Nina Simone: Little Girl Blue

Nina Simone: Little Girl Blue

Warner

VÖ: 19.11.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Eunice Kathleen Waymon erlangte als Nina Simone Weltruhm. Sie hat beachtliche Musik aufgenommen und noch beachtlicher waren ihre Live-Darbietungen. Schon ganz früh war sie als Wunderkind am Klavier bekannt, wurde in den 50ern allerdings am renommierten „Curtis Institute Of Music“ abgelehnt und eben nicht an der Schule aufgenommen. Sie vermutete stets rassistische Motive dahinter. Sie schlug sich als Klavierlehrerin durch, machte sich dann aber in einem Nachtclub in Atlantic City einen Namen. Ihre religiöse Familie durfte allerdings nichts davon wissen, dass sie an einem solchen Ort auftrat und so ward Nina Simone geboren. Fortan musste sie während ihres siebenstündigen(!) Sets auch singen und somit schaffte sie sich eine ganz Menge Zeug drauf.

 

Nina Simone wurde so zu einer lokalen Berühmtheit und die Locations wurden immer größer. 1957 war es dann endlich soweit und Bethlehem Records aus New York City bot ihre einen Vertrag an. Simone sollte die volle künstlerische Freiheit behalten, was damals nicht unbedingt üblich war. Ihr Debütalbum „Little Girl Blue“ wurde an einem Tag aufgenommen, quasi in einem Take. Hört man sich die Musik und diese Musikalität an, dann ist das schier unglaublich.

 

„Little Girl Blue“ wird nun noch mal veröffentlicht und zwar neu remastered. Der Sound – man bedenke das Alter der Aufnahmen – ist toll. Die Stücke erstrahlen in ganz neuem Glanz. Man höre sich nur das instrumentale Schlussstück „Central Park Blues“ an. Die Mischung aus laut und leise, dezent und zärtlich, dann wiederum zwingend und dringlich. Dieses Stück steht vielleicht sogar exemplarisch für das gesamte Werk. Zu Beginn macht Simone „Mood Indigo“ zu einem schmissigen Auftakt. Das groovt frisch und entstaubt den Jazz. Mit „Don´t Smoke In Bed“ zieht sie sich musikalisch auf das Nötigste zurück. Hier kommt ihre ausdrucksstarke Stimme voll und ganz zur Geltung. Das Stück kriegt bei Simone eine dramatische Wendung.

 

„He Needs Me“ ist eine wunderschöne Interpretation und mit dem Titelstück „Littel Girl Blue“ zeigt sie, warum sie als Wunderkind am Klavier bekannt war. Die Intonation bei „Love Me Or Leave Me“ ist schier sensationell. Mit „My Baby Just Cares For Me“ ist ein später, großer Hit vertreten. In der zweiten Hälfte der 80er wurde die Nummer noch mal einem gänzlich neuen Publikum durch den Einsatz in einer Werbung bekannt. Das zarte „You´ll Never Walk Alone“ berührt vor ihrem ersten großen Hit „I Loves You, Porgy“.

 

Fazit: Das tolle Album „Little Girl Blue“ von Nina Simone wird nun noch mal veröffentlicht – natürlich neu remastered. Die Interpretationen von Nina Simone haben nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Sie hatte eine Musikalität, die man nicht oft findet. Ihre Stimme und ihr Klavierspiel waren und sind im Zusammenspiel einmalig. Ein tolles Album, welches in jede Musiksammlung gehört!

 

Text: Torsten Schlimbach

Nina Simone: The Montreux Years

Nina Simone: The Montreux Years

BMG

VÖ: 25.06.2021

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Hin und wieder starten Musiklabels eine neue Serie, die verschiedene Künstler eines Genres zusammenfasst oder der jeweilige Künstler wird sogar mit einer Einzel-Veröffentlichung gewürdigt. BMG hat nun „The Montreux Years“ ins Leben gerufen. Hierbei handelt es sich um eine Kooperation mit dem Montreux Jazz Festival. Einen besseren Start als mit einer Veröffentlichung der großartigen Nina Simone könnte man sich nicht wünschen und vorstellen. Der Sound ist übrigens, das kann an dieser Stelle schon verraten werden, überragend!

 

Die Aufnahmen stammen aus dem Archiv von Claude Nobs, dem Gründer und Direktor des Montreux Jazz Festivals. Nina Simone trat bereits 1968 dort auf und so hat sich über viele Jahre eine ganz spezielle Verbindung zu Nobs entwickelt. Simone gastierte für fünf Show auf dem legendären Festival, nämlich in den Jahren 1968, 1976, 1981, 1987 und 1990. Der Auftritt von 1968 ist übrigens in ganzer Länge enthalten und somit erstmalig auf CD erhältlich.

 

Diese Veröffentlichung ist nun nicht gerade arm an Höhepunkten. Ihr Konzert von 1976 zählt unter Kennern zu einem der ungewöhnlichsten Auftritte in der Geschichte des Festivals. „Stars“ ist mit seiner kompletten Traurigkeit, die Simone in ihre Stimme legt, immer noch für eine Gänsehaut gut. Das eindringliche „Don´t Smoke In Bed“ von 1990 zeigt eine Simone mit brüchiger Stimme, wodurch die Intensität noch verstärkt wird. 1990 hat die Dame sowieso einen ganz tollen Auftritt hingelegt. „Four Woman“, mit der Ansprache davor, geht ganz tief unter die Haut!

 

Ihre Coverversion von „No Woman, No Cry“ ist ganz speziell und dezent instrumentiert. An „Ne Me Quitte Pas“ kann man die stimmliche Entwicklung von Simone nachvollziehen. Sie trug den Song sowohl 1968 als auch 1990 vor. Von einer Frau, die schon mitten im Leben steht, zu einer gereiften Dame! „My Baby Just Cares For Me“ steht dabei exemplarisch für Nina Simone: zwar ausgelassen, aber auch von einer Tiefe durchzogen, wie es nur wenige Künstler schaffen und zudem sehr berührend!

 

Fazit: „The Montreux Years“ von Nina Simone ist eine ganz besondere Veröffentlichung mit Live-Aufnahmen ihrer fünf Auftritte bei diesem ganz besonderen Festival. Claude Nobs hat seine Archive geöffnet und so kann man sich beispielsweise über das komplette Konzert von 1968 erstmalig auf CD freuen. Die Dame berührt einen mit ihrem Vortrag, ihren Worten und ihrer Stimme! Eine unfassbar tolle Zusammenstellung!

 

https://www.ninasimone.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Nina Simone: Mood Indigo: The Complete Bethlehem Singles

Nina Simone: Mood Indigo: The Complete Bethlehem Singles

BMG

09.02.2018

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Nina Simone war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmekünstlerin. Sie war nicht nur eine beeindruckende Sängerin mit einer unglaublichen Phrasierung und einem ganz besonderen Timing, sie war nämlich auch noch eine politische Aktivistin und eine Botschafterin der US-Bürgerrechtsbewegung. Auch musikalisch überwand sie alle Grenzen. Man konnte sie zeitlebens in keine Schublade stecken. Blues, Folk, Jazz, Weltmusik, Coversongs von Bob Dylan, Leonard Cohen oder Randy Newman wurden von ihr interpretiert, wie auch Songs aus dem Musical „Hair“. Mit „Mood Indigo: The Complete Bethlehem Singles“ erscheint nun ein ganz besonderes Album, denn hier gibt es die legendären, frühen Aufnahmen von Simone zu hören.

 

Auf dem Album finden sich vierzehn Songs wieder. Nina Simone hat einen recht umfangreichen Backkatalog, wenn man auf ihre gesamte Karriere zurückblickt. Es gibt da ja auch unzählige Singles und von einzelnen Songs auch verschiedene Version und Einspielungen. Auf der nun vorliegenden CD sind immerhin sieben rare Singleversionen und ein rarer alternativ Mix von „He’s Got The Whole World In His Hands” zu hören. Das Booklet ist zudem auch sehr schön ausgefallen. Die Liner Notes für das 24-seitige Booklet stammen von Ashley Kahn und zudem ist auch ein Interview mit Nina Simones Wegbegleiter, dem Jazzschlagzeuger Al “Tootie” Heath enthalten.

