Matchbox Twenty: Where The Light Goes

Matchbox Twenty: Where The Light Goes

Warner

VÖ: 26.05.2023

 

Wertung: 8,5/12

 

Matchbox Twenty waren ab der zweiten Hälfte der 90er eine der US-Mainstreamrockbands schlechthin. Das Debüt und der Nachfolger gingen durch die Decke und Matchbox Twenty waren Superstars. Legendär war die Fehde zwischen Rob Thomas und Eddie Vedder von Pearl Jam. Irgendwann war die Luft raus und es wurde still um die Band. Rob Thomas veröffentlichte seine Soloalben, bevor die Band 2012 mit einem eher durchwachsenen Album zurückkehrte. Seitdem kam aus dem Studio nichts Neues mehr – bis jetzt. Mit „Where The Light Goes“ erscheint nun das fünfte Album der Band. Gregg Wattenberg hat die Platte zusammen mit Paul Doucette und Kyle Cook produziert.

 

Fans von Matchbox Twenty dürfen sich freuen, die komischen Clubsounds des Vorgängers hören der Vergangenheit an und die Band konzentriert sich wieder auf ihre Kernkompetenz! Dies bedeutet wieder jede Menge Wohlfühlmainstreammelodien, die immer mit einem melancholischen Unterton versehen werden. Das Klavier gehört bei der Band genau wie die Gitarre dazu.

 

Mit „Friends“ starten die Herren von Matchbox Twenty gleich ganz opulent in das Album. Ein Kinderchor muss es schon sein. Musikalisch wird man hier mit weit geöffneten Armen empfangen. Popmusik für erwachsene Menschen, die hier ganz groß gedacht wird. „Wild Dogs (Running In A Slow Dream)“ ist als Auskopplung ja schon bekannt. Ein typischer Matchbox Twenty-Song, der nach 40 Sekunden, trotz aller überbordenden Fröhlichkeit, auch der Melancholie Tür und Tor öffnet. „Rebels“ denkt das dann noch weiter und hebt Pathos, Opulenz, Melancholie, Arrangements und Melodien auf ein neues Level. Schon für die ersten drei Songs ist es gut, dass die Band zurück ist.

 

Mit „One Hit Love“ folgt dann die erste Ballade der Band. Ja, geht schon klar. Das können sie, aber es gibt da auch bessere im Portfolio. „Warm Blood“ ist im Grunde eine weitere Ballade, auch, wenn das Tempo etwas schneller ist. Die Nummer wird spätestens mit dem markanten Gitarrengeschrammel groß. Ein weiterer Hit unter ganz vielen. Wo wir gerade bei Hits sind: „Queen Of New York City“ ist ein weiterer. Matchbox Twenty lassen das immer so leichtfüßig klingen. Das ist nicht bemüht, sondern authentisch und darum tatsächlich auch gut. Der Titelsong „Where The Light Goes“ ist da vielleicht sogar einer der eher schwächeren Nummern. Ein bisschen Malen nach Zahlen. „Hang On Every Word“ – eine weitere Ballade – dürfte bei dem ein oder anderen Hörer für eine Träne im Knopfloch sorgen.

 

„Don´t Get Me Wrong“ zieht das Tempo noch mal an, bevor die Klavierballade „I Know Better“ einen in ein Tal der Tränen stößt. „No Other Love“ mit Amanda Shires lässt dann aber wieder die großen und positiven Popgefühle zu. „Selling Faith“ verabschiedet den Hörer mit leisen Klängen. Es ist ein würdiger Abschluss eines guten Albums.

 

Fazit: Nach mehr als einem Jahrzehnt melden sich Matchbox Twenty mit „Where The Light Goes“ zurück. Die Fans sind wie ihre Helden also ein ganzes Stück älter geworden. Man muss sich trotzdem nicht erst wieder aneinander gewöhnen, denn das Album ist wie ein alter Bekannter. Sämtliche Zutaten, für die man die Band kennt, sind auf diesem Werk vertreten und dies ist ausdrücklich als Kompliment zu verstehen! Hits schreiben können sie! Melodien ebenfalls und Arrangements beherrschen die Herren auch immer noch. Die Songs schreien eigentlich danach, auch in Europa auf die Bühne gebracht zu werden!

 

https://matchboxtwenty.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Matchbox Twenty: North

Matchbox Twenty: North

Warner

VÖ: 31.08.2012

 

Wertung: 7/12

 

Was war denn die letzten zehn Jahre so im Matchbox Twenty Camp los? Eine „Best Of“-Sammlung gab es noch und ansonsten herrschte zumindest aus dem Bandlager Funkstille. Rob Thomas konnte sich freilich nicht über mangelnde Aufträge beklagen. Zudem kümmerte er sich um seine kranke Frau und nahm noch eine Soloplatte auf. Irgendwie beschlich einen das Gefühl, dass es letztlich keine Fortsetzung von Matchbox Twenty geben würde. Bei 30 Millionen verkaufter Tonträger dürfte ja auch der ein oder andere Dollar abgefallen sein um den Lebensabend aller Bandmitglieder so angenehm wie möglich zu gestalten und sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen.

 

Jetzt wollte es die Band dann aber tatsächlich noch mal wissen. Im Vorfeld der vierten Platte konnte man aus Bandkreisen jedenfalls die eine oder andere Klischeefloskel vernehmen. Ordentlich auf die Kacke hauten sie. „Wir hatten im Vorfeld der Aufnahmen unfassbar viel Rohmaterial angesammelt. Anfänglich waren wir regelrecht überwältigt von dieser immensen Songflut. Doch irgendwann begann sich eine Art Pfad abzuzeichnen. Der Pfad nach Norden. Dies ist die engste Zusammenarbeit in 17 Jahren Bandgeschichte“. Man ahnt nichts Gutes, denn immer wenn eine Band im Vorfeld derart markige Worte mitteilen lässt, dann ist irgendwas faul.

 

Die Briten lieben es ja meist minimalistisch, die Amis hingegen blasen ihre Musik immer derart auf, dass diese kurz davor ist mit einem lauten Knall ins Jenseits befördert zu werden. „North“ teilt leider dieses Schicksal und ist hoffnungslos überproduziert. Schicht auf Schicht wurde hier aufgetürmt und sämtliche Ecken und Kanten – sofern diese denn überhaupt vorhanden waren – abgeschliffen. Man würde sich wünschen das schon zitierte Rohmaterial zu hören. Grund zur Sorge besteht aber noch nicht, denn so lieben sie es eben da drüben, über´m großen Teich.

 

Die Songs von „North“ haben leider Schatten, aber auch ein wenig Licht zu bieten. Fans werden die Platte vermutlich mögen, ob es aber auch Liebe wird? Songs vom Schlage wie „Long Day“, „Back 2 Good“ „Mad Season oder „3 am“ wird man hier nicht finden. Dies liegt nicht daran, dass sich die Band weiterentwickelt hat, sondern weil das Songwriting lange nicht so gut ist wie noch eine Dekade zuvor. Mit der Vollkatastrophe „Put Your Hands Ups“ scheitert die Band kläglich daran einen Clubsong zu produzieren. Billigbeats und ein selten dämlicher Rhythmus würden sich perfekt auf jedem Partysampler auf den Kaufhauswühltischen machen. Und wer jetzt denkt, es geht nicht schlimmer, der wird mit dem schlageresken „Our Song“ sein blaues Wunder erleben.

 

Mal ehrlich, für so ein Ding wie „How Long“ würde selbst Jon Bon Jovi Prügel beziehen – schlimmstes Popgedudel. Der Anfang von „Radio“ ist ja noch recht vielversprechend, wird aber in der Mitte derart schmierig, dass man Angst um seine Boxen haben muss. Wenn es doch angeblich so viel gutes Material gab, dann ist es schon erstaunlich, dass solche Totalausfälle auf „North“ gelandet sind.

 

Die Band hat es ja nicht verlernt. „Parade“ ist beispielsweise ein Song der alten Schule. Toller Aufbau und dann geht es in Richtung Mainstreamrock, den die Band in den guten Momenten wie keine Zweite beherrscht. Zudem ist die Nummer toll arrangiert und in dieser Form macht der Band dann auf dieser Spielweise so schnell keiner was vor. Die Single „She´s So Mean“ ist ebenfalls ein Höhepunkt des Albums. Ungemein poppig schleicht sich der Track schnell in die Gehörgänge und bleibt sofort hängen. Zudem hat das Dinge eine eingebaute Gute-Laune-Garantie! Mit „Overjoyed“ folgt dann die obligatorische Ballade. Auch das können sie wie kaum eine andere Band und so ein Stück ist natürlich wie gemacht für die Stimme von Rob Thomas. Da wird die Damenwelt wieder schmelzen wie Eis in der Sommersonne. Noch schöner ist das von akustischer Gitarre und sanften Pianoklängen getragene „I Will“. Den absoluten Höhepunkt in dieser Hinsicht gibt es aber ganz zum Schluss mit „Sleeping at the Wheel“. Hören, staunen, träumen. Der Aufbau von „English Town“ - mit diesem verträumten und melancholischen Anfang - ist ebenfalls einer der Höhepunkte, schade, dass dem Track dann etwas die Luft ausgeht. Licht und Schatten, Schatten und Licht eben!

 

Fazit: „North“ ist sicher kein Meisterwerk und etwas Ernüchterung macht sich breit. Nach zehn Jahren Albumpause von Matchbox Twenty hätte man sich dann doch etwas mehr erwartet. Die Mainstremrocker lassen die alte Klasse hin und wieder aufblitzen und die Balladen sind immens stark. Ab und an klappt es auch mit dem Rock, nur sollten sie in der Zukunft die Finger von Clubsounds lassen, dies ist sicher nicht die Stärke der Band.

 

http://www.matchboxtwenty.com

 

Text: Torsten Schlimbach

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