Joe Bonamassa; Live At The Hollywood Bowl With Orchestra

Joe Bonamassa; Live At The Hollywood Bowl With Orchestra

J&R Adventures

VÖ: 17.05.2024

 

Wertung: 7,5/12

 

Joe Bonamassa veröffentlicht ein neues Album. Mal wieder. Es ist eine Platte mit Live-Aufnahmen. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um ein schnödes Konzert, nein, der Mann hat es richtig krachen lassen und ein 40-köpfiges Orchester im Hollywood Bowl mit auf die Bühne gebracht. Ein Background-Chor durfte natürlich auch nicht fehlen. Neben Blues und Rock gibt es also auch noch üppige Orchesterarrangements auf die Ohren. Kevin Shirley hat das Projekt als Produzent begleitet.

 

Nach der „One Door Overture“ – das Intro muss bei so einem Projekt wohl zwingend sein – geht es mit „Curtain Call“ gleich in die Vollen. Die Band spielt gegen das Orchester an und das Orchester gegen die Band. Neun quälende Minuten geht das so. Das hat bei Metallica einst nicht funktioniert und es funktioniert auch hier nicht. Harte und laute Riffs sind einfach nicht sonderlich harmonisch mit Orchesterbegleitung. Bei aller Liebe, aber das haut einfach nicht hin. Die Bluesballade „Self Inflicted Wounds“ ist dafür nicht nur eine Punktlandung, sondern ein Volltreffer. Der weibliche Gesang sorgt gegen Ende dann zusätzlich für eine Gänsehaut. Ganz, ganz großes Kino!

 

Mit „No Good Place“ wird es zwar wieder etwas lauter, aber nicht unbedingt schneller. Das ist gut, denn so stört das Orchester nicht sonderlich. Über achteinhalb Minuten spielen sich hier alle Musiker gekonnt die Bälle zu. Es bleibt letztlich ein grandioses Blues-Stück. Das filigrane Gitarrenspiel veredelt die Nummer zusätzlich. Tolle Umsetzung! „Ball Peen Hammer“ hat ein mittelalterliches Flair, aber auch eine gewisse Leichtigkeit. Das lebt eindeutig vom Gesang. Nach hinten raus wird der Song aber doch noch von den Instrumenten erdrückt. Weniger wäre da eindeutig mehr gewesen. „The Last Matador“ mit Trompete ist natürlich wie gemalt für einen solchen Anlass. Sehr feinfühlig agieren hier alle Beteiligten und verleihen dem Stück eine sehr schöne Erhabenheit. „Prisoner“ lebt vom grandiosen Spiel des guten Joe und „Heartaches“ ist die traurige Ballade, die in einem solchen Rahmen natürlich bestens funktioniert.

 

Dann darf es wieder etwas mehr knallen und mit „John Henry“ packt Bonamassa einen seiner besten Rocksongs aus. Das Orchester zerstört die Nummer leider wieder vollends. Das passt einfach nicht zusammen, braucht man nicht groß drumherum reden. Schade, hier wird ein toller Song verschandelt. Das beschwingte „24 Hour Blues“ reißt das Ruder aber noch mal herum, bevor es mit dem nachdenklichen „Sloe Gin“ dann dem Ende entgegen geht.

 

Fazit: Bei den ruhigen Nummern funktioniert das Zusammenspiel von Band und Orchester ziemlich gut. Bei den rockigen Songs fehlt einfach die Harmonie und dann spielt die Rock- und Bluesband gegen das Orchester an – und umgekehrt. Das passt so einfach nicht zusammen. Warum das immer wieder probiert wird, bleibt dann eines der ungelösten Rätsel der Populärmusik. Unter dem Strich geben sich hier Licht und Schatten die Klinke in die Hand, wobei das Licht aufgrund der langsamen Songs etwas die Oberhand behält.

 

https://jbonamassa.com/

 

Tex: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Tales Of Time

Joe Bonamassa: Tales Of Time

Provogue Records

VÖ: 14.04.2023

 

Wertung: 9/12

 

Da ist sie also, die jährliche Bonamassa-Veröffentlichung. Der Mann ist mittlerweile an so vielen Projekten beteiligt- als Gastmusiker, Produzent oder Songwriter -, dass es immer wieder erstaunlich ist, dass er auch noch für eigene Veröffentlichungen Zeit findet. Der Mann mit einem eigenen Label im Rücken, haut mit „Tales Of Time“ nun ein Live-Album raus, welches an einer ganz besonderen Stätte aufgenommen wurde: im Red Rocks Amphitheater in Colorado im August 2022! Für die Produktion zeichnet sich der langjährige Stammproduzent an der Seite von Joe Bonamassa, Kevin Shirley, verantwortlich.

 

Der Einstieg mit „Notches“ ist natürlich sensationell. Da Stück baut sich dramatisch und langsam auf und knallt dann ordentlich rein. Der Sound ist brillant, die Backgroundsänger liefern voll ab und die Musiker spielen derart tight, dass einem die Ohren wegfliegen. Bonamassa ist absolut auf der Höhe und bringt sein Spiel auf den sechs Saiten auf den Punkt. Episch ist auch die Länge, mit fast zehn Minuten ist die Nummer aber keineswegs zu lang. Longtracks sind sowieso reichlich vorhanden. Etwas entspannter und bluesiger geht es bei „The Heart That Never Waits“ zu. Die Tasteninstrumente sind zunächst das dominierende Element. Man kann den Mann zu seiner Band nur beglückwünschen. Mittendrin gibt es natürlich auch ein Solo des Meisters zu hören und dann kann man auch endlich mal die Fans vernehmen, die lauthals jubeln. Das kommt leider oft viel zu kurz und man könnte auch auf die Idee kommen, dass man es mit einem im Studio live aufgenommenen Album zu tun hat.

