Cyndi Lauper: Detour

Cyndi Lauper: Detour

Rhino/Warner

VÖ: 06.05.2016

 

Wertung: 7/12

 

Wer die 80er miterlebt hat, wird dieses Jahrzehnt auch unweigerlich mit Cyndi Lauper in Verbindung bringen. Die Dame mit den schrillen Outfits und den bunten Haaren hat den Pop jener Tage mitgeprägt. Vielleicht nicht in den Sphären einer Madonna, aber schon nachhaltig. Danach wurde es nicht still um sie, aber aus dem kollektiven Gedächtnis der breiten Masse ist sie schon verschwunden. Sie widmete sich dennoch sehr vielfältigen und erfolgreichen Projekten. 2014 wurde ihr sogar ein weiterer Grammy für das Best Musical Theater Album verliehen. In der „Dreigroschenoper“ machte sie am Broadway 2006 ebenfalls eine gute Figur. Mit „Detour“ veröffentlicht sie nun ein neues Album – aber Vorsicht: das hat nichts mit ihrer Popvergangenheit zu tun.

 

„Detour“ hat aber eine ganze Menge mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun. Cyndi Lauper hat sich hier ein paar der Country-Stücke angenommen, mit denen sie als Kind und Jugendliche aufgewachsen ist. „Detour“ ist somit eine Herzensangelegenheit und das hört man mitunter auch. Klassiker der 40er, 50er und 60er werden dem geneigten Zuhörer hier dargeboten und das hat nichts mehr mit irgendwelchem Bubbleguum Pop am Hut. Die Stimme ist natürlich geblieben, selbige wirkt aber lange nicht mehr so schrill und die Kiekser halten sich auch in Grenzen. Cyndi Lauper versucht auch gar nicht erst wie ein junges Küken zu klingen. „I Want To Be A Cowboy´s Sweetheart“ von Patsy Montana klingt dann auch bei Cyndi Lauper nach Staub und Wildem Westen. In unseren Breitengraden dürfte das aufgrund der vielen Jodler auch gut ankommen. Mit Jewel hat sich Lauper da eine Dame ins Studio eingeladen, die dieses Handwerk durchaus exzellent beherrscht.

 

Mit „Funnel Of Love“ startet die gute Cyndi aber auch sehr mutig in dieses Album. Immerhin hat Wanda Jackson die Nummer einst eingesungen. An die Klasse kommt sie auch bei Weitem nicht heran. Die ganze Kraft, welche die große Rockabilly-Lady in der Stimme hatte, fehlt ihr gänzlich. Wer das Stück aus den 60ern nicht kennt, dürfte dieser Interpretation hier durchaus einiges abgewinnen. „Detour“ (der Song) haut da schon wesentlich besser hin. Die gewöhnliche Country-Nummer – und das ist keineswegs despektierlich gemeint – passt sehr gut zu Cyndi Lauper und mit Emmylou Harris hat sie sich eine kongeniale Duettpartnerin ausgesucht. Die beiden Stimme harmonieren perfekt miteinander. Übrigens: feine Gitarrenarbeit!

 

Die Ballade „Misty Blue“ ist klanglich eine ziemliche Katastrophe. Da hat man bei der Produktion nicht aufgepasst und die Stimme ist bisweilen doch sehr verzerrt. Warum wurden die Regler da wieder bis zum Anschlag geschoben? Das lässige „Walkin´ After Midnight“ - im Original von Patsy Cline – kriegt da aber wieder die Kurve. Das shuffelt gemütlich dahin und da wippt nicht nur der große Zeh mit. Auch hier ist die Gitarre hervorzuheben, gleichwohl das Klavier das Grundinstrument des Stücks ist, denn darauf baut alles auf. „Heartaches By The Number“ dürfte so ziemlich jeder Country-Star mal aufgenommen oder interpretiert haben. Man hätte sich von dieser Interpretation hier etwas mehr Ecken und Kanten gewünscht. Der Vortrag wirkt doch sehr bieder und brav. „The End Of The World“ plätschert auch so dahin. Mit „Night Life“ gibt es aber einen Höhepunkt der sich gewaschen hat. Das Lied, welches vor Urzeiten von Willie Nelsen geschrieben wurde, verbreitet einen derart entspannten Vibe, dass einem das Herz aufgeht. Dies könnte auch daran liegen, dass Nelson als weiterer Duettpartner zu Verfügung stand. „Begging To You“ ist Standard-Country, aber mit „You´re The Reason Our Kids Are Ugly“ von der wunderbaren Loretta Lynn, trifft sie wieder voll ins Schwarze. Wie sie sich mit Vince Gill die Bälle zuwirft macht schon Spaß. Das ist Country in Reinkultur. „I Fall To Pieces“ - abermals von Patsy Cline – erreicht nicht die stimmliche Klasse des Originals. Die Stimme von Cyndi Lauper ist dafür einfach zu dünn. Gemeinsam mit Alison Krauss interpretiert sie zum Schluss den Klassiker „Hard Candy Christmas“. Das machen die beiden Damen dann auch vorzüglich.

 

Fazit: Cyndi Lauper hat sich mit „Detour“ einen Traum erfüllt und ein astreines Country-Album aufgenommen. Sie hat dabei auf die Klassiker gesetzt, mit denen sie auch sehr viele persönlichen Erinnerungen verbindet. Hin und wieder ist ihr Stimmchen dann doch etwas zu dünn dafür und wenn man da die Originale noch im Ohr hat, dann fallen die Interpretationen von Lauper doch ziemlich ab. Dann wiederum schafft sie es bei anderen Stücken diese zu ihren Songs zu machen. Die Duettpartner sind allerdings die heimlichen Stars von „Detour“. Unter dem Strich ist das ein nettes, charmantes Album, welches aus der Zeit gefallen ist.

 

http://cyndilauper.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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