11.02.2022

 

Wertung: 8,5/12

 

Eddie Vedder spielt aktuell mit einer Art Supergroup ein paar Konzerte. Die Band nennt sich – in Anlehnung an sein neues Soloalbum – The Earthlings. Neben seinem alten Kumpel Glen Hansard ist Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers mit am Start. Josh Klinghoffer, ehemals ebenfalls bei den Red Hot Chili Peppers aktiv und nun ein Tourmitglied von Pearl Jam, Produzent Andrew Watt und Chris Chaney vervollständigen die Kapelle, die sich durch jede Menge Coverversionen fräst oder auch mal Obskures wie „Dirty Frank“ von Vedders Hauptband raushaut. Auch für „Earthling“ hat Vedder jede Menge Gäste versammelt. Smith, Klinghoffer, aber auch Elton John, Stevie Wonder und Ringo Starr sind dabei! Man hätte gerne das Telefonbuch von Vedder. „Earthling“ wird so natürlich noch mal aufgewertet, aber Vedder hat natürlich auch die Stahlkraft das Werk ganz allein zu tragen.

 

Im Gegensatz zu „Ukulele Songs“ ist „Earthling“ nun ganz anders ausgefallen und nicht nur auf das kleine Instrument mit den vier Saiten reduziert. „Earthling“ ist zudem unglaublich breit aufgestellt. Manchmal springt der gute Eddie mit seinen Mitstreitern ein bisschen viel zwischen den Stilen und Genres hin und her. Man hört aber stets, dass die ganze Mannschaft unglaublich viel Spaß beim Einspielen hatte.

 

Mit „Invincible“ startet Vedder beschwingt und mit einer ansteckenden Leichtigkeit in das Album hinein. Da scheint er sich den Peter Gabriel der 80er zum Vorbild genommen zu haben. Mit „Power Of The Right“ wird anschließend ein Song rausgehauen, der an die schwachen letzten Rocksongs seiner Hauptband erinnert. Eher unspannend. Die Tom Petty-Reminiszenz „Long Way“ macht da schon wesentlich mehr Laune. „Brother The Cloud“ könnte man sich ebenfalls von Pearl Jam vorstellen. Das ist aber auch ein passendes musikalisches Gewand für die offensichtliche Hommage an seinen verstorbenen Freund Chris Cornell. Eine Hymne, die Cornell würdevoll den Teppich ausrollt und zwar ohne dabei zu rührselig zu werden – gut gemacht!

 

„Fallout Today“ gefällt mit einer luftigen Instrumentierung, zitiert dabei sogar an der ein oder anderen Stelle den guten alten Glamrock. „The Dark“ behält sich diese beschwingte Leichtigkeit bei und gefällt mit diesem ganz großen Refrain, der Springsteen gefallen wird. Überhaupt stand der Boss im Geiste wohl Pate für diesen wunderbaren Song. „The Haves“ ist eine schöne Ballade und „Good And Evil“ haut im Stile von, sagen wir mal „Last Exit“, auf die Kacke. „Rose Of Jericho“ bleibt dem Punkumfeld treu. Vedder ist ja nicht umsonst der Präsident von einem Ramones-Fanclub. „Try“ ist völlig durchgedreht. Man höre nur mal auf die Mundharmonika – na, wer spielt die wohl? Die rockige Nummer geht irgendwo zwischen Cali-Punk und Rockabilly über die Ziellinie. Großartig! „Picture“ bittet zum Saloon-Tanz. Das Duett mit Elton John, der hier auch in die Tasten haut, rock and rollt schmissig aus den Boxen. „Mrs. Mills“ kommt dann bei den Beatles aus der zweiten Hälfte der 60er an – und dies nicht nur weil Ringo hier in der Schießbude sitzt. Als „letzter Spezialgast, den ich nie wirklich kennenlernen durfte“, wie Vedder es selbst sagt, ist sein Vater Edward Severson auf „On My Way“ dabei. Die sphärische Nummer beendet „Earthling“ schließlich als Collage.

 

Fazit: Eddie Vedder hat mit „Earthling“ einen bunten, musikalischen Strauß zusammengestellt. Alles hätte er bei seiner Hauptband sicher nicht durch die Kontrolle bekommen. Nicht, weil das Material schlecht ist, sondern weil es dann teilweise doch zu weit von Pearl Jam entfernt ist. So macht natürlich auch ein Soloalbum Sinn. Von Punk über Pop mit 80ies-Anleihen bis zu den Beatles reicht hier das musikalische Spektrum. Tolles Gäste, tolle Songs und eine teilweise mitreißende Leichtigkeit sorgen dafür, dass „Earthling“ ein gutes Album geworden ist!

 

https://pearljam.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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