Ferris & Sylvester: Otherness

Ferris & Sylvester: Otherness

Archtop Records

VÖ: 01.03.2024

 

Wertung: 9/12

 

Issy Ferris und Archie Sylvester sind nicht nur ein Ehepaar, sondern auch musikalische Partner. Als Ferris & Sylvester tauchte das Duo vor zwei Jahren auf der musikalischen Landkarte auf. In der britischen Heimat landeten die beiden auf Anhieb einen Achtungserfolg. Hierzulande fliegen sie noch weit unter dem Radar hindurch. Dies soll nun mit dem neuen Album „Otherness“ geändert werden. In Indiehausen könnte das sogar gelingen.

 

Der Auftakt „Dark Side“ lärmt sich wunderbar durch dreieinhalb Minuten. Das kommt knackig auf den Punkt, ist aber gleichzeitig auch sehr fein austariert. Hier kann man durchaus jede Nuance hören. Das erinnert entfernt sogar an Jon Spencer und seine Band Boss Hog oder an The Kills. „Imposter“ bleibt dieser Linie treu. Erinnerungen an die ganzen Bands mit dem berühmten „the“ vor dem Namen der 00er-Jahre werden da wach. Sehr cool, sehr lässig. „Don´t Fall In Love With Me“ nimmt anschließend den Fuß vom Gaspedal und pendelt sich zwischen Gospel und Soul ein. „Mother“ fängt ganz ruhig mit Akustikgitarre an, wird aber noch opulent ausstaffiert – Popmusik in seiner schönsten Form.

 

„End Of The World“ ist die nächste Wundertüte, denn hier hat man teilweise das Gefühl, dass man es mit einem neuen Song von Katie Melua zu tun hat. „Out Of It“ geht wieder mehr in Richtung Alternative-Rock. „Rain“ ist Gospel, Blues, Film Noir – eine aufregende Mischung handgemachter Musik. „Paper Plane“ ist dann die erste Nummer, die etwas langweilt. Handwerklich ist das zwar gut umgesetzt, aber kompositorisch passiert relativ wenig und reißt einen nicht mit. Das ist beim psychedelischen „What´s It Gonna Take“ anders. Dies liegt natürlich auch daran, dass die männliche Stimme zunächst die Führung übernimmt. Nach hinten raus könnte das glatt ein Song für den nächsten James Bond-Film sein.

 

„Muzzle“ ist eher eine Musikcollage, die es zum Schluss aber noch mal ordentlich krachen lässt. „Headache“ und besonders „Love Is Real“ sind auf der Zielgeraden noch mal die großen Tränenzieher. Dazwischen gibt es aber mit „The Performer“ einen lässigen und schmissigen Track. Sehr abwechslungsreich und gut!

 

Fazit: „Otherness“ von Ferris & Sylvester ist ein Album für Musikliebhaber. Hier kommen alle auf ihre Kosten die noch handgemachte Musik zu schätzen wissen. Das passt übrigens in keine Schublade, denn von Indie über Blues bis hin zu Pop, Americana, Gospel und Soul ist alles dabei. Erstaunlicherweise ist das in seiner Gesamtheit sehr homogen. In Zukunft gerne mehr davon!

 

https://www.ferrisandsylvester.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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