Within Temptation: Worlds Collide Tour – Live In Amsterdam
Force Music Recordings
VÖ: 21.06.2024
Wertung: 9/12
Within Temptation waren einst nur die dritte Kraft im Symphonic Metalfach. Mittlerweile hat die Band um Goldkehlchen Sharon den Adel aber den Platz an der Sonne erobert und Mitbewerber wie Nightwish längst überholt – auch, was die Relevanz betrifft. Jetzt kommt die Band mit einem Live-Werk um die Ecke. Die Audioaufnahme ist zwar schön, aber man sollte doch gleich zu jener mit den bewegten Bildern greifen. Die Band hat einiges zu sagen, nicht nur musikalisch sondern auch politisch und da ist die visuelle Botschaft mittlerweile auch von immenser Bedeutung.
Guckt man sich die Trackliste an, dann dürften Fans, aber auch Gelegenheitshörern das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Worlds Collide Tour – Live In Amsterdam“ ist durchaus ein Statement wenn man die Ansammlung an Hits hier sieht. Natürlich ist das hier alles schön durchchoreografiert, interessanterweise schafft es die gute Sharon aber eine gewisse Intimität und Nähe zum Publikum aufzubauen.
Musikalisch ist das hier über jeden Zweifel erhaben. Die Produktion ist natürlich fett und doch ist das im Live-Gewand sehr viel authentischer als der klinische Sound der Studioversionen. Eine gewisse Nähe zur Sängerin entsteht schon alleine durch „Supernova“, jener Song der den Adel hörbar nahe geht - entstand die Nummer doch, als ihr Vater im Sterben lag.
Der Auftakt mit „Our Solemn“ und „Faster“ ist sensationell gut. Die Rede vor „Stand My Ground“ wirkt gekürzt, was schade ist. Die Botschaften sind der Band ja durchaus ein Anliegen, warum dann also nicht komplett auf die Audioveröffentlichung unterbringen?! „Iron“ oder „Ice Queen“ sind Hits von Within Temptation die den Test der Zeit gut bestehen. Schön sind die Mitsingparts des Publikums im Ziggo Dome. Amy Lee von Evanescence ist als Duettpartnerin bei „The Reckoning“ dabei – Gänsehaut garantiert! Ganz große Darbietung! Wenn die letzten Klänge von „Mother Earth“ verklungen sind, dann weiß man, dass man da eben ein tolles Live-Album gehört hat!
Fazit: Within Temptation sind live so viel besser wie im Studio. Die klinischen Sounds weichen einer druckvollen und authentischen Darbietung! Das ist nicht nur für Beinhartfans ein Muss, sondern alle, die mit Metal oder härteren Klängen, die aber mit einem klassischen Unterbau versehen sind, etwas anfangen können, sollten dieses Album unbedingt mal antesten!
https://www.within-temptation.com/
Tex: Torsten Schlimbach
Within Temptation: Bleed Out
Music on CD/H'Art
VÖ: 20.10.2023
Wertung: 7,5/12
Die niederländischen Symphonic-Rockmetaller von Within Temptation veröffentlichen mit „Bleed Out“ nun schon das achte Studioalbum. Vor 26 Jahren, als die Band erstmals so richtig auf der Musiklandkarte auftauchte, hat wohl kaum einer damit gerechnet, dass sich die Kapelle so lange halten kann. Eine große Anhängerschaft steht der Band treu zur Seite und somit wird „Bleed Out“ sehnlichst erwartet. Die Songs dazu haben teilweise schon eine lange Reise hinter sich. Sängerin Sharon den Adel sagt im Zuge dieser Veröffentlichung, dass sie schon im Winter vor der Pandemie mit dem Schreiben angefangen haben. Ein Pandemie-Album ist es trotzdem nicht geworden.
Inhaltlich hat die Band seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine ihren Schwerpunkt vom Schreiben über gesellschaftliche Themen auf die Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine, die Notlage der Frauen, die im Iran für ihre Freiheit kämpfen, und die komplexen Fragen, die mit dem Recht der Frau auf freie Wahl verbunden sind, verlagert.
„Worth Dying For Wake Up“ ist in vielerlei Hinsicht ein Kernstück des Albums. Textlich, aber auch musikalisch steht die Nummer exemplarisch für „Bleed Out“. Der ganz große Bombast wird hier ausgepackt. Pathos schwang ja schon immer bei Within Temptation mit. Der melancholische Unterton sorgt für eine Gänsehaut und der Gesang ist gut, aber nicht drüber, wie es oftmals bei Symphonic-Metal der Fall ist. Ein amtliches Solo darf nicht fehlen. Direkt im Anschluss folgt mit „Ritual“ ein Song, der von Tarantionos „From Dusk Till Down“ inspiriert wurde. Das hört man jetzt nicht unbedingt, denn letztlich klingt das Ding eben nach Within Temptation – allerdings nicht mehr so schwermütig, sondern auf eine gute Art und Weise lässig.
