Annihilator: For The Demented

Annihilator: For The Demented

Silver Lining/Warner

VÖ: 03.11.2017

 

Wertung: 7,5/12

 

Bei Jeff Waters scheint die Muse regelmäßig vorbeizukommen und dies auch noch in kurzen Abständen. Mit „For The Demented“ wird nun schon wieder ein neues Album veröffentlicht. „Suicide Society“ hat ja mal gerade zwei Jahre auf dem Buckel. Befasst man sich mit den einzelnen Statements von Waters, dann könnte man allerdings auch zu einem völlig anderen Schluss kommen, denn immerhin gibt er zu, dass er für das neue Annihilator-Album noch mal geguckt hat, welche Songs denn bei den Fans besonders gut ankamen und letztlich erfolgreich waren. Zusammen mit Bassist Rich Hinks hat er sich dann durch den Backkatalog gewühlt. Das hört sich ein bisschen nach „Malen nach Zahlen“ an. „For The Demented“ ist nun das Ergebnis aus dieser Vorgehensweise.

 

Es ist natürlich überhaupt nicht verwerflich, wenn eine Band sich beim eigenen Backkatalog bedient und wenn dieser dann auch noch so umfangreich und vielfältig wie bei Annihilator ausfällt, dann ist eigentlich auch entsprechend für Abwechslung gesorgt. Jeff Waters ist sowieso Annihilator und entscheidet, wohin die Reise gehen soll. „For The Demented“ ist somit eine Hommage an die eigene Vergangenheit, steht mit beiden Beinen aber auch im Hier und Jetzt.

 

Die Albumeröffnung „Twisted Lobotomy“ ist dabei fast klassisch geraten: Thrash Metal mit all seinen Facetten. Die melodische Seite wird dabei ebenso angesprochen wie auch die Geschwindigkeitsfantasie. Eigentlich ist das der beste Metallica-Song der letzten Jahre. „One To Kill“ holt noch die Basskeule raus und spielt mit verschiedenen Tempovariationen. Das obligatorische Solo darf da natürlich nicht fehlen. „For The Demented“ - der Song – baut den Spannungsbogen langsamer auf und fällt nicht mit der Tür ins Haus. Das hört sich fast ein bisschen wie 90er Indierock an bevor die Dampfwalze über einen hinwegfegt. Dann wiederum wird es melodisch. Eine Mischung aus Metallica und den Stone Temple Pilots könnte sich so anhören. „Pieces Of You“ ist danach eine astreine Ballade – Melancholie inklusive. „The Demon You Know“ wiederum erinnert an Danko Jones in seiner härteren Phase.

 

„Phantom Asylum“ ist wie gemacht für die Festivalbühne. Allerdings ist die Nummer mit dem Cowboy-Flair auch zu lang geraten und wiederholt sich zu oft. Anstatt der sechs Minuten hätten es drei auch getan. „Altering The Altar“ feuert aus allen Rohren, hat aber auch ein paar epische Momente zu bieten. „The Way“ erinnert schon wieder an Danko Jones. Das ist übrigens keine Kritik, sondern dient lediglich als Orientierung. Das geht durchaus als Rotzpunk über die Ziellinie. Coole Nummer. Das Geschwurbel von „Dark“ hätte es nicht unbedingt gebraucht, weil dieses Zwischenspiel so gar nicht zum Rest passen will. Dafür gibt es zum Schluss noch mal ein Feuerwerk mit „Not All There“. Kein Feuerwerk der Gefühle, aber ein Feuerwerk des Annihilator-Gemischtwarenladens.

 

Fazit: Annihilator veröffentlichen mit „For The Demented“ ein neues Album und dazu hat sich Mastermind Jeff Waters vom eigenen Backkatalog inspirieren lassen und hat auf die Wünsche der Fans gehört. Die Platte ist sehr abwechslungsreich, hat aber hin und wieder auch ein paar Längen und an der einen oder anderen Stelle klingt das schon sehr zusammengeschustert. Unter dem Strich ist „For The Demented“ ein okayes Album, aber kein Meilenstein.

 

https://www.annihilatormetal.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Annihilator: Suicide Society

Annihilator: Suicide Society

UDR/Warner

VÖ: 18.09.2015

 

Wertung: 9/12

 

Annihilator aus Vancouver, Kanada haben schon derart viele Besetzungswechsel hinnehmen müssen, dass selbst Mastermind Jeff Waters ins Straucheln geraten dürfte, wenn er alle ehemaligen Bandmitglieder aufzählen sollte. Es sind jedenfalls weit mehr als es Alben von der Kapelle gibt und mit „Suicide Society“ liegt nun immerhin schon die 15. Langrille vor. Annihilator war und ist aber sowieso das Baby von Waters ganz alleine und da kümmert er sich höchstpersönlich um alles. Er spielte komplett alle Gitarren und Bass auf „Suicide Society“ ein, ist zusätzlich für Engineering, Produktion, Mix und Mastering verwantwortlich. Da Dave Padden, der immerhin von 2003 bis 2014 für den Gesang verantwortlich war, nun auch die Segel gestrichen hat, musste Waters diesen Job auch noch übernehmen.

 

Es liegt ja förmlich auf der Hand, dass der Mann vielleicht etwas überarbeitet sein könnte oder bei „Suicide Society“ den Blick für das Wesentliche verliert. Hat er aber nicht! Überraschenderweise klingt die Scheibe derart frisch, dass man glatt auf die Idee kommen könnte, dass man es hier mit einem Newcomer zu tun hat. Durch den Abgang von Padden kommt das ja auch irgendwie hin, da Waters Annihilator neu ausrichten musste. Und doch ist die Musik auch Oldschool. Hört man sich das Album an, wird auch schnell klar, warum Dave Mustaine Jeff Waters schon mehrmals als Gitarrist für Megadeth anwerben wollte. Der Mann kann an der Axt eine ganz Menge, mitunter auch mehr als Mustaine und zudem ist er auch noch der wesentlich bessere Sänger. Eigentlich muss der gute Dave dankbar sein, dass Waters immer wieder abgelehnt hat.

 

Metallica müssen sich ebenfalls anstrengen, wenn sie mit dem nächsten Album in ähnliche Regionen wie „Suicide Society“ vordringen wollen. Mal ehrlich: so ein Thrash-Ungetüm wie „Creepin´ Again“ haben Hetfield und Co. doch schon lange nicht mehr auf die Reihe bekommen. Hinzukommt, dass das Stück sehr abwechslungsreich ist und eben nicht nur auf Tempo setzt. Der Refrain ist beispielsweise sehr melodisch. Dafür hat Waters dann noch ein ziemlich kaputtes und krankes Gitarrenintermezzo eingefügt. Der Titelsong - „Suicide Society“ - geht gar als lässiger Hit durch. Aber auch hier wird das Tempo sehr schön variiert und ganz beiläufig werden auch noch ein paar Progelemente eingestreut. „My Revenge“ dürfte Mustaine vor Neid erblassen lassen. „Snap“ ist auf seine harte Art sogar poppig. Waters hat einfach ein Händchen für Melodien, lässt aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Musik auch alle Hüter des heiligen Grals zufriedenstellen wird.

 

Und so wird auch „Narcotic Avenue“ alle Genrefans begeistern, das düstere „The One You Serve“ Metallica abermals in den Schatten stellen und „Break, Enter“ dann der erste Song sein, der tatsächlich etwas langweilt. Ist nun alles gesagt? „Death Scent“ hat tatsächlich noch mal ein paar aberwitzige Gitarrenideen zu bieten. Guck an. Und dann? Folgt mit „Every Minute“ zum Schluss gar noch so etwas wie eine Ballade. Toller Songaufbau, tolle Steigerung, tolle Breaks.

 

Fazit: Annihilator und Jeff Waters legen mit „Suicide Society“ tatsächlich noch mal ein kleines Thrash-Meisterwerk vor. Das wird die Welt jetzt zwar nicht erschüttern und doch klingt das Album frisch und gleichzeitig Oldschool. Megadeth und Metallica wären jedenfalls froh, wenn ihnen noch mal eine solche Platte gelingen würde. Zudem ist das ein sehr abwechslungsreiches und vielfältiges Werk. Waters setzt sich mal wieder ein Denkmal.

 

http://www.annihilatormetal.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Annihilator: Feast (Limited Edition No. 2) (2CDs/DVD)

Annihilator: Feast (Limited Edition No. 2) (2CDs/DVD)

UDR/EMI

VÖ: 07.03.2014

 

Wertung: 9/12

 

Annihilator melden sich mit „Feast“ zurück. Oder besser gesagt: Jeff Waters hat mal wieder eine Truppe zusammengestellt, die sich unter dem Banner der Trash-Metal Ikonen zusammengefunden hat. Einziges festes Bandmitglied der kanadischen Knüppelbarden ist seit jeher ja sowieso Waters. Selbst der Mann an der Axt dürfte das eine oder andere Problemchen haben, wenn er alle Musiker aufzählen sollte, die je in seiner Band gespielt haben. Trotzdem reicht der Name aus um den Fans ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Die Band hat es zwar nicht in die erste Garde geschafft, kann aber immerhin mit 2 Millionen verkaufter Tonträger sich das Banner der erfolgreichsten kanadischen Band der härteren Gangart auf den Briefkopf pappen. Man tourte zudem im Vorprogramm von so ziemlich jeder namhaften Genreband. In Deutschland erfreuen sich Annihilator sowieso einer großen Anhängerschar und ein paar Alben konnten sich gar in den Charts platzieren. "Feast" hat ja eigentlich noch keinen Staub angesetzt, da kommt nun schon die Neuauflage in den Handel.

 

Im schicken Ecolbook mit neuem 3D-Cover weiß das Teil optisch durchaus zu gefallen und macht im Metal-Schrein sicher einiges her. Auf den zweiten Blick ist das aber auch eine kleine Mogelpackung und dann doch nicht ganz so wertig, wie es zunächst aussieht. Die 3D-Geschichte wurde nur aufgeklebt und das Ecolbook hinterlässt insgesamt einen eher billigen Eindruck. Klappt man das Teil auf, dann muss man schon aufpassen, dass das nicht komplett auseinanderfällt. Als Hinsteller und Blickfang ist das aber schon ganz nett.

 

Als weiteres Bonusmaterial gibt es den kompletten Auftritt von Annihilator aus dem Jahre 2013 vom Wacken Festival. Das Bild hat hier und da ein leichtes Graining zu bieten, aber das fällt jetzt auch nicht weiter negativ auf. Annihilator pflügen sich bei schönstem Wetter durch elf Songs und haben sichtlich Spaß dabei. Die komplette Breite der Bühne wird ausgenutzt und mit dieser großen Spielfreude ziehen sie auch schnell die Zuschauer auf ihre Seite. Der Sound ist sehr amtlich, aber fein austariert und unter dem Strich erstklassig. Die Zuschauer gehen dementsprechend auch ab. Hier kann man das Phänomen bewundern, wenn aus Band und Zuschauern eine Einheit wird. Ganz starker Auftritt und schon alleine dafür lohnt sich diese neuerliche Veröffentlichung von "Feast".

 

Und das eigentliche Album? Dave Padden ist wieder für den Gesang und das Geschrei zuständig. Bei richtiger Zählung dürfte dies nun sogar schon das fünfte, gemeinsame Album sein. Annihilator scheinen auf dieser Position endlich zur Ruhe gekommen zu sein. Das Team Waters und Padden legt mit seinen Mitstreitern ein sehr vielfältig Werk vor. Hier sind alle Spielarten dabei, die dieses Genre zu bieten hat. Im epischen „One Falls, Two Rise“ gibt es die ganze Palette in einem Song vereint. Das Stück fängt wie eine melodische Hardrockballade an, schwingt in der Mitte aber ganz schön die Keule. Die vielen Brüche machen diesen Song zum Ereignis, sind aber auch gleichzeitig dafür verantwortlich, dass man sich bei mancher Passage etwas ratlos am Kopf kratzt. Dies trifft im Grunde auch auf das komplette Album zu.

 

„Feast“ wird mit „Deadlock“ standesgemäß eröffnet. Feuer frei für einen Thrasher vor dem Herrn. Hier wird alles plattgewalzt, was sich Annihilator in den Weg stellt. Das gilt im Grunde auch für „No Way Out“ allerdings spielt die Band mit dem Tempo und sorgt so für Abwechslung. „Smear Campaign“ würde auch auf einem Metallica-Album nicht negativ auffallen – im Gegenteil. Das abgehackte „No Surrender“ bringt danach noch mehr Leben in die Bude. Ein bisschen weht der Hauch der 90er durch die Szenerie. Eins kann man den Kanadiern nicht vorwerfen, nämlich dass sie nicht variabel wären. Dies gilt ebenso für „Wrapped“ wie auch für „Demon Code“. Voll-auf-die-Fresse bedeutet ja nicht, dass man dabei nicht auch für Abwechslung sorgen könnte. Abgesehen davon ist Jeff Waters ein Könner seines Fachs. Er spielt seine Soli immer sauber und verliert dabei auch nie den melodischen Aspekt aus den Augen.

 

Soweit, so gut. Ein paar negative Dinge sollen dabei aber nicht unter den Tisch fallen. Was bitte haben sich die Herren denn bei der schmalzigen Ballade „Perfect Angels Eyes“ gedacht? Oder wird jetzt doch noch auf die Charts geschielt? Auch „Fight The World“ fängt bedenklich kitschig an, kriegt aber noch die Kurve und rettet sich in die Slayer-Ecke. Das ist so gerade noch mal gut gegangen! Unter dem Strich ist der Großteil unter den neun Tracks aber wiedermal überzeugend!

 

Eine Bonus-CD hört auf den schönen Namen Re-Kill. Braucht man diese fünfzehn Songs aus dem Backkatalog tatsächlich noch als Neueinspielung? Sicher ist das ganz nett gemeint, aber „Fun Palace“ fehlt doch etwas der Druck. „Alison Hill“ kann auch nur leidlich überzeugen. „King Of The Kill“ ist dafür immer noch ein Brett – ein ziemlich gutes sogar und „Never, Neverland“ mit seinen schnell abgefeuerten Gitarrensalven einfach unkaputtbar. Das bassgetriebene „21“ überzeugt auch auf ganzer Linie und somit wächst doch die Erkenntnis, dass aus dem „nett gemeint“ doch sogar noch ein passender Schuh wird. Man hat diese Neueinspielungen bisher zwar nicht vermisst, aber Laune machen die Dinger von „Time Bomb“ bis „Brain Dance“ durchaus.

 

Fazit: Annihilator hauen mit „Feast“ ein kleines Thrash-Monster heraus, welches ein paar kleine Schönheitsfehler nicht verbergen kann. Den Balladenkitsch hätten sich die Kanadier gerne schenken können und an so mancher Stelle sucht man doch etwas nach dem Sinn des zusammengesetzten Baukasten. Über weite Strecken ist das aber eben ein tolles Genrealbum, welches auch extrem variantenreich ausgefallen ist. Die Bonus-CD ist eine mehr als nette Zugabe und somit ist „Feast“ mal wieder ein Fest für alle Fans der schnelleren Musik. Das Ecolbook verspricht letztlich mehr als es hält, ist optisch aber sicher ein Hingucker, auch wenn es auf den zweiten Blick etwas billig wirkt. Die Wacken DVD ist musikalisch ein Fest und die Zuschauer vor Ort, aber auch die Band haben sichtlich Spaß! Alles in allem eine starke Veröffentlichung der Kanadier und wer "Feast" bisher noch nicht im Schrank stehen hat, sollte nun aber zugreifen!

 

http://www.annihilatormetal.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch