The Stranglers: The Old Testament - The U.A. Studio Recordings (1977-1982)

The Stranglers: The Old Testament - The U.A. Studio Recordings (1977-1982)

EMI

VÖ: 24.05.2013

 

Wertung: 8/12

 

Punkbands gab es Ende der 70er viele. Ebenso zeichnete sich am Horizont schon die Schwemme des New Wave ab. Eine Band, die sich nach ihrer Gründung 1994, zwischen alle Stühle setzte waren The Stranglers. Bis heute tun sich die Gelehrten schwer daran für den Sound die richtige Schublade aufzuziehen. Für die Punkfraktion sind zu viele Elemente in den Songs zu finden, die viel zu ausgefeilt sind und für die New Waver ist der Punkanteil immer noch zu hoch um die Musik der Stranglers lupenrein dem New Wave zuzurechnen. Und dann ist der Sound ja auch noch von diesem charakteristischen Keyboard durchzogen, der dies alles nahe an den Pychedelic-Rock rückt. Hin und wieder kommen einem da sogar The Doors in den Kopf. Der Band kam dies ganz gelegen, denn Erwartungshaltungen mussten so erst gar nicht erfüllt werden. Im weiteren Verlaufe der Karriere sollte sich aber auch bei den Unangepassten einiges ändern und somit wurden die Songs zusehends poppiger.

 

Jetzt erscheint mit „The Old Testament - The U.A. Studio Recordings (1977-1982)“ die bedeutendste Phase dieser Band als Box-Set. Optisch ist das Teil nicht gerade ein Bringer und spätestens seit Mitte der 90er ein Fall für die Geschmackspolizei. Immerhin hat man es nicht versäumt dem dicken Brocken ein Booklet beizulegen. Einige schöne Fotos und Abbildungen der Singles ergänzen die Songinformationen ganz wunderbar. Das Set selber besteht aus fünf CDs und den sechs auf dem United Artists-Label erschienenen Studio-Alben „Rattus Norvegicus“, „'No More Heroes“, „Black And White“, „The Raven“, „The Gospel According To The Meninblack“ und „La Folie“. Abgesehen davon gibt es hier auch die Single A- und B-Seiten, sowie einige Raritäten. Im Grunde ist dies das Sorglospaket von The Stranglers und dies auch noch für schlappe 18 Euro.

 

Die erste CD ist noch recht ungestüm und Song wie „Sometimes“, „Ugly“ „Dead Ringer“ oder „Bitching“ - um nur einige zu nennen – sind schon recht ungewöhnlich bis dilettantisch. Und dann wären da aber auch noch die Hits, die es eben zu diesem Zeitpunkt auch schon gab. „No More Heroes“ ist so ein Ding oder „Hanging Around“. „Peaches“ dürfte mittlerweile sogar als Klassiker durchgehen. Das Stück, welches von den Keyboards und dem Bass vorangetrieben wird, setzt sich mit seiner unwiderstehlichen Hookline lange im Ohr fest. Immer noch. „Peasant And The Big Shitty“ eröffnet die zweite CD standesgemäß. Der ganze Wahnsinn von The Stranglers kommt hier zum Vorschein. Eingängige Keyboardflächen, Schrammelgitarren und ein Gesang, der Pil wie Schulkinder aussehen lässt. „English Towns“ ist sicher ein erster Fingerzeig in Richtung Pop, wohingegen „5 Minutes“ völlig abgedreht ist. „Nice ´n´ Sleazy“ darf selbstverständlich nicht fehlen, war ja immerhin auch so etwas wie ein Hit. Selbiges gilt auch für „Walk On By“, welches in der Langversion vorliegt. Dem Burt Bacharach Song drückten die Stranglers ihren ganz eigenen Stempel auf und machten das Stück zu einem ganz eigenen. Mit „Old Codger“ unterstreicht die Band, dass sie auch amerikanischen Klängen offen gegenübersteht – zudem extrem tanzbar.

 

Die dritte CD kommt mit „Longships“ und dem epischen „The Raven“ mit einem ganz anderen Sound daher. „Baroque Bordello“ hat glatt etwas sakrales, was in Zusammenhang mit Text und Titel schon wieder jeder Beschreibung spottet. „Duchess“ ist dann ein waschechter Poptrack im 80er Gewand. Ab jetzt waren die Stranglers sehr viel strukturierter. Das Torso der Anfangszeit blickt bei Stücken wie „Genetix“ oder „Yellowcake“ natürlich immer wieder durch. Wie man catchy Songs schreibt, wussten die Herren zu diesem Zeitpunkt aber ganz genau – zu überprüfen bei „Who Wants The World“. Die vierte CD beheimatet Unentschlossenes wie „Thrown Away“, dem komplett die Inspiration fehlt oder Kurioses wie „Manna Machine“: Dem gegenüber steht dann ein fluffiger Song vom Schlage „Pin Up“. Den größten Hit und gleichzeitig besten Song gibt es mit „Golden Brown“ natürlich auch. Die Nummer hat allerdings nicht viel mit dem Rest der Stranglers zu tun. Charakteristisch ist das Cembalo und der ständige Wechsel zwischen 6/8 und 7/8 Takt. Bei uns kennt man das Stück zudem auch noch aus Schlagerrallye-Zeiten. „Strange Little Girl“ nimmt gar das vorweg, was The Smiths groß machen sollte.

 

Die Raritäten-CD beinhaltet einige Radio-Edits wie von „Peaches“, „No More Heroes“ oder „Walk On By“. Dazu gesellen sich die `12 Mixe etwas von „Bear Cage“ und „Sha Sha A Go Go“. Was darf auf einer solchen Zusammenstellung nicht fehlen? Richtig! Liveaufnahmen. „Peasant in the Big Shitty“ und „Tits“ kommen sogar in recht ansprechender Qualität daher. Hörenswert sind auch „Mony Mony“ aus dem Jahre 1968 bei der Celia & the Mutations ebenso mit am Start sind, wie auch bei „Mean To Me“.

 

Fazit: „The Old Testament - The U.A. Studio Recordings (1977-1982)“ von The Stranglers hat auf seinen fünf CDs eigentlich alles zu bieten, was man von dieser Band kennen sollte. Die Box selber ist zwar für die Tonne, besonders vor der Hintergrund, dass der Platz für die sechste CD eben leer bleibt, aber alles in allem ist das schon eine tolle Werkschau. Der Sound ist zwar hin und wieder unterirdisch, aber so ist das eben bei einer Mischung aus Punk und New Wave. Anhand der Silberlinge lässt sich zudem sehr gut die Entwicklung der Band verfolgen, die für kurze Zeit beim Pop Station machte. Gehört in jede anständige Musiksammlung!

 

http://www.thestranglers.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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