Neil Diamond: Hot August Night III (2 Cds+DVD)

Neil Diamond: Hot August Night III (2 Cds+DVD)

Universal

VÖ: 17.08.2018

 

Wertung: 9/12

 

Neil Diamond hat 1972 mit der Veröffentlichung von „Hot August Night“ ein beeindruckendes Live-Album herausgebracht. Aufgezeichnet wurde das im Greek Theatre in Los Angeles. Das Doppelalbum erreichte in den USA die Top-5 der Charts. Das mag heute zwar für ein müdes Lächeln sorgen, aber damals bewegten sich die Albumverkäufe ja noch in ganz anderen Dimensionen. Die Popularität von Diamond ist auch im fünften Jahrzehnt seiner Karriere ungebrochen. Die Amerikaner lieben ihn. Im Spätsommer 2012 kehrte er in das Greek Theatre zurück. Jetzt wird die Sause in verschiedenen Konfigurationen zum Kauf angeboten.

 

Zur Besprechung liegt das 2 CD/DVD-Set vor. Das feine Digipack wartet im Inneren mit zwei Fotos von Diamond in seinen typischen Bühnenposen auf. Für das Booklet gibt es einen extra Steckschuber. Das Booklet hält alle wichtigen Informationen bereit, kann aber auch mit vielen Fotos des Auftritts punkten. Insgesamt ist die Aufmachung sehr gelungen und entspricht dem heutigen Standard.

 

Herausragend ist die Bildqualität. Fünf Jahre sind ja mittlerweile eine lange Zeit und in fünf Jahren macht die Technik ja mittlerweile einen großen Sprung. Trotzdem ist das hier erstklassig und unter Referenz zu verbuchen. Das Bild ist derart plastisch, dass man fast vergisst, dass es sich hier um eine Aufnahme aus der Konserve handelt. Selbst bei voller Bühnenausleuchtung – und die wird selbstverständlich oft in verschiedene und/oder helle Farben gebettet – ist kein Leistungsabfall zu erkennen. Ein Graining gibt es ebenfalls nicht. Die Farben sind satt, aber trotzdem sehr natürlich. Auch der Schnitt ist herausragend. Die Künstler werden ganz nah eingefangen – ja auch alle anderen Musiker auf der Bühne – und die ruhigen Schnitte sorgen dafür, dass man ganz dicht am Geschehen dran ist. Natürlich gibt es viele verschiedene Perspektiven, aber diese werden eben auch geschickt in Szene gesetzt. Auch das Publikum wird reichlich bedacht. Überall nur glückliche Gesichter. Der Ton reißt keine Bäume aus, ist aber trotzdem sehr fein austariert und sehr guter Standard.

 

Das Konzert selber ist natürlich ein Hitfeuerwerk. Neil Diamond feuert alles ab, was er im Köcher hat. Der Mann gibt der Menge, was sie erwartet. Er ist der große Entertainer. Seine Gesten und seine Bühnenpräsenz hat er über viele Jahrzehnte perfektioniert und die kann er aus dem Stehgreif abrufen. Das ist zwar immer etwas drüber und aufgesetzt, aber er weiß eben, wie man das amerikanische Publikum animieren muss, denn sonst macht keiner mit. Das beherrscht Diamond aber immer noch wie kaum ein anderer seiner Kollegen. Ein durchdringender Blick, ein lockerer Hüftschwung und seine typischen Handgesten reichen und schon frisst ihm das Publikum aus der Hand. Die Songs gehören ja mittlerweile zum amerikanischen Kulturgut. Bei einer bestuhlten Veranstaltung steht nicht jeder, aber der Großteil feiert die schmissgeren Tracks ab und tanzt beherzt und erinnert sich an seine Jugend. Im Bonusmaterial dürfen die gealterten Anhänger dann erzählen, welchen Song sie besonders gerne mögen. Alle strahlen dabei wie Honigkuchenpferde. Man sieht ansonsten noch, wie die Stühle in diese wunderschöne Location gestellt werden und alle Helfer, die schon 72 dabei waren, berichten wie toll es ist, wieder an diesen Ort zurückzukehren. Lobeshymnen über den Meister werden natürlich auch noch abgefeuert. Unter dem Strich ist das ganz nett, aber auch nicht mehr.

 

Zwei besondere Momente hat das Konzert auch noch zu bieten. Der Mutter von Neil Diamond wird ein Song gewidmet und selbstverständlich folgt vorher die Liebeserklärung von Diamond an seine Mum. Die alte Dame und das Publikum sind sichtlich gerührt. Und dann erzählt Diamond noch, dass er mit dieser Band schon seit 35 Jahren zusammenspielt und er sehr dankbar dafür ist. Das ist ehrlich und keine bloße Floskel.

 

Hits gibt es natürlich am laufenden Band. Unglaublich, was der Mann für ein Repertoire hat. Von „Red, Red Wine“ über „Kentucky Woman“, „Solitary Man“, „Chelsea Morning“, selbstverständlich „You Don´t Bring Me Flowers“, bis zum obligatorischen „Sweet Caroline“, einer Art weiterer Nationalhymne, reicht der Songreigen. „Girl, You´ll Be A Woman Sonn“ lässt dann viele Zuschauer mit einem verklärten Blick in die Arme des Partners fallen. Insgesamt gibt es mehr als beeindruckende 30 Songs und fast 2 ½ Stunden Spielzeit zu sehen und hören!

 

Fazit: Es ist ja nicht immer eine gute Idee, an den Ort eines einstigen Triumphs zurückzukehren. Neil Diamond hat 1972 im Greek Theatre in Los Angeles ein beeindruckendes Livedokument aufgenommen. 2012 wurde an dieser denkwürdigen Stätte „Hot August Night III“ aufgezeichnet. Und was soll man sagen? Es haute vollends hin. Das Publikum ist mit Diamond gealtert, vielleicht ist auch genau das der Knackpunkt. Es sind alle noch mal zu dem Ort gekommen, um in Erinnerungen zu schwelgen und die gute alte Zeit wieder aufleben zu lassen. Sensationelles Bild, sehr guter Ton! Und weil man nicht jeden Tag die DVD bzw. Blu-ray gucken wird, liegen dem Set auch noch zwei CDs bei. Für Fans ein Fest!

 

http://www.neildiamond.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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