Caligola: Back To Earth
Universal
VÖ: 02.03.2012
Wertung: 7,5/12
Herrschaftszeiten, jetzt lasst sie doch mal machen! Die Rede ist von Björn Dixgård und Gustaf Norén, den beiden Köpfen und Stimmen hinter Mando Diao. Die ersten Nörgler fragen ja schon wieder, ob die
beiden denn jetzt größenwahnsinnig geworden sind. Was soll denn das ganze Künstler- und Netzwerkgerede von und um Caligola? So schwer zu verstehen ist das doch eigentlich nicht. Verschiedene
Kunstformen verschmelzen miteinander und bieten bestenfalls eine ganz aufregende Mischung für die Sinne an.
Im Falle von „Back To Earth“ funktioniert das natürlich einstweilen nur über die musikalische Schiene, die Konzerte dürften da schon wieder ein ganz anderes Kaliber sein. Fakt ist jedenfalls, dass
die Doppelspitze von Mando Diao nicht alleine Caligola ist. Dazu gesellt sich Oskar Bonde von Johnossi, Sängerin Agnes Carlsson, sowie die Erfolgsproduzenten vom letzten Album „Give Me Fire“, den
Gebrüdern Salla und Masse Salazar, die in ihrer Heimat als „Erfinder des schwedischen HipHop“ gelten und mit den Latin Kings zu echten Legenden geworden sind.
Hört sich alles aufregend, geheimnisvoll und mysteriös an, aber um mal in der Fußballersprache zu bleiben: die Wahrheit liegt auf dem Platz. In diesem Falle ist das einstweilen „Back To Earth“. Man
kann sich jetzt noch so beeilen zu sagen, dass dies nichts mit Mando Diao zu tun hat, interessiert letztlich keinen, da sich die ganze Geschichte naturgemäß auf die beiden Mando Diao Mannen
fokussieren wird und auch muss. Ist ja schließlich auch gute Werbung für diese Platte und da gibt es sicher keine zwei Meinungen. Die Stimmen der Herren sind zudem derart markant, dass man sowieso
nicht umhin kommt hier eine Verbindung herzustellen.
„Back To Earth“ führt den Weg von „Give Me Fire“ auf gewisse Art und Weise konsequent fort. Kurioserweise ist die Platte trotzdem weit vom Indierock der Hauptband entfernt. Was sich aber eben schon
dort andeutete, wird nun weiter vorangetrieben. Caligola geben sich ein großes Stück dem Dancepop hin. So verwundert es auch nicht, dass sie auch immer wieder zum Dancehall eine Brücke schlagen.
Soul, Funk und Motown sind aber auch Spielwiesen, auf denen sie sich reichlich austoben. Um es gleich vorwegzunehmen, das trifft nicht immer ins Schwarze, aber oft und dann knallt es richtig
(rein).
Völlig egal, ob das Projekt nun zu ambitioniert ist, eine gehörige Portion Größenwahn eine Rolle gespielt hat – abgesehen davon ist das bei Mando Diao auch nicht anders – wer einen solchen Knaller
wie „Down by the Riverside“ im Gepäck hat, darf sowieso alles. Schon alleine dafür ist „Back To Earth“ eine lohnende Anschaffung. Das Ding wird unaufhörlich vom Bass und den Drums angetrieben und
groovt wie Hölle. Der Backing-Chor erinnert an die alte Motown-Schule und überhaupt ist die Nummer ein Hit. Die Single „Forgive Forget“ kennt man ja bereits und die schlägt in gewisser Weise eine
Brücke von Mando Diao zu Caligola.
Die Dancehalleinspieler überzeugen dafür weniger und „Violettas Dance (If You Want My Love)“ ist letztlich nicht mehr als Discogedöns, da nützt auch die jazzige Trompete recht wenig. „Sting Of
Battle“ geht noch als netter Pop über die Ziellinie, mit dem schwülstigen „Morning Light“ werden sie aber endgültig die Lager spalten und „Raise Your Head“ nervt einfach mit zu vielen
Wiederholungen.
Caligola sorgen aber immer wieder dafür, dass man zurück ins Boot geholt wird. Natürlich ist „My Sister Rising“ in letzter Konsequenz eine Disco-Kirmesnummer – aber eben auch eine saucoole! Oder
nehmen wir „Ride The Night Away“. Das Ding fängt mysteriös an, reift dann aber zu einer ausgewachsenen Dancepop-Sensation heran. Mit „Mr. Morris“ frönen die Herren dann auch mal wieder ihrer Ennico
Morricone Vorliebe. Tarantino wird auf dieser Platte jedenfalls auch wieder Musik für seinen nächsten Film finden. Man muss es dem Mann nur mal sagen.
Fazit: Caligola mag nur ein Projekt sein und man weiß nicht, wo das hinführt, ob überhaupt eine Fortsetzung geplant ist und es kann sein, dass der Spuk genauso geheimnisvoll beendet wird, wie er eben
begonnen hat. Das Seitenprojekt der Mando Diao Köpfe ist deswegen aber nicht minder interessant und tobt sich zwischen Dancehall, Jazz, Pop, Spaghetti-Western und natürlich auch ein bisschen Rock
sehr schön in knapp 50 Minuten aus. Da ist nicht jeder Schuss ein Treffer, aber wenn, dann richtig. „Back To Earth“ ist ein kreatives und interessantes Album mit kleinen Schönheitsfehlern und
Schrammen. Perfekt und klinisch glatt ist ja auch langweilig und um Langeweile dreht sich die Kiste hier nun wirklich nicht! Also, lasst sie doch einfach mal machen!
www.caligola.com
Text: Torsten Schlimbach