David Crosby: For Free

David Crosby: For Free

BMG

VÖ: 23.07.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

David Crosby, der alte Knütterer, zählt mittlerweile auch schon über 80 Lenze. Er arbeitet sich im Internet aber nicht nur an Phoebe Bridgers ab, nein, er nimmt auch immer noch fantastische Alben auf. „For Free“ ist eines dieser Alben. Sein Sohn und Multi-Instrumentalist James Raymond hat ihn dabei tatkräftig unterstützt und das Werk auch noch als Produzent begleitet. Mit Donald Fagen ist ein ganz besonderer Gast dabei, denn Steely Dan ist die Lieblingsband von David Crosby.

 

Obwohl Crosby für das neue Album sehr viel mit seinem Sohn gearbeitet hat, verdankt es doch den Namen einer Coverversion einen Joni Mitchell Songs. Crosby hält Mitchell für die größte lebende Songwriterin und hat „For Free“ wundervoll interpretiert und sein neues Werk dann auch gleich so benannt. „Rodriguez For A Night“ mit Donald Fagen lässt seine Handschrift deutlich hörbar erkennen. Jazz wurde in diesem Stück über die Gesetzlosen sehr fein und detailliert eingewoben. Das langsame „Secret Dancer“ bleibt dieser Richtung weitestgehend treu.

 

Man muss an dieser Stelle auch mal die Produktion loben. Hier ist alles sehr klar und fein austariert worden. Jede Nuance, jedes Instrument ist sehr fein herauszuhören. Das teilweise filigrane Bassspiel, aber auch die Blasinstrumente, das Klavier, Akustik- und Elektrik-Gitarre sind ganz fein abgemischt und in Szene gesetzt worden. Crosby singt nicht kraftvoll, aber wundervoll und man kann gar nicht glauben, dass es sich hierbei um einen älteren Herren handelt. Das tolle Gitarrenspiel bei „Ships In The Night“ wird durch seinen wundervollen Gesangsvortrag flankiert, der sich teilweise wie Willie Nelson anhört, einem weiteren Großen, der in einen Jungbrunnen gefallen zu sein scheint.

 

Der Meister startet mit einem American-Stück in das Album. „River Rise“ hat dabei genau die richtige Portion Melancholie zu bieten um einem vor Rührung das eine oder andere Tränchen in die Augen zu treiben. „I Think I“ wäre auch eine wundervolle Nummer für Crosby, Stills, Nash & Young. Es sind größtenteils auch sehr goovige Songs, „Boxes“ beispielsweise. „Shot At Me“ ist eine ruhige Nummer, die trotzdem vertrackt ist und so die Spannung hoch hält. „I Won´t Stay For Long“ ist zum Schluss die Sorte Ballade, die einen mitunter voll erwischen kann und erneut zu Tränen rührt.

 

Fazit: David Crosby hat mit „For Free“ ein ganz tolles Album aufgenommen. Es ist kein lautes Album, aber ein feines, filigranes, teilweise vertracktes Meisterwerk. Von Americana bis Jazz ist das Spielfeld zwar facettenreich abgesteckt worden, es fügt sich aber trotzdem alles wunderbar ineinander. Für Musikliebhaber ist „For Free“ dieses Jahr absolute Pflicht!

 

https://davidcrosby.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

David Crosby: Sky Trails

David Crosby: Sky Trails

BMG

VÖ: 29.09.2017

 

Wertung: 8/12

 

David Crosby darf und muss man als Musiklegende bezeichnen. Momentan scheint die Folk- und Rockinstitution die Muse wie schon lange nicht mehr zu küssen. Mit „Sky Trails“ erscheint nun schon das dritte Album von Crosby innerhalb von vier Jahren. Wohlgemerkt handelt es sich bei den Songs um eigenes Material! Viele Künstler seines Alters beschränken sich ja gerne auf Coversongs oder nehmen das eigene Material in neuem Gewand erneut auf. Und der Mann hat immer noch was zu sagen und schlägt musikalisch auch gerne noch mal ein paar Haken, die man nicht unbedingt von ihm erwarten würde. „Sky Trails“ groovt hin und wieder nämlich ganz gut, hat aber auch sehr viele leise Momente zu bieten. Der Crosby Spross James Raymond ist übrigens nicht nur als Musiker zu hören, denn er hat für die Platte auch direkt noch die Produktion übernommen.

 

Der Titelsong „Sky Trails“ mag eine Folknummer sein, ist aber auch sehr keltisch angehaucht. Entfernt erinnert das sogar an Clannad. Die feinfühlige Instrumentierung und der fast gehauchte, weibliche Gesang machen das zu einem Kleinod sondergleichen. Das Album ist zudem extrem abwechslungsreich, denn mit „She´s Got To Be Somewhere“ startet Crosby mit einem Song, der eine Mischung aus Jazz und Prog offenbart.

 

„Sell Me A Diamond“ steigert sich sehr schön. Zunächst fängt auch dieser Track beim Folk an, kriegt mit seiner Melancholie aber noch eine erzählerische Note, die die Eagles auch oftmals verwendet haben. David Crosby ist sich seiner Wurzeln stets bewusst und doch gibt es immer wieder ein paar Elemente die aufhorchen lassen, weil man das so vom Meister nicht unbedingt erwartet hätte. „Before Tomorrow Falls On Love“ könnte man sich gut und gerne in einem New Yorker Jazzkeller vorstellen. Der Gesang ist dabei der heimliche Star, denn die Stimme hört sich durchaus zeitlos an. Der Mann ist ja nicht mehr der Jüngste, aber das kann man aufgrund des Gesangs nicht mal erahnen. Auch „Here It´s Almost Sunset“ ist großartig in seiner Instrumentierung, Songstruktur und Arrangement. Mit wenigen Mitteln wird auf filigrane Art etwas Großes geschaffen. Man muss sich allerdings darauf einlassen können, da dies definitiv Songs sind, die eher zum Zuhören gedacht sind.

 

„Capitol“ geht auch in eine jazzige Richtung. Im Vorfeld wurde in Zusammenhang mit diesem Album gerne Steely Dan erwähnt. So verkehrt ist das jedenfalls nicht. „Amelia“ ist vielleicht der typischste Crosby-Song. Bei „Somebody Home“ muss man ganz nahe an die Boxen rücken, damit man nichts verpasst. Mit sehr viel Liebe zum Detail wurde das arrangiert und ist sehr gefühlvoll in der Instrumentierung. „Curved Air“ ist der erste Song, der vielleicht etwas nervt und leider fällt auch „Home Free“ etwas ab, denn Crosby geht da schon etwas die künstlerische Puste aus. Gut, dass „Sky Trails“ danach dann nicht noch mit zwei Songs aus der Füllmaterialecke anagereichert und beendet wurde.

 

Fazit: David Crosby hat mit „Sky Trails“ ein bisweilen gutes und überraschendes Album aufgenommen. Auf den einzelnen Songs finden sich sehr viele Elemente wieder, die man auch vom Jazz kennt. Auch, wenn vieles auf leisen Sohlen daherkommt, hat die ganze Geschichte doch Groove und ist sehr detailverliebt. Zum Ende hin wird es zwar etwas schwächer, aber unter dem Strich hat David Crosby ein gutes Werk – abseits des Zeitgeists – aufgenommen!

 

https://www.davidcrosby.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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