Olli Schulz: Feelings Aus Der Asche

Olli Schulz: Feelings Aus Der Asche

Trocadero/Indigo

VÖ: 09.01.2015

 

Wertung: 8,5/12

 

Olli Schulz bringt mal wieder ein neues Album heraus. Es ist seine sechste Platte und es ist natürlich vieles anders, aber es ist auch durch und durch ein Olli Schulz-Album, gleichwohl eines von der erwachsenen Sorte. Aufgenommen hat er diese Songs in den legendären Hansa Studios in Berlin. Natürlich war auch wieder Moses Schneider an seiner Seite, zum vierten Mal. Abgemischt wurde „Feelings Aus der Asche“ von Philipp Hoppen und gemastert von Michael Schwabe. Das ist jetzt alles nicht so überraschend, dass es aber ein Bandalbum geworden ist, dann aber schon. Gisbert zu Knyphausen spielt Bass, Arne Augustin Klavier und Keyboards und Ben Lauber Schlagzeug. 10 Songs sind so entstanden.

 

„Feelings Aus Der Asche“ ist somit auch kein Liedermacher-Album geworden. Natürlich schimmert und scheint diese Seite von Olli Schulz an allen Ecken und Enden durch, aber manchmal ist das ganz weit davon entfernt. „Passt Schon!“ könnte man sich beispielsweise auch gut von den Fantastischen Vier vorstellen. Irgendwie hat man da ständig die Stimme von Smudo und Michi Beck im Ohr. Natürlich sind die Songs teilweise noch verschroben und krude. Olli Schulz eben. Von seiner Grundstimmung her ist das Album teilweise aber auch sehr melancholisch und auf seine ernsthafte Art und Weise nachdenklich.

 

„Dschungel“ ist dabei der Westernsong aus dem Saloon. Mit „So Muss Es Beginnen“ startet Schulz recht beschwingt in dieses Album. Trotzdem schwingt da schon wieder eine gewisse Melancholie mit und doch ist das nicht nur ein nostalgischer Rückblick, auch wenn die Helden alt sind und die Träume dahin. Das schöne „Phase“ in seinem akustischen Bandgewand ändert die Richtung noch mal ein bisschen in die nachdenkliche Ecke. Dort ist er dann endgültig mit „Kinder Der Sonne“ angekommen. Dazu pluckert und wabert es im Hintergrund so schön. Für die kalten Winterabende ist das Stück wie gemalt. Aber Vorsicht, man sollte sich nicht gerade in einer Lebenskrise befinden, wenn man das Stück hört.

 

„Boogieman“ lässt anhand des Titels ja schon unschwer erkennen, wohin die musikalische Reise geht. Ein bisschen Polka gesellt sich dazu und ein Klavier schleppt sich dahin – perfekt! „Als Musik Noch Richtig Gross War“ ist auch eher eine nostalgische Bestandsaufnahme. Ein Song für den Nachwuchs, ein Song von einem Mann in der Mitte seines Lebens. Wusste man bisher eigentlich, dass Olli Schulz tanzbare Songs im Gepäck hat? „Das Kann Hässlich Werden“ ist so ein Ding – zudem eine Hymne. „Mann Im Regen“ ist einfach mal ein schönes, kleines Lied, mit großem und bombastischem Ausbruch. Den schönsten, traurigsten und besten Song des Jahres 2014, der sich dem Beziehungsende widmet, gibt es ganz zum Schluss mit dem Titelsong „Feelings Aus Der Asche“.

 

Fazit: „Feelings Aus Der Asche“ ist ein Album von einem Mann aus der Mitte seines Lebens, der zwar immer noch verschrobene Songs aufnimmt, aber ganz sicher keinen Klamauk macht. Musikalisch ist das eine Mischung aus Indiepop, Schlager (ja, genau), Singer/Songwriter und Folk. Eine gute Mischung eines guten Albums!

 

http://www.ollischulz.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Olli Schulz: Spielerfrau (2 Track Single)

Olli Schulz: Spielerfrau (2 Track Single)

Trocadero/Indigo

VÖ: 22.06.2012

 

Die Europameisterschaft im Fußball ist gerade in vollem Gange und natürlich dürfen da auch diverse Themensongs nicht fehlen. Die meisten kann man – bei allem Respekt – gepflegt in die Tonne kloppen. Eine erfreuliche Ausnahme ist „Spielerfrau“ von Olli Schulz. Der Song wird natürlich gerade jetzt aus dem Album „S.O.S. - Safe Olli Schulz“ ausgekoppelt. Olli Schulz darf das, denn sein kleines, aber feines Lied im Singer/Songwriterstil über die Lebensphilosophie dieser Spielerfrau(en) ist doch so ganz anders und herzallerliebst. Ollie Schulz eben.

 

Schade, dass es kein neues oder unbekanntes Material zu hören gibt. Mit „Ich kenn´ da Ein“ hat die Single einen weiteren, bekannten Albumsong am Start. Mit Autotune-Effekt nervt die Nummer aber ebenso schnell wie der Personenkreis, den der Liedermacher hier gekonnt auf die Schippe nimmt.

 

Fazit: Sei´s drum, „Spielerfrau“ von Olli Schulz ist ein nettes Ding und der etwas andere Fußballsong. Es gibt allerdings auch nicht einen Grund, sich die Single zu kaufen, denn der Mehrwert tendiert gen Null. Dafür sollte man beim Album allerdings beherzt zugreifen!

 

http://www.ollischulz.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Olli Schulz: S.O.S. - Safe Olli Schulz

Olli Schulz: S.O.S. - Safe Olli Schulz
Trocadero/Indigo
VÖ: 16.03.2012

 

Wertung: 8,5/12

 

Drei Jahre sind seit „Es brennt so schön“ vergangen. Ohne es zu wissen hat man Olli Schulz doch ganz schön vermisst. Jetzt wo die neue Platte „S.O.S. - Safe Olli Schulz“ endlich da ist, merkt man das erst. Es gibt viele Musiker, Sänger und Liedermacher in Deutschland, aber irgendwie ist keiner wie Olli Schulz. Und kein Album ist wie „S.O.S. - Safe Olli Schulz“. Moses Schneider hat die Platte nämlich in einer winzig kleinen Kabine im Transporterraum-Stuio in Berlin aufgenommen. Es gab genau ein Mikro im Raum. Olli Schulz hat in Begleitung von Ben Lauber am Schlagzeug die Tracks eingespielt.

Was „S.O.S – Safe Olli Schulz“ ausmacht ist der Hang zur Improvisation. Nichts ist bis in kleinste Detail im Vorfeld ausgearbeitet worden. Der gute Olli wollte die Spontanität der Live-Shows einfangen. Ist ihm gelungen – keine Frage. Es gab immer nur einen einzigen Take und da musste alles passen und drauf sein. Ein bisschen Unterstützung hat er sich allerdings auch noch von seinen Freunden geholt und so sind auf diesem Album eben auch Marten Ebsen, Walter Schreifels, Gisbert zu Knyphausen und Winson und Arne Augustin zu hören.

Olli Schulz ist aber nicht nur ein Liedermacher sondern auch eine Entertainer. Wer schon mal ein Konzert von ihm besucht hat wird dies bestätigen. Ein Konzert des herzlich verpeilten Schulz hat auch immer etwas von Stand-Up-Comedy. Können ja auch nicht viele. Das kommt auf diesem Album durch die ungewöhnliche Aufnahmetechnik noch mehr zum Tragen. Die vielen kleinen Zwischenspiele unterstreichen und verstärken diese Tatsache.

Ach ja, Olli Schulz weiß wie man Hits schreibt. „Wenn es gut ist“ setzt sich nämlich gleich zu Beginn in den Gehörgängen fest. Leichte Melancholie schwingt bei dem Mann mit der Akustikgitarre immer mit. Beißende Ironie allerdings auch. Es sind die vielen kleinen Feinheiten, die einen Olli Schulz ausmachen. Der Text von „Irgendwas fehlt“ erfreut den Hörer mal wieder mit diesem typischen Wortwitz. Feine Alltagsbeobachtungen setzt er immer wieder ganz gekonnt ins richtige Bild. Erstaunlicherweise passen Text und Musik immer perfekt zusammen und bilden eine kongeniale Einheit.

Die Grenzen zwischen Spaß und Ernsthaftigkeit verschwimmen oftmals. „Ich kenn´ da Ein“ ist musikalisch nicht nur durch den Vocoder gejagt worden, sondern könnte auch von Seeed inspiriert sein. Könnte aber auch eine augenzwinkernde Hommage sein. Bei Olli Schulz ist der Konjunktiv eben nicht weit entfernt. Der Text lässt ja keine Fragen mehr offen und so eine Person kennt sicher jeder.

Olli Schulz zeigt sich auf diesem Album aber auch gereift und fasst mit „Old Dirty Man“ oder „Ich dachte Du bist es“ gekonnt die Erkenntnis der Vergänglichkeit auf. Er macht das auf eine hinreißend Art. Wenn Musik einen im übertragenen Sinne in den Arm nehmen kann, dann aber so. „Spielerfrau“ ist natürlich für alle Fußballfans ein gefundenes Fressen. Ist ja auch bald wieder Europameisterschaft. Die Story von „Koks & Nutten“ wurde fein ausgearbeitet und folgerichtig ist dies auch mit einer Spielzeit von fast sechs Minuten der längste Track auf dieser Platte. Die Schattenseiten des Starseins kann man wohl nicht besser beschreiben. Wen hatte der gute Olli da nur im Sinn? Kein anderer hätte „Der kleine Bär“ schreiben können, denn Olli Schulz hat sich das Kind im Manne behalten.

Fazit: Hach, war das schön, dieses „S.O.S“. Olli Schulz hat mittels ungewöhnlicher Aufnahmetechnik ein ganz spezielles Album aufgenommen. „Safe Olli Schulz“? Aber gerne doch! Liedermacher? Entertainer? Aber ja doch, allerdings ohne Netz und doppelten Boden. Olli Schulz gibt sich hier wieder als charmanter Alltagsbeobachter, aber eben auch so ungeschminkt wie nie.

http://www.ollischulz.com/

Text: Torsten Schlimbach

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