 

Erfreulicherweise gibt es auch eine LP-Version! Diese enthält zwar nur zwölf Songs, dafür liegt aber noch eine 7“-Replik von Nina Simones erster Single „Porgy (I Loves You Porgy)” mit der Rückseite “Love Me Or Leave Me” bei. Für Jäger und Sammler ist das natürlich ein Fest! So kommt auch noch mal eine gänzlich neue Musikliebhabergruppe in den Genuss eines – in jeglicher Hinsicht – tollen Albums von Nina Simone.

 

Den Auftakt macht das zärtliche und jazzige „Porgy (I Loves You, Progy)“. Das ist natürlich nur eine Seite von Simone. Die andere ist beispielsweise das beschwingte Stück und der Namensgeber des Albums „Mood Indigo“. So wie sie den Text intoniert, ist das schon die ganze große Gesangskunst. Das kann man einfach nicht lernen, das ist Gottgegeben. Mit „African Mallman“ ist ein Instrumentalsong vertreten, der in die Beine fährt und in Richtung Weltmusik geht. Mit Besenschlagzeug und fein akzentuiertem Klavierspiel ist „Love Me Or Leave Me“ ein ganz toller Song. Das dunkle Timbre von Simone kommt bei „Don´t Smoke In Red“ sehr schön zur Geltung. Herzzerreißend ist diese Ballade zudem auch noch. Man muss auch mal die Musiker loben, denn „Central Park Blues“ ist von der Umsetzung schon ganz fein instrumentiert. „He´s Got The Whole World In His Hands“ ist in jeder Version gut – da kann man mit dem alternativen Mix nicht viel verkehrt machen. Mit dem Welthit „My Baby Just Cares For Me“ wird das Album dann standesgemäß beendet.

 

Fazit: Mit „Mood Indigo: The Complete Bethlehem Singles“ hat man ein tolles Album kompiliert. Hier kriegt man die frühen und teilweise raren und gesuchten Aufnahmen von Nina Simone auf einem Album versammelt. Der umfangreiche Text im Booklet ist zudem auch sehr aufschlussreich. Die Qualität der vierzehn Tracks ist durchgehend sehr hoch und auf einem konstanten Niveau – auch den Sound betreffend. Dies ist ein Album für echte Musikliebhaber!

 

Text: Torsten Schlimbach

Nina Simone: To Be Free – The Nina Simone Story (3 CDs + DVD)

Nina Simone: To Be Free – The Nina Simone Story (3 CDs + DVD)

Sony/Legacy

VÖ: 08.02.2013

 

Wertung: 12/12

Tipp!

 

Nina Simone war eine der ganz großen Stimmen des Musikgeschäfts. Zudem war sie eine hervorragende Pianistin und Songwriterin. Ihre Mischung aus Soul, Pop, Jazz und Gospel wird auf immer unsterblich sein. Sie selber mochte zeitlebens nie solche Einordnungen und Schubladendenken waren ihr zuwider. Sie wollte ihre Musik schlicht und ergreifend als Black Classical Music verstanden wissen. 1957 veröffentlichte sie ihr erstes Album und war fortan aus dem Musikgeschäft nicht mehr wegzudenken. Dem ganz großen Publikum blieb ihre Musik aber meist verborgen und auch die Plattenindustrie stufte sie als schwierig ein.

 

Schade eigentlich! Denn diese Songs und diese Stimme verdienen es einfach sich auch einem größeren Publikum vorstellen zu dürfen.  Abhilfe dürfte nun hoffentlich die vorliegende Box „To Be Free – The Nina Simone Story“ schaffen. Diese labelübergreifende Anthologie ist eine wahre Fundgrube für Fans und solche die es erst noch werden wollen. Die 51 Songs, darunter acht bisher unveröffentlichte Aufnahmen und 24 Livesongs, lassen einen als Zuhörer eintauchen in eine musikalische Welt, die auf die ruhigen Zwischentöne setzt. Wer es schafft, sich diesem Kosmos voll und ganz hinzugeben, der kann für Stunden in diese virtuose Musik eintauchen.

