Bryan Ferry: Mamouna (Deluxe)

Bryan Ferry: Mamouna (Deluxe)

BMG

VÖ: 17.11.2023

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Mit „Mamouna“ erscheint nun das neunte Studioalbum von Bryan Ferry aus dem Jahre 1994 noch mal. Warum man nicht bis zum Jubiläum im nächsten Jahr warten konnte, muss man nicht unbedingt verstehen. Beim Remaster handelt es sich übrigens auch um jenes von 1999, was jetzt auch ein bisschen seltsam anmutet. Immerhin ist dies die erste Wiederveröffentlichung des Albums. Fantäume werden hier trotzdem wahr, denn es ist ein zweites, bisher unveröffentlichtes Studioalbum mit dem Titel „Horoscope“ enthalten.

 

„Mamouna“ ist ein Meisterwerk. Die Songs sind wunderbar düster. Der Gesang zwischen Hauchen, Coolness und einer großen Prise Bowie verdichtet das zusätzlich. Teilweise wird das abwechselnd von Bass und Gitarre dominiert. „The 39 Steps“ ist in dieser Hinsicht das lässige Paradebeispiel. Der Sound wirkt oft reduziert, geht teilweise Richtung Lounge-Musik, ist aber trotzdem ungemein vielfältig. Die oftmals schwebenden Gitarrenfiguren sind grandios. Dazu gesellt sich immer mal wieder das Saxofon. „N.Y.C.“ hat die Coolness mit Löffeln gefressen, ist gleichzeitig aber auch ein waschechter Ohrwurm. Vielleicht kein Ohrwurm, der mit normalen Maßstäben gemessen werden kann, aber durchaus mit diesen kleinen Haken, die dafür sorgen, dass sich das Stück im Ohr festsetzt. Lässiger war Bryan Ferry nie wieder.

 

Das melancholisch, verträumte „You Painted Smile“ oder das Titelstück „Mamouna“ sind ganz groß. Gesanglich glänzt Ferry bei letztgenannter Nummer über alle Maßen. „The Only Face“ in der Horoscope Version ist faszinierend und düster. „Loop De Li“ kommt in der Horoscope Version noch verruchter daher. „Gemini Moon“ ist in dieser Variante sogar noch ein Stückchen tanzbarer. „Raga“ erinnert an die großen Berlin-Nummern eines David Bowie. Die frühen Instrumentalversionen von „Mamouna“, „Robot“, „The Only Face“ oder „Loop De Li“ von 1989 gewähren Einblicke in den Arbeitsprozess. Ob man sich das allerdings öfters anhören wird, sei mal dahingestellt. Für Fans ist das aber natürlich eine tolle Geschichte. Die Pianoversionen von 1993 gehen allerdings ganz tief und berühren. Die Stimme von Ferry zu den Pianoklängen sorgt schon für die ein oder andere Gänsehaut.

 

Fazit: „Mamouna“ ist ein Meisterwerk. Die düstere Atmosphäre, aber auch die vielfältige Instrumentierung plus die einzigartige Stimme von Ferry machen die Songs zu etwas ganz Besonderem. Es ist ein Hochgenuss, sich dieses Album anzuhören und einzutauchen in diese Welt. Die vielen Instrumentalstücke und Pianoversionen, die auf dieser neuerlichen Veröffentlichung enthalten sind, gewähren einen Einblick in die den Arbeitsprozess und die Entstehungsgeschichte.

 

Text: Torsten Schlimbach

Bryan Ferry: Taxi

Bryan Ferry: Taxi

BMG

VÖ: 25.11.2022

 

Wertung: 8/12

 

„Taxi“ von Bryan Ferry erscheint dieser Tage in einer Neuauflage auf gelbem Vinyl in limitierter Auflage und als CD in einer limitierten übergroßen Hülle im japanischen Stil mit neuem Artwork. Der Zeitpunkt ist allerdings seltsam gewählt. Das 30-jährige Jubiläum des Albums feiert man eigentlich erst nächstes Jahr im März. Vielleicht erhofft man sich vom Weihnachtsgeschäft die kompletten Auflagen auf Vinyl und CD an die Frau und den Mann zu bringen.

 

Bryan Ferry war stets ein Liebhaber von Coverversionen. „Taxi“, veröffentlicht im März 1993, war da auch keine Ausnahme und hat einige seiner beachtlichsten Arbeiten zu bieten. Seine Interpretationen dieser Songs sind recht düster. Es liegt sowieso eine gewisse Schwermut über „Taxi“. Die klare Stimme von Bryan Ferry verstärkt das atmosphärisch ungemein und so wird daraus etwas ganz Spezielles und Schönes.

 

„I Put A Spell On You“ von Screamin' Jay Hawkins' ist unfassbar intensiv. Zu Beginn hört sich das an, als würde ein Raumschiff landen. Danach baut sich die Nummer so auf, als wenn David Bowie bei Pink Floyd singen würde. Die Nummer nimmt einen gleich zu Beginn des Albums gefangen. „Will You Love Me Tomorrow“ wirkt wie in Zeitlupe. Ferry nimmt sich hier ganz viel Zeit für seinen Vortrag. Carole King ist hier kaum noch zu erkennen. „Answer Me“ kommt danach etwas rhythmischer daher. „Just One Look“ schwebt gar aus den Boxen. Die feine Gitarrenarbeit sei hier besonders hervorzuheben.

 

In die dezente Dance-Richtung geht es anschließend mit „Rescue Me“. „All Tomorrow´s Parties“ von Velvet Underground erkennt man nicht mehr wieder. So düster, so traurig, so sphärisch – Bryan Ferry hat etwas ganz Eigenes daraus gestrickt. Zum Glück klingt „Girl Of My Best Friend“ anschließend einige Stufen heller. „Amazing Grace“ wird bei Ferry zu einer Lounge-Kirmes-Nummer. Nicht uninteressant. Der Titelsong „Taxi“ mäandert über fünf Minuten dahin, bevor Ferry mit „Because You´re Mine“ zum Schluss noch ein eigenes, futuristisches Stück eingewoben hat.

 

Fazit: „Taxi“ von Bryan Ferry funktioniert auch im Jahr 2022 noch ganz prächtig. Die Coversongs und Interpretationen von Ferry sind sowieso wie aus der Zeit gefallen und passen daher immer. Die oftmals düstere Grundstimmung sorgt sowieso dafür, dass man „Taxi“ nicht so schnell vergisst. Jetzt kann man das Album noch mal in limitierter Auflage auf Vinyl und CD erwerben. Fans greifen sowieso zu und wer da noch eine Lücke in der Musiksammlung hat, kann diese nun auch schließen.

 

https://bryanferry.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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