Andrea Bocelli: Concerto - One Night in Central Park
Decca Records
VÖ: 10.09.2021
Wertung: 9/12
Vor zehn Jahren erfüllte sich Andrea Bocelli eine Art Kindheitstraum. Er trat vor mehr als 70.000 Menschen im Central Park auf und wurde gefeiert. Bocelli war endgültig in der Riege der ganz Großen angekommen. Das Ereignis fand am 15. September 2011 statt und erforderte unglaubliche 16(!) Monate Planung! Es gab ja auch kein Netz und keinen doppelten Boden, alles musste perfekt geplant werden und sitzen. Über 200 Musiker waren dabei und dies erforderte im Vorfeld natürlich einiges an Akribie.
Jetzt wird die Geschichte noch mal neu aufgelegt und in allen möglichen Formaten in den Handel gestellt. Erhältlich ist das Album als remasterte CD, Fan Edition CD/DVD, Limited Fan Edition CD/DVD + Poster, 180g-Goldvinyl, DVD und Blu-ray! Zur Feier des denkwürdigen Ereignisses wird am Sonntag, den 12. September, um 19 Uhr britischer Sommerzeit ein YouTube-Special gesendet. Für 48 Stunden nach der Veröffentlichung des Albums ist das Konzert auf dem Kanal zu erleben.
Von „’O Sole Mio“ gibt es eine neue Aufnahme, der Rest ist ja soweit bekannt und so manche Gänsehaut dürfte da vorprogrammiert sein. „Ave Maria“ oder „Amazing Grace“ werden sensationell vorgetragen und gespielt. Die Lässigkeit, die Tony Bennett aber als Gast bei „New York, New York“ an den Tag legt, ist schon herausragend. „The Prayer“ mit Celine Dion und David Foster am Piano lassen ebenfalls aufhorchen. Im Grunde ist her jeder einzelne Song ein Hochgenuss!
Fazit: Wer ein Faible für diese Art von Gesang hat, sollte sich auf jeden Fall „Concerto - One Night in Central Park“ gönnen. Andrea Bocelli kann durchaus in der Liga mit den ganz Großen mithalten. Er ist kein Luciano Pavarotti, will er aber auch nicht sein. Der weltberühmte italienische Tenor singt mit einer Hingabe und derart viel Wärme, dass es eine Freude ist!
Text: Torsten Schlimbach
Andrea Bocelli: Believe
Universal
VÖ: 13.11.2020
Wertung: 8/12
Der Glaube versetzt bekanntlich Berge. Es ist sicher nicht ganz verkehrt in dieser Zeit, an irgendwas zu glauben, und wenn es an einen Impfstoff gegen Covid-19 ist. Es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels und man sollte die Hoffnung niemals aufgeben. Das möchte uns auch Andrea Bocelli mit seinem neuen Album „Believe“ mit auf den Weg geben. Hierbei handelt es sich nämlich um eine Sammlung von Songs, die ihm über viele Jahre Kraft gegeben haben. Vielleicht können selbige nun auch in seiner Interpretation den Hörern ein bisschen Kraft und Zuversicht spenden!
Als Einstieg wählte er „You´ll Never Walk Alone“. Liverpool- und unzählige Musikfans haben dieses Lied schon lauthals mitgesungen. Eine Hymne, welche die Menschen zusammenbringt und eint. Ein unglaublich passender Song und Einstieg. Die Interpretation von Bocelli ist durchaus sehr gut. „Hallelujah“ ist ein weiterer sehr bekannter Song aus dem Pop/Rockbereich. Die Nummer von Leonard Cohen wird von dem Sänger melancholisch, aber auch feierlich vorgetragen. Bei „Amazing Grace“ ist es eher die Duettpartnerin Alison Krauss, die hier besonders in Erscheinung tritt. Man kann übrigens zu den einzelnen Songs im Booklet immer ein paar O-Töne von Bocelli lesen. Die Texte wurden ebenfalls abgebildet.
Mit „Inno Sussurato“ ist auch ein unveröffentlichtes Stück von Ennio Morricone enthalten. Eine sehr leise und nachdenkliche Komposition. Nach hinten raus wird es aber noch richtig bombastisch und das Lied hebt – auch aufgrund des bekannten Bocelli-Gesangs – richtiggehend ab. Mit „Gratia Plena“ ist zudem der hochgelobte Track aus dem Film „Fatima“ enthalten. Weitere Höhepunkte sind „Oh Madre Benedetta! (Asagio Di Albinon)“ und „Ave Maria“.
Fazit: Andrea Bocelli sagt, dass das Konzept von „Believe“ auf Glaube, Hoffnung und Nächstenliebe basiert. Wichtige Tugenden, besonders im Jahr 2020! Andrea Bocelli singt die Lieder in seiner bekannten Art und Weise. Fans kommen da voll und ganz auf ihre Kosten. Die Songs sind teilweise Klassiker der Rock- und Popgeschichte und wer selbige in einem anderen Gewand hören möchte, kann hier nicht viel verkehrt machen. Zur Weihnachtszeit passt die Musik ja sowieso.
https://www.andreabocelli.com/
Text: Torsten Schlimbach
Andrea Bocelli: Sì Forever - The Diamond Edition
Decca/Universal
VÖ: 08.11.2019
Wertung: 8/12
Andrea Bocelli hat schon ganz lange kein Album mit eigenen Songs aufgenommen. Vierzehn Jahre mussten seine Anhänger darauf warten. „Sí“ hatte Bocelli zusammen mit dem Produzenten Bob Ezrin aufgenommen. Es sind Songs, auf denen die beiden Welten Pop und Klassik miteinander verbunden werden und bestenfalls eine gemeinsame Schnittmenge aufweisen sollten. Und von eben dieser Schnittmenge gab es auf „Sì“ ganz viel zu hören. Mit der Diamond Editon folgt nun ein knappes Jahr später der Nachschlag. Das Konzept war ja auch überaus erfolgreich und Bocelli konnte mehr als eine Millionen Alben von der ersten Runden verkaufen.
Neu hizugekommen ist ein Duett mit Ellie Goulding. „Return To Love“ ist ein berührendes Kleinod. Bocelli läuft hier zur Höchstform auf. Goulding singt auf eine zerbrechliche Art ihren Part sehr zärtlich. Die Nummer stellt eine Bereicherung der bisherigen Albums dar! Eine Premiere gibt es bei „Dormi Dormi Lullaby“. Dies ist nämlich die musikalische Premiere von Jennifer Garner. SIe macht ihre Sache gut. Das durch den Choral „Jesus bleibet meine Freude“ aus J. S. Bachs Kantate BWV 147 inspirierte Lied wird selbstverständlich auf Italienisch und Englisch gesungen.
Darüber hinaus gibt es drei neue Solostücke von Bocelli. Eines davon ist „Alla Goia“ und wurde anlässlich Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag aufgenommen, der 2020 weltweit gefeiert wird.
Auf eine neue Aufnahme von „Ragazzo Mio“ das auf dem irischen Volkslied „Danny Boy“ basiert, folgt „Il mare calmo della sera“. Es wurde von Zucchero Fornaciari, Giampiero Felisatti und Gloria Nuti 1994 eigens für Bocelli komponiert und erscheint nun in der vorliegenden Version zum 25-jährigen Jubiläum von Bocellis Erfolg mit diesem Lied beim Festival in Sanremo. Das Lied wurde als Bocellis erste Studio-Single und später auf seinem gleichnamigen Debütalbum veröffentlicht.
Natürlich wissen auch alle Beteiligten, dass man sich da am besten gleich den Platzhirsch einlädt, damit dessen potenzielle Käuferschicht auch bei „Si“ zugreift. So ist bei „Amo Sltanto Te“ Ed Sheeran mit von der Partie. Es ist eine schöne, melancholische Nummer. Den guten Ed hätte es dafür aber kaum gebraucht und wenn man nicht wüsste, dass er dabei ist, würde man es kaum erraten. Bocelli ist dafür auch einfach zu stimmgewaltig.
Vieles auf diesem Album ist wunderbar instrumentiert. Der Pathos bleibt weitestgehend vor der Tür. „Un´Anima“ dürfte auch Leute berühren, die sonst mit Klassikmusik nichts anfangen können. Die Ballade „If Only“ ist ein Duett mit Dua Lipa. Herzzerreißend. Ganz großes Kino und Gänsehaut! Dies gilt natürlich auch für das Duett mit seinem Sohn Matteo bei „Fall On Me“. Hin und wieder wird zu sehr mit Kitsch geschmissen, wie bei „Gloria The Gift Of Life“, aber das ist ja auch bei dem Genre nicht unüblich.
Es sind ganz wenige Songs auf „Si“, die nicht zu berühren wissen oder eher nerven. So mitunter „I Am Here“ oder „Ave Maria Pietas“. Das plätschert so dahin und reißt wenig mit.
Fazit: Andrea Bocelli hat mal wieder ein Album mit eigenen Songs aufgenommen. „Sì Forever“ hat das Potenzial, wieder ein ganz großer Wurf zu werden und auch beim Poppublikum zu landen. Es sind Songs, auf die sich viele einigen werden und die auch zu berühren wissen. Abgesehen davon passt das perfekt in diese Jahrezeit!
Text: Torsten Schlimbach