The Black Crowes: The Southern Harmony And Musical Companion (2CD Deluxe Edition)
Universal
VÖ: 15.12.2023
Wertung: 9/12
The Black Crowes sind hierzulande mittlerweile völlig aus dem kollektiven Musikgedächtnis verschwunden. Weiter verwunderlich ist das nicht, denn das letzte Studioalben erschien vor vierzehn Jahren und die Band musste zudem schon einige Besetzungswechsel hinnehmen. 2015 hat der Jüngere der Robinson Brüder sogar die Auflösung der Band gegenüber dem Rolling Stone Magazin bestätigt. Die Brüder Robinson waren sowieso die einzigen Konstanten im Gefüge. In der ersten Hälfte der 90er schickte sich die Kapelle an, in die Riege der Superstars aufgenommen zu werden. Die Alben „Shake Your Money Maker“, „The Southern Harmony and Musical Companion“ und „Amorica“ wurden von Kritikern und Musikbegeisterten gleichermaßen gelobt. Die Brüder und das Label wissen natürlich um die Stahlkraft dieser Alben und somit wird das Zweitlingswerk erneut veröffentlicht. Man sollte hier mindestens zur Deluxe Edition greifen, denn selbige hat doch einiges an Mehrwert zu bieten. Auf der Homepage der Band gibt es sogar eine signierte Ausgabe mit jeder Menge Klimbim, die dann aber auch entsprechend teuer ist.
„Sting Me“, „Remedy“ oder die Überballade „Thorn In My Pride“ sorgten vor mehr als dreißig Jahren dafür, dass The Black Crowes durch die Decke schossen. Der Southern Rock war aber nicht nur retro, sondern auch immer mit Elementen des damals grasierenden Indie-Rocks versehen. Für den Moment traf die Band einfach den Nerv der Zeit und für Rockbands waren die 90er sowieso ein Goldgräber-Jahrzehnt. Das ist längst vorbei, aber warum das so war, kann man auch an dem langsamen Stampfer „Sometimes Salvation“, welcher auch mit Blues-Elementen spielt oder dem lupenreinen Rocker „No Speak No Slave“ überprüfen. Die Mischung aus Led Zeppelin und den Rolling Stones ist einfach ein ziemliches Brett. „My Morning Song“ oder der akustische Lagerfeuerabschluss „Time Will Tell“ machen „The Southern Harmony And Musical Companion“ so richtig rund. Soundtechnisch wurde das überarbeitet, aber so richtig optimal ist der Klang dann nicht, da wäre mehr drin, denn so klingt das alles etwas dünn.
Die zweite CD beginnt mit einem ganz besonderen Schmankerl. „99 Pounds“ ist ein Memphis-Soul Klassiker, den Ann Peebles 1972 auf „Straight From The Heart“ veröffentlichte. Die Black Crowes fügten ihrer Version eine ordentliche Portion Rockdreck hinzu. Sehr coole, sehr lässige Interpretation! „Darling Of The Underground Press“ ist eine Southern Rockperle wie sie im Buche steht. „Rainy Day Women No. 12 & 35“ passt perfekt zu den Black Crowes, allerdings wird der Song wesentlich schmissiger als bei Dylan gespielt. Gutes Ding! „Sting Me (Slow)“ ist lässiger Blues, cooler Southern Rock, atmet dazu den Geist von Soul und Gospel – was soll man sagen? Großartig, oder?! Die Live-Songs wie „My Morning Song“ oder „Black Moon Creeping“ unterstreichen, dass die Krähen live zu den ganz Großen zu zählen waren. Das ist schon das oberste Regal – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger! „Remedy“ beweist das zum Schluss der Deluxe Edition auch noch mal.
Fazit: The Black Crowes hatten in der ersten Hälfte der 90er eine wahnsinnig produktive Phase. Die ersten drei Alben sind toll und sollten eigentlich zu den Klassikern dieses Jahrzehnts gehören. Das zweite Album „The Southern Harmony And Musical Companion“ wird nun noch mal in vielen tollen Konfigurationen aufgelegt. Die Deluxe Edition hält auf zwei CDs das eigentliche Album und einen Überblick der raren und Live-Songs bereit. Für Musikliebhaber ist das Ostern, Weihnachten und Geburtstag zusammen!
Text: Torsten Schlimbach