The Corrs: Jupiter Calling

The Corrs: Jupiter Calling

Warner

VÖ: 10.11.2017

 

Wertung: 8/12

 

Nimmt man die ersten drei Alben von The Corrs als Maßstab, dann sind die erfolgreichen Zeiten für die Band längst vorbei. Alleine „Talk On Corners“ heimste auf der Insel 9-fach Platin ein. „White Light“ von 2015 brachte es gerade mal auf Silber. „Talk On Corners“ stammt zudem noch aus den 90ern, wo noch Goldgräberstimmung herrschte und man noch wesentlich mehr Alben an die Frau und den Mann bringen musste, um überhaupt in die Platin-Kategorie vorzudringen. Die zehn Jahre Pause zwischen 2005 und 2015 taten der Band sicher auch nicht gut, denn da ist ja eine ganze Fan-Generation weggebrochen. Es muss aber ja auch nicht mehr der ganz große Hit dabei raus springen, Authentizität ist viel wichtiger. Und genau die hatte die Kapelle zwischenzeitlich ja auch verloren und wurde zum belanglosen Plastikpoplieferanten. Damit nun alles passt, hat man T-Bone Burnett als Produzent engagiert. „Jupiter Calling“ ist das Ergebnis.

 

Und was soll man sagen? Die Verpflichtung von T-Bone Burnett erweist sich natürlich als Glücksfall. Ob sich das letztlich auch im Geldbeutel bemerkbar machen wird, muss man allerdings anzweifeln. „Jupiter Calling“ ist dann doch zu sperrig und vielleicht sogar zu erdig. Das kennen die Leute und potenziellen Zuhörer in dieser Form ja gar nicht mehr! Man hört den Einfluss des Produzenten jedenfalls sehr deutlich. Seine Handschrift ist einfach unverkennbar. Eingespielt wurde das Album in den RAK-Studios in London – und zwar live! Dies war der ausdrückliche Wunsch von T-Bone Burnett. Die Overdubs wurden auf ein Minimum beschränkt. Die gesamten Aufnahmen und die Mittel dazu waren sowieso traditionell und oldschool.

 

Man höre sich bitte das wunderschöne „Dear Life“ an. Da wird mit einer Leichtigkeit der traditionellen irischen Musik gehuldigt. Das klingt in höchstem Maße ungezwungen. So hat man die Band seit den 90ern nicht mehr gehört! Das wunderschöne, gleichzeitig aber auch tieftraurige „No Go Baby“ kommt überwiegend mit Violine, Klavier und Gesang aus. Der Text ist zudem berührend. Es ist so, als hätten The Corrs ihre Magie wiedergefunden. Es sind dabei aber nicht mehr die ungestümen Folksongs der Anfangszeit, sondern es darf eben auch mal ein Popsong von hörbar gereiften Musikern sein. „Hit My Ground Running“ ist da ein ganz gutes Beispiel. Noch vor ein paar Jahren hätte das Quartett eine solche Nummer gnadenlos überladen. Das gehört nun der Vergangenheit an.

 

Man horcht ja schon bei der großartigen Albumeröffnung „Son Of Solomon“ auf. Ein irischer Walzer zwischen Tradition und Moderne. Und dieser wunderbare Gesang, der - wie die Musik auch – direkt und fast ungefiltert beim Zuhörer ankommt, macht das Stück schon sehr speziell und besonders. „Chasing Shadows“ ist übrigens im Americana-Fach zu finden. „Jupiter Calling“ ist ein Album, welches eher zum Nachdenken einlädt. Vieles ist sehr ruhig gehalten. Das kann man einem Song wie „Long Road To Eden“ aber sicher nicht vorwerfen. Abgesehen davon eignet sich das Songmaterial eben auch sehr schön um diese melancholische Jahreszeit auch passend musikalisch zu untermalen. „Live Before I Die“ ist zwar etwas schmalzig und „A Love Devine“ zu poppig, aber was soll es? So lange sich dazwischen ein düsterer Song wie „Seasons Of Our Love“ befindet, ist das schon in Ordnung. Mit dem epischen „The Sund And The Moon“ legen The Coors – aber auch T-Bone Burnett – ganz zum Schluss ihr gemeinsames Meisterstück ab. Hören, eintauchen, die Zeit vergessen!

 

Fazit: 2015 meldeten sich The Corrs zwar zurück, aber wenn man ehrlich ist, dann war das eher etwas unausgegoren. Mit „Jupiter Calling“ sieht das nun ganz anders aus. Die Band besinnt sich auf ihre Wurzeln und hat allen unnötigen Bombast über Bord geschmissen. Dies dürfte auch ein Verdienst von Produzent T-Bone Burnett sein. Er sorgte zudem dafür, dass die Geschwister die Songs live einspielen! Das Album klingt so erdig und authentisch. Es ist ein ruhiges, unaufgeregtes und melancholisches Werk. Trotzdem sind es teilweise auch wunderschöne Songs. Ein Album wie gemalt für diese Jahreszeit!

 

http://www.thecorrswebsite.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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