 

Der Groove von „Curtain Calls“ oder das drängende „Mind ´s Eye“ machen schon Laune. Das luftige und leichte „Known Unknowns“ sorgt mal für Entschlackung und Entspannung. Immer Druck auf dem Kessel ist eben auch nicht gut. „The Loyal Kind“ hört sich live wie ein Bon Jovi-Track an. Das ist schon arg schmalzig. Danach wird es bluesig und die Geschwindigkeit ist eher von der langsamen Sorte. „Just ´Cos You Can´t Don´t Mean You Should“ knallt wieder rein – was für ein Brett! Hat zudem einen unglaublich tollen Spannungsbogen und Aufbau zu bieten. Episch ausgearbeitet ist das ein Musikstück, welches einen mit auf eine Reise in eine Traumwelt nehmen kann. „Evil Mama“ schunkelt sich zum Schluss noch mal bluesig dem Ende entgegen.

 

Fazit: „Tales Of Time“ wurde vor geschichtsträchtiger Kulisse aufgenommen. Der Sound ist brillant, da wurde später noch mal das Beste herausgefiltert um dem Zuhörer ein Knaller-Ergebnis zu liefern. Die Band spielt sensationell auf, der Backgroundchor ist ganz und gar wundervoll und Bonamassa agiert wie ein Hexenmeister auf den sechs Saiten. Leider kommt das Publikum etwas kurz und deshalb stellt sich kein richtiges Live-Feeling ein. Dies ist aber auch das einzige Manko dieser Veröffentlichung.

 

https://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Time Clocks

Joe Bonamassa: Time Clocks

Mascot Label Group

VÖ: 29.10.2021

 

Wertung: 8,5/12

 

Joe Bonamassa hat mal wieder ein neues Studioalbum aufgenommen. Meldungen über Veröffentlichungen von ihm, begleiten den interessierten Musikhörer ja jedes Jahr. Manchmal auch gleich mehrfach innerhalb von zwölf Monaten. Neu dürften die Bedingungen sein. Auch Bonamassa musste aufgrund von COVID-19 unter erschwerten Bedingungen aufnehmen. Zunächst geschah dies als Trio. Zudem saß sein langjähriger Weggefährte und Produzent Kevin Shirley in Australien fest. Zum Glück erlaubt es die moderne Technik ja trotzdem miteinander zu arbeiten.

 

„Time Clocks“ ist auch eine Reise in die eigene Vergangenheit von Bonamassa. Vor zwanzig Jahren lebte er in New York und versuchte sich seine Meriten als Musiker zu verdienen. Das Leben dort war hart und schwer und nicht selten hatte er nicht mal was zu Beißen! Jetzt kehrte er zurück. Seine Lebensbedingungen haben sich seitdem natürlich unglaublich verbessert, trotzdem wird man die Dämonen der Vergangenheit ja nicht los. Die Aufnahmen selber fanden letztlich in New York City in den Germano Studios/The Hit Factory statt.

 

Das Album enthält nun zehn Stück, wovon „Pilgrimage“ lediglich die Albumeinleitung ist. Eine sehr gefühlvolle übrigens. Der Übergang zu „Notches“ knallt dann richtig rein. Dieser rockige Song zählt mit zum Besten, was Bonamassa die letzten Jahre so gemacht hat. Vom Backgroundgesang, über die schweren Gitarren, bis hin zu den scheppernden Drums und den dringlichen Tastenklängen ist dies über sieben Minuten toll und mitreißend.

 

„Time Clocks“ ist sowieso ein Werk der Extreme. Mitunter sind hier die besten Arbeiten von Bonamassa enthalten, aber auch seine schlimmsten. Das bluesgetränkte „The Heart That Never Waits“ ist schon ziemlich in Ordnung. Vielleicht etwas lang, aber letztlich ein schöner Stampfer. Das Titelstück „Time Clocks“ ist aber ganz schlimm. Das ist Schlager der allerschlimmsten Sorte. Dieser bedeutungsschwere Gesang ist einfach nur furchtbar. Der Kitsch trieft nur so aus den Boxen. „Questions And Answers“ zählt danach wieder zu den richtig guten Songs. Die Nummer groovt zudem unglaublich schön. Zwischendrin schwenkt die Gitarre zu ein paar Latino-Klängen rüber und danach ist Bonamassa fast beim Walzer angekommen. Der Refrain ist natürlich wieder ein Killer. Mit „Mind´s Eyes“ gibt es die nächste bittersüße Ballade, die einfach komplett drüber ist. Wenn schon Karies, dann aber auch ordentlich, oder was?

 

„Curtain Call“ beginnt als Marsch, hat als Hardrockstück aber noch mehr zu bieten. Beispielsweise ein paar orientalische Klänge. „The Loyal Kind“ ist wieder eine ruhige Nummer, aber jetzt eine tolle. Hier wurde endlich mal nicht alles überfrachtet und überladen. Bonamassa wäre aber nicht Bonamassa, wenn der Track nach hinten raus nicht noch mit viel Pathos aufgeladen würde. Der Jahrmarkt- und Spielmannsanteil tut dem Sound übrigens gut. Lässig, gar funky kommt anschließend „Hanging On A Loser“ daher. Abermals ein Killer Refrain. „Known Unknowns“ ist ganz zum Schluss noch mal ein ordentliches Stück, welches teilweise fluffig leicht wirkt. Das Gitarrenspiel ist hier abermals sehr gefühlvoll.

 

Fazit: „Time Clocks“ ist ein gutes Album, allerdings auch mit mindestens zwei Totalausfällen. Schneidet man selbige raus, dann ist das teilweise ein mitreißendes Album, welches hin und wieder sogar wie ein Live-Werk klingt. Die Pandemie hat Joe Bonamassa eher gestärkt, denn das hier ist in seiner Gesamtheit mehr als ordentlich!

 

www.jbonamassa.com

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman

Joe Bonamassa: Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman

Mascot Label Group

VÖ: 11.06.2021

 

Wertung: 8/12

 

Joe Bonamassa hat letztes Jahr, wie so viele andere auch, ein Live-Event auf die Beine gestellt, welches man sich per Live-Stream im Internet angucken konnte. Die One-Night-Only-Show im Ryman Auditorium in Nashville wurde von Menschen aus 44 Ländern im September 2020 angeguckt. Musik verbindet, während Covid-19 noch mehr als sonst. Bonamassa und seine Band spielten letztlich vor Pappaufstellern von Leuten, die sich dafür ein Ticket gegönnt hatten. „Diese Show zählt praktisch nur als halbe.", sagt Joe Bonamassa im Rückblick dazu. Bei einem After Party Showcase kamen immerhin 32.000 Dollar für Bonamassas Fueling Musicians Programm zusammen.  Insgesamt kamen schon 460.000 Dollar für notleidende Musiker während der Pandemie in den Topf. Bereitgestellt für eine sofortige Auszahlung von 1.500 Dollar, für lebensnotwendige Ausgaben, bis die Musiker wieder auf Tournee gehen können. Das Konzert selber erscheint nun in allen möglichen Konfigurationen. Der physische Release wurde neu abgemischt und gemastert.

 

Wie der Titel – „Now Serving: Royal Tea Live From The Ryman“ – unschwer erkennen lässt, handelt es sich dabei größtenteils um die Live-Versionen der Songs von seinem letzten Studioalbum „Royal Tea“.  Sein Debüt „A New Day Yesterday“ wurde ebenfalls mit 3 Tracks gewürdigt. Dies macht insofern Sinn, da dieses Werk letztes Jahr 20jähriges Jubiläum feierte.

 

Die Live-Versionen sind um einiges bissiger als die Studio-Varianten. Trotzdem ist die Atmosphäre schon seltsam. Nach den einzelnen Tracks hört man die üblichen Beifallsbekundungen, was mitunter schon komisch anmutet, denn da sollte ja eigentlich Stille sein. Aber gut, es gibt ja auch bei Fußballübertragungen auch während Corona die eingespielte Stadionatmosphäre. Die Songs werden natürlich erstklassig gespielt – dafür braucht Bonamassa und seine Band ja kein Publikum. „Lookout Man“ knallt schon ganz schön rein. Der Bass ist ein ordentliches Brett und auch die Mundharmonika macht ordentlich Laune. Alleine diese Nummer hätte es verdient vor vielen Menschen gespielt zu werden.  Hochdramatisch wird es mit „Why Does It Takes So Long To Say Goodbye“. So lang wie der Songtitel ist, zieht sich auch die Nummer. Auf fast zehn schwermütigen Minuten zeigt Bonamassa, was er auf den sechs Saiten so drauf hat. „I Didn t Think She Would Do It“ ist natürlich dreist bei Hendrix und „Fire“ geklaut. Das Tempo ist anders, klar, aber die Hendrix-Nummer stand deutlich hörbar Pate. Stark ist das atmosphärisch sehr dichte „Beyond The Silence“. Augen schließen und abtauchen! Die Balance zwischen laut und leise ist sehr ausgewogen. „Lonely Boy“ ist ein Spaßstück zwischen Saloon und Rockschuppen der 60er. Da wird in die Tasten gehauen und auf der Gitarre soliert, dass es die pure Freude ist. „Cradle Rock“ hat auch die eine oder andere Hendrix-Reminiszenz zu bieten. „Walk In My Shadow“ hat noch ordentlich Orgelgewitter am Start, welches auch beim letzten Song „A New Day Yesterday“ nicht fehlen darf. Das klingt in der Umsetzung sogar nach reichlich Live-Spaß.

 

Fazit: Die Leute vermissen Live-Shows und auch Streams konnten und können das nur bedingt ersetzen. Joe Bonamassa veröffentlicht nun sein Konzert, welches er letztes Jahr im Ryman Auditorium in Nashville gegeben hat. Irgendwann wird dieses Ereignis exemplarisch für eine seltsame Zeit stehen. Musikalisch haut der Meister mit seinen Musikern aber auf hohem Niveau alles raus! Hin und wieder vermisst man etwas das Herz und die Seele der Songs, aber das technische Niveau ist natürlich mal wieder erstklassig!

 

https://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Royal Tea

Joe Bonamassa: Royal Tea

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 23.10.2020

 

Wertung: 8/12

 

Joe Bonamassa meldet sich mit einem neuen Album zurück. Der New Yorker hat dafür seine Komfortzone verlassen und hat sich auf nach England gemacht. Die Songs für sein neues Album wurden erst dort geschrieben. Die Gilde, mit der er sich an die Arbeit gemacht hat, ist schon eine recht illustre Runde und passt auf dem Papier nicht wirklich zusammen. Whitesnake-Gitarrist Bernie Marsden, ex-Cream Texter Pete Brown und Pianist Jools Holland waren nämlich die Songschreibepartner für Bonamassa. Für die Aufnahmen kamen dann sein langjähriger Produzent Kevin Shirley, so wie seine Musiker Anton Fig (Schlagzeug), Michael Rhodes (Bass) und Reese Wynans (Keyboard) über den großen Teich geflogen. In den altehrwürdigen Abbey Road Studios hat man das Werk schließlich auf den Weg gebracht. Getauft wurde es auf den naheliegenden Titel „Royal Tea“.

 

Die zehn Songs hören sich nicht britisch an, aber anders als man es von Bonamassa gewohnt ist. Es hat dem Mann hörbar gut getan, sich mit anderen Menschen an einem gänzlich anderen Ort zu umgeben. Das fängt schon mit dem ungewöhnlichen Auftakt „When One Door Opens“ an. Das ist zunächst ein Auftakt, wie für ein Musical. Der Gesang ist ebenfalls ziemlich ungewohnt. Alles an der Nummer ist bedeutungsschwer und pathetisch. Nach ungefähr vier Minuten wendet sich das Blatt und es rollen schwere Gitarren auf einen zu. Die Nummer entwickelt sich also zu einem harten, aber sehr lässigen Rockstück. So frisch hat Bonamassa schon lange nicht mehr an der Axt geklungen!

 

Es war klar, dass es in dieser Form nicht weitergehen konnte. Es folgt mit dem Titelstück „Royal Tea“ ein solider Rockblues im Bonamassa-Gewand – nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Why Does It Take So Long To Say Goodbye“ ist eine schöne und gefühlvolle Ballade. „Lockout Man“ sorgt danach für ordentlich Rums. Lemmy würde den Bass vermutlich ähnlich spielen. Eine saubere Hardrock-Nummer, die den Coolness-Faktor ordentlich nach oben schraubt. Mit „High Class Girl“ gibt es anschließend sauberen Blues auf die Ohren.

 

„A Conversation With Alice“ macht einfach Spaß. Nette, kleine Americana-Nummer für zwischendurch. „I Didn´t Think We Would Do It“ rockt ordentlich durch den Gemüsegarten, bevor „Beyond The Silence“ das Tempo wieder rausnimmt und sich episch ausbreitet. „Lonely Boy“ holt den Swing in das Album herein. „Savannah“ ist ein schöner Albumabschluss und bringt die amerikanische Musiktradition in einem Song unter.

 

Fazit: Joe Bonamassa hat für „Royal Tea“ vielfältige Songs aufgenommen. Die Zusammenarbeit mit anderen Songschreibern und die Umgebung hat frischen Wind in den immer lahmer werdenden Bonamassa-Sound gebracht. Es ist nicht alles Gold, was hier glänzt, aber vieles! Der gute Joe hat sich jedenfalls für dieses Werk aus der Komfortzone gewagt und das hat allen Beteiligten hörbar gutgetan!

 

https://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Live At The Sydney Opera House

Joe Bonamassa: Live At The Sydney Opera House

Mascot Label Group

VÖ: 25.10.2019

 

Wertung: 8/12

 

Fast hätten wir das Jahr 2019 ohne Veröffentlichung von Joe Bonamassa überstehen müssen. Der Mann hat sich nun aber doch noch dazu entschlossen etwas rauszuhauen. Mit „Live At The Sydney Opera House“ wird nun schon das elfte Live-Album des Gitarristen auf die Menschheit losgelassen. Kann man machen, muss man aber nicht. Wer bringt denn heutzutage noch Live-Alben ohne die visuelle Komponente heraus. Meist sind CDs doch nur noch das Beiwerk der Blu-ray. Ist aber ja nun auch müßig darüber zu sinnieren, denn Bonamassa macht es jedenfalls so.

 

Die Aufnahme ist jetzt drei Jahre alt und nicht mal vollständig und die Reihenfolge stimmt auch nicht. „Blues Of Desperation“ und „No Place Of The Lonely“ wurden nicht am Ende des Konzerts gespielt, sondern ziemlich zu Beginn. Nun denn, es handelt sich um bislang unveröffentlichte Liveversionen von Bonamassas seinerzeit aktuellem Nummer-eins-Albums „Blues of Desperation”.

 

„This Train“ und „Mountain Climbing“ sind dabei weitestgehend rockig, das schöne „Drive“ nimmt sich dabei aber auch mal Zeit sich zurückzulehnen. Wundervoll arrangiert und instrumentiert. Der Backgroundchor ist ebenfalls eine Wohltat. „Love Ain´t A Love Song“ ist schon klassischer Bonamassa-Style. „How Deep This River Runs“ und „Mainline Florida“ ist mehr Hardrock denn Blues. „The Valley Runs Low“ klingt übrigens fast wie Van Morrison.

 

Fazit: Natürlich ist das vorliegende Album von Joe Bonamassa kein schlechtes Live-Album, es spiegelt eben nur nicht die Gegebenheiten von 2016 wieder, da die Trackliste weder stimmig noch komplett ist. Schade, hier wurde eine Chance verpasst. Musikalisch ist das zwischen Blues und Hardrock natürlich über jeden Zweifel erhaben.

 

https://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Redemption

Joe Bonamassa: Redemption

Provogue/Mascot Label Group

VÖ: 21.09.2018

 

Wertung: 8/12

 

Eigentlich ist das ja jammern auf hohem Niveau, wenn man sich über den Veröffentlichungswahnsinn eines Joe Bonamassa beschwert. Für Fans wird es jedenfalls nie langweilig, denn irgendwie scheint jedes halbe Jahr etwas von dem Mann zu erscheinen. Er ist ja auch in unzählige Projekte involviert und unterhält noch ein paar Bands oder ist mit Beth Hart im Studio oder live unterwegs. Und wenn in dieser Hinsicht gerade nichts ansteht, wird Live-Material in die Läden gestellt. Trotzdem hätte man sich unter dem Eindruck der letzten, schwächeren Veröffentlichungen mal eine etwas längere Pause gewünscht. Jetzt kommt mit „Redemption“ schon wieder ein neues Album in den Handel!

