Walter Trout: Ride

Walter Trout: Ride

Provogue Records

VÖ: 19.08.2022

 

Wertung: 8/12

 

Der alte Blues-Haudegen Walter Trout ist mit seiner Familie mittlerweile nach Dänemark gezogen. Auf seinen Musikstil hat sich das nicht ausgewirkt. Wenn man sich „Ride“, sein neustes Werk, anhört, dann ist er dem Genre treu geblieben. Dies ist übrigens sein mittlerweile 30. Album. Mit seinen 70 Lenzen klingt er immer noch sehr druck- und kraftvoll. Die Pandemie zwang natürlich auch Walter Trout zunächst dazu in seinen vier Wänden in Kalifornien zu bleiben. Seine Frau und Managerin handelte währenddessen einen neuen Plattenvertrag aus und somit wartete quasi neue Arbeit auf Trout.

 

Der Mann hat in seinem Leben so manchen Absturz hingelegt. Vieles führt er heute auf seine schwierige Kindheit in New Jersey zurück. Er hatte während der letzten Jahre genug Zeit darüber nachzudenken und so brachte er die Ereignisse, die teilweise sehr lange zurückliegen, zu Papier und schrieb die Musik dazu. „Ride“ nahm so langsam Gestalt an. „Hey Mama“ ist seiner Mutter gewidmet. Der Stiefvater von Trout war anscheinend kein netter Zeitgenosse und seine Mutter hätte den kleinen Walter vielleicht besser beschützen sollen (O-Ton seine Ehefrau), aber er tritt nicht nach, sondern liebt die Erinnerung an seine Mutter. Musikalisch ist die Nummer eher düster gehalten. Darauf folgt mit „Destiny“ ein Stück, welches voller Wärme und Herzlichkeit ist. Kein Wunder, hier singt der Mann von der ersten Begegnung mit seiner Frau.

 

Es gibt immer wieder solche positiven Wendungen auf „Ride“. Walter Trout mag oft durch die Hölle gegangen sein, aber es gab eben auch immer sehr viel Licht am Ende eines dunklen Tunnels. Mit dem kraftvollen, im Blues gebadeten Hardrock-Song „Ghosts“ startet die ganze Sause von „Ride“. Die Gitarre dominiert, aber auch Keyboards und Mundharmonika setzen hier die eine oder andere Duftmarke. Der Titelsong „Ride“ ist musikalisch eher positiv gestimmt und macht mit seinem schmissigen Unterbau sehr viel Freude. Gitarrensoli kann der Mann!

 

„Follow You Back Home“ ist eine tieftraurige Ballade. Mit „So Many Sad Goodbyes“ bleibt er dem Tränenfach treu. Trout singt von sehr gefühlvoll bis aufgekratzt die ganze Palette durch. „High Is Low“ entpuppt sich als Bluesstampfer, während „Waiting For The Dawn“ eine waschechte Bluesballade mit Trauerflor ist. „The Fertile Soil“ kommt schmissig als Americana-Nummer daher, während „I Worry Too Much“ sogar ganz versteckt ein bisschen Funk unterbringt. „Leave It All Behind“ klingt nach einer Mischung aus Saloon und Truckerkneipe. Mit 70 ist das durchaus nachzuvollziehen.

 

Fazit: „Ride“ von Walter Trout ist sein gutes Album im Spannungsfeld zwischen Hardrock und Blues. Er verarbeitet hier in gewisser Weise die Geschichte seines Lebens. Es war nicht immer einfach und er musste immer wieder seinen Dämonen ins Auge blicken. Das ist mal hart, auch musikalisch, dann wiederum traurig, aber es gibt diese Momente, die auch hier sprichwörtlich die Sonne hereinlassen.

 

https://www.waltertrout.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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