Mit „We Go To War“ startet die Kapelle mit einem sehr ernsten Thema in das Album, welches musikalisch entsprechend umgesetzt wird. „Bleed Out“ hat zwischen Sinfonie und schweren Gitarren auch Platz für den Pop gelassen. Das wird alles mit einer Inbrunst vorgetragen, wodurch die ganze Traurigkeit kongenial transportiert wird. Das haut aber nicht immer hin - „Wireless“ ist beispielsweise einfach zu vollgepackt. Das harte „Cyanide Love“ ist an der einen oder anderen Stelle auch viel zu überladen. „The Purge“ trifft wieder den richtigen Ton und zusammen mit „Don´t Pray For Me“ wird die ganze Ausweglosigkeit (der Menschheit) mit sehr vielen Emotionen dargeboten. „Shed My Skin“ mit Annisokay ist wieder komplett drüber – aufgeladen und aufgeblasen, dass es für 5 Songs reichen würde. „Unbroken“ ist eine laute Ballade. „Entertain You“ ist als Rausschmeißer fast verschenkt, denn die Nummer hat sogar Single-Qualitäten.
Fazit: „Bleed Out“ von Within Temptation ist von der Thematik her bisweilen ein sehr, sehr trauriges Album. Die musikalische Umsetzung ist entsprechend. Hin und wieder ist es, wie bei der Band üblich, auch einfach mal zu viel und zu überladen. Weniger wäre da manchmal eindeutig mehr. Trotzdem trifft die Band auch an der einen oder anderen Stelle den richtigen Ton und dann wird es schwer sich selbigem zu entziehen.
https://www.within-temptation.com
Text: Torsten Schlimbach
Within Temptation: Resist
Universal
VÖ: 01.02.2019
Wertung: 7,5/12
Was den Fortbestand von Within Temptation betrifft, sah es wohl nicht so gut aus. Eine neue Richtung musste her. Jetzt sagt Frontfrau Sharon den Adel, dass es ohne das siebte Studioalbum und den neu eingeschlagenen Weg, die Band nicht mehr geben würde. „Resist“ ist somit einstweilen die Rettung. Und was für eine! Es ist zwar nicht schwer, die vorherigen sechs Alben in die Schranken zu weisen, aber trotzdem hebt sich „Resist“ ganz deutlich von seinen Vorgängern ab.
„Resist“ ist ein dunkles Werk. Mitunter schlägt die Band einen futuristischen Weg ein und malt ein düsteres, musikalisches Bild. Mit dem krachenden und bombastischen „The Reckoning“ manifestiert sich zu Beginn auch gleich die neue Ausrichtung. Endlich schafft es mal eine Band elektronische Elemente und Heavy Rock miteinander perfekt zu vereinen. Der Gesang ist zudem auch sehr zielorientiert und schwingt sich kaum noch in diese unangenehmen Opern-Höhen. Das passt dann meistens sogar, wie bei der Eröffnung des Songs „Endless War“. „Raise Your Banner“ oder „Supernova“ sind vom Titel ja schon derart programmatisch, dass dann musikalisch auch einiges kommen muss, damit es glaubwürdig wird. Und Within Temptation liefern grandios ab.
Klar, „Resist“ ist bombatisch aufgeblasen, aber das war bei diesem Konzeptalbum auch nicht anders zu erwarten. Das und auch den sinfonischen Ansatz muss man mögen. Bei „Holy Ground“ kommt dann auch noch deutlich hörbar der Pop Einluss dazu. Die dezent elektronisch angehauchte Ballade „In Vain“ ist erstaunlich unkitschig. Der Refrain verbreitet ein Fernost-Flair. Die weitere Ballade „Firelight“ wirkt gar wie ein Song einer dieser Serien - bevorzugt mit Drachen. „Mad World“ hat Hitpotenzial, was auch für den letzten Track „Trophy Hunter“ gilt. Es ist gut, dass das normale Album nach zehn Songs beendet wird. Das ist genau die richtige Länge für diese düstere, musikalische Reise.
