Nathan Gray: Working Title

Nathan Gray: Working Title

End Hits Records/Cargo

VÖ: 07.02.2020

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Nathan Gray scheint seine Krise überwunden zu haben. Jedenfalls deutet sein neues Album „Working Title“ mehr als nur an, dass die Dämonen in Form einer Depression erkannt und behandelt werden und er seine Lebenskrise gemeistert hat. Gray gibt sich geläutert und die Zeiten, als er auf rechten Wegen im Internet keifte und austeiltet, scheinen endgültig vorbei zu sein. Gray möchte nun Brücken bauen und den Zusammenhalt aller Menschen in den Fokus rücken. „Working Title“ ist auf dieser Basis sogar ein fröhliches und lebensbejahendes Album geworden.

 

Gray wirft sich gleich zu Beginn mit „In My Defense“ mit ganz viel Herzblut in das Album. „I´m A Lot“ lässt den Fuß noch etwas auf dem Gaspedal. Der Titeltrack – „Working Title“ - ist die große Hymne der Platte, die er hier zusammen mit Chuck Ragan intoniert. Da darf man sich durchaus schon mal über eine dicke Gänsepelle freuen. „What About You“ wäre im Grunde der pure Kitsch, die lärmende Gitarre und der pumpende Bass retten das Stück aber ganz lässig über die Ziellinie. Auch „Refrain“ ist ganz weit weg von seiner Band Boysetsfire. Diese leise und zurückgenommene Nummer geht unter die Haut. Das erinnert an den Boss.

 

„Still Here“ wird mitunter den einen oder anderen Fan verschrecken. Das ist schon sehr poppig. „The Markings“ holt aber wieder alle zurück. Frank Turner dürfte der Track jedenfalls gefallen. Das Ding hat aber auch unverschämte Hitqualitäten gepaart mit ordentlich Schmackes. Der Grundton dabei ist immer überaus positiv. So auch bei „Hold“. Auf dem Album reiht sich Hymne an Hymne. Mit „Mercy“ geht es ans Lagerfeuer, bevor „No Way“ wieder zum Tanz im Moshpit bittet. „Never Alone“ hätte es nicht gebraucht, der Song ist doch reichlich uninspiriert. „The Fall“ kriegt wieder die Kurve. Wie sich Gray in solche Songs wirft, erinnert immer an den schon erwähnten Frank Turner. Man hört einfach, dass das aus tiefster Überzeugung gespielt und gesungen wird. Authentisch und gut! Mit dem Akustiksong „Down“ singt sich Gray ganz zum Schluss noch mal in alle Herzen.

 

Und Akustiksongs gibt es auf einer zweiten CD – „The Little Eden Sessions“ betitelt – noch weitere acht. Der Live-Charakter der Songs gibt selbigen noch mal eine ganz besondere Note. „In My Defense“ singt Gray, als ginge es um alles. Alles! „I´m A Lot“ ist mit Strom allerdings nachhaltiger. Trotzdem macht es Spaß dieser Nummer, wie auch „Working Title“ oder „Still Here“, zu lauschen. Gray lacht viel und gerne – nachzuhören bei dem siebten Take von „Hold“. „No Way“ und „Never Alone“ und besonders „Down“ lassen den Hörer am Entstehungsprozess dieser Songs ein klitzekleines Stück teilhaben. Für Fans eine ganz feine Geschichte.

 

Und wer sich das Ganze von Nathan Gray erklären und zeigen lassen möchte, guckt sich die knapp 40-minütige DVD an. Gray lässt hier durchaus einen Blick in sein Seelenleben zu. Die Musik gewinnt zudem an Intensität, wenn man sieht, mit welcher Hingabe Gray diese Lieder singt und spielt!

 

Fazit: Nathan Gray hat ein tolles Soloalbum aufgenommen. „Working Title“ hat viele Hymnen am Start, Singer/Songwriter-Romantik und alles in allem eine positive Energie, die mitreißend ist. Eine zweite CD und die beiliegende DVD lassen den Zuhörer zudem am Entstehungsprozess teilhaben. Das Album sollte man dieses Jahr auf jedem Fall auf dem Zettel haben!

 

https://www.facebook.com/nathangraymusic/

 

Text: Torsten Schlimbach

Nathan Gray: Live in Wiesbaden/Iserlohn (2 CDs + DVD)

Nathan Gray: Live in Wiesbaden/Iserlohn (2 CDs + DVD)

End Hits Records/Cargo

VÖ: 08.02.2019

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Nathan Gray hat im vergangenen Jahr großartige Konzerte in außergewöhnlichen sowie bemerkenswerten Locations gespielt. Das waren auch ganz besondere Shows, die der Mann mit seinen beiden Mitstreitern, Sisters Of Mercy-Gitarrist Ben Christo und der erfolgreichen Cellistin Isabelle Klemt, bestritt. Die intimen Rahmenbedingungen passten zu den Songs und der Triobesetzung. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass dies für Nathan Gray auch immer ein bisschen wie eine Therapiesitzung war. Davon kann man sich nun auf „Live in Wiesbaden/Iserlohn” erneut überzeugen.

 

Das schöne Digipack hält dann drei Silberlinge für den geneigten Fan bereit. Jeweils eine CD ist dem Konzert in Wiesbaden und Iserlohn gewidmet. Eine DVD präsentiert die Geschichte dann auch noch visuell. Die beiden Setlisten gleichen sich größtenteils, sind allerdings in der Reihenfolge hin und wieder etwas anders angeordnet worden. In Wiesbaden fand in der Ringkirche auch nur ein Konzert statt, während in der Deckenhöhle in Iserlohn am 26. & 27.05.2018 das Trio auf der Bühne stand. Insofern handelt es sich bei der zweiten CD auch um einen Zusammenschnitt und Mix der beiden Abende!

 

Die Atmosphäre hat sicherlich dazu beigetragen, dass der Boysetsfire-Frontmann zwischen den Songs hin und wieder auch sehr intime Dinge erzählte. Das reicht von einer handfesten Depression bis hin zu einem Missbrauch in seiner Kindheit. Er berichtete aber auch, wie er damit umging und somit ist das durchaus auch für die Zuschauer kraftspendend.

 

Wenn bei „Walk“ oder „Burn Away“ die Tränchen kullern, dann läuft wohl einiges richtig und Musik wird zur intensiven Erfahrung. „Alone“ ist auch eine Nummer, die für eine kollektive Gänsehaut sorgt. Das hat nicht nur für Gray therapeutische Wirkung, auch seine Fans werden für die Dauer des Konzerts aus dem Alltag entführt. Das sind dann Erfahrungen, die einen danach noch ein paar Tage auf einer Wolke schweben lassen.

 

Fazit: Nathan Gray solo ist eine ganz intensive und spezielle Erfahrung. Die Songs kommen in diesem reduzierten und puristischen Gewand mit einer Kraft daher, dass es fast schon spirituelle Züge annimmt. Auch aus der Konserve sorgt das für eine dicke Gänsepelle und wohlige Schauer auf der Haut. Authentische Musik für die ganz besonderen Stunden!

 

https://de-de.facebook.com/nathangraymusic/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch