Depeche Mode: 101 (2DVD)

Depeche Mode: 101 (2DVD)

Sony

VÖ: 03.12.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Von Depeche Mode wird nun eine HD-Version des Dokumentarfilms „101“ veröffentlicht. Natürlich gibt es auch wieder verschiedene Formate und Konfigurationen und wer zur Bu-ray greift, darf sich sogar über unveröffentlichtes Material freuen. Ein limitiertes Box-Set enthält sogar fünf Disc (Blu-ray/2DVD/2CD). Der Film, der schließlich im 101. und letzten Konzert ihrer „Music For The Masses“-Welttournee mündete, war seinerzeit im Kino kein großer Erfolg - dafür erlangte die ursprüngliche VHS-Fassung schnell Kultstatus und die LP durfte auch in keinem Jugendzimmer fehlen. Mittlerweile gab es schon diverse Neuauflagen. Die beiden DVDs entsprechen im Grunde der DVD-Ausgabe aus dem Jahre 2003.

 

Depeche Mode machten sich damals auf die USA zu erobern und im Rose Bowl in Pasadena ein gigantisches Abschlusskonzert zu feiern. Dieses Unterfangen war nicht ohne Risiko, denn in Europa war die Tour nicht ausverkauft. Sogar in der Depeche Mode-Hochburg Deutschland taten sich in den Venues einige Lücken auf. Amerika war den Briten zu diesem Zeitpunkt aber sehr wohlgesonnen und somit war jenseits des großen Teichs alles restlos ausverkauft. D.A. Pennebaker hielt diese Reise für die Nachwelt fest und schuf ein filmisches Werk mit vielen Besonderheiten.

 

Diese Dokumentation nahm in gewisser Weise sogar schon Reality-TV vorweg. Es wurden nämlich 10 Fans in einer Disco gecastet und als Zuschauer begleitet man diese dann parallel zu Depeche Mode durch die Vereinigten Staaten bei ihrer Reise nach Pasadena. Was die Band betrifft, bekommt man natürlich einen Einblick hinter die Kulissen dieser gigantischen Tour geboten. Interviewtermine, Soundcheck, Besuch eines Musikinstrumentenladens oder Flipperpartien stehen auf dem Programm. Auch das Aussuchern der Garderobe erweist sich als immens wichtig. Die reisenden Fans spiegeln natürlich ein Stück den Zuschauer wieder, weil diese eben als Touristen reisen. Der richtige Style der Haare war dabei trotzdem extrem wichtig.

 

In diese parallel verlaufende Dokumentation sind dann einige Livetracks eingebettet. Das wurde teilweise etwas wild zusammengeschustert, weil die Reihenfolge nicht schlüssig ist und die Aufnahmen auch nicht nur in der Rose Bowl entsprungen sind. Sehr erhellend sind die Audiokommentare der Bandmitglieder. Und wer bis jetzt immer noch nicht weiß, warum Depeche Mode keinen Drummer hatten, kann sich das von Alan Wilder gerne noch mal erklären lassen. Auf der zweiten Disc kann man lediglich 12 Songs des Konzerts sehen. Das ist insofern schade, da man gerne „101“ in ganzer Länge bewundern würde. Geht aber nicht, weil das nicht komplett mitgefilmt wurde! Unglaublich! Die Blu-ray enthält mit „A Question Of Lust“, „Sacred“ und „Something To Do“ immerhin drei unveröffentlichte Bonus-Tracks. Das offizielle Promotion Video zu „Everything Counts“ lag ja bereits vor.

 

Die Interviewes mit Gahan, Gore und Fletcher, sowie Daniel Miller, wurden für die ursprüngliche Neufassung geführt. Dave Gahan hatte damals gerade sein Soloalbum „Paper Monsters“ aufgenommen und erweist sich hier schon als Prophet. Er spricht davon, dass er sich bei Depeche Mode manchmal wie ein „Imposter“ fühlt. Und wie heißt das aktuelle Album, welches er gerade mit den Soulsavers veröffentlicht hat? Der Bezug zur Aktualität ist ja fast schon erschreckend. Drei Fans kommen 15 Jahre später auch noch mal zu Wort. Eine runde Geschichte!

 

Fazit: „101“ von Depeche Mode war und ist ein tolles Projekt. Die Perspektive aus Sicht der Band, aber auch der reisenden Fans ist wirklich gelungen. Man erhält auch einen guten Einblick in den Touralltag der Band. Es wurde überraschend viel gelacht und gegrinst und auch die Wahl der Klamotten war nicht nur aus dem Düsterschrank entsprungen. Depeche Mode waren und sind mitunter anders als der Ruf, der ihnen vorauseilt. Die Livesongs und die Präsenz von Dave Gahan sind natürlich unglaublich intensiv. „101“ mag aus heutiger Sicht für die nachfolgenden Generationen zunächst lustig anmuten, letztlich hat die Dokumentation aber nichts von ihrer Faszination eingebüßt! Jetzt alles in HD!

 

http://www.depechemode.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Depeche Mode: Video Singles Collection (3 DVDs)

Depeche Mode: Video Singles Collection (3 DVDs)

Sony

VÖ: 18.11.2016

 

Wertung: 9/12

 

Depeche Mode ist eine lebende Synthiepop-Legende. Wie kaum eine andere Band vor und danach bestimmten die vier – mittlerweile drei – Herren dieses Genre. Dazu gehört natürlich auch immer eine ganz besondere Video-Ästhetik. Die Singles der Band wurden oftmals mit wegweisenden Videos unterlegt. Manches wirkt heute natürlich obskur und ungewollt komisch. Das spiegelt aber eben auch den damaligen Zeitgeist wieder. Dies alles gibt es nun in geballter Form auf einer Art Video-Anthology zu bewundern. Die Videos von 1981 – 2013 sind hier erstmals in einem Package enthalten.

 

Leider erhebt das keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 55 Videos - übrigens restauriert – hört sich zunächst ja viel an, ist aber eben nicht der komplette Video-Backkatalog. Abgesehen davon gibt es die „Video Singles Collection“ (noch?) nicht auf Blu-ray zu kaufen. Da kann man das Material natürlich restaurieren bis der Arzt kommt, das Format ist dann in der heutigen Zeit dann doch eher für die Tonne. Die Videos der letzten Dekade sollten den Qualitätsstandard ja sowieso erfüllen. Fans werden somit eher über diese Veröffentlichung enttäuscht sein.

 

Der Aufschrei unter der Anhängerschaft dürfte groß sein und da wird dann vermutlich schnell von Ausverkauf die Rede sein. In gewisser Hinsicht kann man das auch verstehen. Es gibt aber natürlich auch noch Fans abseits der Hardcore-Anhängerschaft. In erster Linie dürfte sich diese Veröffentlichung an all jene richten, die in der Video-Collection noch große Lücken haben. Immerhin gibt es auch noch ein Hochglanzbooklet. Der Mehrwert hält sich da allerdings in überschaubaren Rahmen.

 

Und bei aller berechtigter Kritik, ist diese Veröffentlichung dann doch schon sehr üppig ausgefallen! Das darf und sollte man nicht vergessen! Die lustigen Videos zu „See You“ , „Leave In Silence“ oder „Get The Balance Right“ sind hier auch enthalten. Die Band stufte diese ja einst – und das völlig berechtigt – als misslungen ein. Im Bonusmaterial finden sich dann auch noch die 12“ Version von „People Are People“, der unveröffentlichte Alternative Cut von „Stripped“, sowie die Pool Version von „But Not Tonight“ und die lange Version von „Soothe My Soul“ wieder. Das Sahnehäubchen sind die mehr als zwei Stunden Audio-Kommentare von Dave Gahan, Andy Fletcher und Martin Gore. Die Herren kramen da noch mal ganz tief in der Mottenkiste und ihrem eigenen Erinnerungsvermögen und holen so manche Anekdote aus der Zauberkiste. Da gibt es dann auch für den Fan doch noch jede Menge an Mehrwert mit an die Hand.

 

Videos waren als Ausdrucksmittel für Depeche Mode immer extrem wichtig. Guckt man sich dies nun alles in geballter Form an, dann sind die Stilmittel – gerade in der ersten Depeche Mode-Dekade – doch sehr ähnlich. Ketten, schwarzes Leder und es wird auf alles drauf gehämmert, was sich der Band in den Weg stellt. Mit Rohren, einem Hammer oder was sich sonst noch so anbietet. Die obligatorischen Performance-Videos gibt es natürlich auch noch. Mit „A Question Of Time“, „Strangelove“ oder „Never Let Me Down Again“ änderte sich die Ästhetik. Nicht nur S/W wurde als Element entdeckt, auch eine Erzählstruktur hielt Einzug in die Videos.

 

Die schwarz gekleideten Cowboys bei „Personal Jesus“ dürfte die MTV-Generation sicher noch kennen. Ebenso König Dave bei „Enjoy The Silence“. Auch die Videos für das Album „Songs Of Faith And Devotion“ liefen damals ja hoch und runter. Die Band hatte sich nicht nur optisch verändert, sondern auch musikalisch. All dies kommt in den teilweise verstörenden Videos zu „I Feel You“, „Walking In My Shoes“ oder dem wunderschönen Gospel „Condemnation“ zum Ausdruck. Und ja, Depeche Mode haben auch Humor, wie sie mit dem Video „It´s No Good“ unter Beweis stellten. Haus- und Hoffotograf Anton Corbijn hat hier dann auch seinen Auftritt. Die Qualität der Videos wie „John The Revelator“, „Wrong“ oder „Peace“ ist natürlich überragend, auch wenn die Songs nicht mehr an die Qualität der Vergangenheit anknüpfen konnten.

 

Fazit: Ja, es ist schade, dass die „Video Singles Collection“ von Depeche Mode nicht auch als Blu-ray veröffentlicht wird. Es ist sicher auch schade, dass diese Veröffentlichung keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Auf der anderen Seite wird man hier auch mit rarem und/oder unveröffentlichten Material beglückt und die Fülle der Videos ist durchaus beeindruckend. Das ist eine Zeitreise in die (eigene) Vergangenheit, die man gerne noch mal mitmacht. Die Audiokommentare runden das als Gesamtpaket sehr schön ab.

 

http://www.depechemode.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Depeche Mode: Live In Berlin (2 DVDs/Audio-Blu-ray/2 CDs)

Depeche Mode: Live In Berlin (2 DVDs/Audio-Blu-ray/2 CDs)

Sony

VÖ: 14.11.2014

 

Wertung: 7,5/12

 

Die Delta-Machine-Tour von Depeche Mode ist seit acht Monaten beendet, da steht jetzt pünktlich zum Weihnachtsgeschäft eine wirklich üppig gefüllte Box in den Regalen. Haus- und Hoffotograf und Regisseur Anton Corbijn hat den dazugehörigen Film gedreht. Insgesamt befinden sich in der Box – neben einem netten Booklet – 2 DVDs, die sich mit den Konzerten vom 25. und 27. November 2013 in der Berliner O2-World beschäftigen. Der Zusammenschnitt liegt dann auch noch mal auf zwei CDs vor und als Sahnehäubchen gibt es „Delta Machine“ nun als Blu-ray (5.1 Audio) obendrauf. Alles gut soweit? Nein, denn die Fans laufen Amok. Das hat durchaus berechtigte Gründe, gleichwohl einiges auch etwas übertrieben daherkommt.

 

Die Fakten für diese Veröffentlichung lagen ja nun schon vorher auf dem Tisch und es gab genügend Zeit sich vorab zu informieren. Warum „Live In Berlin“ jetzt nur als DVD vorliegt, kann man natürlich hinterfragen. Seltsamerweise hat man über einen Anbieter im Internet nun die Möglichkeit die ganze Kiste in HD als Download zu erwerben. Diese Aufnahme gab es auch vorab in den Kinos so zu sehen. Mitunter wird der Fan da also gleich mehrfach zur Kasse gebeten. Nicht schön.

 

Corbijn wollte diese Berlin-Aufnahme im Oldschool-Gewand haben und das hat er dann jetzt auch so umgesetzt. Warum man das allerdings im wesentlich schlechteren NTSC-Format anbietet, erschließt sich nicht unbedingt. Blur-ray ist die eine Sache, aber eine DVD in mieser Kompression auf den Markt zu schmeißen ist dann doch etwas ernüchternd. Man muss es leider so sagen: das ist kein guter DVD-Standard. Ganz ehrlich und ohne jede Polemik: vor zehn Jahren gab es DVDs die ein wesentlich besseres Bild zu bieten hatten. Da die heutigen Fernsehgeräte eben nicht mehr die Größe der alten Röhrengeräte haben, macht sich der Qualitätsunterschiede auf den großen Teilen schon deutlich bemerkbar. Mit anderen Worten: mit zunehmender Größe wird das Bild immer schlechter.

 

Als nächstes Ärgernis erweist sich der Ton. PCM Stereo und Dolby Digital 5.1 sind für eine Konzertaufnahme auch alles andere als zeitgemäß. DTS? Fehlanzeige. Das hat ja nichts mit Oldschool zu tun, wenn man technisch alles optimal aus einer Konzertaufnahme herausholt. Das relativiert sich allerdings alles etwas, wenn die eigene Ausstattung noch nicht ganz im Jahre 2014 angekommen ist.

 

Die Sound der beiden CDs kann und muss als sehr gut bezeichnet werden. Das ist schon im oberen Segment der Konzertmitschnitte angesiedelt. „Delta Machine“ kriegt auf der Blu-ray auch noch mal einen ganz neuen räumlichen Klang verpasst. Das macht schon Laune sich das Album jetzt noch ganz neu zu erschließen. Als Hörer kann man so ein paar neue Seiten an diesem Werk entdecken, die einem sonst verborgen geblieben wären. Das kann sicher auch mit sonstigen Veröffentlichungen aus dem Hause Depeche Mode in dieser Form und auf diesem Format mithalten - gleichwohl die Abmischung hier einen Tick anders ausgefallen ist.

 

Es drängt sich natürlich förmlich die Frage auf, warum ES hier zwei DVDs sein mussten. Die eine DVD enthält den reinen Konzertzusammenschnitt und die andere den identischen(!) Konzertmitschnitt, welcher mit Interviewsequenzen – betitelt mit „Alive in Berlin“ - unterbrochen wird. Gorbijn hat sich da höchstpersönlich auf die Suche nach den entsprechenden O-Tönen gemacht. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der speziellen Beziehung zwischen der Band mit der Stadt. Alles in allem wird dies wundervoll herausgearbeitet. Als besonderen Leckerbissen hat man dann noch einen Akustik-Auftritt von Martin Gore in Berlins ältestem Bordell “Salon Bel Ami” drauf gepackt.

 

Das Konzert selbst ist richtiggehend herzlich. Dave Gahan und Martin Gore scheinen sich so nahe wie seit Jahren nicht mehr zu sein. Da wird sich zwischen den Songs immer wieder abgeklatscht, angegrinst und für den anderen gefreut, beispielsweise, wenn die komplette Halle einen Gore Solosong noch – gefühlt – minutenlang weiterträgt. Es gibt sogar recht oft viele, kleine und intime Momente zwischen den beiden Herren, wo sie dann ganz dicht beieinander stehen und diese riesige Halle für Sekunden in einen kleinen Keller verwandeln. Die beiden haben sichtlich Spaß – und das zusammen! Andrew Fletcher ist auch da, ja, aber er wird nur ganz selten im Bild gezeigt und das wiederum wirkt dann auch eher alibimäßig. Christian Eigner scheint hinter seiner Schießbude wesentlich mehr im Geschehen zu sein und dies fangen die Kameras auch entsprechend ein. Der Schnitt variiert und da ist im Grunde für jeden Geschmack etwas dabei. Manchmal ist da etwas zu viel Hektik hineingebracht worden und dann wiederum gibt es immer wieder längere Einstellungen von den Bandmitgliedern. Auch das Publikum und die Fans der ersten Reihe werden hin und wieder bedacht.

 

Der Fokus der gespielten Songs liegt natürlich auf „Delta Machine“, aber mit „Black Celebration“, „Policy Of Truth“, „A Question Of Time“, „Enjoy The Silence“, „Personal Jesus“ oder dem sich langsam dahin schleppenden „Shake The Disease“ gibt es natürlich auch ein Hitfeuerwerk aus der Vergangenheit. „Just Can´t Get Enough“ lässt die Arena zu einer Partyzone werden und mit „I Feel You“ und „Never Let Me Down Again“ im neuen Arrangement wird die ganze Sause standesgemäß beendet.

 

Fazit: „Live In Berlin“ von Depeche Mode ist ein dickes Box-Set, welches eigentlich alle Voraussetzungen mitbringt ein echtes Hammerpaket zu sein. Leider ist die DVD nicht gerade zeitgemäß und lässt beim Bild doch einige Wünsche offen. Die beiden mitgelieferten CDs bieten allerdings ein sehr schönes Klangerlebnis und auch die Blu-ray, auf der „Delta Machine“ nun in neuem Raumklang entdeckt werden kann, ist eine sehr nette Geschichte. Die Konzertaufnahmen und die Specials sind sehr gelungen und alles in allem präsentiert sich hier eine Band, die mit sich absolut im Reinen ist und das war ja nicht immer so. Unter dem Strich wurde hier aber sehr viel verschenkt und die Möglichkeit eines Referenzwerkes liegen gelassen!

 

http://mymoment.depechemode.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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