Fazit: Within Temptation haben mit „Resist“ das beste Album ihrer Karriere aufgenommen. Die Mischung aus elektronischen Elementen und Heavy Rock mit einer großen Portion Bombast ist sehr ausgewogen und harmoniert perfekt zusammen. Mit diesem Werk überholen Within Temptation alle anderen sinfonischen Rockbands und sehen selbige nur noch im Rückspiegel.
http://www.within-temptation.com/
Text: Torsten Schlimbach
Within Temptation: Hydra
Sony/GoodToGo
VÖ: 31.01.2014
Wertung: 6/12
Within Temptation lassen mit ihrem neuen Album alle Kritiker wissen, dass sie unbesiegbar sind. Der gewählte Albumtitel kann durchaus als Kampfansage verstanden werden. Dem schlangenartige Monster Hydra der griechischen Mythologie ist der Legende nach kaum beizukommen. Schlägt man dem Ungeheuer den Kopf ab, dann wachsen an dieser Stelle zwei neue nach. Ähnliches gilt auch für Within Temptation. Die niederländische Band musste im Verlaufe ihrer Karriere schon viele Niederschläge einstecken und die Presse fand auch nicht immer nette Worte. Intern hatten „Within Temptation“ auch mit vielen Querelen zu kämpfen und so kamen und gingen die Musiker. Besonders die Fluktuation hinter dem Schlagzeug war immens hoch. Mit „Hydra“ soll nun auch musikalisch ein Ausrufezeichen gesetzt werden!
Wo Within Temptation sind, ist der Bombast auch nicht weit entfernt. Breitwandsound wohin das Ohr auch hört. Schicht auf Schicht türmt sich auf. Immerhin haben Within Temptation sich auf gewisse Art und Weise ein eigenes Universum geschaffen, denn Musik und Gesang lassen im Zusammenspiel sofort erkennen wer hier so dick aufträgt. Auf „Hydra“ sind die Keyboardflächen wieder sehr präsent. Da können sich bei „Covered By Roses“ noch so die Gitarren durch das Gebälk fräsen, die Tasteninstrumente gewinnen hier schnell die Oberhand. Dazu gesellen sich noch ein paar sinfonische Klänge und dann ist das Potpourri aus Klassik, Musical, Pop und Metal perfekt. Bei „Dog Days“ kommt dann auch noch das Element der Powerballade hinzu. Da werden die Herzen wieder dahin schmelzen. Man muss aber schon hart im Nehmen sein um diesem dick aufgetragenen Bombast etwas abzugewinnen. Orchester-Pop galore.
„Hydra“ lebt ein Stückchen aber auch von den beteiligten Gästen. Nach dem amtlichen Auftakt mit „Let Us Burn“ ist es Howard Jones von Killswitch Engange, der „Dangerous“ in ein rockiges Gewand drückt. Das Zusammenspiel mit Sharon haut aber erstaunlich gut hin. Einer der schnellsten Songs des Albums. Mit „And We Run“ wagen sich Within Temptation sogar an den Crossover heran. Mit Xzbit haben sie dafür auch genau den richtigen Mann in ihr Boot geholt. Zunächst startet die Nummer noch als sinfonische Powerballade durch, bis Xzbit mit seinem Rappart dafür sorgt, dass die ausgetretenen Pfade mal verlassen werden. Trotzdem kann man den Songs natürlich bedenkenlos im Radio spielen, verschreckt wird damit keiner.
Bei „Paradise (What About Us?)“ gibt es dann das Treffen der beiden Frauenstimmen, die dieses Genre nachhaltig definiert haben. Tarja Turunen passt da wie die berühmte Faust auf das Auge. Spannend ist das trotzdem nicht gerade – alles wie gehabt. Daran ändert sich bis Schluss auch nicht mehr viel, da nützt auch der Versuch mit „Tell Me Why“ ein paar Gitarrensalven abzufeuern recht wenig. Der überraschendste Song kommt dann auch am Ende. „Whole World Is Watching“ fährt dann die alte Soul Asylum-Röhre Dave Pirner auf. Der Sound wurde ein bisschen entschlackt. Ein Hauch von HIM weht da durch die Szenerie. Trotzdem ist diese Ballade schmalzig und kitschig und man muss Angst um seine Boxen haben.
Fazit: Wer Within Temptation kauft und bucht, weiß was er bekommt. Dies ist auf dem neuen Album im Grunde nicht sonderlich anders. Wer eine Vorliebe für Breitwandsound hat und aufgetürmte Schichten ganz prickelnd findet, wird die neuen Songs schnell in sein Herz schließen. Die Weiterentwicklung dieser Band ist seit den Anfängen aber sowieso nur von marginaler Bedeutung. Klassische Elemente, sinfonische Klänge und natürlich die berühmten Metal-Einlage geben sich die Klinke in die Hand. Dazu eine dicke Produktion und fertig ist die Soße. Die Gäste sind da das Salz in der Suppe – immerhin. Das stört Within Temptation aber sowieso alles nicht, denn sie sind schließlich unverwundbar. „Hydra“ eben.
http://www.within-temptation.com/
Text: Torsten Schlimbach