Nina Hagen: Was denn…?

Nina Hagen: Was denn…?

Sony/Amiga

VÖ: 28.02.2020

 

Wertung: 8,5/12

 

Nina Hagen wird im März 65 Jahre jung. Dies dürfte Anlass genug sein, um eine ordentliche Party zu feiern. Das Alter gestattet sicher auch mal einen nostalgischen Blick zurück. Sony macht nun genau das und beleuchtet die Anfänge von Nina Hagen und ihre Amiga-Jahre. Nina Hagen war ja schon in der DDR als Sängerin aktiv. Die Compilation „Was denn…?“ befasst sich nun genau mit diesem Karriereabschnitt. Es gibt ja viele halblegale und legale Zusammenstellungen von Nina Hagen, aber ihre DDR-Jahre fristen meist ein Schattendasein, insofern ist dieses Album hier eine tolle Geschichte.

 

Das Digipack lässt auf eine schöne Aufmachung hoffen. Leider bewahrheitet sich das nicht und ausgeklappt macht sich dann doch etwas Ernüchterung breit. Es gibt nicht mal ein Booklet! Das ist schon mehr als dürftig. Hier wäre doch so viel mehr drin gewesen. Der Karrierebeginn hätte mit schönen Liner Notes, Bildern und Texten unglaublich schön in Szene gesetzt werden können. Schade, da wurde eine große Chance verpasst.

 

Musikalisch bietet „Was denn…?“ eine unglaubliche Vielfalt. Nina Hagen ist ja als Punkrock-Ikone und schrille und auch schrullige Künstlerin bekannt. Auf diesem Werk erlebt man noch eine etwas andere Nina. „Das Kommt, Weil Ich So Schön Bin“ oder „He, Wir Fahren Auf´s Land“ sind nichts anderes als Schlager. Mit „Zieh Die Schuhe Aus“ gibt es aber auch eine Funknummer, die unglaublich groovt. Hagen singt ganz famos. Ein kleines Schätzchen, was einen da erwartet. Mit „Komm, Komm“ bleibt sie weiter auf der Funkschiene. Als Zuhörer kann einem da schon mal die Kinnlade auf den Tisch klappen. Der Text, nun ja, aber die Nummer hat derart Pfeffer im Popo, dass es einfach nur Spaß macht.

 

„Mama“ ist eine Mischung aus Boogie und Blues. Gesanglich blitzt da der Wahnsinn und die Stilvielfalt von Hagen auf. „Du Hast Den Farbfilm Vergessen“ muss man ja nicht weiter vorstellen. Den Song dürfte ja nun wirklich jeder kennen. Nicht umsonst gibt es als Bonustrack selbigen auch noch im „Kidda-Color-Mix“ von 92 hier zu hören. Obskuritäten wie „Honigmann“ oder „Hatschi-Waldera“ sind nur schwer zu ertragen und mit „Wenn Ich An Dich Denk“ gibt es typischen 70er Schlager auf die Ohzren. „Ich Bin So Alt“ hingegen schafft es die Stadt Berlin in einen Sound zu gießen. Es ist die Knodderschnauze von Nina Hagen, die das Stück zu etwas Besonderem macht. „Wir Tanzen Tango“ ist musikalisch und textlich ein Spiegelbild seiner Zeit. „Ich Bin Da Gar Nicht Pingelig“ ließ damals schon erahnen, zu was Nina Hagen alles noch fähig sein sollte.

 

Fazit: Endlich werden auch mal die Amiga/DDR-Jahre von Nina Hagen auf einer Zusammenstellung beleuchtet. Das hat Charme und ist von großartig bis kurios sehr vielfältig. Leider hat man es verpasst auch die Optik und Aufmachung entsprechend zu gestalten. Das ist doch etwas lieblos ausgefallen. Trotzdem ist das ein nettes Album für alle, die die Künstlerin Nina Hagen mal von einer anderen musikalischen Seite kennenlernen wollen.

 

https://ninahagendas.beepworld.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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