 

Überhaupt bedarf es hier einer intensiven Beschäftigung. Die Verpackung und Aufmachung ist absolut erstklassig. Hier hat man sich wirklich nicht lumpen lassen und die im Langformat gehaltene Box erfreut mit dieser aufwendig gestalteten Verpackung nicht nur die Sinne, sondern hat zudem noch jede Menge Informationsgehalt. Hat man dieses Prachtexemplar erstmal aufgeklappt, offenbaren sich nicht nur die drei CDs plus als besonderes Schmankerl eine DVD, sondern auch ein Booklet, welches keine Wünsche mehr offen lassen dürfte. Die Liner-Notes sind äußerst ausführlich. Zudem gibt es zu jedem einzelnen Song erhellende Informationen.

 

Die drei CDs sind von einer solchen Intensität, wie sie wirklich nur die ganz großen Damen des Musikgeschäfts zu verbreiten vermögen. Viele dürften sicherlich „My Baby Just Cares For Me“ aus der Chanel Werbung des Jahres 1987 kennen. Dies war zwar der größte Erfolg von Nina Simone (verdient hat sie daran allerdings auch viele weniger, wie manch einer glauben mag), aber sicher nicht der musikalische Höhepunkt. Im Grunde ist das komplette Schaffen von Nina Simone ein einziger Höhepunkt. Überzeugen davon kann man sich nun eindrucksvoll auf den vorliegenden CDs. Gerade die Livesongs zeigen ihre Extraklasse. Wie sie ihr Publikum bei „You Can Have Him“ verzaubert, spürt man förmlich auch aus der Konserve. Gebannte Stille herrscht und man könnte eine Stecknadel fallen hören, wäre da nicht diese wundervolle Stimme und das dezente Pianospiel. Ebenso vermochte sie mit ihrem Piano ganz wundervoll ihre Version des Blues („Trouble In Mind“) in Szene zu setzen. Das voodooartige „See-Line Woman“ zieht den Hörer unweigerlich in seinen Bann und wer die Augen schließt, wird sich in den Sümpfen wieder finden. Ganz, ganz großes Kino!

 

Aber auch den Fremdkompositionen hat sie ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt. „Don´t Let Me Be Misunderstood“ erzeugt eine dicke Gänsehaut, ebenso wie das wunderschöne „Suzanne“. Wenn sie zu „I Put A Spell On You“ ansetzt ist das nicht nur faszinierend, sondern man hat fast das Gefühl, Nina Simone wäre leibhaftig mit im Raum. Auch luftigleichte Songs vom Schlage „To Love Somebody“ vermag sie ganz wunderbar zu interpretieren. Selbst Songs von so großartigen Kollegen wie George Harrison („Here Comes The Sun“) und Bob Dylan („Just Like A Woman“) vermag sie ihren Stempel aufzudrücken.

 

Eine wunderbare DVD rundet das Komplettpaket kongenial ab. Hier ist eine 23-minütige Dokumentation zu finden, die sehr viele intime Einblicke bietet. Neben verschiedenen Interviewsequenzen gibt es noch diverse Livebilder. Einmal gesehen, lässt einen diese Frau ganz sicher nicht wieder los!

 

Fazit: Diese Box gehört in jede Sammlung. Punkt! Und wer selbige bisher nicht im Schrank stehen hat, kann nun bei dieser wunderbaren Neuauflage zuschlagen! Nina Simone hat zeitlose Musik mit Herz und Seele aufgenommen. Wenn man sich durch ihr Schaffen wühlt, kriegt man so auch ganz schmerzlich vor Augen geführt, dass eben Herz und Seele heute oftmals völlig der Musik abgehen. Großartige Aufmachung und ganz tolle Zusammenstellung. Schön, dass man sich hier die Mühe gemacht hat, die das Werk einer Nina Simone verdient hat.

 

http://www.ninasimone.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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