 

„Redemption“ ist das dritte Album in Folge mit komplett eigenem Material! Er hat zur Umsetzung eine Riege erstklassiger Musiker aus Nashville eingeladen. Aufgenommen wurde in verschiedenen Studios, nämlich den Blackbird Studios (Nashville), The Cave Australia (Sydney), Studio At The Palms (Las Vegas), Criteria Hit Factory (Miami) und Addiction Sound Studios (Nashville). Sein langjähriger kreativer Partner Kevin Shirley brachte mit Kenny Greenberg und Doug Lancio gleich noch zwei weitere Gitarristen mit! Dies ist insofern interessant, da Bonamassa ja gerne alles alleine macht – zumindest die Gitarrenarbeit auf Studioalben.

 

Die Songs sind somit eine ganze Spur härter ausgefallen. Dies manifestiert sich in dem Stampfer „Molly O`“. Auch der Auftakt „Evil Mama“ ist ein Brett. Die Bläser lockern das auf, aber grundsätzlich ist dieses lässige Stück schon in der härteren Kategorie zu finden. Man verzeiht da auch, dass er den Anfang bei „Black Dog“ von Led Zeppelin geklaut hat.Was allerdings den meisten Songs gut getan hätte, wäre eine Kürzung um ein bis zwei Minuten gewesen. Bonamasse kommt da irgendwie nicht so richtig zum Punkt.

 

„King Bee Shakedown“ ist eine schmissige Bluesnummer, die recht angenehm losrockt. Erst mit „Deep In The Blues Again“ nimmt er den Fuß vom Gaspedal. Gute, sehr eingängige Nummer mit einem tollen Backgroundchor! Eines seiner besten Stücke der letzten Jahre. „Self-Inflicted Wounds“ ist eine düstere, sehr langsame, aber auch etwas langweilige Bluesnummer. Das Solo hat man auch schon dutzendfach gehört. „Pick Up The Pieces“ klingt nach Nashville. Nach Saloon. Nach Western. Nach Honky Tonk. Der ungewöhnlichste Track der Scheibe! Aber sehr cool. „The Ghost Of Macon Jones“ ist ein komischer Song. Getrieben vom Schlagzeug, aber zwischen Gospel, Hardrock und Blues noch sakral angehaucht. Das Ding kriegt noch die Kurve, aber ist trotzdem weder Fisch noch Fleisch. „Just ´Cos You Can Don´t Meen You Should“ mäandert auch etwas zu bieder daher. Das Album hat hier eindeutig seine Talsohle erreicht.

 

Der Titelsong „Redemption“ ist dafür wieder ganz groß. Schamanenhaft schält sich das Stück aus seinem Kokon. Auch hier wird nach hinten raus aus allen Saiten gefeuert. „I´ve Got Some Mind Over What Matters“ ist netter Bluesstandard und „Stronger Now In Broken Places“ die herzzerreißende Ballade ohne Kitschanteil. Mehr oder weniger nur Bonamassa und seine Gitarre. Mit „Love Is A Gamble“ gibt es noch mal das typische Standardbluesbrett von Bonamassa.

 

Fazit: Das neue Album von Bonamassa „Redemption“ zeigt den Meister der sechs Saiten von einer etwas härteren Bluesseite. Seine Nähe zum Hardrock ist ja nicht neu. Das ist teilweise richtig gut, hat aber auch einige Längen. In der zweiten Hälfte verflacht das zwar etwas, aber auch hier gibt es noch genug Anlass zum Aufhorchen. Insgesamt ein erfreuliches Album!

 

https://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Blues Of Desperation

Joe Bonamassa: Blues Of Desperation

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 25.03.2016

 

Wertung: 7,5/12

 

Das letzte Studioalbum von Joe Bonamassa „Different Shades Of Blue“ hat nun anderthalb Jahre auf dem Buckel. Jetzt kommt der Mann mit „Blues Of Desperation“ schon wieder mit einem Album mit selbstkomponiertem Material um die Ecke. Der Output ist einfach unglaublich, da zwischen den beiden Werken ja auch noch jede Menge andere Projekte lagen. Zudem ist Bonamassa – gefühlt – auch unermüdlich auf Tour. DVDs gibt es von ihm ja mittlerweile auch mehr als genug. Nun also „Blues Of Desperation“, ein Album, welches nach seiner Einschätzung, seine Weiterentwicklung verdeutlichen soll. „Ich ruhe mich nicht auf meinen Lorbeeren aus, sondern dränge immer weiter nach vorne. Nur so kann sich meine Musik wirklich entfalten.“

 

Sein zwölftes(!) Studioalbum nahm er nun in Nashville auf. Bonamassa und sein langjähriger Produzent Kevin Shirley arbeiteten mit den Mitmusikern fünf Tage in den Grand Victor Sound Studios an den Songs. Elf Tracks haben es nun auf das finale Album geschafft. Ist selbiges nun anders? Natürlich hat Bonamassa seinen Stil jetzt nicht völlig über Bord geschmissen. Alles andere wäre aber auch eine Überraschung gewesen. Der Mann ist eben Gitarrist und so klingt dann auch „Blues Of Desperation“. Mit Blues im eigentlichen Sinne hat das freilich nicht immer etwas zu tun. Manches dürfte durchaus als Hardrock durchgehen, auch wenn eine Nummer wie „No Good Place For The Lonely“ durchaus alle Anlagen des Blues mitbringt. Das Gitarrensolo geht natürlich auch in diese Richtung und nimmt sich alle Zeit der Welt. Das Stück dauert ja auch nicht umsonst mehr als achteinhalb Minuten.

 

So langsam ist die Luft aber auch ein bisschen raus und Bonamassa würde eine Pause mal ganz gut tun. Man muss auch nicht alles veröffentlichen. „This Train“ rockt zu Beginn ganz amtlich drauflos, aber sonderlich spannend ist das nicht gerade. „Mountain Climbing“ hat zumindest einen guten Groove und ist ein schönes Hardrockbrett. Das kommt ganz gefällig in den Gehörgängen an, aber auch das haut einen nicht aus den Latschen. Das ruhige und dunkle „Drive“ ist da aus ganz anderem Holz geschnitzt. Der wundervolle Aufbau, die grandiose Instrumentierung – hier ist die Gitarre mal keine Leistungsschau, sondern bringt den Song tatsächlich nach vorne – und der tolle Erzählstil machen daraus ein Kleinod.

 

„Blues Of Desperation“ ist auch fein, allerdings geht das Ding in die Led Zeppelin-Richtung und der Einsatz von so manchem Element der Weltmusik ist das Salz in der Suppe. Das herrlich entschlackte Folkding „The Valley Runs Low“ lässt Bonamassa dann auch mal wieder im Licht der ganz Großen strahlen. Das erinnert an Bruce Springsteen. Punkt. „You Left Me Nothin´ But The Bill And The Blues“ ist netter Rock and Roll, während „Distant Lonesome Train“ zwar auch amtlich rockt, sich aber auch ganz schnell abnutzt. Das ist Bonamassa-Standard, den er auch in der Nacht lässig in fünf Minuten aus dem Ärmel schüttelt. „How Deep This River Runs“ ist Gospelmusik der besonderen Art. „Livin´ Easy“ wechselt dann erneut die Richtung und ist eine bluesige Westernnummer. Mit „What I´ve Known For A Very Long Time“ gibt es dann ganz zum Schluss einen astreinen Bluessong. Gutes Ende!

 

Fazit: „Blues Of Desperation“ ist kein schlechtes Album. Durchwachsen wäre wohl eher die richtige Bezeichnung. Man merkt schon, dass Joe Bonamassa sehr viel veröffentlicht und eine Pause nicht unbedingt die schlechteste Idee wäre. Überragende Tracks geben sich hier die Klinke mit Durchschnitts- oder Ausschussware in die Hand. Für Fans ist das natürlich ein Muss, wer sich aber bisher nicht zu diesem Kreise zählt, wird mit „Blues Of Desperation“ sicher nicht zu einem Anhänger des Gitarrenvirtuosen werden.

 

http://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Different Shades Of Blue

Joe Bonamassa: Different Shades Of Blue

Mascot Label Group/Rough Trade

VÖ: 19.09.2014

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Eigentlich kann man Bonamassa nicht mehr sehen und hören. Der Mann ist derart präsent und im Veröffentlichungswahn, dass es schon wieder zu viel des Guten ist. Zählt man sich zum Fankreis, dann ist das natürlich eine feine Sache, denn zumindest gefühlt kommen jedes Jahr zwei Veröffentlichungen, an denen er beteiligt ist, in die Läden. Aber wie das so ist, er kriegt sie letztlich fast alle wieder vor die Anlage, auch diejenigen, die Rezensionen mit eigentlich anfangen. Nicht anders ist es nun mit „Different Shades Of Blue“, einem weiteren guten bis sehr guten Album. In seinem Genre ist Joe Bonamassa einfach der ungekrönte König.

 

Man kann sich auch mal schnell irren, denn „Different Shades Of Blue“ ist nämlich das erste Soloprojekt seit zwei Jahren. Bei diesem immensen Output kann man aber auch schnell mal den Überblick verlieren, aber die Geschichte mit Beth Hart wollte ja auch noch abgefrühstückt werden – und noch einiges andere mehr. Sein neues Album enthält fast komplett Songs aus seiner Feder, wodurch sich ein roter Faden durch die Platte zieht und diese sehr homogen wirkt. Produziert wurde die Platte von Kevin Shirley im At The Palms-Studio in Las Vegas. Der Mann kennt Bonamassa ja bestens und ist mit seiner Arbeit über Jahre vertraut.

 

Joe Bonamassa ist ja auch unentwegt auf Tour und auch das hat sich auf dieses Album ausgewirkt. Mit ordentlich Wah-Wah wirft er sich bei „Oh Beautiful“ in das Solo. Dieses nimmt mindestens ein Drittel des ganzen Songs ein und der Rest groovt wie Hölle. Der Gesang ist fast beschwörend und Bonamassa der Hexenmeister und Voodoopriester in einer Person. „Love Ain´t A Love Song“ hat Drive und rockt! Dieser Kopfnickersong zeigt aber auch noch eine neue Seite, denn das wildert auch großartig im Funk herum. Hier fallen besonders die Bläsersätze auf – nicht zum letzten Mal.

 

Keine Sorge, Bonamassa ist natürlich immer noch beim Blues zu Hause. Mit „Living On The Moon“ gibt er eine erste Visitenkarte ab. „Heartache Follows Wherever I Go“ drückt einem die Blues-Dringlichkeit förmlich in die Eingeweide. Übrigens verzichtet der Mann an der Axt bei diesem Album weitestgehend auf seine Gitarrenwand und so gibt es fast durchgängig nur einen Sechssaiter zu hören, dies aber mit ordentlich Wumms. „Never Give All Your Heart“ ist zwar eher ein langsamerer Stampfer, aber dafür derart fett, dass es einem die Haare dezent nach hinten legt. Übrigens braucht sich der Mann mit seinem Gesang mittlerweile auch nicht mehr zu verstecken. Weiter geht es in den Saloon und seinem alten Klavier. „I Gave Up Everything For You, ´Cept The Blues“ ist schon ein feiner Stampfer – macht Spaß. Der Titelsong „Different Shades Of Blue“ erdet das Album ungemein bevor es wieder mit „Get Back My Tomorrow“ auf zu neuem Hardrock-Blues geht. „Trouble Town“ ist – so ehrlich muss man dann aber auch mal sein – etwas langweilig, da wissen einzig und alleine die Bläser zu gefallen. „So, What Would I Do“ ist der beste Albumabschluss eines Bonamassa-Albums. Die Nummer könnte man sich auch sehr gut mit der Stimme von Beth Hart vorstellen. Tolles Ding.

 

Fazit: Joe Bonamassa veröffentlicht mit „Different Shades Of Blue“ sein erstes Soloalbum seit zwei Jahren. Es ist seine beste Platte. Wie aus einem Guss schälen sich die zehn Songs nach dem Intro aus den Boxen. Blues, Hardrock, Funk, Western – alles da, alles sehr gut. Bonamassa hat diesmal keine Gitarrenwand aufgetürmt, spielt dafür aber sehr zielgerichtet. Gesanglich hat er auch einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Eigentlich kann man Bonamassa nicht mehr sehen und hören und doch: bitte mehr davon!

 

http://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Joe Bonamassa: Driving Towards The Daylight

Joe Bonamassa: Driving Towards The Daylight

Mascot Records/Rough Trade

VÖ: 18.05.2012

 

Wertung: 9,5/12

 

Es vergeht kein Jahr ohne eine neue Platte von Joe Bonamassa. Nach „The Ballad Of John Henry“ (2009), „Black Rock“ (2010) und „Dust Bowl“ (2011) folgt mit „Driving Towards The Daylight“ der neuste Streich aus dem Hause Bonamassa. Daneben gibt es aber noch unzählige andere Projekte, bei denen er direkt oder indirekt seine Hände im Spiel hat. Wer immer irgendwo einen Gitarristen braucht, Joe Bonamassa kommt, stellt seinen Verstärker auf und stöpselt seinen verlängerten Arm ein. Mittlerweile hat er sich zu einem der prägendsten Gitarristen der Gegenwart entwickelt.

 

Dies möchte er im Sinne des Blues ausnutzen und diesen bei einem jüngeren Publikum wieder salonfähig machen. Das ist auch der Ansatz für „Driving Towards The Daylight“. Joe Bonamassa möchte mit dieser Platte eine ganz neue Generation, die jetzt gerade heranwächst, für den Blues begeistern. Es dürfte ihm gelingen! Besonders vor dem Hintergrund, dass der Mann momentan mit Fug und Recht als einer – wenn nicht gar als der – bedeutendste Gitarrist der Gegenwart bezeichnet wird.

 

Aufgenommen wurden die Songs in Malibu, Las Vegas und in Los Angeles. Unterstützung bekam er im Studio u.a. von Aerosmith Gitarrist Brad Whitford, Blondie Chaplan (Gitarre), Schlagzeuger Anton Fig, Arlan Schierbaum (Keyboards), Michael Rhodes am Bass, Carmine Rojas (Bass) und Pat Thrall (Gitarre). Alles Könner ihres Fachs und auch, wenn der gute Joe manchmal etwas unnahbar wirkt, so ist es immer wieder einer seiner großen Stärken, dass er auch anderen den Vortritt lassen kann. Es weiß um sein Können und muss nicht ständig alleine im Scheinwerferlicht stehen. Ein Höhepunkt ist dann auch „Too Much Ain´t Enough Love“ von Jimmy Barnes. Der Meister singt mit Reibeisenstimme dann auch gleich selber – Gänsehaut.

 

Über die Stimme von Joe Bonamassa streiten sich ja die Gelehrten. Diese ist sicher Geschmackssache, aber markant ist sie durchaus. Und neben seinem Gitarrenspiel ist es der unverwechselbare Gesang, der den Songs einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Und dies ist es auch, was „Driving Towards The Daylight“ so speziell und besonders macht. Immerhin werden hier Songs von so unterschiedlichen Künstlern wie Robert Johnson, Willie Dixon, Howlin´ Wolf, Bill Withers und Tom Waits interpretiert. Joe Bonamassa schafft das große Kunststück mit Hilfe seiner Mitstreiter alle zu seinen Songs zu machen. Er drückt den Dingern einen ganz eigenen Stempel auf und legt atmosphärisch sogar sein schlüssigstes Werk vor. Aus unterschiedlichen Epochen und von unterschiedlichen Songschreibern klingen diese Tracks wie füreinander gemacht!

 

Auf dem Album sind aber auch vier Eigenkompositionen zu finden. Das epische „Dislocated Boy“ baut sich zu einem wahren Bluesungetüm auf und zeigt, dass der Mann auch als Songschreiber eine ganze Menge dazu gelernt hat. Das balladeske „Driving Towards The Daylight“ ist mehr im klassischen Rock zu verorten. Bon Jovi wäre froh, er könnte noch so ein Ding schreiben! „Heavenly Soul“ ist im Grunde Standardkost, fügt sich aber sehr schön zwischen „Lonely Town Lonely Street“ und das verschleppte „New Coat Of Paint“ von Tom Waits ein. Das Gitarrensolo zu Beginn verleiht der Nummer übrigens eine ganz andere Richtung. Man vermisst zwar etwas den charismatischen Waits Grundton, aber Bonamassa macht daraus seine ganz eigne Show. Mit „Somewhere Trouble Don´t Go“ liefert er noch mal Blues und Rock der Extraklasse ab. Tolles Stück – man wird förmlich umgeblasen.

 

Fazit: Joe Bonamassa hat sich in den letzten Jahren zu einem stilprägenden Gitarristen empor gespielt. Akribische Arbeit und Können zahlen sich eben immer noch aus! „Driving Towards The Daylight“ ist bis hierhin sein schlüssigste Album. Tolle Interpretationen von alten Bluesgassenhauern und eigene Kompositionen geben sich die Klinke in die Hand und zeigen den Mann sowohl als Interpreten, wie auch als Songschreiber in Höchstform. Zusammen mit seinen Mitstreitern zelebriert er nicht nur Blues-Rock, sondern auch Classic-Rock, der allerdings gekonnt ins Jahr 2012 übertragen wird. Gut gebrüllt Joe!

 

http://jbonamassa.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Joe Bonamassa: Dust Bowl

Joe Bonamassa: Dust Bowl
Provogue Records/Rough Trade

 

Wertung: 9/12

 

Wann macht Joe Bonamassa eigentlich mal Pause? Oder Urlaub? Der Mann haut ein Album nach dem anderen raus und diese sind auch noch allesamt verdammt gut. Es gibt mit „Dust Bowl" schon wieder einen Nachschlag für die Fans und solche, die es noch werden wollen. Produziert hat die Kiste übrigens wieder Kevin Shirley. Dies ist somit schon die sechste Zusammenarbeit der beiden in fünf Jahren! Der Vorgänger „Black Rock" war ja recht erfolgreich und somit hat man auch am Aufnahmeort nichts verändert. Man traf sich wieder im Griechischen Santorini. Ein paar zusätzliche Aufnahmen in Ben´s Studio in Nashville, The Cave in Malibu und The Village Records in Los Angeles rundeten die Geschichte ab.


Und wie sieht nun das Ergebnis aus? Von „alles wie immer" bis hin zum „besten Album seiner Karriere" kann man da antworten. Mit anderen Worten: Joe Bonamassa hat im Verlaufe seiner Karriere durch die Bank gute bis sehr gute Alben aufgenommen und veröffentlicht. Man sollte das aber bitte nicht mit Stillstand verwechseln. Der Mann verfolgt nämlich auch immer eine Vision. Diesmal wollte er den Sound erdiger, rauer und extremer haben. Ist im gelungen und in gewisser Weise schlägt er somit eine Brücke zu seinen Anfängen.


„Dust Bowl" ist tief im Blues verwurzelt und bisweilen schleppen sich die traurigen Songs derart dahin, als hätte Bonamassa einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Gerade beim ausschweifenden „No Love On The Street" zeigt sich das und zudem unterstreicht diese Nummer nachhaltig, was er für ein Ausnahmetalent als Gitarrist ist. Dies verkommt nie zu einer bloßen Fingerübung auf dem Griffbrett. Nein, der Mann erzeugt mit seinem Instrument Emotionen und Gefühle. Anderes ist fest im Rock verankert und „The Whale That Swallowed Jonah" ist dann auch ganz in der Tradition der Band Black Country Communion aufgenommen. Ist ja auch kein Wunder, denn schließlich schwingt er auch dort die Axt.


Auf „Dust Bowl" kommt zudem ganz deutlich die Entwicklung von Bonamassa als Geschichtenerzähler zum Vorschein. In dieser Hinsicht geht das schon schwer in Richtung Singer/Songwriter und man merkt deutlich, dass er über die letzten Jahre auf diesem Gebiet einiges gelernt und eine gewisse Selbstsicherheit und Leichtigkeit gewonnen hat.


Neben jeder Menge Blues und Rock gibt es aber auch noch andere Spielarten zu entdecken. „Sweet Rowena" mit der Gitarrenlegende Vince Gill hat neben dem Blues auch noch eine Art Western-Saloon Atmosphäre zu bieten. Heraus ragt auch das Duett mit John Hiatt „Tennessee Plates". Die beiden spielen sich mit Stil und Klasse die Bälle zu und auch, wenn das vom Ursprung ein angestaubter Sound ist, klingt das regelrecht frisch. Das hat Schmiss und ist sogar extrem tanzbar. Sein Meisterstück hat er hier mit „Black Lung Heartache" abgeliefert. Das fängt zunächst wie ein beschwörender Indianertanz in der Wüste an, nur um im nächsten Moment als knochentrockener Rocker aus den Boxen zu rollen. Klasse!


Fazit: „Dust Bowl" unterstreicht erneut die Ausnahmestellung von Joe Bonamassa. Der Mann hat hier ein sehr erdiges und authentisches Album zwischen Rock, Blues und Country aufgenommen. Er besinnt sich wieder mehr auf seine Anfänge, wobei dieses Werk hier eine deutliche Weiterentwicklung als Geschichtenerzähler zeigt. Wer derart kreativ ist, darf ruhig jedes Jahr ein Album veröffentlichen. Das klingt zwar manchmal wie aus einer Zeitmaschine entsprungen, aber genau dieser Umstand macht diese Musik auch so wertvoll!


http://jbonamassa.com/


Text: Torsten Schlimbach

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