Inhaler - Interview am 20.09.2019

Bevor die Jungs von Inhaler einen umjubelten Auftritt im MTC in Köln hinlegten, durften wir die Band im Backstagebreich zwiswchen Döner, Klamotten und Musikinstrumenten interviewen und anschließend dem kompletten Soundcheck beiwohnen. Die Herren hinterließen einen sehr geerdeten, reflektierten und sympathischen Eindruck.

 

Hallo Jungs, vielen Dank, dass wir so kurz vor dem Soundcheck und Konzert ein Interview führen können. Wie geht es euch?

Elijah Hewson: Absolut fantastisch. Wir haben gerade als junge Band die Zeit unseres Lebens.

Ihr spielt gerade eine kleine Deutschlandtour.

Josh Jenkinson: Genau. Wir durften in Berlin spielen, dann sind wir auf dem Reeperbahnfestival aufgetreten und heute ist das Abschlusskonzert hier in Köln.

Wann und wo habt ihr euch eigentlich das erste Mal getroffen und wann wurde Inhaler geboren?

Rob Keating: Wann wurde Inhaler geboren? Also ich denke, man müsste da 2016 nennen, vorher war das nicht Inhaler.

Ryan McMahon: Und getroffen haben wir uns in der Schule. Also Eli, Rob und ich. Josh haben wir von einer anderen Schule gestohlen. Wir brauchten halt noch einen überragenden Gitarrenspieler.

Gibt es einen Song, auf den ihr als gesamte Band besonders stolz seid?

Elijah Hewson: Ich denke, es wird „Ice Cream Sundae“ sein, oder Jungs?

Josh Jenkinson: Ja, definitiv. Ungelogen, der bedeutet uns eine Menge, weil der unserer Meinung nach richtig, richtig gut geworden ist.

Elijah Hewson: Geschrieben haben wir den vor vier Jahren. Wir hatten aber große Probleme mit der Nummer, es fehlte dem Song noch irgendwas und dann stießen wir auf diese catchy Hookline.

Ryan McMahon: Was jetzt aber nicht heißen soll, dass die anderen Songs für uns nicht wichtig wären. Jeder ist auf irgendeine Art und Weise wichtig für Inhaler.

Wem präsentiert ihr denn zuerst euer neues Material? Von wem kriegt ihr zuerst ein Feedback?

Josh Jenkinson: Von den Leuten auf den Gigs.

Elijah Hewson: Genau, wir probieren die Songs gerne auf den Konzerten aus und schauen, wie sie funktionieren und ob sie bei den Leuten ankommen. Für uns als Band ist das schon sehr hilfreich, weil wir uns durch die Live-Umsetzung auch noch mal anders in die einzelnen Songs hineinfinden. Manchmal ist es dann so, dass es für uns als Band nicht funktioniert – nicht, weil der jeweilige Song dann nicht beim Publikum ankommt – sondern weil wir merken, dass wir als Band nicht damit klarkommen.

Ryan McMahon: Natürlich stellen wir neues Material auch immer unseren besten Freunden und unseren Familien vor…

Elijah Hewson:…aber letztlich sind es wir vier - uns muss es gefallen.

Schreibt ihr eure Songs denn zusammen? Oder arbeitet jeder zunächst alleine für sich?

Rob Keating: Das meiste machen wir zusammen.

Elijah Hewson: Manchmal auch nicht.

Ryan McMahon: Meistens aber schon.

Rob Keating: Wenn man jetzt all´ unser Material betrachtet, dann haben wir das meiste davon zusammen geschrieben. Also wir waren wirklich alle in einem Raum, wenn du verstehst was ich meine.

Elijah Hewson: Es ist ja auch meistens so, dass es ein verdammt langer Prozess ist, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Wie wichtig ist denn für eure Musik der Einfluss von Irland bzw. eurer Heimatstadt?

Elijah Hewson: Ich denke, dass unsere Stadt gerade voll von Gitarrenmusik ist. Das ist so unfassbar cool. Gerade für uns als Band. Es ist wirklich eine richtig tolle Zeit für uns als Gitarrenband.

Ryan McMahon: Wir leben momentan richtig gerne in dieser Szene. Da entstehen richtig gute Sachen. Es basiert auf vier Instrumenten – oder mehr – halt die Art Musik, mit der wir aufgewachsen sind. Es ist wirklich toll zu sehen, dass es noch viel mehr junge Leute gibt, die wieder Rockmusik machen. Und so kriegt man ja auch untereinander ein gutes Feedback.

In diesem Zusammenhang: was war denn die beste Reaktion und das beste Feedback, welches ihr in Bezug auf eure Songs erhalten habt?

Rob Keating: Um ehrlich zu sein, finde ich es immer noch völlig verrückt, dass Leute zu unseren Shows kommen und jedes Wort unserer Songs mitsingen können. Wir haben ja noch gar keine richtige physische Veröffentlichung.

Elijah Hewson: Unglaublich waren auch die 10.000 Besucher auf einem Festival, die uns sehen wollten. Unfassbar war das. Das war übrigens in Belgien, Pukkelpop. Ich meine, stell dir das mal vor: 10.000 Leute. Das ist für uns immer noch unbegreiflich.

Josh Jenkinson: Das waren unglaubliche Momente für uns. Es ist aber sowieso so, dass die ungefilterten Reaktionen auf den Konzerten gut sind. Die Menschen reagieren ja in irgendeiner Art und Weise auf die Songs.

So ein kleiner Club wie dieser hier, ist sicher auch toll, wo doch das Publikum so nahe ist.

Elijah Hewson (begeistert): Absolut. Ich mag das sehr. Du kannst die Menschen direkt angucken. Du kannst den Menschen direkt in die Augen gucken. Ich meine, es gibt keine Distanz zwischen uns und dem Publikum.

Josh Jenkinson: Das kann auch eine unglaubliche Energie freisetzen.

Wichtige Frage für alle eure Fans: wann erscheint denn euer Debüt?

Elijah Hewson: Das ist eine wichtige Frage. Eine verdammt wichtige Frage sogar.

Rob Keating: Ganz ehrlich, wenn wir da was ganz Konkretes wüssten, dann würden wir Dir das jetzt sagen.

Elijah Hewson: Ich denke, der Plan ist…

Josh Jenkinson: …wir arbeiten noch dran.

Elijah Hewson: Genau, wir arbeiten an dem Album und der Plan ist, dass wir das nächstes Jahr veröffentlichen.

Definitiv 2020?

Alle vier begeistert: Jaja, auf jeden Fall.

Ryan McMahon: Wir können jetzt kein konkretes Datum nennen, aber definitiv 2020!

Ist es für euch als Band eigentlich schwierig euren eigenen musikalischen Weg zu finden und zu gehen? Es war ja schon alles irgendwann mal da.

Rob Keating: Wenn man sich jetzt die ganzen großen Bands anguckt, dann kann das schon sehr einschüchternd sein. Aber wir gucken überhaupt nicht, wer was wann und wie gemacht hat. Wir wollen ja unseren eigenen Weg finden. Darum machen wir das ja auch. Wir wollen unsere eigenen Sachen kreieren. Wir haben uns auch noch nie zusammengesetzt und uns einen großen Plan überlegt, wie wir klingen wollen. Wir machen einfach und gucken dann, was passiert und ob es funktioniert und uns Spaß macht.

Elijah Hewson: Wir setzen uns ja nicht hin und sagen, jetzt wollen wir wie „Revolver“ klingen…

Rob Keating: …die Beatles sind aber natürlich großartig…

Ryan McMahon:…aber wir wollen unseren ganz eigenen Weg finden.

Habt ihr denn die selben musikalischen Einflüsse oder sind die bei euch Vieren völlig unterschiedlich?

Rob Keating: Sowohl als auch. Also wir haben viele gemeinsame Einflüsse, aber auch sehr unterschiedliche.

Elijah Hewson: Wir spielen aber immer den anderen die Musik vor, die wir schon gesammelt haben.

Josh Jenkinson: Vier unterschiedliche Gehirne, vier unterschiedliche Einflüsse und Geschmäcker. Ganz ehrlich, manchmal kann man nicht verstehen, warum den anderen nicht das gefällt, was man selber so sehr liebt.

Elijah Hewson: Aber wir wollen natürlich schon, dass dem jeweiligen anderen das gefällt und versuchen es immer wieder. Wir spielen uns gegenseitig jeden Tag Musik vor.

Josh Jenkinson: Das ist großartig, das macht so einen Spaß. Man entdeckt so ja auch eine Menge neuer Musik die einen umhauen kann.

Was denkt ihr als Musiker denn über das Internet? Ist es gut oder schlecht?

Elijah Hewson: Als Musiker ist es richtig gut. Du hast die Möglichkeiten so einen Gig wie heute zu bewerben. Es hilft dir als Band deine Musik zu verbreiten. Und für einen Independent-Künstler ist es toll, auch ohne Plattenvertrag die Musik zu verbreiten. Selbst wenn du keinen Plattenvertrag hast, kannst du deine Musik unter die Leute bringen und wenn die Reaktionen entsprechend sind, klopfen die Labels von alleine an deine Tür. Es ist sehr einfach, die Sachen in die eigene Hand zu nehmen. Man kann sich eben selbst promoten und all die Sachen. Ich denke aber, dass in anderer Hinsicht das Internet nicht besonders gut ist. Das Internet hat zu viel Kraft.

Rob Keating: Es bestimmt das Leben der Leute.

Elijah Hewson: Und es hat auch schlechten Einfluss auf die Leute. Ich meine, sieh dich nur mal im Internet um, das ist frustrierend und erschreckend.

In diesem Zusammenhang: manchmal hat es den Anschein, dass die Darstellung, der Style und das Image im Internet wichtiger als die Musik selbst sind.

Elijah Hewson: Ja, leider. Letztlich sollte es so sein, dass die Musik immer am wichtigsten ist. Ich denke aber, das Mode und Musik sich nicht ausschließen müssen. Paul Weller von The Jam hat mal gesagt, „Don´t give a Fuck about other Band Images“. Wir als Band versuchen natürlich unseren eigenen Weg zu gehen und zu finden. Es ist ja nicht so, als wäre das Image total unwichtig. Es sollte nur nicht so sein, dass es wichtiger als die Musik wird.

Ihr tourt ja momentan sehr viel. Einige Musiker haben mir erzählt, dass das Leben „on the road“ sehr stressig und langweilig sein kann. Wie ist das für euch? Ihr habt ja gerade den Opener für Noel Gallagher gemacht und im November seid ihr in den USA unterwegs. Das sind doch sicher tolle Erfahrungen oder habt ihr auch negative Erfahrungen gemacht?

Rob Keating: Auf Tour zu sein ist unfassbar toll. Du kriegst da so viel Liebe von dem Publikum.

Elijah Hewson: Und wenn Pause ist, dann ist es verdammt schwierig runterzukommen.

Ryan McMahon: Wir haben ja auch schon mal unsere Familien dabei. Aber im Grunde reichen wir vier uns und es wird nicht langweilig.

Rob Keating: Es ist aber schwierig unterwegs eine Dusche zu finden. Es stinkt ziemlich in unserem Bus. Zu viele Socken. Du verstehst (grinst)?

Gab es denn einen ganz besonderen Moment auf Tour und was machte diesen so speziell für euch?

Josh Jenkinson: Es war wohl Pukkelpop, oder Jungs?

Elijah Hewson: Ja, ich würde auch Pukkelpop sagen. Diese riesige Zuschauermenge war für uns einfach unfassbar.

Rob Keating: Wobei diese Tour durch Deutschland toll ist. Ich war noch nie zuvor in Deutschland und für mich ist das alles unglaublich aufregend.

Macht ihr denn auch Sightseeing? Habt ihr schon die große Kirche gesehen?

Elijah Hewson (begeistert): Noch nicht, aber nach dem Soundcheck wollen wir mit den E-Scootern hin.

So eine Live-Show kann körperlich ja durchaus anstrengend sein. Was macht ihr, um gesund zu bleiben? Gibt es da vielleicht auch Tipps von euren Eltern?

Josh Jenkinson: Man muss auf so viele Dinge achten. Es darf nicht zu warm, aber auch nicht zu kalt sein. Krank auf Tour wäre ja furchtbar. Gesunde Ernährung, viel Wasser trinken. Um ehrlich zu sein, waren wir jetzt aber auch nicht gut vorbereitet. Das ist ja alles neu für uns und beim nächsten Mal werden wir definitiv besser vorbereitet sein.

Rob Keating: Wir sind übrigens gute Jungs, wir nehmen nämlich keine Drogen!

Es gibt ein paar Leute, die sagen, dass ihr wie Joy Division klingt. Könnt ihr damit leben? Ich sehe Parallelen zu den Anfängen der Killers. Und was war die erste Band, in die ihr euch verliebt hat?

Elijah Hewson: Die erste Band? Tatsächlich Joy Division und dann die Stone Roses. Ich möchte den Stab, dass wir die nächsten Joy Division werden, gerne weitergeben. Die Killers gefallen mir da besser. Die Fußstapfen von Joy Division sind so unglaublich groß – Puh. Und unsere Musik ist auch nicht so düster. Wir sind viel poppiger. Definitiv poppiger.

Was ist denn der wichtigste Song für euch?

Elijah Hewson: Für mich „1979“ von den Smashing Pumpkins. Dieser großartige Song brachte mich im Grunde zur Musik. Der war in meinem Leben schon sehr wichtig, frag aber bitte nicht warum.

Rob Keating: Hey Leute, im Grunde sind es doch die Beatles. Jeder Beatles-Song ist der wichtigste überhaupt.

Ryan McMahon: Es gibt auch zu viel gute Songs da draußen, da kann man nicht nur einen nennen.

Rob Keating: Stimmt, die von den Beatles sind ja alle gut (alle lachen).

Hört ihr denn viel Musik oder seid ihr nach einer Tour auch mal froh, wenn ihr die Stille genießen könnt?

Josh Jenkinson: Auf keinen Fall. Wir hören die ganze Zeit Musik! Immer.

Ryan McMahon: Es wird auch nie langweilig Musik zu hören. Nie. Wir sind vier Leute in der Band und ständig spielt einer den anderen neue Musik vor. 

Was würdet ihr denn machen, wenn es mit der Musikkarriere nicht klappt?

Elijah Hewson: Es gibt keinen Plan B. Das ist das Einzige, was wir wollen.

Rob Keating: Bankräuber

Elijah Hewson: Oder wir hätten „Divide“ von Ed Sheeran schreiben sollen. Der hat so unfassbar viel Kohle damit gemacht (alle lachen).

Josh Jenkinson: Wir sollten arm bleiben.

Elijah Hewson: Oder wir hätten „Happy Birthday“ schreiben sollen. Aber ehrlich, wir wollen es ernsthaft mit der Musik versuchen und im Moment gibt es für keinen von uns einen Plan B.

Ich danke euch für das Gespräch!

 

(Torsten Schlimbach bedankt sich bei Jannis Reiher und Laura Brauer von FKP Scorpio und natürlich Inhaler für die freundliche Unterstützung!)

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch